19
tteirt ersten Arbeiter bis zur andern Traufkante folgt; die
Mberdeckung ist ebenfalls 15 cm.
Hierauf folgt in ähnlicher Weise die dritte Lage mit '/«
Nollenbreite anfangend und dann die vierte mit ganzer Rollen
breite beginnend, so daß auf diese Weife alle 4 Lagen im
Verband mit einander stehen; etwa entstehende Risse müssen
mit cementirten Papierstreifen überklebt und das ganze Dach
nochmals mit einem etwas stärkeren Holzcement-Anstrich über
zogen werden, worauf dasselbe unmittelbar mit feinem trocke
nem Steinkohlengruß oder mit gestoßenen Schmiedeschlacken
oder Sande gleichmäßig etwa 1 cm hoch beliebt, hierauf eine
8 bis 10 cm bohe Schicht von Lehm resp. Cbaussee-Abraum
und grobem Sande gebracht und diese gleichmäßig iestgewalzt
wird, und so das Dach fertig ist.
Will ein Garten angelegt werden, so ist noch eine genü
gende Schichte Gartenerde zu überbringen.
Die Dichtung der Traufen geschieht mittelst eines ihrer
Länge nach zwischen der zweiten und dritten Papierlage auf
genagelten Zinkstreifens, welcher 2,5 cm vor die Dachschalung
reicht. Hierauf wird ein zweiter 8 bis 10 cm hoch im rechten
Winkel nach oben gebogener Zinkstreifen mit Stütznasen ver
sehen aufgelöthet, und mit der dritten und vierten Papierlage
überklebt und verstrichen. Dieser Steg verhindert das Ab
spülen der Kies- re. Lage und erhält zum Durchlässen des
Wassers in Entfernungen von je 25 cm 3 bis 4 cm breite
und 3 cm hohe Durchbrechungen, vor welche größere Kiesel
geschüttet werden.
An den Giebelkanten genügt die Aufnagelung eines 10
bis 15 cm hohen Winkelblechs, ebenfalls zwischen die zweite
und dritte Papierlage genügend weit eingreifend und wie an
Mauernanstößen und Schornsteinen über der Deckung in eine
Mauerfnge eingebogen und befestigt.
Ein wesentliches Erforderniß ist ein genügender Luftzug
unter der Schalung, zur Erzielung von Trockenheit des Holzes.
Ein so hergestelltes Dach soll, je nach seiner Flächenausdeh
nung, wenn Sand und Kies nächst der Baustelle zu erhalten
sind und der Holzcement pro 50 Kil. 10 Mark kostet und zu
10 qm Deckung ca. 30 Kilo Holzcement und 7 Kil. Papier
nöthig werden, pro qrn 3 bis 4 M. 20 wogegen kostet
pro qm ein Pappdach 1 M. 58 -J, bis 2 M. bei einem Un
terhaltungsaufwand von jährlich 12,7 pro qm,
ein Zinkdach je nach der Zinkstärke 4 Ji 90 ^ bis 5 M.
70 ^ —:• 7 bis 8 jährliche Unterhaltung,
ein Schieferdach 3 M. 15 bis 3 <M. 20 1 bis
CJ £
ein gewöhnliches Doppel-Ziegeldach 1 M 95 bis 2 M
— !• 2,9 bis 3 jährliche Unterhaltung,
ein Falzziegeldach 1 56 bis 1 M. 80 ^ —:• Unter
haltung noch unbekannt.
Dagegen hat ein Holzcementdach den Vorzug, daß nahezu
horizontale Abdeckung und dadurch die Erzielung einer mög
lichst geringen Dachfläche, die möglichste Ausnützung des dar
unter befindlichen Gcbäuderaums, möglichste Feuersicherheit,
Unempfindlichkeit gegen Orkane und Hagel, int Sommer Schutz
gegen Hitze, im Winter gegen Kälte erzielt wird, die Dach
fläche zu Trockenräumen, Gartenanlagen rc. benützt werden
kann und die Unterhaltung der Abdeckung gleich 0 sein soll.
Im Weiteren wird Holzcement zur Abdeckung von Bal
kons, Terrassen, Brückengewölben, Viadukten, Kasematten rc.
empfohlen.
Rach weiterer Besprechung über diese Deckung, für welche
wiederholt ein Versuch auch bei uns empfohlen und bemerkt
wird, daß Kaufmann Geißler hier eine Agentur hiefür
besitzt, wird die Versammlung geschlossen.
