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Materialmangel eintreten wird, der bei anderen Materialien nicht
selten störend und hemmend sich ergibt.
Ferner können bei den gut bindenden Eigenschaften des
Cementes bei Hochbauten dünnere Mauern, als bei Verwendung
von anderen Steinmaterialien ausgeführt werden; ebenso bei
Gewölben und bei flachen Ueberspannungen zwischen eisernen
Balken, wofür zu den Weiten bis zu 4 m bei Pfeilhöhe zu
lässig sind.
Bei Gewölben von Mauer zu Mauer, letztere aus Bruch
oder Backstein, empfiehlt es sich, erstere nicht nach dem Fugen
schnitt anzustemmen, sondern sie, da sich das Gewölbe wohl selten
zu einem Ganzen mit der Mauer fest verbinden läßt, horizontal
auf die Mauer als ein Ganzes aufzulegen, oder bei Betonmauern
sie zugleich mit den Mauern mit diesen als ein Ganzes zusam
menhängend und ohne Unterbrechung bei ihrer Anfertigung von
beiden Widerlagern aus in parallelen Streifen auf einer festen
Einschaalung mit Schaalbrettern, die, um nicht beim Quellen
zum Nachtheile des Gewölbes gegen einander zu stemmen, ge
nügende Zwischenräume erhalten müssen, herzustellen und je nach
dem der Cement die Eigenschaft des Schwindens oder der Aus
dehnung hat, vorsichtig zu schließen und erst nach Erhärtung des
Betons auszuschaalen, damit nicht eine nachtheilige keilförmige
oder schiebende Wirkung auf die meist schwachen Mauern entsteht.
Im Allgemeinen werden Betonbauten überdies, weil durch
sie der Massivbau ein möglichst ausgedehnter wird und nicht
selten sich auf den Einbau niit Decken, Treppen u. s. w. erstreckt,
feuersicherer und wird die Unterhaltung eine in erhöhtem Grade
geringere als bei anderer Bauweise.
Bezüglich der Stabilität sind die Erfahrungen, wenn
der Untergrund ein fester ist und nicht durch Einwirkungen von
Erschütterungen durch Eisenbahnen, Fabrikbetrieb rc. in Fibration
gesetzt wird, und dadurch besonders auf höher liegende Gewölbe,
wie dies bei einzelnen Württembergischen Bahnwarthäusern statt
hatte, nachtheilige Folgen entstehen, ebenfalls gute, bei genannter
Fibration des Untergrundes entstanden aber an den Dachgewölben,
die nsit der übrigen spröden Betonmasse fest zusammenhängend
waren, bei einzelnen Gebäuden feine Risse, wodurch Nässe und
wenn auch nur in mehr schwitzender Weise eindrang und die
nachträgliche Ausführung von Sparrendächern über dem Gewölbe
nöthig machte.
Hinsichtlich der Trockenheit sind bei feuchtem Untergrund
und wenn nicht Einwölbungen für die Außenmauern eine zu
sammenhängende Masse erwünscht oder nöthig machen, über dem
Erdreiche und Sockel Jsolirschichten von Werth und haben sich
die Betonhäuser besonders (trotzdem Beton gut wärmeleitend ist)
wenn sie in den ersten Jahren von Außen nicht verputzt wurden
und keine zu kleine Dachvorsprünge, oder wenn sie Dachrinnen
erhielten, die Jnnenräume gut ventilirt werden, ebenfalls gut
bewährt und zeigen wesentlich die genannten Villen an ihren
Malereien, Tapeten u. s. w. keine Spur von Feuchtigkeit und
selbst von den Souterrainräumen kann dies erwähnt werden, in
welchen Holz und sonstiges Brennmaterial ohne Nachtheil auf
bewahrt werden kann.
Nur solche Gebäude, in denen nicht gelüftet wurde, was bei
einigen stark bevölkerten Bahnwarthäusern in den ersten Jahren
statt hatte, zeigten sich feuchte und nasse Wandungen und wurden
für dergleichen Wohnungen oder wenn die Wände reichere
Malereien erhalten sollen, auch schon die Ausführung von dop
pelten Wänden mit Luftschichten zu Erzielung von obsoluter
Trockenheit angerathen und ausgeführt.
Schließlich darf nicht unterlassen werden des Verputzes
zu erwähnen.
Zu innerem glatten Mauerputz wie zu Gesimsen wird in
der Regel der gleiche Putzmörtel verwendet, wie bei gewöhnlichen
Bauten, wogegen der äußere Wandputz mit den Gesimszügen
und ebenso die Färbung etwas heikler Natur sind.
