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nur von meisterhafter stylvoller Concipirung und Durchbildung,
sondern auch von gewissenhaftester Ausführung, das nach
Menschenvermögen gewappnet dasteht gegen den Zahn der Zeit
und gegen die Unbilden der Menschen und der Elemente.
Es war spät geworden, als sich die Gesellschaft etwas
„verzettelt" auf der Silberburg wieder zusammenfand, um in
gemüthlichem Zusammensein den Abend zuzubringen. Herr
Oberbaurath v. Landauer brachte unter allseitiger warmer
Zustimmung dem Meister und Erbauer der neuen katholischen
Kirche unseren Dank; nicht minder warm wurde der Toast
des Herrn Oberbaurath v. Egle aufgenommen, welcher sein
Glas leerte auf gute Kollegialität.
C. Beck.
Zehnte ordentliche Versammlung vom 17. Mai 1879,
in Verbindung mit der vorher stattgehabten Eröffnung der
Ausstellung von. Hochbauplänen, Modellen re.
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlier holz.
Schriftführer: Bauinspektor Seeger.
Anwesend: bei der Ausstellungscröffnung 95 Mitglieder und einige Gäste,
in der Versammlung 55 Mitglieder.
Die Eröffnung der vom Vereine veranstalteten Ausstel
lung von Plänen aus dem Gebiete des Profanbaues und
solcher des Kirchenbaues, die im Jahre 1875 noch nicht zur
Ausstellung gekommen waren, geschah heute Abend 5 Uhr in
der K. Baugewerkeschule mit einein interessanten Vortrage des
Herrn Oberbaurath v. Egle über die Entwicklung der Archi
tektur Württembergs, wie er in Beil. 5 gegeben ist. Der
Vortrag wurde von den Anwesenden mit stürmischem Applaus
erwidert, dem der Vereinsvorstand den Dank in warmen
Worten folgen ließ, eine Uebersicht über den Zweck der Aus
stellung gab und allen den Behörden und Privaten, welche zu
derselben mitwirkten und den Plusstellern selbst dankte und
sodann zur Besichtigung der Ausstellung einlud.
Die Ausstellung füllt 4 Säle und 2 Kabinete mit zusam
men 1661 Blatt Zeichnungen und einer Anzahl Modellen und
ist durch Herrn Professor Baumgärtner in Beil. 6 beschrieben.
Abends 8ffz Uhr begann die ordentliche Versammlung
zunächst mit kurzen Mittheilungen über die Einläufe, worauf
in den Verein aufgenommen wurden
Architekt Jos. Morlok, vorgeschlagen durch Oberbaurath
v. Schlierholz als hiesiges Mitglied,
Ingenieur P. Nestle in Heilbroun, vorgeschlagen durch
Baurath Bonhöf fer als ortsabwesendes Mitglied;
dagegen ist ausgeschieden das auswärtige Mitglied Sachse
in Heilbronn.
Bauinspektor Zobel theilt im Aufträge des Herrn Ober
baurath Dr. v. Ehmann vorläufig an der Hand von 25
graphischen und tabellarischen Darstellungen das Resultat der
vom November 1878 bis März 1879 an verschiedenen Stutt
garter Wasserleitungsstreckeu vorgenommenen Versuche über
Druckhöhenverluste in Rohrleitungen mit den Bemerkungen
mit, daß das gesammte Material ausführlich durch den Ham
burger Architekten- und Ingenieur-Verein gesammelt und in
einer Denkschrift im Druck erscheinen, daher hier zum Vor
aus hierauf hingewiesen und heute nur das Hauptergebniß
unter mündlichen Erläuterungen mitgetheilt werde. Hienach
wurden die Versuche ohne Rücksicht auf die damit verbundenen,
nicht unerheblichen Zeit- und Kostenauswände mit möglichster
Sorgfalt und nicht ohne Schmierigkeiten, um die Wasser
leitungen nicht zu stören, daher häufig während den Nacht
stunden angestellt und hat sich ergeben, daß
1) der größere Theil der thatsächlich constatirten
Druckverluste, insbesondere bei Röhrenleitungen mit kleineren
Kalibern von 4" engl, und weniger — sich höher als die
aus den üblichen hydraul. Formeln von Prony, Weißbach
und d'Arcy sich berechnenden Druckverluste ergeben; meist
liegen diesen Ergebnissen noch besondere örtliche Verhältnisse
zu Grunde, wie solche in der Mehrzahl von Fällen übri
gens zur praktischen Beachtung und in Betracht kommen
müssen; — daß sodann:
2) für die mit geringem Drucke funktionirenden und
unter günstigen Verhältnissen angelegten Röhrenleitungen von
8 und 10" Kaliber die vorbezeichnelen Formeln bezüglich
der Druckverluste höhere Resultate, als die hier gemessenen,
aufweisen und somit genügende Sicherheit ergeben, und
daß bei Leitungen mit den vorkommenden kleineren und klein
sten Kalibern (von 2" engl, an abwärts) die d'Arcy'sche
Formel die verhältnißmäßig größte Sicherheit, bezw. Resultate
gewährt, welche mit den praktischen Beobachtungen des dies
seitigen Bauamtes nahezu übereinstimmen.
