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sich einstellen werden, würden allfallsige Trennungsfugen von
nachtheiligem Einfluß nicht oder jedenfalls in geringerem Grade
sein, als wenn sie eine gegen unten divergirende Richtung
annehmen.
Anlangend den Verputz auf Gemäuer, haftet derselbe nach
den Erfahrungen v. Morlok's an der Mauerfläche und unter
sich besser, wenn das Aufbringen der einzelnen Verputzschichten
erfolgt, ehe die untenliegende Schichte ganz ausgetrocknet ist.
Die Frage ob Portland- oder Romancement ein besseres
Material sei, lasse sich allgemein nicht feststellen und richte sich
nach lokalen Verhältnissen. Zn Gunsten des Letzteren sei
anzuführen, daß überall da, wo die Natur selbst eine richtige
Zusammensetzung vorgenommen hat, dieselbe eine viel innigere
und gleichmäßigere sei, wie denn auch diejenigen Cemente,
welche früher an der Romanküste in England aufgefunden
wurden, bis jetzt von Kunst- oder Portlandcemcnten nicht
übertroffen sind, was sich in vielen Fällen schon dadurch er
klärt, daß die Arbeiter bei Auswahl des Materials in seiner
Mischung nicht immer mit der nöthigen Kenntniß und nicht
mit der nöthigen Pünktlichkeit vorgehen, wo dann statt sorg
fältiger Vertheilung oft ganze Nester homogener Kalk- oder
Kieselbcstandtheile vorhanden sind.
v. Schlierholz glaubt, daß man bei den neuen Fabri
kationsmethoden eine ziemliche Sicherheit in der Mischung des
Portlandcements erreicht habe, widerspricht die Güte des engli
schen Romancements nicht, derselbe sei aber für uns zu theuer
und lasse sich deshalb mit dem unsrigen nicht vergleichen. Die
Erstellung von Gewölben betreffend, so empfehle es sich, solche
aus Beton möglichst als ein Ganzes mit den Betonmauern zu
verbinden und sie nicht auf letztere, bei meist geringer Dimen
sion, nach dem Fugenschnitt wirken zu lassen.
Professor Kankelwitz zweifelt diese Sicherheit an und
schildert seine Erfahrungen hierüber. Eine große Sendung
englischen Cements band nicht, erhärtete nicht und blieb wie
Seife. Seitdem lasse er jede einzelne Tonne vor der Ver
wendung untersuchen derart, daß den Abend vor der Verwend
ung im Bureau der reine Cement in Stäbe geformt und diese
Stäbe nach drei Stunden, mit Unterstützung nur an den Enden,
frei aufgelegt werden. Diejenigen Stäbe, welche hiebei durch
brechen, haben eine den andern wenigstens nicht conforme
Bindekraft und werden ausgeschossen. Die Fabrikanten haben
sich dieser Probe ohne Einwand gefügt.
v. Schlierholz sagt, daß zur richtigen Mischung eine
langjährige Erfahrung gehöre und daß die großen Fabrikanten,
wie Dyckerhoff ihm selbst mitgetheilt habe, — — viel Lehrgeld
bezahlen mußten, bis sie zur gegenwärtigen Sicherheit in der
Anfertigung ihrer Cemente gelangten, Proben dürfen aber
überhaupt und zwar bei jeder Lieferung und einzelnen Säcken
und Fässern nicht unterlassen werden.
Professor Walter betont, daß die Zeit der Erhärtung
kein absoluter Maßstab für die Festigkeit sei und daß ein
älterer, langsam bindender Cement besser sein könne und meist
sei, als ein frischer.
Professor Kankelwitz will durch seine Probe vor allem
ein gleichmäßiges Material erhalten und glaubt, daß durch
lange Lagerung ein Cement schlechter werde.
Professor Walter und Bauinspektor Rheinhard be
streiten dies lebhaft und sind mit Schlierholz der Ansicht,
daß ein Portlandcement um so besser sei, je langsamer er
binde und bei längerer Lagerung es aber in erhöhtem Grade
nöthig sei, ihn trocken und luftdicht aufzubewahren.
Schluß der Debatte 10 Uhr 45 Minuten. Der vorge
schrittenen Zeit wegen wird das Referat über Hufbeschlag auf
Asphaltstraßen auf die nächste Sitzung verschoben.
Der Schriftführer:
Lang.
Neunte ordentliche Ztersammknng vom 3. Mai 1879.
Vorsitzender: Oberbaurath r>. Schlicrholz.
Schriftführer: Baumeister Laistner.
Anwesend: 52 Mitglieder und 3 Gäste.
