Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1879)

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Portlandcement-Betonboden genüge, bei Aufbringung von Körner- 
friichten aber, die häufig umgeschlagen werden müssen, die An 
lage eines Bretterbodens unbedingt nöthig feie. 
Diese Aeußerungen, für welche der Vorsitzende seinen Dank 
ausspricht, wurden der Dringlichkeit wegen Herrn Dittus als 
bald nach ihrem Einlauf zugesendet. 
2) Ebenso wird der von den Herren Prof. Walter, Ober 
baurath v. Morlok und Architekt Braunwald verfaßte 
Kommissionsbericht über die Frage: 
„Haben die nach französischem Muster geformten Falz 
ziegel Aussicht, in Württemberg, speziell in Stuttgart, 
größere Verbreitung zu finden?" 
von Prof. Walter verlesen. Derselbe lautet wie folgt: 
Vorausgesetzt, daß eine ganz gut gebrannte, kalkfreie, also 
wetterbeständige und pünktliche Waare, die sich in einer längeren 
Reihe von Jahren bewährt, geboten wird, und die Dachneigung 
mindestens 35 " beträgt, ist nicht daran zu zweifeln, daß dieselbe, 
soweit dies nicht schon statt hat, noch weitere Aussicht hat, in 
Württemberg, namentlich auf dem Lande, Verbreitung zu finden, 
und dies wesentlich auch in Rücksicht, daß die Kosten einer solchen 
Bedeckung, wie dies in einer Mittheilung des Oberbaurath 
v. Schlierholz in der Zeitschrift für Baukunde pro 1878 
Heft 3 S. 417 und 418 dargelegt ist, nicht viel theurer als 
ein gewöhnliches einfaches und billiger als ein Doppelziegeldach 
zu stehen komme und zwar bei wesentlich geringerem Gewichte. 
Speziell in Stuttgart wird man mit einiger Sicherheit nur 
auf die Anwendung bei solchen Bauten rechnen dürfen, welche 
nicht auf Einrichtung einer Reihe gegypster Kammern unter dem 
Dache angewiesen sind, wie dies bei fast sämmtlichen Wohn 
häusern der Fall ist; weil hier das Nachstoßen von Ziegeln bei 
Dachflächen, welche auf der Innenseite vertüfert und gegppst 
sind, nur mit großer Schwierigkeit von außen her bewerkstelligt 
werden kann. 
Ebenso eignen sich die französischen Falzziegel weniger gut 
für Dachflächen, welche vielfache Durchbrechungen durch Kamine, 
Dachfenster rc. erleiden, da die wasserdichte Verwahrung, nament 
lich auf der untern Seite nur sehr schwer erreichbar ist. 
An diesen Bericht schließt sich eine Debatte an, in welcher 
Prof. Laißle betont, daß die Frage der Wohlfeilheit dieser 
Dächer schon in früheren Versammlungen erledigt worden sei. 
Oberbaurath v. Schlier holz verweist auf sein oben er 
wähntes Referat hierüber in der Zeitschrift für Baukunde und 
betont, daß überall da die Falzziegel sehr zu empfehlen sind, 
wo Dachflächen mit wenig Unterbrechungen durch Giebel, Fenster rc. 
bestehen, also besonders für Scheunen und ländliche Gebäude, 
sowie bei einer Dachneigung von nicht unter 35 °. 
Oberbaurath Bok betont die Seltenheit von Reparaturen 
bei gut gelegten Falzziegeldächern, aber auch die Schwierigkeit 
des Nachstoßens bei gegypsten Dachkammern rc., eine Schwierig 
keit, die übrigens beim Doppeldach mindestens im gleichen Maße 
vorhanden sei. Bei Schieferdächern könne man leichter von außen 
beikommen, auch seien in größeren Städten Schieferdecker leichter 
zu bekommen, als geübte Arbeiter für Falzziegeldächer, so daß 
man zu Reparaturen der letzteren meist aus gewöhnliche Maurer 
angewiesen sei. 
Oberbaurath v. Egle findet, daß die meisten Reparaturen 
an Schieferdächern wenig musterhaft seien und durch das Be 
gehen das ganze Dach verdorben werde. 
Oberbaurath v. Schlierholz theilt die bei der K. württ. 
