Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1878)

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jähriger Vorstand thätige Mitglied Herr Präsident v. Klein 
nnd Baumeister Benneder von Cannstatt wegen Wegzugs von 
hier und zwar ersterer nach München, letzterer nach Osterode, 
sowie Professor Litzenmaier von hier, so daß der Verein zu 
Ende dieses Jahres 101 hiesige und 
105 auswärtige 
zus. 206 Mitglieder 
zählt, 20 mehr als voriges Jahr, meist aus der Zahl jüngerer 
Kollegen entsprossen. 
Des Vereins Wirken und Arbeiten, sowie das Interesse der 
Mitglieder an den Versammlungen darf heuer besonders her 
vorgehoben werden. Es fanden 19 ordentliche und eine außer 
ordentliche Hauptversammlung zusammen 20 Vereinsversamm 
lungen, 5 Ausschußsitzungen und im Ganzen 12 Komitesitzungen, 
letztere über die Revision der Vollzugsverfügung über die neue 
Bauordnung, die Fortsetzung über Einführung einer Reichsbau 
ordnung, über die Brennbarkeit des Spreuers bei Bälkenfach- 
ausfüllungen, die Frage über eine Baustatistik und die Publikation 
bedeutender Bauten aus der neueren Zeit, über die Haftpflicht 
der Architekten und Ingenieure und über die Gründung einer 
technischen Zeitschrift für Süd- nnd Mitteldeutschland statt, und 
sind derzeit noch thätig die Kommissionen für die einheitliche Be 
zeichnung mathematisch-technischer Größen und für die Statistik 
des Bauwesens. 
Wesentlich hervorgehoben darf werden: 
a. die Berathung zur Revision der Vollziehungsverfügung, so 
wie der Verfügung betreffend die Herstellung von Feuerungsein 
richtungen vom 26. Dezember 1872, zur allgemeinen Bauordnung 
vom 6. Oktober 1872 in 5 Vereinsversammlungen, aus welcher 
ein Resultat entsproß, welches das Kgl. Ministerium des Innern 
wohlwollend entgegennahm und das auch an die Oberamtstech 
niker des Landes durch unser Mitglied, Oberamtsbaumeister 
Werkmann in Ulm vertheilt wurde und von dem wir bei 
einstiger Berathung im Schooße des genannten Ministeriums die 
besten Früchte wünschen wollen. 
b. die Ausstellung auf dem Gesammtgebiet des Ingenieur- 
wesens vom 26. Mai bis 4. Juni, welche in reichem Maaße 
von Mitgliedern beschickt und durch Arbeiten früherer, bereits ver 
storbener Ingenieure ergänzt, für die Entwicklung dieses Faches 
in unserem Lande als von hohem Interesse und als gelungen 
anerkannt wurde. 
c. Vortrüge, welche über fachliche Gegenstände, meist unter 
Vorzeigung von Plänen rc. gehalten wurden von den Herren: 
1) Oberbaurath v. Egle über die Geschichte der Kloster 
gebäude und Ruinen in Hirsau bei Calw und die von ihm 
gefertigten Restaurationspläne der Aureliuskirche daselbst. 
2) Professor Laißle und Bauinspektor Rheinhard über 
Eisenbahn- und Flußbauten in Baden und Elsaß als Reise 
studien. 
3) Bauinspektor Rheinhard über Behandlung und An 
wendung der Wasserbauten in Holland. 
4) Baurath Bok I. über die in dem früheren Kloster Schussen- 
ried eingerichtete Irrenanstalt. 
5) Oberbaurath v. Schlierholz bei Eröffnung der Aus 
stellung von Jngenieurarbeiten über die Entwicklung des 
Eisenbahnwesens in Württemberg. 
6) Baurath Kaiser über die internationale Ausstellung für 
Gesundheitspflege und Rettungswesen in Brüssel pro 1876, 
sowie über Straßenreinigung und Kanalisation dieser Stadt. 
7) Professor Laißle über Konstruktion von Fahrbahnen an 
eisernen Brücken unter Vorzeigung eines Straßenbrücken 
projekts über den Neckar bei Kirchentellinsfurth. 
ck. Vorzeigung von Plänen, Studien architektonischer und 
kunstgewerblicher Gegenstände, sowie Baumaterialien, durch die 
Herren Oberbaurath v. Egle und v. Schlierholz, Fabrikant 
A. Stotz, Baurath Wolfs und Architekt Schiiten Helm. 
e. die erstatteten Referate und zwar von den Herren: 
1) Oberbaurath v. Schlierholz und Professor Baum 
gärtner in fünf Versammlungen wie schon aä a) erwähnt 
über die Revision der Vollzugsverfügung zur neuen Bau 
ordnung. 