Der Schriftführer:
v. Seeger.
GMurstorl nach Wanlliroun,
den 18. Mai 1879.
Daß die herrlichen Bauten des Maulbronner Klosters sge-
stiftet von Walter v. Lomersheim 1147) trotz öfterer Be
sichtigung immer wieder anziehend zu wirken vermögen, bewies
die zahlreiche Betheiligung, welche der auf Sonntag, den 18. Mai
angesetzte Ausflug nach Maulbronn seitens des Vereins erfuhr.
80 Mitglieder, 16 Damen und 8 Gäste vereinigten sich nach
der vom Wetter äußerst begünstigten Fahrt und etwa s / 4 stän
digem herrlichem Gang von der Station durch den schönen
Buchenwald zum Kloster im Herrenchor der Klosterkirche, wo
selbst Herr Oberbaurath v. Landauer, der schon seit 1862
mit großer Liebe und tiefem Verständniß die Restaurationsarbciten
leitet, an der Hand eines in großem Maßstabe eigens hierzu
gefertigten Grundrisses der Klostergebäulichkeiten eine klare Ueber
sicht über die verschiedenen hier auftretenden Stilperioden gab.
Nach dieser einleitenden Erklärung theilte sich die Gesellschaft in
3 Partieen, welche unter Leitung der Herren Oberbauräthe
v. Landauer und v. Schlierholz und des Herrn Bau
inspektors Berner die einzelnen Räume eingehender, durch die
freundlichen Erläuterungen der Führer wesentlich erleichterter
Besichtigung unterzogen. Hierbei bot sich dem Beschauer die
seltene Gelegenheit, in enger Gruppirung die Stilperioden vom
Romanischen bis zur Renaissance hin in reizenden Mustern be
wundern zu können. Nach Lstündigem Aufenthalt in den ver
schiedenen Räumen des Klosters vereinigten sich die 3 Gruppen
wieder, um in dcm stets interessanten Sommer-Refektorium mit
seinem Ausblick in die Brunnenkapelle, die reich gegliederten
und malerischen Kreuzgänge aus der Uebergangs- und gothischen
Periode und das freundliche Kreuzgärtchen der Wirkung des
von 4 Mitgliedern gesungenen „integer vitae i: mib des Solo
vortrags eines Gastes, des Herrn Grimminger, zu lauschen.
Mittlerweile war auch in der Kiiche des Gasthofs zur Post
das Mittagsmahl herangereift und wandte die Gesellschaft ihr
Interesse nunmehr diesem zu. In kurzer Zeit entwickelte sich
ein reges Leben, das durch Toaste, Tischreden und Gesänge in
angenehmer Weise gefördert wurde.
Den Toast auf Se. Majestät den König, der den Restaura
tionsarbeiten des Klosters stets sein hohes Interesse zugewandt
habe, brachte der Vereinsvorstand aus.
Oberbaurath v. Morlok gedachte in seinem Toast dev
Techniker und Künstler, welche seither sich gewissenhaft Und mit
großer Liebe den Restaurationsarbeiten gewidmet haben. In
warm empfundener Ansprache erwiederte hierauf Herr Ober
banrath v. Landauer und erinnerte an die großartigen
Leistungen der früheren Baumeister, eines Schöpfelin, Gott-
schlag, Berthold und Ulrich, die unter weit schwierigeren
Verhältnissen gearbeitet haben, als die Techniker unserer Zeit.
Prof. Baumgärtner gedachte in gebundener Sprache,
wie folgt, der Verdienste des für die Sache des Vereins uner
müdlichen Vorstandes:
Wo einst in Klostermanern,
Von ihrem Abt regiert,
Der Mönche frommer Orden
Ihr Leben still geführt,
Da ist es laut und munter
Und gar nicht mönchisch heut:
Man schmaust bei vollen Bechern
An holder Frauen Seit'.
S' ist auch ein edler Orden,
Der uns zusammenführt,
Und statt des Abts ein Meister,
Der mächtig uns regiert.
Wie sinnt und sorgt er immer
Und treibt mit sanfter Hand
Und bringt so uns zum Frommen
Was Neues stets in Stand.
Vom Holz führt er den Namen,
Doch baut er auch in Stein.
Hoch lebe unser Meister
Und unser Bauverein!