Herr Caspar gibt zu, daß die Zeitschrift für Baukunde
kein Wochenblatt ähnlich der Deutschen Bauzeitung.'c. sein kann,
sondern ein der Tagesfrage fern stehendes streng wissenschaftliches
Organ sein solle, er glaubt aber im Sinne vieler seiner Fach
genossen, daß beides erzielt werden sollte nemlich: außer um
fangreicher Veröffentlichungen von Neuausführungen und wissen
schaftlichen Aufsätzen, auch das tägliche Neue im Fache zur
Publikation zu bringen, dabei wünschte er nach Art der englischen
Fachjournale einen für die Redaction unverantwortlichen Sprechsal,
in welchen! sich die Geister nach Herzenslust tummeln könnten,
also vor Allem das Erscheinen der Zeitschrift in ganz kurzen
Zwischenräumen mindestens monatlich und zwar hicnach eine
Reorganisation dieser Zeitschrift schon voin Jahre 1882 an.
In einem zweiten Schreiben au den Redakteur geht Herr
Caspar weiter, indem er sagt:
Wozu alle Vierteljahr einen Eisenbahnwagen voll
Garben, aus dem sich Niemand bemüht, die Körner zu
sammeln, und nicht lieber alle Wochen eine bescheidene
Tüte voller Frucht, die jeder frisch aus der Hand genießt?
Dies oll gros - Geschäft lasse man dem Staate und
schlage lieber einen Kleinkram für den täglichen Bedarf auf.
Hienach bittet er folgende Fragen zur Entscheidung zu
bringen, zugleich auch als Ausdruck der meisten Straßburger
Vereinsniitglieder:
1) als dringlich soll vom 1. Januar 1882 ab die bisherige
Zeitschrift für Baukunde eingehen und an deren Stelle eine
wöchentlich erscheinende technische Zeitung herausgegeben
werden.
2) Im Falle die Dringlichkeit des Antrages anerkannt !vird,
sind die Wahlen von drei Kommissionsmitgliedern sofort
vorzunehmen.
3) Im Falle der Annahme des obigen Antrages wolle der
Redaktionsausschuß beschließen:
daß die diesjährige Sitzung des Plenums des Redaktions
ausschusses zeitlich und räumlich getrennt von der Ab-
geordnetenversamniluug des Verbandes deutscher Architekten
und Ingenieure stattfinde oder wenigstens einen Tag vor
der Sitzung der Abgeordnetenversanunlung, so daß den
ersteren ein frischer und ganzer Tag zu ihren Berath
ungen verbliebe.
Zur Vorberathung dieser so wichtigen Fragen hat der Vor
sitzende des Vereins für Baukunde auf den 28. März, Abends
6 Uhr, eingeladen die Herren:
Professor Reinhardt, Redaktionsausschußmitglied,
Professor Göller, Referent für die Referate für Architekten,
Professor Dr. Weyrauch, das frühere Redaktionsausschuß
mitglied,
Oberbaurath v. Egle, und
Professor Schlebach.
Die Berathung geschah nach Verlesung des Schreibens vom
Redaktionsausschusse in München, zweites Schreiben von Herrn
Abtheilungsbaumeister Caspar in Straßburg, und zweites
Schreiben von Herrn Redakteur Wittmann in München, unter
dem Vorsitz des Oberbaurath v. Schlierholz. Die Beschlüsse
waren folgende:
Im Allgemeinen muß die Kommission bestreiten, daß die
Zeitschrift im Kreise ihres Vereins so wenig Interesse erregte
und meist nicht einmal aufgeschnitten worden wäre, sie wird viel
mehr mit Interesse gelesen, dabei läßt sich nicht verkennen,
daß, was das Erscheinen betrifft, eine Verbesserung ein
treten bürste, so dies nicht anderweitige Schwierigkeiten bereiten
würde. So wäre es wünschenswerth, wenn die Zeitschrift in
möglichst kürzeren Perioden, längstens von 2 zu 2 Monaten, er
scheinen könnte; auch wird die Wichtigkeit einer Wochenschrift
neben einer reduzirten, dann vierteljährig erscheinenden Zeitschrift
anerkannt. Hiefür wirft sich aber die Frage auf, ob eine Wochen
schrift neben den bereits vorhandenen, die deutsche Bauzeitung,
das Berliner Wochenblatt, das neue Centralblatt der Berliner
Bauverwaltung, das Wiener Wochenblatt und den schweizerischen,
uüe der deutschen Ingenieur-Zeitung wohl konkurriren könne und
ob, wenn dies voraussichtlich möglich, der Aufwand für eine
vierteljährig erscheinende, reduzirte Zeitschrift und eine Wochen
schrift sich nicht erhöhen würde.
