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Ingenieur-Wesen mit Ausscheidung der Referate in ein abgesondertes !
Sammelwerk und unter Ausschluß der Publikation der Vereinspro
tokolle verhandelt werden sollte.
Nach einer eingehenden Discussion über diesen wichtigen Gegen
stand, wobei der bayrische Verein zu Erzielung einer raschen
Publikation der Vereinsmittheilungen ein Abkommen mit der deut
schen Bauzeitung und weiter noch die Hereinziehung des sächsischen
Vereins zu Hebung der Zeitschrift für Baukunde wünscht, der
badische Verein ebenfalls Weglaß der Vereinsprotokolle will und i
bezüglich der Orginalabhandlungen möglichst viele der Praxis ent
nommene Mittheilungen und möglichst wenig Theoretisches enthaltend
wünscht, spricht sich der württembergische Vertreter zunächst
für Beibehaltung der Zeitschrift in bisheriger Gestalt aus, indem er
sich die Schwierigkeiten einer Trennung des Ingenieur- und Hochbau
wesens nicht verhehlt und, falls diese Schwierigkeit beseitigt werden
könnte, das Wünschenswerthe einer solchen Trennung zugibt. Daher
empfiehlt er, diese Eventualität im Auge zu behalten.
Bei der nun folgenden Abstimmung wird:
a. einstimmig der Caspar'sche Antrag auf Gründung eines
Wochenblattes abgelehnt und die Erhaltung der Zeitschrift
beschlossen;
b. der Antrag des niederrheinischen Vereins auf Vereinigung
mit der Hannoverischen Zeitschrift unter Berücksichtigung des
vom bayerischen Vereine gemachten Vorschlages einer Heran
ziehung des sächsischen Vereins angenommen;
o. Zur Realisirung der Anträge des niederrheinischen Vereins
wird eine Viermänner-Commission, bestehend aus den Herren
Baumeister, Ebermayer, Funk und Reinhardt,
erwählt;
ä. Der Antrag des bayrischen Vereins aus Heranziehung der
„deutschen Bauzeitung" wird abgelehnt, da dieses Journal
bisher immer Mittheilungen über Vereinsverhandlungen und
sonstige kleinere Artikel bereitwilligst zum Abdruck gebracht
habe, eine besondere Vereinbarung aber möglicherweise die
anzubahnenden organisatorischen Veränderungen beeinträchtigen
könne.
e. Der Antrag des badischen Vereins bezüglich des Inhaltes
der Originalabhandlungc» und des Wegfalles der Mittheilungen
über die Vereinsverhandlungen wird angenommen, dessen die
Referate betreffender Vorschlag aber, weil vorläufig unaus
führbar, wegen Unmöglichkeit, die bisherigen geringen Hono
rarsätze zu erhöhen, abgelehnt.
Der Vorsitzende dankt dem Redner für seine ausführliche Dar
stellung und seine Theilnahme an der Darmstädter Verhandlung,
beleuchtet in Kürze die Wichtigkeit der dort berathenen Neuerungen,
glaubt aber eine Besprechung hierüber noch aussetzen zu sollen, bis
die laufenden Verhandlungen abgeschlossen sind, und geht daher über
zu einem ausführlichen Referat über die X. Delegirten-Versamm-
lung des Verbands deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine, ab
gehalten zu Danzig am 29./30. August 1881.
Die Protokolle dieser Verhandlungen sind in Nr. 75 der
deutschen Bauzeitung und in dem besonders gedruckten Bericht des
Verbandes enthalten und wurde letzterer der Bibliothek einverleibt.
Hier sei daher nur erwähnt, daß die Referate über Beton
bauten durch den Hannoverschen Verein resp. Herrn Bauinspektor
Schwering und den württembcrgischen Verein resp. Herrn Ober
baurath v. S chlierholz zusammengestellt wurden, daß dieses Operat
in dem 4. dießjährigen Hefte der Zeitschrift für Baukunde enthalten
ist, und daß gegen Verzicht auf den Honorarbetrag von 120 <M>.
die Redaktion sich verpflichtet hat, 400 Separatabdrücke dem Ver
bände zur Vertheilung an die Einzclvereine zu übersenden; sowie
daß der württembergische Verein für Baukunde zum Korreferenten
bestimmt wurde für die Fragen:
1) Wie kann dem Nothstände unter den jüngeren Technikern !
Deutschlands begegnet werden?
