8
der Aufnahmebedingungen, auch solchen Fachgenossen die Aufnahme
in den Verein möglich gemacht werden, die keine Prüfung im
Baufache erstanden, dagegen aber eine genügende Vorbildung am
Polytechnikum genossen und in der Praxis schon längere Zeit
und mit Anerkennung thätig gewesen sind. Gegen diesen Vor
schlag erhebt sich kein Widerspruch.
Es werden sodann durch Akklamation in den Verein neu
aufgenommen die Herren:
1) Baumeister Dolmetsch, vorgeschlagen von Herr Oberbau
rath v. Landauer als hiesiges Mitglied;
2) Architekt Lauser, vorgeschlagen von Herr Professor Schlee-
bach als hiesiges Mitglied;
3) Ingenieur Richard Köhler, Baupraktikant in Wangen,
vorgeschlagen von Herr Oberbaurath v. Schlier holz als
auswärtiges Mitglied;
4) Straßenbaumeister Schimpf in Ulm, vorgeschlagen von
Herr Baumeister Lang als auswärtiges Mitglied.
Es erhält nun Herr Baumeister Lang das Wort für seinen
Vortrag über Kosten des Erdtransportes. Der Vor
tragende zeigt zunächst eine Tabelle vor über die von verschiedenen
Eisenbahnverwaltnngen angenommenen Transportskalen, macht auf
die großen Abweichungen aufmerksam, welche dieselben zeigen und
betont, daß namentlich 2 Umstände bei Anlage dieser Tabellen nicht
oder nur unvollständig berücksichtigt seien, nämlich der Vertikal
transport und die Menge der zu transportirenden Erdmassen.
Der Vortragende entwickelt nun ausführlich die Grundsätze,
die ihn bei Aufstellung einer neuen Transportskala geleitet haben
und bringt schließlich das Resultat seiner Rechnungen in einer
graphischen Darstellung zur Anschauung, aus der für jeden Fall
für eine bestimmte Förderungsart (Schubkarren, Handkarren,
Pferdekarren oder Rollbahnbetrieb) und ein gegebenes Förderungs
quantum der Preis pro Einheit für jede Transportweite erhoben
werden kann. Da der Vortrag in der Zeitschrift für Baukunde
Heft 4 veröffentlicht werden wird, so ist hier nicht nöthig, auf die
erhaltenen Resultate näher einzugehen, nur ein Resultat möge hier
Erwähnung finden, daß nemlich entgegen seitherigen Anschauungen
Rollbahnbetrieb mit kleinen Tenderlokomotiven nicht erst bei Ent
kernungen von 4 — 5 Kilometern, sondern bei jeder Transport
weite wohlfeiler wird, wenn das zu fördernde Quantum mehr
als 50000 edm beträgt. Der Vortragende schließt noch die Bitte
an, es möchte künftig bei Veranschlagung der Erdarbeiten weniger
schablonenmäßig verfahren werden in der Art, daß man in jedem
einzelnen Falle nach Maßgabe des Förderquantums und des
zweckmäßigsten Transportsystems die Preise feststelle und nicht
den Preis einfach von der Transportweite abhängig mache und
ersucht die ausführenden Ingenieure über diesen wichtigen Gegen
stand fleißige Erhebungen bei den Bauausführungen zu machen
und auch ihm hievon Mittheilungen zukommen zu lassen.
An den Vortrag knüpft sich eine Diskussion, in der Herr
Oberbaurath v. Schlierholz namentlich hervorhebt, daß eine voll
ständige Durchführung des neuen Systems, das er in theoretischer
Beziehung als eine verdienstliche Arbeit anerkennt, in der Praxis
auf manche Schwierigkeiten stoße, indem es besonders bei Ab
rechnungen, was auch Professor Laißle betont, Komplikation
hervorrufen werde, immerhin enthalten aber die bezeichneten Grund-
züge wichtige Fingerzeige, welche in der Praxis eine Beachtung
und Prüfung in hohem Grade verdienen.
Nach dem Vortrag zeigt noch Herr Professor Bäum er
Proben eines Marmors vor, der in den Brüchen von Saillon
im Kanton Wallis gewonnen wird; dieselben sind ihm von dem
Redakteur der schweizerischen Zeitschrift „Die Eisenbahn" mitgetheilt
worden. Der Marmor zeigt große Aehnlichkeit mit dem Cipolin,
der im Alterthum häufig angewendet worden ist (vergl. Eisenbahn
vom 23. November 1877). Weiter zeigt derselbe mehrere Proben
von Holzmosaiken vor, angefertigt von der Firma Stern, König
u. Cie. in Berlin. Preis pro Quadratmeter 40 Mark.
Die Sitzung wird sodann geschlossen.
Schriftführer:
Laißle.
Aünfle ordentliche Wersammlung, den 2. März 1878.
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlier holz.
Schriftführern Baumeister Koch.
Anwesend 27 Mitglieder.
