Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1878)

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6) Nach genügender Zeit wird der Verband auf Grund der 
gemachten Erfahrungen die einheitliche Bezeichnung auch auf anderen 
Gebieten anzubahnen suchen. 
Stuttgart im Januar 1878. 
Weyrauch. 
Autenrieth. 
Knoll. 
Laißle. 
Rheinhard. 
Nach längerer Debatte, wobei Herr Baumeister Koch jetzt 
schon bestimmte Buchstabcubezeichnungen wünscht, andere aber 
glauben, daß es zunächst genüge Prinzipien für die Bezeichnung 
festzustellen und die Detailfrage später einer Spezialkommission 
zu überlassen, erhebt der Verein die Vorschläge der Kommission 
zum Beschlusse und drückt der Vorstand den Kommissionsmit 
gliedern, die zur Lösung der vorgesetzten Aufgabe jedenfalls 
wesentlich vorgearbeitet und den Gegenstand sachgemäß verarbeitet 
haben, den Dank des Vereins aus. 
Herr Professor Wagner in Darmstadt, Mitglied des hiesigen 
Vereins, stellt schriftlich den Antrag mit dem Darmstädter Verein 
ein Rendezvous entweder in Worms oder Lorsch zu veranstalten, 
worauf bei der einstigen Frage der Exkursionen zurückgekommen 
werden und wozu von mehrfacher Seite der Wunsch zur Durch 
führung des Vorschlags ausgesprochen wird. Er sendet zugleich 
eine Probe Brohlsteine, aus welchem Material er die Figuren 
des Calvarienbergs in Wimpfen a. B. hergestellt glaubt, was 
jedoch bei den kleinen Probestücken nicht sicher beurtheilt werden 
kaun. 
Sodann erhält Herr Professor Schleebach das Wort zu 
einem Vortrag über Kopirverfahren von Plänen rc. unter Aus 
stellung vieler Pläne nach den verschiedenen Verfahren. Dieser 
Vortrag wird in der Zeitschrift für Baukuude Heft 3 ausführlich 
gegeben-, aus seinem Schlüsse entnehmen wir über die verschiedenen 
Vervielfältigungsverfahren: Kopien von Hand, das hcliographische 
Verfahren und die Autographien, daß bezüglich der Vervielfältigung 
mittelst des Lichtpausapparats wohl zu beachten sei, daß solche 
von jedem Meßgehülfen oder Bureaudiener in seiner freien Zeit 
angefertigt werden kann, wodurch die Herstellungskosten minimal 
werden und dadurch das Heliographische Verfahren selbst schon 
bei einer Kopie den Kopien von Hand und nur ausnahmsweise 
letzteres vorzuziehen feie, wenn z. B. das Original auf zu starkes 
Papier gefertigt ist, wo zum Zwecke der Lichtpause eine Kopie 
von Hand auf dünnem Papier angefertigt werden müßte oder 
wenn auf die Schönheit der Kopie großes Gewicht gelegt wird; 
ferner daß bei Betrachtung der verschiedenen Lichtpausverfahren 
der Vortheil des Anilindrucks in den Vordergrund trete. Erstens 
erhalte man direkt ein Positiv mit dunkler Zeichnung auf weißem 
Grund und zweitens erfolge das Kopiren durchweg auf trockenem 
Wege, wenn man das Abwaschen nach dem Fixiren vermeiden 
könne, Erfahrungen liegen jedoch darüber, wie lange sich diese 
Kopien halten, noch nicht vor und so könne vorderhand noch nicht 
sicher festgestellt werden, ob durch den Anilindruck die Eiseukopie- 
methode verdrängt werde. Borrain'sche Kopien mit ihrem blauen 
Grunde haben sich Jahre llang gleich gut gehalten, besonders in 
den schmutzigen Händen der Arbeiter auf Werkplätzen und in 
Werkstätten. 
Die Lichtpausen endlich im Vergleiche mit den.Autographien 
zeigen jedoch, daß man mit den ersteren das noch nicht erreicht, 
was die Autographie der Neuzeit zu leisten im Stande sei, 
besonders wenn noch die Möglichkeit der Farbengebung und das 
Reduziren der Kopien ohne wesentliche Kostenerhöhung in Berück 
sichtigung gezogen werde. 
Eine richtige Vergleichung der Kosten von Lichtpausen und 
von Autographien sei deshalb schwer, weil sie allzusehr besonders 
bei den Autographien von den lokalen Verhältnissen abhängig ist. 