Bezüglich des Verhaltens der üblichen Coefficienten inner
halb der einzelnen vorgenommenen Versuchsreihen sind die
mehr oder weniger abweichenden Ergebnisse bei den verschie
denen gemessenen Druckhöhen-Verlusten noch in besonderen Ta
bellen — nach diesen 6, hier ausgeführten Versuchsreihen ge
ordnet — übersichtlich zusammengestellt worden, welche nebst
dem Berichte des Bauamtes der Wassergemeinschaft bei dem
Vereinsvorstande eingesehen werden können.
Die Anwesenden nahmen großes Interesse an dem Vor
getragenen und sprachen gegen Herrn Oberbaurath Dr. v. Eh
mann und Bauinspektor Zobel den Dank für die mühsame
und interessante Arbeit mit der Bestimmung aus, daß dies-
noch schriftlich an Herrn Oberbaurath Dr. v. Ehmann ge
schehen soll.
Hierauf macht Oberbaurath v. Schlierholz Mitthei
lungen über Holzcementdächer und zwar weniger aus eigenen
Erfahrungen, als aus denen Anderer, aus eigener Anschauung
und aus Brochuren zum Zwecke wenigstens zunächst probe
weiser Einführung auch bei uns, wo für flache Dächer außer
mit Asphaltpappe jede andere Deckungsart eine theuere feie,
und in Betracht, daß solche Dächer in Norddeutschland sich
sowohl an Monumental- als Wohnhaus-, Fabrik- re. Bauten
seit Jahren gut bewährt haben sollen.
Das Holzcement-Dach besteht aus:
1) dem sogenannten Holzcement (so vom Erfinder
C. S. Häusler aus Hirschberg in Preuß. Schlesien genannt)-
einer zähen elastischen Haut, welche gleichmäßig und ohne Naht
über die ganze Schalung ausgebreitet ist und von C. S. Häus
ler bezogen wird, und
2) Der Jsolir- und der Deckschichte.
Letztere kommen über ein Gespärre von der Stärke etwa,
wie für ein Ziegeldach i0 / l5 bis lS /i 8 cm bei einer Dachnei
gung von 1: 25 und bei einer 1 Meter weiten Sparrenlage,,
über welche, je nachdem das Dach begangen wird oder nicht,,
eine mehr oder weniger starke, gespundete, ebene Dachver
schalung genagelt wird.
Ueber letztere wird zunächst — zur Jsolirung der aus
einer einfachen cementirten Papierlage bestehenden Cemeutdecke —
eine 0,5 bis 1,0 cm starke Schichte von feinem Sande gleich
mäßig übersiebt oder auch asphaltirte an den Fugen aufge
klebte Dachpappe gebracht (in letzterem Falle ohne gespundete
Schalung), dann der Holzcement, der in zwei oder drei Kes
seln bis zur Dünnflüssigkeit erhitzt wird, bereitet, worauf das
eigentliche Decken durch Arbeiter, mit Filzschuhen versehen,
beginnt, indem das ca. 1—1'/, m breite Dachpapier von einer
Traufe zur andern über den First hinweg, eine Rolle neben
der andern, aufgerollt wird, und zwar mit gegenseitiger 15 cm
breiter Ueberdeckung, welche mit Holzcement bestrichen und
verklebt, die parallelen Lagen zu einer einzigen großen, das
ganze Dach überziehenden Lage vereinigt, wobei jedoch zur
Erzielung eines Verbandes mit den obern Papierschichten mit
einer 3 / 4 Rollenbreite begonnen und der Ueberzug gegen die
Windmirkuüg an den Traufkanten mit Nägeln geheftet wird.
Bei der zweiten Lage beginnt man des Verbandes wegen
mit einer halben Papierbreite und es streicht ein Arbeiter vor
ihrer Aufbringung den flüssigen Holzcement in einer Papier-
breite mit einer langhaarigen weichen Bürste gleichmäßig und
stets vor der Nolle her auf die erste fertige Papierlage, wäh
rend ein zweiter Arbeiter unmittelbar den Bogen darauf rollt
und die Luftblasen und Falten mit einer Bürste wegdrückend.