Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1879)

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Die Klänge verhallen, vorLoi ist der Sang, 
Wir warten auf Ueberraschung nicht lang. — 
Heimlich wurde eingesandt 
Von einem, der uns unbekannt, 
Ein ausführlicher Bericht, 
.Enthaltend die Naturgeschicht 
Von der Baubefliss'nen Land, 
Wohin den Weg man kürzlich fand. 
Was darüber zu bemerken, 
Ersieht man aus gedruckten Werken. — 
Vermuthung manchmal irre leitet; 
Doch ist die Ansicht sehr verbreitet, 
Daß von der Leistung wunderbar 
Ein Laistner der Verfasier war. 
So gingen die Stunden des Abends dahin 
In frohem und heiterem festlichen Sinn, 
And als der Zeitpunkt der Trennung gekommen, 
Da hat man das Krähen des Hahnes vernommen. 
Nicht jedem war der Heimweg leicht, 
Kaum wundersam uns dieses däucht. 
Pilgrim. 
Dritte ordentliche Dersammknng vom 1. Februar 1879. 
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlier holz. 
Schriftführer: Baumeister Lang. 
Anwesend: 32 Mitglieder und 2 Gäste. 
Der Vorsitzende macht die in der Ausschußsitzung vom 
1. Februar erfolgte Aemtervertheilung bekannt, wonach gewählt 
wurden: 
zum Vorstand: Oberbaurath v. Schlierholz, 
„ Vizevorstand: Oberbaurath v. Egle, 
„ Kassier: Oberbaurath Bok, 
„ Bibliothekar: Prof. Baumgärtner, 
zu Schriftführern: Bauinspektor v. Seeger, Kn oll und 
Baumeister Lang, 
als Ersatzmann: Prof. Laißle. 
Er dankt für das wiederholte Vertrauen, bittet um Nach 
sicht tlnd zugleich um kräftige Unterstützung seitens der Vereins 
mitglieder, und stellt hierauf als Gäste die Herren Baumeister 
Weigle und Eisenlohr vor. 
Die Protokolle der ersten und zweiten Vereinsversammlung 
werden verlesen und ohne Debatte genehmigt. 
Der gedruckte humoristische Festbericht: „Naturhistorisches 
aus dem Lande der Baukundigen" gelangt zur Vertheilung. 
Vom Reichskanzleramt ist ein Schreiben eingelaufen des 
Inhalts, daß dem Wunsch des Vereins um Veröffentlichung der 
Protokolle über die Verhandlungen des Preisgerichts, betreffend 
die Konkurrenz für das Straßburger Universitätsgebäude, nicht 
entsprochen werden könne.1 
v. Egle beleuchtet die Schwierigkeit und Größe der Arbeit 
des Preisgerichts. 
Der Vorsitzende fordert zu zahlreicher Betheiligung an der 
kommenden Ausstellung von Profanbauten auf und bedauert, daß 
dieselbe gerade mit der Berliner Ausstellung von Reisestudien 
im Mai und Juni 1879 zusammenfalle, was nun aber nicht 
mehr zu ändern sei, glaubt aber, daß von dem reichen Material 
— besonders der jüngeren Architekten — für unsere Ausstellung 
trotzdem noch etwas übrig bleiben werde; er berichtet sodann 
über die Kommissionssitzung, betreffend die Frage der Ausbildung 
der Techniker, bringt die gedruckte Kundgebung des Verbandes 
in dieser Angelegenheit zur Vertheilung und bedauert, daß in 
letzterer das Gutachten des württemb. Vereins für Baukunde 
nur zur Hälfte aufgenommen, während der Passus über die 
günstigen Erfahrungen, welche in Württemberg auch mit der 
Zulassung von Schülern aus lOklassigen lateinlosen Realschulen 
gemacht wurden, weggelassen sei. Die Kommission habe sich 
hierüber beim Verband beschwert. Dem Kultministerium wurde 
von unseren Beschlüssen, betreffend die preußische Schulreform, 
Mittheilung gemacht. 
Der Fragebogen des Verbandes, betreffend Statistik techni 
scher Mittelschulen, wurde Herrn Oberbaurath v. Egle zur Be 
antwortung übermittelt und wird von dessen ausführlicher Be 
handlung dem Vereine im Allgemeinen Kenntniß gegeben. Die 
Beantwortung wird dem referirenden Vereine zu Hannover über 
sendet werden. 