2) Wie kann die praktische Ausbildung unserer Techniker nach
Absolvirung der academischen Studien gefördert werden?
3) Besprechung der Uebelstände, welche sich in neuerer Zeit durch
den Handel mit Hausteinen herausgebildet haben.
Die 13 im Sommerseinester eingelaufenen Aufnahmsgesuche
werden hierauf ohne Kugelung angenommen und sind demnach als
neue Mitglieder zu verzeichnen:
a. Ortsanwesende Mitglieder:
1) Baumeister Rich. Leibbrand beim Ministerium des
Innern, Abtheilung für Straßen- und Wasserbau, vor
geschlagen von Herrn Baurath Leibbrand.
b. auswärtige Mitglieder:
2) Baumeister 216 ei,
3) „ 23 ör steil,
4) „ Kalle e,
5) Ingenieur Münz,
6) „ Sch euffele,
7) Baumeister Fischer,
8) „ Bosch,
J sämmtlich beim Kgl. Eisen-
( bahnbauamt Freudenstadt, vor-
geschlagen von Herrn Bau-
ath Knoll.
, sämmtlich beim Kgl. Eisen-
I bahn-Hochbauamt Freuden-
9) „ Christian, ( stadt, vorgeschlagen von Herrn
10) Architekt Bänder, ' Bauinspektor Eulcnstein.
11) Jng.Prakt. G. Ke pp l er in Wangen;
12) Baumeister Mittler, derzeit Bahnmeistereiverweser in
Kißlegg;
13) Sekt.-Ing. H il ler, Betriebsbauamtsvorstand in Leutkirch.
Die 3 letzten Herren vorgeschlagen von Herrn Oberbaurath
v. Schlierholz.
Schließlich fordert der Vorsitzende die Mitglieder auf, sich
recht zahlreich zu Vorträgen und Referaten für das kommende
Semester bei ihm zu melden und ladet dann zur Besichtigung der
durch Lichtdruck vervielfältigten Pläne der Frankfurter Bahnhof-
konkurrenz ein, die Herr Oberbaurath von Brokmann als Mit
glied der Akademie für Bauwesen erhalten und in dankenswerther
Weise zur Besichtigung der Mitglieder im Versammlungslokal zur
Ausstellung dem Vorsitzenden überlassen hat, und die bis 11'/a Uhr
das Interesse der Anwesenden erregen.
Der Schriftführer:
Lang.
Zwölfte Wersammkung, am 22. Oktober 1881.
Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlierholz.
Schriftführer: Baumeister Laistner.
Anwesend: 19 Mitglieder und 1 Gast.
Der Vorsitzende begrüßt das seither auswärtige, nunmehr orts
anwesende Mitglied, Herrn Bauinspektor Schmoller, sowie als
Gast Herrn Ingenieur Bühler aus Diedenhofen.
Nach Verlesung und Genehmigung des Protokolls der letzten
Sitzung berichtet der Bibliothekar, Baurath Kaiser, überden vom
5.—7. d. M. vorgenommenen Bibliotheksturz, bei dem sich eine
ziemlich bedeutende Unvollständigkeit herausgestellt hat. Es soll
durch Cirkular bei sämmtlichen Mitgliedern nach dem Verbleib der
fehlenden Werke geforscht werden.
Der Vorsitzende theilt nunmehr mit, daß dem Verein das
Korreferat über 2 sehr wichtige Verbandsfragen übertragen worden
sei. Dieselben lauten:
1) Wie kann dem Nothstände unter den jüngeren Technikern
Deutschlands begegnet werden?
2) Wie kann die praktische Ausbildung unserer Techniker nach
Absolvirung der akademischen Studien gefördert werden? Ist
es insbesondere wünschenswerth
a. daß die obligatorische Dauer der praktischen Thätigkeit
zwischen dem ersten und zweiten Staats-Examen ausgedehnt
wird und wie weit,
b. daß die diätarische Besoldung seitens der Behörde in Fort
fall konimt,
0. daß dagegen die Behörden die Verpflichtung übernehmen,
die praktische Ausbildung nach allen Seiten der Bau
thätigkeit und Verwaltung durch Verordnung zu regeln?
6. Welche Bestimmungen bestehen in dem Gebiete der Einzel
vereine in Betreff der praktischen Ausbildung der Staats
techniker nach erledigten Studien? Sind Abänderungen
dieser Bestimmungen erwünscht?