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Kaiser, dem Könige von Württemberg und den übrigen Bundes
fürsten gelte sein hoch. Der Vorsitzende, Oberbaurat v. Schlier
holz, verlas hierauf eine große Zahl schriftlicher und tele
graphischer Begrüßungen: von S. M. dem König, I. M. der
Königin, II. K. HH. dem Prinzen Wilhelm, den Prin
zessinnen Katharine und Marie, dem Fürsten von Hohen-
3 Ottern; sodann von den Ministern v. Mittnacht, v. Nenner,
v. Geßler, v. Faber, v. Hölder, Generalmajor v. Stein
heil, Prof. Grashof aus Karlsruhe, Vorstand des Vereins
deutscher Ingenieure, Oberbaurath Nenninger aus Wien u. a.
Prinz Weimar von hier, in England abwesend, sendete, sein
Interesse für die Versammlung kundgebend und bedauernd nicht
hier gewesen zu sein, eine Zuschrift nachträglich nach seiner
Rückkehr.
Geh. Regierungs- und Oberbaurat Funk aus Köln erinnerte
an die württembergischen Einrichtungen und Bauten; an das
Polytechnikum, die Baugewerkeschule, die kunstgewerblichen
Sammlungen, an den Geislinger Albaufgaug, der lange Zeit als
Vorbild gedient, an das Wasserversorgungswesen, das in Europa
einzig in seiner Art dastehe, lauter Beweise einer intelligenten,
von hohem Streben erfüllten Regierung. Die württembcrgische
Regierung, von der der Verband so liebenswürdig aufgenommen
worden sei, lebe Hoch.
Präsident v. Schütz dankte hierauf dem Vorredner, indem
er hervorhob, daß der Anstoß zu all den gerühmten Einrichtungen
von den Männern der Technik und Kunst ausgegangen sei.
Der Verband vermöge das Vorwärtsschreiten wesentlich zu er
leichtern, darum hoffe er, daß die Ideale des Verbands immer
weitere Bereiche ziehen; sein Hoch gelte diesen Idealen.
Der nächste Redner, Pros. Baurat Köhler aus Hannover
citierte: „So manchen Mann, so manchen Held gebar das
Schwabenland", um daran ein Hoch auf Württemberg zu knüpfen.
Baurat Schlichtegroll aus Bayreuth Gastierte auf
Stuttgart, dessen Reichtum an Monumentalbauten und kulturelle
Einrichtungen den Besucher überraschen müsse, auf Stadt und
Gemeindekollegien.
Oberbürgermeister I)r. v. Hack dankte für die freundlichen
Worte des Vorredners, und führte sodann des Längeren das
wohlthätige Wirken der die Künste fördernden Vereine aus.
Nur, wo diese Jahrzehnte lang vorgearbeitet haben, finde die
Verwaltung an der öffentlichen Meinung den Rückhalt, der ihr
unentbehrlich sei. Zu solch wohlthätig wirkenden Vereinen gehöre
auch der württemb. Verein für Baukunde. Diesem und seinem
allseitsthätigen Vorstande, seinem ehemaligen Lehrer, Oberbaurat
v. Schlierholz gelte sein Hoch.
Oberbaurat v. Schlierholz sprach hierauf in seiner
Doppeleigenschaft als Verbandsvorstand und Vorstand des Württ.
Vereins für Baukunde den Herren von Schütz und l)r. v. Hack
seinen wärmsten Dank für die der Technikerschaft im allge
meinen und dem hiesigen Vereine wie ihm selbst insbesondere
gewidmeten Worte der Anerkennung. Angesichts dieser ehrenden
Worte möchte er aber die Einzelvereine zu stets eifrigem Zu
sammenwirken ermuntern und ermahnen. Wo solch gemeinsames
Schaffen zur Richtschnur diene, fehle auch der Erfolg nicht.
Er bringe daher dem stets festeren Aneinanderschließen und
Zusammenwirken der Einzelvereine, dem Blühen und Gedeihen
derselben sein Hoch.
Oberbaurat Leibbrand gedachte hierauf in längerer und
feuriger Rede der Gäste, insbesondere der österreichischen Brüder
schaft. Sein Hoch auf die Oesterreicher fand stürmischen Beifall.
Namens der Oesterreicher dankte nun Oberbaurat Fr.