An Geschenken sind eingelaufen und vom Vorstand verdankt 
worden: 
vom Stockholmer Jng.-Verein 1 Protokollheft, 
„ bayer. Archit.- und Jng.-Verein 1 Heft seiner Zeit 
schrift 1878, 
„ Ing. Konnyves Toth seine Brochüre über Tunnelbau, 
„ akadem. Leseverein in Graz der elfte Jahresbericht. 
Auch hat der Vorstand voni Polytechnikerverein zu Karls 
ruhe eine Einladung zu dessen Jahresfest erhalten, der er aber 
zu seinem Bedauern wegen der Kammerverhandlungen nicht Folge 
geben konnte. 
Hierauf wird zur Beantwortung der eingelaufenen 3 Fragen 
im Fragekasten geschritten. 
1) Frage von Baumeister Dittus in Kißlegg: „Können 
Gewölbe zwischen eisernen Balken mit Cementguß über Stall 
ungen bei einer Belastung von 350 kg pro qm */ 2 Stein stark 
mit Sicherheit 2,0 bis 2,3 in weit, bei 0,3 in Pfeilhöhe ge 
sprengt werden oder nicht, wenn die eisernen Träger 235 inin 
hoch nach Profil Nr. 6a der Burbacher Hütte, auf 3,5 m frei 
liegend, in der Querrichtung der Gewölbe mit J Eisen unter 
sich verbunden und mit den Mauern verschlaudert, vorgesehen 
sind?" 
Die Frage, welche durch Skizzen verdeutlicht ist, wurde 
auf Ansuchen des Vorstandes von den Herren Baurath Bok, 
Stahl und Prof. Bar eis in Behandlung genommen und in 
nachstehender Weise beantwortet: 
Die Herren Prof. Bar eis und Prof. Baurath Stahl 
erklären, daß sie für dergleichen eiserne Gebälke nur Gewölb- 
spannweiten von 0,75 m angewendet hätten, daher aus der Er 
fahrung sich nicht über die etwaige Haltbarkeit weiter gesprengter 
Gewölbe aussprechen können, wobei sie fragen, warum in der 
Längsrichtung über den Säulen nicht zwei starke Träger gelegt 
werden, wodurch über diesen eine engere Balkenlage eingebracht 
werden könnte. 
Herr Baurath Bok spricht sich wie folgt aus: 
„Gewölbe zwischen eisernen Balken auf 2,0 resp. 2,3 in 
Spannweite und 0,3 in Pfeilhöhe können ausgeführt werden, 
wenn zwei entsprechend starke Unterzüge in der Längsrichtung 
des Gebäudes angebracht, und auf diese die Querbalken gelegt 
und mit denselben gegen seitliches Ausweichen (während des 
Wölbens) verschraubt und an den beiden Enden fest eingespannt 
werden." 
Dergleichen Gewölbe wurden von Herrn Bok von 1,8 bis 
2,0 in Spannweite und 0,23 in Pfeilhöhe wie beschrieben unter 
Verwendung von gutem Mörtel, bestehend aus Flußsand und 
Portlattdceurent schon ausgeführt, wobei darüber Haferböden an 
gelegt wurden mit einer Lagerung von 1 in Höhe. 
Die von Herrn Dittus gewählte Konstruktion und Ge 
wölbeweiten, die Auflage der Querbalken auf den Säulen und 
ohne Längsträger werden bei der besten Ausfiihrung als bedenk 
lich geschildert, iveil bei ungleichniäßiger Belastung und den hie- 
mit verbundenen unvermeidlichen Setzungen einzelner Sänlen- 
fundamente trotz einer in Aussicht genommenen 5 fachen Ver- 
schlauderung sich die Balken einschlagen und die Gewölbe Risse 
erhalten können. 
Herr Baurath Bok rathet daher ebenfalls zu Längsunter 
zügen und engerer Eintheilung der Querträger und gibt eine 
Kopie einer von ihm schon mehrfach ausgeführten Stallüber- 
wölbung bei einer Bundweite von 4,8 in und einer Entfernung 
der Gewölbträger von 1,6 in gleich einer Pferdestandweite bei, 
wobei die Unterzüge nach Profil 11b und die Querbalken nach 
5 a der Burbacher Hütte gewählt sind, und 4- bis 5 fache Sicher 
heit in Rechnung genoimnen wurde, unter Hindeutung darauf, 
daß bei beschränkter Höhe die Querbalken auch zwischen die 
Unterzüge resp. auf die Flanschen aufgelegt und mit Winkeln 
und Schrauben entsprechend verbunden werden könnten. 
Bezüglich der Futteraufbeugung wird schließlich bemerkt, 
daß für Aufbeugung von Rauhfourage über die Gewölbe ein
	        
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