Der Vorsitzende stellt der Versammlung als Gäste vor
die Herren Architekten I. Morlok und Stahl und Kaufmann
I. Schlierholz aus Rom und bittet hierauf um rechtzeitige
Einsendung der für die Ausstellung bestimmten Gegenstände
mit dem Bemerken, daß Beiträge, namentlich auch Entwürfe
verstorbener Architekten, jetzt schon in erfreulicher Zahl ein
gelaufen seien.
Rach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der
letzten Versammlung erhält zunächst Herr Oberbaurath v. Egte
das Wort zu einem Vortrage über die von ihm in frühgothi
schem Style erbaute katholische Marienkirche Stuttgarts.
Hienach erscheint der Bau als dreischiffige Hallenkirche
mit Querschiff und drei in den Längenachsen der Schiffe liegen
den polygonalen Chören. Die Front der Kirche wird von 2
je 60 in hohen Thürmen mit steinernen Helmen flanktrt. Ueber
der Kreuzung ist ein das Dach um 20 m überragendes schlan
kes Meßglockenthürmchen. Die Kirche ist, ohne die Vorhallen,
außen gemessen, 54 in lang, am Schiffbau 25,3 in und in
der Axe der Qucrhalle 35 in breit. Das Mittelschiff ist im
Lichten 18,2 m hoch und von Axe zu Axe 10m weit. Der
lichte innere Grundflächenraum beträgt 964 mm. Nur unter
und zwischen den Thürmen und in den vorspringenden Theilen
der Querhalle sind Emporen mit zusammen 174 mm. Das
kubische Maß des ganzen Baues ohne Dächer und Meßglocken
thürmchen beträgt mehr als 29,000 lldm. Die bereits voll
ständig verrechneten Kosten des Rohbaues (d. h. des Baues
ohne innere Ausstattung und Ausschmückung, aber einschließlich
der vollständigen architektonischen Ausbildung und aller dazu
gehörigen Bildhauerarbeiten re.) betrugen 722,000 JL, somit
pro Kubikmeter der ganzeu Baumasse nicht ganz 25 M. Die
innere Ausstattung, die Kosten der Bansührung und das
Architektenhonorar ec. werden zusammen bis zur gänzlichen
Vollendung noch weiter kosten ca. 176,000 M. — Der Bau
grund war ungewöhnlich schlecht; zusammendrückbarer Lehm
auf 8,6 m Tiefe und darunter grober Sand mit Wasser über
sättigt. Es wurde deshalb eine Portlandcement-Betonirung
angewendet von solcher Breite, daß der m Meter der Funda-
mentsohle überall nur mit 15,000 Kilogramm belastet ist. Da
indeß der Grund, wenn auch schlecht, so doch über die ganze
Baufläche gleichartig war, der Beton hinlänglich dick und von
vorzüglicher Beschaffenheit ist, so hat sich die Fundanientirung
doch als ganz genügend erwiesen. Die bisherige Setzung be
trägt überall nur 6 bis 7 cm. Risse sind deshalb nirgends
entstanden. Die Kosten der Fundamentirung betrugen bis auf
die Höhe des Kirchenfußbodens 68,000 J&, sie sind in den
oben angegebenen Summen mit einbegriffen, welche sich somit
bei einem guten Baugrund namhaft niedriger gestellt hätten.
Das Mauermaterial besteht theils aus grobkörnigem, weißem
Sandstein, theils aus mehr feinkörnigem Schilfsandstein. Zu
den Mauerflächen wurde cs in Schichten von durchschnittlich
18 cm Dicke in Form von Mauersteinen, zu Fenstereinfassungen,
Gesimsen und Pfeilern aber in Form von Quadern, in der
Dicke von 2 bis 3 Mauersteinschichten (37 bis 56 cm) ver
wendet. Die Gewölbe, Kreuzgewölbe mit kräftigen Diagonal-
und Querrippen, bestehen überall aus Backsteinen ohne Ver
blendung, sie sind direkt auf den vorher aufgestellten Sand
steinrippen ohne jegliche Stützschaalung und ohne Lehrbögen
mit gewöhnlichem Mörtel von Maurern ausgeführt worden,
welche vorher noch nie ähnliche Gewölbe gemacht haben. Die
Kappendicke im Mittelschiff ist 17 cm, in den Seitenschiffen
14 cm, über den Kapellen und Vorhallen 10 cm. Die Rippen
binden nirgends in das Gewölbe ein. Die einzelnen Stücke
derselben sind nicht mit eisernen Dollen verbunden, wohl aber
auf der Mitte der Fugenfläche mit allweg 2 cm großen Ver
tiefungen versehen worden, welche sich beim Ansgießen der
Fugen mit Blei ebenfalls mit diesem Material gefüllt haben,
so daß nun Bleidiebel vorhanden sind, welche wie das Blei-