Will zu äußerem Putz Romancement verwendet werden, so
muß, wenn er gut werden soll, hiezu mindestens die Hälfte
scharfkantiger und sehr reiner Sand verwendet werden; besser ist
aber auch hier die Verwendung von Portlandcement in der Mi
schung von 1 Thl. Cement und 1 Thl. Quarzsand und in bester
Qualität, von erfahrenen, zuverlässigen Arbeitern in trockenem
Zustande auf innigste Weise gemischt, worauf erst Wasser mittelst
einer mit Seiher versehenen Gieskanne zugegossen und der Mörtel
bereitet wird. Zu jeder Art von Verputz nmß das Mauerwerk
oder auch die Betonmasse vollkommen ausgetrocknet sein, das
Mauerwerk von Staub, Schmutz und Kalkmörtel gereinigt, vor dem
Auftrag des Putzmörtels gut durchnäßt und der Verputz selbst
in 2—3 Aufträgen hergestellt und darf bei glatter Behandlung
nicht allzusehr abgescheibt werden, damit sich keine Abblätterungen
erzeugen; auch ist er längere Zeit feucht zu halten und vor
schädlichen Sonneneinwirkungen durch vorzuhängende Tücher zu
schützen.
Manche Cemente schwitzen Salze aus und ist daher in so
lange dieß statt hat und bis der Verputz vollständig ausgetrocknet
ist, was meist erst nach 6—12 Monaten erwartet werden kann,
— innerhalb welcher Zeit derselbe meist fleckicht wird — mit
dem Auftrage eines Anstrichs zuzuwarten, und jedenfalls ist
vor dem Auftrage der Grundfarbe eine gründliche Reinigung
entweder auf trockenem Wege mittelst Pinsel nöthig, oder nach
Umständen, und dieß besonders bei Oelfarbenanstrich durch
2—3malige Abwaschung mit einer schwachen Säure — etwa
Essigsäure — zur Zerstörung des pflanzlichen Lebens anzuem
pfehlen.
Als ein guter Anstrich hat sich in Stuttgart und anderen
Orten (besonders an der Hoffayade des neuen Justizgebäudes
hier) ein Zink-Silicat-Anstrich (kieselsaurer Zinkoxydanstrich)
bewährt, und zwar in 3 Aufträgen. Der erste Anstrich, bestehend
aus stz Theil Silicat und '/a Theil weichem (Regen-) Wasser
ohne sonstige Zusätze. Zum zweiten wird, nachdem zuvor die
Erdfarben (Mineralfarben sind nicht verwendbar) in Wasser dick
eingeweicht sind, in abgesondertem Gefäß das Steinzinkoxyd in
7s Silicat und \ Wasser ebenfalls zu einem Brei angerührt
und sodann die Mischung der Farbe unter Beisatz der Stein
zinkoxydlösung vorgenommen, und zum dritten Anstrich werden
wiederum die Erdfarben eingeweicht und zu steifem Teige ange
rührt, mit einem Silicat ohne Wasserzusatz und mit Steinzink
oxyd gemischt und so der gewünschte Steinthon nach Belieben
erzielt.
Die Farbe darf zu Verhütung von Staub weder zu dick
noch zu dünn aufgetragen und kann je nach Bedarf niit einem
Silicat weiter vermischt werden, vorher aber ist sie durch ein
feines Sieb zu bringen, welches nach gemachtem Gebrauche so
fort wieder auszuwaschen ist, damit es sich nicht durch Erhär
tung des Silicates verstopft, wie auch ans diesem Grunde die
Pinsel nach gemachtem Gebrauche sofort ins Wasser zu stellen
sind, auch darf nie mehr Farbe angemacht werden, als in dem
Zeitraum eines Tages verwendet werden kann.
Ein solcher Anstrich kostet pr. Quatratmeter ca. 60 ^,
incl. dem Gerüste und bedarf eines geschickten Malers, im üb
rigen wird ans die Gebrauchsanweisung der Gesellschaft Vieille
Montagne über Zinksilicatanstrich hingewiesen.
Zur Erreichung eines dichten und festen Oelfarben- E
anstrichs wird eine Behandlung mit verdünntem Wasserglas
(auf 1 Theil Wasserglas 3—4 Theile Wasser) etwa 3mal auf
getragen, empfohlen, wobei das ausscheidende Alkali je vor Auf
bringung eines weiteren Anstrichs nsit Wasser abzuwaschen und
erst dann ein Oelfarbanstrich mit frischem Firnisse und dieser in
heißem Zustande aufzubringen ist.
Nicht minder günstige Erfahrungen wie bei den Hochbauten :
ergaben sich bei der Betonverwendung auf dem Gebiete des In- '
genieurwesens zur Erstellung von Widerlagern, Gewölben, .
Futter-Stützmauern, Dohlen, Cementröhren.
Wir komnien nun zmn 2ten Theil der Frage: Wie stellen
sich die Kosten der Herstellung und Unterhaltung von Beton
bauten gegenüber von sonstigen Ausführungen?
Dieselbe ist zum Theil in Vorstehendem behandelt und wird
im Allgemeinen hier nur kurz rekapitulirt und zunächst als !
Grundlage billiger Betonarbeiten nochmals erwähnt das Erhalten
von gutem Kies und Sand oder von Schlacken nächst der Bau
stelle und in diesem Falle werden Mauern, Gewölbe u. s. w.
von Beton durchschnittlich nicht unwesentlich billiger werden, als \
aus natürlichen oder künstlichen Steinen erstellt, entschieden und
wesentlich billiger aber quaderartiger Arbeit gegenüber.