Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1879)

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Portlandcement auch je etwas zuviel Wasser weniger 
schadet und durch Cementzusatz wieder ausgeglichen werden 
kann, auch die Einbringung weniger drängt, zudem er an 
Ort und Stelle der Verwendung geklopft oder gestampft 
sein ungebundenes Wasser verliert, dadurch ein geringeres 
Volumen erhält und auch bei seiner Erhärtung dasselbe 
weniger mehr ändert, als dies bei Romancementen der 
Fall ist, die sich meist ausdehnen; 
ad c. ist in der Regel das Mischungsverhältniß durchschnittlich 
für gröberen Beton: 
bei Romancement bei Portlandcement 
Verwendung in Wasser: 
Cement 1 Theil, Cenient 1 Theil, 
Sand 1 Theil, Sand 2—2% Theile, 
Schotter oder Kies 3 Theile Schotter oder Kies 4—5 
und geben diese 5 Theile in Theile und bei 1, 2, 5 geben 
der Regel nur 3,37 Theile diese 8 Theile 5,7 Theile 
erhärteten Beton, erhärteten Beton, 
im Trockenen: 
Cement 1 Theil, Cement 4 Theil, 
Sano 1'/- Theil, Sand 2—2V a Theile, 
Schotter, Kies oder Schlacken Schotter, Kies oder Schlacken 
4—5 Theile; 5—8 Theile; 
ad d. Trocknet Beton aus Romancement trotz periodischem Be 
feuchten im Freien, besonders unter Einwirkung der Sonne, 
die überhaupt abzuhalten ist, bald aus, er erhält Risse, 
nicht selten auch Abblätterungen oder Abbröckelungen gegen 
solchen aus Portlandcement, der gegen die Abwechslung 
der Witterung weniger empfindlich ist; 
ad 6. ist die Druck- und Zugfestigkeit bei Verwendung von 
Portlandcement ungefähr das Doppelte bis Dreifache 
gegenüber der bei Romancement. 
Hienach hat in Württemberg seit mehreren Jahren die Ver 
wendung von Portlandcement selbst zu Fundation und sonstigen 
Bautheilen sich sehr erhöht und hat die Erfahrung im Allge 
meinen gute Resultate geliefert, wobei in neuerer Zeit für 
Lieferungen desselben meist die Normen für einheitliche Lieferung 
von Portlandcement nach den Beschlüssen des Architekten-Vereins 
zu Berlin und des deutschen Vereins der Cement-Ziegel-Fabri 
kanten von 1877 zu Grunde gelegt wird (siehe auch Mittheil 
ungen von Professor Bauschinger Heft 4 der Zeitschrift für 
Baukunde S. 551—582). 
Wie bereits angedeutet, begann man in Württemberg mit 
der Betonverwendung in größerer Ausdehnung, besonders für 
den Hochbau, wesentlich erst voni Jahre 1868, indem zunächst 
an der oberschwäbischen Eisenbahn durch den Referenten 
eine Anzahl Bahnwärterhäuser wie einige Stationsgebäude, dar 
unter einige der ersteren nicht nur bis unter das Dach, sondern 
incl. der Bedachung, nach Innen Spitzbogenform, nach Außen 
abgedacht, durchaus incl. der Souterrain-Gewölbe von Beton zur 
Ausführung in Aussicht genonimen und im Laufe einiger Jahre, 
im klebrigen aber fast allgemein die Souterrains und vielfach 
auch die Sockel, Perronfassungen, Fußböden, Trottoirbelege u. s. w. 
von Beton ausgeführt wurden, (vid. Abhandlung hierüber in 
der Wiener Bauzeitung 1870 S. 260—265.) 
Bei Mochenwangen waren es die Fabrikanten Müller, 
welche in derselben Zeit einen Komplex von Fabrikgebäuden aus 
Beton ausführten, in Cannstatt Civilingenieur Huß, der ein 
Wohngebäude von Beton erstellte. 
Dies gab Anregung überall hin im Lande zum Betonbau, 
wesentlich aber in Oberschwaben, woselbst in der Regel Sand 
und Kies in guter Beschaffenheit billig nächst den Baustätten, 
nicht selten schon durch den Fundamentaushub zu haben ist und 
an Orten, wo sich Cementfabriken in der Nähe befinden, so daß 
vielerorts vielfach nicht nur die Souterrainmauern mit ihren 
Gewölben, sondern nicht selten auch die Stockwerke, wenigstens der 
untere, häufig besonders über Stallungen, Fabriken, Brauereien, 
Magazinen Ueberwölbungen zwischen schmiedeeisernen Trägern, 
aber auch ganze Gebäude, darunter auch solche mit reicher Archi 
tektur aus Beton erstellt wurden und stets noch ausgeführt werden. 