Der Vortragende glaubt der Sache am nächsten zu kommen, wenn 
er von 2 Firmen, welche am gleichen Orte die beiden Brauchen 
vertreten und voraussichtlich unter gleichen Verhältnissen arbeiten, 
die Preise zusammenstelle, nemlich die Lichtpausen von der helio- 
graphischen Anstalt von Messeoli u. Cie. in Zürich und die Auto 
graphien von der lithographischen Anstalt von Wurster, Ran 
degger u. Comp, in Winterthur. Die Preise sind durchweg auf 
20 Exemplare und auf das Quadratdezimeter reduzirt, weil geringere 
Bestellungen von Autographien nicht geinacht werden. 
Es kosten: 
20 Stück Lichtkopien, weiße Zeichnung aus blau 
von Messeoli pro qdm 15 Pf. 
20 „ Lichtkopien, stahlblaue Zeichnung auf 
weiß „ „ 35 „ 
20 ,, Autographien für 1 Ton von Wurster, 
Randegger und Comp „ „ 35 „ 
20 „ Autographien für 3 Töne „ 40 „ 
20 „ „ ,, 6 ,, . . . . ,, ,, 70 ,, 
Wenn auch diese Zahlen nicht allgemein gültig seien, so könne 
man aus der Zusammenstellung doch ersehen, daß bei 20 Exem 
plaren jedenfalls und wenn auf Schönheit Werth gelegt werde 
und Mangel an Zeit dazu drängt unter Umständen schon bei 10 
Exemplaren und darüber die Autographien den Lichtpausen vor 
zuziehen seien. 
Dem äußerst interessanten, durch viele Proben erläuterten 
dankenswerthen Vortrag des Herrn Professor Schleebach wird 
allgemeine Anerkennung ausgedrückt. 
Herr Oberbaurath v. Landauer macht unter Vorzeigung 
sehr gelungener Photokopien der Vorlagepläne zur neuen Bibliothek 
und einem Gefängniß zum Stadtgericht hier, welche nach An 
leitung des Herrn Baumeisters Dolmetsch mit selbst präparirtem 
Papier durch den Diener seines Bureaus angefertigt wurden, 
dankenswerthe Mittheilungen und bestätigt im Allgemeinen das 
von Herr Schleebach Vorgetragene. 
Hierauf Schluß der Verhandlungen um 10‘/ 4 Uhr. 
Schriftführer: 
v. Seeger. 
Werte ordentliche Versammlung, Samstag, 16. Febr. 1878. 
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlierholz. 
Schriftführer: Professor Laißle. 
Anwesend 32 Mitglieder. 
Der Herr Vorsitzende begrüßt Herrn Bauinspektor Daser 
als nunmehr hiesiges Mitglied des Vereins, ferner die in der 
letzten Sitzung neu aufgenommenen 3 Mitglieder, die Herren Bau 
meister Beisbarth und Knoblauch und Ingenieur Ram- 
pacher. 
Ferner zeigt derselbe den Austritt von Baurath Fuchs und 
von Architekt Haider an. 
An Geschenken auswärtiger Vereine sind eingelaufen: 
1) Beschreibung der Römerbrücke in Heidelberg von dem ba 
dischen Technikerverein. 
2) Abhandlung über Kanalisation der Stadt Braunschweig 
vom dortigen Architekten- und Jngenieurverein, sowie eine 
Beschreibung des Klosters Riddhardshausen bei Brauuschweig. 
3) Heft IV. der Zeitschrift des böhmischen Architekten- und 
Jngenieurvcreins. 
4) Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen 
in Böhmen 4 Hefte (15. Jahrg. 3. u. 4. und 16. Jahrg. 
1. u. 2. Heft.) 
5) Beschreibung eines Universalofens, sowie von Heizuugs- 
uud Ventilationseinrichtungen von Reinhardt in Würzburg, 
mitgetheilt von Herrn Ingenieur Wolfs. 
Es wird sodann das Protokoll der letzten Sitzung verlesen 
und Nichts dagegen zu erinnern gefunden. 
Von Herrn Professor Dr. Weyrauch werden die Kon- 
kurrenzbedingungeu für das Titelblatt der neuen Zeitschrift für 
Baukunde initgetheilt, der Inhalt verlesen und diejenigen Mit 
glieder, welche sich an der Konkurrenz betheiligeu wollen, ein 
geladen, die Bedingungen bei dem Vorstand des Vereins in Em 
pfang zu nehmen. 
Bezüglich der Aufnahme neuer Mitglieder stellt sodann der 
Herr Vorsitzende den Antrag: es möchte in genauerer Präzisirung
	        

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