Der Vorsitzende theilt der Versammlung das ain 23. Febr.
erfolgte Ableben des langjährigen Vereinsmitglieds Herrn Pro
fessor Silber mit, für dessen außerordentliche Beliebtheit ein
beredtes Zeugniß geliefert wurde durch die äußerst zahlreiche Be
theiligung am Leichenbegängniß seitens seiner Kollegen, Schüler
und Freunde, sowie durch die am Grabe gesprochenen Worte
der Herren Oberbaurath v. Egle, als Vorstand der Baugewerke
schule, Oberbaurath v. Schlierholz im Namen des Banvereins,
eines Schülers der Baugewerkeschule und des Herrn Oberbaurath
v. Leins im Namen der Künstlergesellschaft Bergwerk.
Auf die Aufforderung des Vorsitzenden drückt die Versamm
lung ihre Theilnahme durch Erheben von den Sitzen aus.
Mitgetheilt wurde durch Se. Excellenz den Herrn Staats
minister des Kirchen- und Schulwesens eine Note des Kgl. Nieder
ländischen Gesandten in Berlin, enthaltend die Bezeichnung der
prämiirten Projekte, sowie eine Aufforderung zur Angabe der
Adressen für die Rücksendung der übrigen Konknrrenzarbeiten für
ein Universitätsgebäude in Leyden,
ferner von Herrn Oberbürgermeister vr. v. Hack ein
Exemplar des auf 1. Januar 1878 herausgegebenen Berichtes
über die Verwaltung und den Stand der Angelegenheiten der
Stadtgemeinde Stuttgart.
Dieselben werden mit Dank entgegengenommen.
Die Vorzeigung von Plänen durch Herrn Architekt Braun
wald wird auf die nächste Versammlung vertagt, dagegen macht
Herr Professor Beyer, veranlaßt durch den jüngst im Grand
Hotel in Pceris bei einem hydraulischen Aufzug vorgekommenen
Unglücksfall sehr dankenswcrthe und interessante Mittheilungen
über die Konstruktion des von ihm im Hotel Marquardt hier
ausgeführten derartigen Aufzuges. Das 4. Heft der Zeitschrift
für Baukünde pro 1878 wird diese Mittheilungen nebst einer Zeich
nung über den Boden des Fahrstuhls und dessen Verbindung mit
dem Piston bringen, aus welchen die Solidität der Konstruktion
des Marquardt'schen Fahrstuhles ersichtlich ist.
Der Vorsitzende dankt dem Redner und erwähnt, daß in
Amerika Aufzüge mit 4 schraubenförmigen Pistons in den 4 Ecken
ausgeführt seien und große Sicherheit bieten, was Herr Professor
Beyer zwar zugibt, aber einwendet, daß letztere die 5fache Zeit
für die Fahrt beanspruchen und großes Geräusch verursachen. Im
Hotel Marquardt hier dauert die Fahrt auf 20 m Höhe blos
ca. 10 Sekunden und wurden bis jetzt alle Fahrten mit großer
Präcision vorgenommen.
Herr Oberbaurath v. Schlierholz hält nun einen ein
gehenden Vortrag über den gegenwärtigen Stand der Herstellung
und Verwendung von gebrannten Falzziegeln, von denen er einige
neuere Sorten, ferner Eindeckungen mit gußeisernen Falz- und
Facettenziegeln, sowie mit sogenannten Pfannen aus galvanistrtem
Eisenbleche vorzeigt und die Gewichte, Dimensionen, Preise rc. von
Dachdeckungen von gebrannten Ziegeln, Schiefer und Metallen
in einem Verzeichniß zusammengestellt erläutert.
Derselbe erwähnt geschichtlich, daß schon Herr Oberbaurath
v. Morlok im Vereine den 21. Dezember 1867 über ver
schiedene Dachbedeckungen Mittheilungen gemacht hat. Zu Anfang
unseres Eisenbahnbaues wurden die Hochbauten meist mit gewöhn
lichen Ziegeln oder ausnahmsweise mit Metall (vorzugsweise mit
Zink) gedeckt. Später wurde, da die Plattendächer, deren Ziegel
vielfach von schlechter Beschaffenheit und unegal waren, sich un
dicht erwiesen und viele Reparaturen veranlaßten zu den Schiefer
dächern übergegangen. Diese haben flch aber ebenfalls, wenn sie
nicht durch ganz zuverläßige Schieferdecker mit bestem Schiefer
erstellt wurden, nicht gut bewährt und ihre meist entfernt von
dem Sitze eines Schieferdeckers vorzunehmende Reparatur war
erschwert und überdieß theuer. Man gieng deßhalb zu Dach
ziegeln von verbesserter Form und von gutem Thone gebrannt
— den Gilardoni'schen Falzziegeln — über, zudem ein mit solchen
Ziegeln eingedecktes Dach nicht theurer zu stehen kommt, als ein