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Portlandcement auch je etwas zuviel Wasser weniger
schadet und durch Cementzusatz wieder ausgeglichen werden
kann, auch die Einbringung weniger drängt, zudem er an
Ort und Stelle der Verwendung geklopft oder gestampft
sein ungebundenes Wasser verliert, dadurch ein geringeres
Volumen erhält und auch bei seiner Erhärtung dasselbe
weniger mehr ändert, als dies bei Romancementen der
Fall ist, die sich meist ausdehnen;
ad c. ist in der Regel das Mischungsverhältniß durchschnittlich
für gröberen Beton:
bei Romancement bei Portlandcement
Verwendung in Wasser:
Cement 1 Theil, Cenient 1 Theil,
Sand 1 Theil, Sand 2—2% Theile,
Schotter oder Kies 3 Theile Schotter oder Kies 4—5
und geben diese 5 Theile in Theile und bei 1, 2, 5 geben
der Regel nur 3,37 Theile diese 8 Theile 5,7 Theile
erhärteten Beton, erhärteten Beton,
im Trockenen:
Cement 1 Theil, Cement 4 Theil,
Sano 1'/- Theil, Sand 2—2V a Theile,
Schotter, Kies oder Schlacken Schotter, Kies oder Schlacken
4—5 Theile; 5—8 Theile;
ad d. Trocknet Beton aus Romancement trotz periodischem Be
feuchten im Freien, besonders unter Einwirkung der Sonne,
die überhaupt abzuhalten ist, bald aus, er erhält Risse,
nicht selten auch Abblätterungen oder Abbröckelungen gegen
solchen aus Portlandcement, der gegen die Abwechslung
der Witterung weniger empfindlich ist;
ad 6. ist die Druck- und Zugfestigkeit bei Verwendung von
Portlandcement ungefähr das Doppelte bis Dreifache
gegenüber der bei Romancement.
Hienach hat in Württemberg seit mehreren Jahren die Ver
wendung von Portlandcement selbst zu Fundation und sonstigen
Bautheilen sich sehr erhöht und hat die Erfahrung im Allge
meinen gute Resultate geliefert, wobei in neuerer Zeit für
Lieferungen desselben meist die Normen für einheitliche Lieferung
von Portlandcement nach den Beschlüssen des Architekten-Vereins
zu Berlin und des deutschen Vereins der Cement-Ziegel-Fabri
kanten von 1877 zu Grunde gelegt wird (siehe auch Mittheil
ungen von Professor Bauschinger Heft 4 der Zeitschrift für
Baukunde S. 551—582).
Wie bereits angedeutet, begann man in Württemberg mit
der Betonverwendung in größerer Ausdehnung, besonders für
den Hochbau, wesentlich erst voni Jahre 1868, indem zunächst
an der oberschwäbischen Eisenbahn durch den Referenten
eine Anzahl Bahnwärterhäuser wie einige Stationsgebäude, dar
unter einige der ersteren nicht nur bis unter das Dach, sondern
incl. der Bedachung, nach Innen Spitzbogenform, nach Außen
abgedacht, durchaus incl. der Souterrain-Gewölbe von Beton zur
Ausführung in Aussicht genonimen und im Laufe einiger Jahre,
im klebrigen aber fast allgemein die Souterrains und vielfach
auch die Sockel, Perronfassungen, Fußböden, Trottoirbelege u. s. w.
von Beton ausgeführt wurden, (vid. Abhandlung hierüber in
der Wiener Bauzeitung 1870 S. 260—265.)
Bei Mochenwangen waren es die Fabrikanten Müller,
welche in derselben Zeit einen Komplex von Fabrikgebäuden aus
Beton ausführten, in Cannstatt Civilingenieur Huß, der ein
Wohngebäude von Beton erstellte.
Dies gab Anregung überall hin im Lande zum Betonbau,
wesentlich aber in Oberschwaben, woselbst in der Regel Sand
und Kies in guter Beschaffenheit billig nächst den Baustätten,
nicht selten schon durch den Fundamentaushub zu haben ist und
an Orten, wo sich Cementfabriken in der Nähe befinden, so daß
vielerorts vielfach nicht nur die Souterrainmauern mit ihren
Gewölben, sondern nicht selten auch die Stockwerke, wenigstens der
untere, häufig besonders über Stallungen, Fabriken, Brauereien,
Magazinen Ueberwölbungen zwischen schmiedeeisernen Trägern,
aber auch ganze Gebäude, darunter auch solche mit reicher Archi
tektur aus Beton erstellt wurden und stets noch ausgeführt werden.