Letzteres kann außer von den schon genannten Gebäuden 
wesentlich von einem Wohnhause des Fabrikanten Merkel in 
Eßlingen, einem solchen von Kaufmann Kees in Waldsee und 
einer Villa des Fabrikanten Spohn in Ravensburg gesagt wer 
den und hat sich der Betonbau für Wohnhäuser wesentlich in 
Ravensburg, Tettnang, Ulm, Blaubeuren, Reutlingen, Eßlingen, 
Heilbronn und deren Umgegend verbreitet und die Cementver 
wendung auch auf Riegelfachausfüllung auf sog. Cement- und 
Vulkansteine (ein Gemisch von Cement mit Schieferabfällen oder 
mit Schlackenkies), auf Ziertheile aller Art, Pflastersteine, Futter 
tröge, Gartenzaunsäulen, Mauerdeckplatten, Treppenstufen, Mark 
steine, Kilometer- und Hektometersteine, auf Bodenplatten, Dach 
platten, Trottoire k. erstreckt. 
Auch für das Jngenieurfach hat die Betonverwendung einen 
weiteren Umfang erhalten, nicht nur daß wie früher diese vor 
zugsweise sich nur auf Fundirungen erstreckt, es ersetzt der Beton 
besonders in bausteinarmen aber kies- und sandreichen Gegenden 
seit einer Reihe von Jahren zum Theil auch das Hinter- und 
Füllgemäuer, er wird vorzugsweise 51t Widerlagermauern, Ge 
wölben, Stütz- und Futtermauern, auch zu Dohlen verwendet, 
zu welch' letzteren, besonders, wo kein großer Druck stattfindet, 
Cementröhren dienen, letztere meist aus natürlichem Portland 
cement, sog. Röhrencement, d. h. einem natürlichen Cement, der, 
wenn er auch nicht die gleichmäßige Festigkeit und Bindekraft des 
künstlichen Portlandcements besitzt, doch hierin den Romancement 
noch weit übertrifft, rascher abbindet und billiger als künstlicher 
Portlandcement zu stehen kommt, pro Ctr. aus 1 <M. 50 
bis 2 <Mx In Württemberg wird er besonders von Leube und 
Schwenk in Ulm, der Stuttgarter Cementfabrik in Blaubeuren, 
der von Spohn daselbst fabricirt. Bei besondern Ansprüchen 
wegen gesteigerter rascher Abbindung werden entweder separate 
Bestellungen in renommirten Fabriken gemacht oder es wird Ro 
man- und Portlandcement gemischt oder auch endlich ohne Rück 
sicht auf Kosten die rasch bindenden und doch haltbaren Grenobler 
Cemente verwendet. Solche Röhren werden mit kreisrundem und 
ovalem Querschnitte in verschiedenen Lichtweiten in Württemberg 
an manchen Orten ausgeführt und dies vorzugsweise von der 
Bauverwaltung der Forstdirektion für den eigenen Verbrauch, 
sodann von den Cementwaarenfabriken des Fürsten Zeit zu Zeil, 
von der Immobilien-Gesellschaft zu Blaubeuren aus eigenem 
Fabrikate, von Kimmel & Fischer, sowie Crutina & Mühle 
in Stuttgart. 
Bei allen Arten von Betonarbeiten ist jedoch nöthig, daß 
neben vorzüglicher Beschaffenheit des Cements, der insbesondere 
sehr fein gemahlen, — besonders Portlandcemeut, — langsam bin 
dend und deshalb auch nicht frisch versendet werden soll, — derselbe 
in trockenem zugfreien Magazin, erhaben vom Erdboden aufbe 
wahrt wird und daß von jeder Lieferung eine gründliche Prüfung vor 
der Verwendung vorgenommen, ein guter und reiner Sand und 
ebenso von Staub und Unrath freier Schotter, Kleingeschläg, 
Schlacken u. s. w. ein reines Wasser und nicht zu viel verwendet 
wird und zur Bereitung bei richtigem Mischungsverhältniß wie 
zur Verwendung unter einem erfahrenen, zuverläßigen Vorarbeiter, 
wohlgeschulte, kräftige Arbeiter verwendet werden und die Aus 
führung zu geeigneter Jahreszeit nicht zu spät im Herbste (wegen 
Gefrierens) aber auch nicht ohne fleißiges Annetzen während der 
ersten 10 bis 14 Tage besonders in heißer Jahreszeit und geschützt 
vor den Sonnenstrahlen und womöglich in Regie geschehe. Beton 
wird bei größeren Massen stets direkt und bei Mauern nicht 
selten zwischen Einschalungen resp. Formkästen, bei Gewölben 
auf und zwischen die Verschalungen ebenso bei Fußböden direkt 
eingebracht, wogegen es zu empfehlen ist, alle quaderartigen 
Arbeiten, Fassungen von Gräben, Trottoirs, Architekturtheile, 
überhaupt einzelne Stücke und fiir Arbeiten, bei welchen partielle 
Setzungen zu befürchten sind, in Formen stückweise zu fertigen 
und wie bereits erwähnt in der ersten Zeit ihrer Erhärtung 
fleißig zu benetzen, soweit sie nicht zur Erhärtung ins Wasser 
gelegt werden können, überhaupt vor dem Versetzen vollständig 
erhärten zu lassen. Auf solche Weise wird stets eine gute Arbeit 
erzielt werden. 
Zu letzteren Betonarbeiten, besonders aber bei geringen 
Dimensionen ist zarter Kies als Beimischung zum Sande nöthig, 
und zu empfehlen, daß die Oberfläche möglichst so belassen wird, 
I wie sie aus der Form kommt, höchstens eben gestrichen, nicht
	        

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