2) Oberbanrath v. Schlierholz über die Feuergefährlichkeit 
des Spreuers als Füllmaterial zwischen Gebälken. 
3) Derselbe über die Gründung einer technischen Zeitschrift 
für Südwestdeutschland. 
4) Professor Silber über die Frage der Einführung einer 
Reichsbauordnuug. 
5) Derselbe über die Frage, betreffs der Haftpflicht der 
Architekten und Ingenieure. 
6) Professor Teich mann über die Frage der Einführung 
eines metrischen Schraubengewindsystems. 
7) Oberbaurath v. Egle über die Exkursion nach Wimpfen. 
8) Baumeister Lang über die Exkursion nach dem Rems 
viadukt bei Waiblingen und ins Neustädtle. 
9) ProfessorL aiß l e und Baumeister Lang über dieAusstellung 
auf dem Gebiete des Jngenieurwesens. 
10) Professor Baumgärtner als Delegirter bei der Koburger 
Abgeordnetenversammlung über die Berathungen und Be 
schlüsse auf derselben. 
11) Professor vr. Weyrauch über die Beschlüsse des Re 
daktionsausschusses der zu gründenden technischen Zeitschrift 
südwestdeutscher Architekten- und Jngenieurvereiue (Zeit 
schrift für Baukunde). 
12) Regieruugsrath Kiefer über die Reichskommissionsverhand 
lungen, betreffs der einheitlichen, abgekürzten Bezeichnung 
metrischer Maße und Gewichte. 
Den Vorträgen, Referaten, Plan- rc. Vorzeigungen folgten 
meistens eingehende Besprechungen. 
t. Der Beitritt zu der ncugegründeten Zeitschrift für Bau 
kunde, als Organ für die Architekten- und Jngenieurvereine von 
Bayern, Württemberg, Baden, Straßburg, Frankfurt a. M., 
Mittelrhein, Niederrhein, Westfalen und Oldenburg. Möge diese 
— auch durch reichliche Unterstützung seitens unserer Mitglieder — 
gedeihen! 
Exkursionen fanden 2 statt, eine nach Wimpfen, die andere 
an den Remsviadukt bei Waiblingen und ins Bad Neustädtle; 
beide, in Begleitung von Damen, dürfen als gelungen bezeichnet 
werden. 
Publikationen fanden 2, je in Halbjahrsheften statt. Mit 
dem Verband deutscher Architekten- und Jngenieurvereine fand 
ein lebhafter Verkehr statt und, wie schon bemerkt, wurde die zu 
Koburg am 27. und 28. August stattgefundeue Abgeordneten 
versammlung durch unser Mitglied Herr Professor Baum 
gärtner als unserem Delegirten, dem hiemit gedankt sei, besucht, 
außerdem steht unser Verein mit 23 auswärtigen Architekten- und 
Jngenieurvereinen und mit 5 akademischen und polytechnischen 
Fachvereinen in Verbindung. 
Geschenke und Vereinspublikationen hat der Verein erhalten: 
Von dem Kgl. Ministerium des Innern, von der Stadt 
pflege Stuttgart, von den Herren Direktor v. Keßler in Eßlingen, 
Professor vr. Pilgrim, Ingenieur Marks nnd Balke in 
Berlin; von dem Ingenieur- und Architektenverein in Wien, von 
dem Architektenverein in Berlin, von dem bayrischen Architekten 
verein, dem badischen Technikerverein, von dem Architekten- und 
Jngenieurverein für Niederrhein und Westfalen, dem Mittel- 
rheinischen Architekten- und Jngenieurverein, von dem technischen 
Verein in Lübeck, vom böhmischen Architekten- und Jngenieur 
verein, vom schwedischen Jngenieurverein, von den polytechnischen 
Jngenieurvereinen zu Stuttgart und zu Karlsruhe. Auch darf 
nicht unerwähnt bleiben, daß das Kgl. Staatsminifterium des 
Kultus, bezüglich zweier Konkurrenzen für Rom und Leyden gest. 
Mittheilungen an den Verein machte. 
Vier Mitglieder betheiligten sich voni Verein aus an der 
Konkurrenz für ein Freiligrathdenkmal. 
Die Bibliothek- und Kassenverhältnisse werden Ihnen von 
den Herren Bibliothekar und Kassier mitgetheilt werden, und er 
laube ich mir nur wegen der ersteren zu bemerken, daß es leider 
durch die Nichteinhaltung der Lesetermine, besonders bei einem 
Theil der auswärtigen Mitglieder unter sich, auch heuer nicht
	        

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