Letzteres kann außer von den schon genannten Gebäuden
wesentlich von einem Wohnhause des Fabrikanten Merkel in
Eßlingen, einem solchen von Kaufmann Kees in Waldsee und
einer Villa des Fabrikanten Spohn in Ravensburg gesagt wer
den und hat sich der Betonbau für Wohnhäuser wesentlich in
Ravensburg, Tettnang, Ulm, Blaubeuren, Reutlingen, Eßlingen,
Heilbronn und deren Umgegend verbreitet und die Cementver
wendung auch auf Riegelfachausfüllung auf sog. Cement- und
Vulkansteine (ein Gemisch von Cement mit Schieferabfällen oder
mit Schlackenkies), auf Ziertheile aller Art, Pflastersteine, Futter
tröge, Gartenzaunsäulen, Mauerdeckplatten, Treppenstufen, Mark
steine, Kilometer- und Hektometersteine, auf Bodenplatten, Dach
platten, Trottoire k. erstreckt.
Auch für das Jngenieurfach hat die Betonverwendung einen
weiteren Umfang erhalten, nicht nur daß wie früher diese vor
zugsweise sich nur auf Fundirungen erstreckt, es ersetzt der Beton
besonders in bausteinarmen aber kies- und sandreichen Gegenden
seit einer Reihe von Jahren zum Theil auch das Hinter- und
Füllgemäuer, er wird vorzugsweise 51t Widerlagermauern, Ge
wölben, Stütz- und Futtermauern, auch zu Dohlen verwendet,
zu welch' letzteren, besonders, wo kein großer Druck stattfindet,
Cementröhren dienen, letztere meist aus natürlichem Portland
cement, sog. Röhrencement, d. h. einem natürlichen Cement, der,
wenn er auch nicht die gleichmäßige Festigkeit und Bindekraft des
künstlichen Portlandcements besitzt, doch hierin den Romancement
noch weit übertrifft, rascher abbindet und billiger als künstlicher
Portlandcement zu stehen kommt, pro Ctr. aus 1 <M. 50
bis 2 <Mx In Württemberg wird er besonders von Leube und
Schwenk in Ulm, der Stuttgarter Cementfabrik in Blaubeuren,
der von Spohn daselbst fabricirt. Bei besondern Ansprüchen
wegen gesteigerter rascher Abbindung werden entweder separate
Bestellungen in renommirten Fabriken gemacht oder es wird Ro
man- und Portlandcement gemischt oder auch endlich ohne Rück
sicht auf Kosten die rasch bindenden und doch haltbaren Grenobler
Cemente verwendet. Solche Röhren werden mit kreisrundem und
ovalem Querschnitte in verschiedenen Lichtweiten in Württemberg
an manchen Orten ausgeführt und dies vorzugsweise von der
Bauverwaltung der Forstdirektion für den eigenen Verbrauch,
sodann von den Cementwaarenfabriken des Fürsten Zeit zu Zeil,
von der Immobilien-Gesellschaft zu Blaubeuren aus eigenem
Fabrikate, von Kimmel & Fischer, sowie Crutina & Mühle
in Stuttgart.
Bei allen Arten von Betonarbeiten ist jedoch nöthig, daß
neben vorzüglicher Beschaffenheit des Cements, der insbesondere
sehr fein gemahlen, — besonders Portlandcemeut, — langsam bin
dend und deshalb auch nicht frisch versendet werden soll, — derselbe
in trockenem zugfreien Magazin, erhaben vom Erdboden aufbe
wahrt wird und daß von jeder Lieferung eine gründliche Prüfung vor
der Verwendung vorgenommen, ein guter und reiner Sand und
ebenso von Staub und Unrath freier Schotter, Kleingeschläg,
Schlacken u. s. w. ein reines Wasser und nicht zu viel verwendet
wird und zur Bereitung bei richtigem Mischungsverhältniß wie
zur Verwendung unter einem erfahrenen, zuverläßigen Vorarbeiter,
wohlgeschulte, kräftige Arbeiter verwendet werden und die Aus
führung zu geeigneter Jahreszeit nicht zu spät im Herbste (wegen
Gefrierens) aber auch nicht ohne fleißiges Annetzen während der
ersten 10 bis 14 Tage besonders in heißer Jahreszeit und geschützt
vor den Sonnenstrahlen und womöglich in Regie geschehe. Beton
wird bei größeren Massen stets direkt und bei Mauern nicht
selten zwischen Einschalungen resp. Formkästen, bei Gewölben
auf und zwischen die Verschalungen ebenso bei Fußböden direkt
eingebracht, wogegen es zu empfehlen ist, alle quaderartigen
Arbeiten, Fassungen von Gräben, Trottoirs, Architekturtheile,
überhaupt einzelne Stücke und fiir Arbeiten, bei welchen partielle
Setzungen zu befürchten sind, in Formen stückweise zu fertigen
und wie bereits erwähnt in der ersten Zeit ihrer Erhärtung
fleißig zu benetzen, soweit sie nicht zur Erhärtung ins Wasser
gelegt werden können, überhaupt vor dem Versetzen vollständig
erhärten zu lassen. Auf solche Weise wird stets eine gute Arbeit
erzielt werden.
Zu letzteren Betonarbeiten, besonders aber bei geringen
Dimensionen ist zarter Kies als Beimischung zum Sande nöthig,
und zu empfehlen, daß die Oberfläche möglichst so belassen wird,
I wie sie aus der Form kommt, höchstens eben gestrichen, nicht