Die Komniission konnte siir letztere Einrichtung nur dann
sich aussprechen, wenn der Aufwand für die Vereinsmitglieder
kein höherer würde.
Für die Herausgabe nur einer Wochenschrift ohne eine
periodisch erscheinende Zeitschrift mit größeren Abhandlungen und
Publikationen von Hochbauten k. kann sich die Kommission nicht
aussprechen.
Die Referate betreffend, war die Mehrzahl der Kommission
der Ansicht, daß diese für viele Mitglieder, besonders für solche,
ivelche Bibliotheken ferne stehen, und denen es an Zeit zum
näheren Studium der ganzen Fachliteratur fehlt, sehr werthvoll
seien; für Manche mögen sie zwar etwas zu weitläufig gehalten
sein und könnten sie, auch chne daß das Ganze Noth leiden
würde, etwas gekürzt werden, was Letzteres auch schon vom
Redaktionsausschuß in Heidelberg 1879 im Interesse einer auf
zunehmenden Bauchronik ausgesprochen wurde.
Hienach dürfte speziell zu Frage 1 im Weiteren eine
Reorganisation der Zeitschrift, die sich nach der Kommissions
Ansicht in der kurzen Zeit ihres Bestandes als lebensfähig er
wiesen hat, nicht vor Ablauf des Vertrages mit dem
Verleger angezeigt erscheinen, weil dadurch voraussichtlich
erhebliche Mehrkosten entständen, wodurch überhaupt das Unter
nehmen in Frage gestellt werden könnte, dagegen dürfte bis
dahin die Frage über eine Aenderung in ernste Erwägung ge
zogen und hierüber im Jahre 1882 berathen werden, in ivelcher
Beziehung die Kommission mit Herrn Caspar darin einver
standen ist, daß fernerhin die Nedaktionsausschußsitzungen, in
soferne sie sich an die Abgeordnetenversammlungen des Verbandes
deutscher Architekten- und Jngenieurvereine anschließen, abgesondert
an einem Tage vor den Sitzungen der letzteren gehalten werden
sollen, um ruhig und frisch in die Berathungen mit hinreichender
Zeit eintreten zu können.
Ferner: zu Frage 2 eine Dringlichkeit für den Caspar-
schen Antrag nicht vorliege und die Wahl einer bezüglichen Kom
mission nicht nöthig feie.
Zu Frage 3 dürfte der Redaktionsausschuß im Herbste,
falls die Äbgeorduetenversammlung in dem entfernten Danzig
abgehalten werden solle, au einem anderen, möglichst in Süv-
deutschland befindlichen Orte tagen und falls der Annahme des
Caspar'schen Antrages durch den Redaktionsausschuß wären
auch ivir für eine 3. Konlmission unter Zuziehung des Redakteurs.
Professor Weyrauch führt ans, daß die Zeitschrift ähnlich
wie die Hannoversche angelegt sei, dieselbe könne auch etwas
Tüchtiges leisten, wenn sie von den Mitgliedern genügend unter
stützt werde. Die in der Zeitschrift enthaltenen Referate über
die neuesten literarischen Erscheinungen seien von großem Werth,
dürfen aber nicht zu ausführlich sein. Die Gründung einer
Wochenschrift sei kein Bedürfniß, da solche schon hinreichend vor
handen seien, dagegen enipfehle sich ein häufigeres Erscheinen der
einzelnen Hefte, etiva alle Monate, was freilich wegen Herstellung
der Tafeln wieder Schwierigkeiten biete.
Baurath Rheinhard hält die literarischen Referate für
überflüssig, da auch die Hannoversche Zeitschrift, welche von vielen
Mitgliedern gelesen werde, ähnliche enthalte, auch sei die Bei
gabe von kolossale» Detailzeichnungen bei den Publikationen von
Architekten unnöthig.
Baumeister Lang ist der Ansicht, daß die Hannoversche
Zeitschrift bei uns weniger häufig gelesen werve und betont, daß
die Referate sehr werthvoll seien, daß sie eine gute Uebersicht
über das Wissenswertheste aus den neuen literarischen Erschein
ungen geben.
Professor Weyrauch bezeichnet die Referate über die Sitz
ungen der verschiedenen Vereine für unnöthig.
Baurath Rheinhard und Professor Schlebach sprechen
sich iviederholt gegen die Referate über die neuen literarischen
Erscheinungen aus, während Oberbaurath v. Bok den großen
Werth derselben betont, da die meisten Mitglieder nicht sämmt-