Schmidt. Er brachte einen Gruß ans Vaterhaus, Mutter
Germania werde ihre Kinder nicht vergesse». Wie Schillers
Gedichte nie vollwertig in eine andere Sprache übertragen werden
können, so habe auch die deutsche Kunst eine Art der Wieder
gabe des Empfundenen, die keine andere Nation aufweisen könne.
Heilige Pflicht sei es für die Jetztzeit und die Zukunft, die
deutschen Ideale zu pflegen. Mit einem begeistert aufgenommenen
Hoch auf die deutschen Kollegen schloß Redner seine tief em
pfundenen Worte.
Namens der Schweizer sprach Prof. Bluntschli von Zürich
seinen Dank aus. Was die Schweiz der deutschen Kunst und
Wissenschaft verdanke könne er in die beiden Namen Culmann
und Semper zusammenfassen.
Oberbaurat Dr. v. Leins gedachte hierauf in warmen
Worten derer, die das Band von einer Versammlung des Ver
bands zur andern zu knüpfen berufen seien: der Delegirte».
Diesen Männern, die ihre große Last mit Hingebung tragen,
gelte sein Hoch.
Den Schluß der Trinksprüche bildete ein heiterer Toast auf
die deutschen Frauen und Jungfrauen, den Prof. Zeemanu
aus Stuttgart ausbrachte.
Für den Abend hatte die Musenmsgesellschaft zur Benützung
des Silberburggartens eingeladen und daselbst ein Gartenkonzert
und Gartenfest beabsichtigt. Die Witterung vereitelte jedoch be
dauerlicherweise diesen Plan. Dagegen wurden die Gäste zu einer
musikalischen Unterhaltung in den Festsaal des Museums gebeten,
die in schönster Weise verlief und mit einer Tanzuuterhaltung
ihren Abschluß fand.
Am Abend des 27. August, nach Rückkehr von Beben
hausen und Maulbronn, versammelten sich die Festgäste im
großen Saale der Liederhalle. Sie waren hiezu vom Stutt
garter Liederkranz geladen, der ihnen durch Vortrag ernster und
heiterer Gesänge den Beweis lieferte, daß das sangeskundige
Schwaben noch heute in erster Reihe steht, wo es gilt, echten
deutschen Sang zu pflegen. Die Leistungen der Sänger ernteten
dann auch reichen Beifall und die Gesellschaft des Liederkranzes
warmen Dank für ihr freundliches Entgegenkommen.
Was schließlich die Ausstellung betrifft, so trug diese
nicht zum geringsten Teile zum Gelingen des ganzen bei. Sie
war in eine historische und in eine neuere Abteilung, letztere
wiederum in Architektur- und Jngenieurfach, gegliedert. Eine
nähere Beschreibung derselben findet sich in der deutschen Bau
zeitung Nr. 82 und 83, im Wochenblatt Nr. 73 und im Detail
verzeichnis in unserer Bibliothek bei den Generalversammlungs-
Spezialakten.
Mit hoher Befriedigung darf der Verein für Baukunde auf
die schöne Zeit der VI. Generalversammlung des Verbands zu
rückblicken. Wohl brachte die Vorbereitung und Leitung derselben
der Mühen und Sorgen viele, vor allem für die Vorstandsmit
glieder; doch wurde den Leistungen auch von allen Seiten der
wärmste Dank und die freudigste Anerkennung zu teil und hat
auch S. Majestät den ihm durch die Vorstandsmitglieder am
31. August erstatteten schriftlichen Bericht und Dankesbezeugung
allergnädigst entgegengenommen, und ihren Vorstand am 3. Ok
tober in Friedrichshafen gnädigst zu Sich befohlen und Ihrer
Freude über den gelungenen Verlauf der Generalversammlung
und den starken Besuch Bebenhausens nochmals allerhöchsten
Ausdruck gegeben, sich im einzelnen für die gehaltenen Vorträge
und die Ausstellung eingehends interessiert und die Zusendung
der Vorträge nach ihrem vollen Inhalte gewünscht.
Um dem Ganzen unsererseits einen offiziellen Abschluß zu
geben, versammelten sich den 18. Oktober der Vereinsausschuß
mit den Festkommissioiis-Mitgliedern und den Mitarbeitern zum
Führer durch Stuttgart bei einem gemeinsamen Nachtessen der
schönen Erlebnisse und aller derer in Dankbarkeit gedenkend, welche
in ihrem Teile zum Gelingen der Generalversammlung bei
getragen haben.
Schlierholz.