Eisenbahnbaukommission gemachten günstigen Erfahrungen über 
Falzziegeldächer mit, und zieht letztere, gute Ziegel vorausgesetzt, 
den Schieferdächern vor. Da bei letzteren, wenn kein Schiefer 
decker in der Nähe wohnt, Reparaturen stets umständlich und 
theuer und außerdem durch dieselben die Dächer eher geschädigt 
als verbessert werden. 
Prof. Walter theilt schließlich noch mit, daß nach den 
Erfahrungen bei einem Dach in Aalen die verwendeten Waib 
linger Ziegel im ersten Jahr Wasser durchgelassen haben sollen 
und sich deshalb eine Verspätung als nöthig gezeigt habe. 
Von der gleichen Kommission wie ad 2) wird 
3) über die Frage berichtet: 
„Welche Dimensionen müßten rauhe Quader haben,, 
wenn man solche auf Borrath schaffen wollte?" 
Dieser Bericht lautet wie folgt: 
Bei der hier allgemein üblichen Art, die Bruchzettel ledig 
lich auf Grund von Arbeitszeichnungen festzustellen, haben sich 
unseres Wissens Normalien für häufig wiederkehrende Dimen 
sionen solcher Quader, wie dies anderwärts zum Theil der Fall 
ist, hier nicht gebildet. 
Es könnte also ein Absatz solcher im Vorrath gebrochener 
Quader nur dann in Aussicht genommen werden, wenn sich die 
Preisverhältnisse derselben so günstig stellten, daß es sich rentiren, 
würde, für gewisse Zwecke sich bei der Aufzeichnung nach den 
vorhandenen Dimensionen zu richten, was bei Quader unter 
Backsteinmänden in Keller- und Souterrainräumen, Thürgestellen 
daselbst, Schwellenquader, sowie bei einfachen Fenstergestellen für 
Nebenseiten an einfachen Wohnhäusern, Hinterhäusern, Fabrik 
gebäuden rc. denkbar ist. 
Solche Dimensionen würden beispielsweise folgende sein: 
Für Quader unter die Backsteinwände im Souterrainr 
1 rn bis 1,50 in Länge, 
25 am, 38 cm oder 51 cm Breite, 
25 cm bis 30 cm Höhe. 
(Für Mauerstärken von 1, 1'/,, und 2 Steinen.) 
Für Thürgestelle im Souterrain: 
Binder: 
50 cm bis 60 cm Länge, 
27 cm oder 40 cm Breite, 
30 cm Höhe (4 Backsteinschichten). 
(Mauerstärken von 1 und 1 % Steinen + 2 cm Verputz.) 
Gewände: 
1,50 in bis 1,60 m Länge, 
27 cm Breite, 
27 cm Dicke. 
(Für Thüren von 1 m Breite und 2 in bis 2,10 in Höhe.) 
(Der untere Binder 10 ein unter Plattenboden.) 
Stürtze: 
1,54 in Länge, 
27 ein Breite, 
30 ein Höhe. 
Für Schwellenquader: 
1 in bis 1,50 in Länge, 
30 cm Breite, 
25 cm Höhe. 
Für Sockeldeckschichten: 
1 in bis 1,50 in Länge, 
45 ein oder 58 ein Breite 
(für l'/ 2 oder 2 Stein starke Mauern nebst einem Sockel-- 
vorsprung von 7 ein), 
30 ein bis 35 cm Höhe. 
Fenstergestelle: (für eine mittlere Fenstergröße von 1 in 
Breite und 1,80 m bis 2 in Höhe.) 
Bänke: 
1,45 m Länge, 
35 cm Breite, 
20 ein bis 25 ein Höhe. 
Binder: 
50 ein bis 60 ein Länge, 
40 cm oder 53 ein Breite 
(für 1 ’/a oder 2 Stein Mauerstärke), 
30 cm Höhe. 
Gewände: 
1,20 in bis 1,40 in Länge, 
20 ein bis 23 ein Breite (Leibung), 
17 ein bis 18 cm Dicke. 
Stürtze: 
1,34 in bis 1,36 m Länge, 
40 cm oder 53 ein Breite (!'/, oder 2 Steine), 
30 ein oder 37 ein Höhe (4 oder 5 Backsteinschichten).
	        
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