Full text: Sitzungs-Protokolle / Verein für Baukunde in Stuttgart (1884)

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Kaiser, dem Könige von Württemberg und den übrigen Bundes 
fürsten gelte sein hoch. Der Vorsitzende, Oberbaurat v. Schlier 
holz, verlas hierauf eine große Zahl schriftlicher und tele 
graphischer Begrüßungen: von S. M. dem König, I. M. der 
Königin, II. K. HH. dem Prinzen Wilhelm, den Prin 
zessinnen Katharine und Marie, dem Fürsten von Hohen- 
3 Ottern; sodann von den Ministern v. Mittnacht, v. Nenner, 
v. Geßler, v. Faber, v. Hölder, Generalmajor v. Stein 
heil, Prof. Grashof aus Karlsruhe, Vorstand des Vereins 
deutscher Ingenieure, Oberbaurath Nenninger aus Wien u. a. 
Prinz Weimar von hier, in England abwesend, sendete, sein 
Interesse für die Versammlung kundgebend und bedauernd nicht 
hier gewesen zu sein, eine Zuschrift nachträglich nach seiner 
Rückkehr. 
Geh. Regierungs- und Oberbaurat Funk aus Köln erinnerte 
an die württembergischen Einrichtungen und Bauten; an das 
Polytechnikum, die Baugewerkeschule, die kunstgewerblichen 
Sammlungen, an den Geislinger Albaufgaug, der lange Zeit als 
Vorbild gedient, an das Wasserversorgungswesen, das in Europa 
einzig in seiner Art dastehe, lauter Beweise einer intelligenten, 
von hohem Streben erfüllten Regierung. Die württembcrgische 
Regierung, von der der Verband so liebenswürdig aufgenommen 
worden sei, lebe Hoch. 
Präsident v. Schütz dankte hierauf dem Vorredner, indem 
er hervorhob, daß der Anstoß zu all den gerühmten Einrichtungen 
von den Männern der Technik und Kunst ausgegangen sei. 
Der Verband vermöge das Vorwärtsschreiten wesentlich zu er 
leichtern, darum hoffe er, daß die Ideale des Verbands immer 
weitere Bereiche ziehen; sein Hoch gelte diesen Idealen. 
Der nächste Redner, Pros. Baurat Köhler aus Hannover 
citierte: „So manchen Mann, so manchen Held gebar das 
Schwabenland", um daran ein Hoch auf Württemberg zu knüpfen. 
Baurat Schlichtegroll aus Bayreuth Gastierte auf 
Stuttgart, dessen Reichtum an Monumentalbauten und kulturelle 
Einrichtungen den Besucher überraschen müsse, auf Stadt und 
Gemeindekollegien. 
Oberbürgermeister I)r. v. Hack dankte für die freundlichen 
Worte des Vorredners, und führte sodann des Längeren das 
wohlthätige Wirken der die Künste fördernden Vereine aus. 
Nur, wo diese Jahrzehnte lang vorgearbeitet haben, finde die 
Verwaltung an der öffentlichen Meinung den Rückhalt, der ihr 
unentbehrlich sei. Zu solch wohlthätig wirkenden Vereinen gehöre 
auch der württemb. Verein für Baukunde. Diesem und seinem 
allseitsthätigen Vorstande, seinem ehemaligen Lehrer, Oberbaurat 
v. Schlierholz gelte sein Hoch. 
Oberbaurat v. Schlierholz sprach hierauf in seiner 
Doppeleigenschaft als Verbandsvorstand und Vorstand des Württ. 
Vereins für Baukunde den Herren von Schütz und l)r. v. Hack 
seinen wärmsten Dank für die der Technikerschaft im allge 
meinen und dem hiesigen Vereine wie ihm selbst insbesondere 
gewidmeten Worte der Anerkennung. Angesichts dieser ehrenden 
Worte möchte er aber die Einzelvereine zu stets eifrigem Zu 
sammenwirken ermuntern und ermahnen. Wo solch gemeinsames 
Schaffen zur Richtschnur diene, fehle auch der Erfolg nicht. 
Er bringe daher dem stets festeren Aneinanderschließen und 
Zusammenwirken der Einzelvereine, dem Blühen und Gedeihen 
derselben sein Hoch. 
Oberbaurat Leibbrand gedachte hierauf in längerer und 
feuriger Rede der Gäste, insbesondere der österreichischen Brüder 
schaft. Sein Hoch auf die Oesterreicher fand stürmischen Beifall. 
Namens der Oesterreicher dankte nun Oberbaurat Fr. 
Schmidt. Er brachte einen Gruß ans Vaterhaus, Mutter 
Germania werde ihre Kinder nicht vergesse». Wie Schillers 
Gedichte nie vollwertig in eine andere Sprache übertragen werden 
können, so habe auch die deutsche Kunst eine Art der Wieder 
gabe des Empfundenen, die keine andere Nation aufweisen könne. 
Heilige Pflicht sei es für die Jetztzeit und die Zukunft, die 
deutschen Ideale zu pflegen. Mit einem begeistert aufgenommenen 
Hoch auf die deutschen Kollegen schloß Redner seine tief em 
pfundenen Worte. 
Namens der Schweizer sprach Prof. Bluntschli von Zürich 
seinen Dank aus. Was die Schweiz der deutschen Kunst und 
Wissenschaft verdanke könne er in die beiden Namen Culmann 
und Semper zusammenfassen. 
Oberbaurat Dr. v. Leins gedachte hierauf in warmen 
Worten derer, die das Band von einer Versammlung des Ver 
bands zur andern zu knüpfen berufen seien: der Delegirte». 
Diesen Männern, die ihre große Last mit Hingebung tragen, 
gelte sein Hoch. 
Den Schluß der Trinksprüche bildete ein heiterer Toast auf 
die deutschen Frauen und Jungfrauen, den Prof. Zeemanu 
aus Stuttgart ausbrachte. 
Für den Abend hatte die Musenmsgesellschaft zur Benützung 
des Silberburggartens eingeladen und daselbst ein Gartenkonzert 
und Gartenfest beabsichtigt. Die Witterung vereitelte jedoch be 
dauerlicherweise diesen Plan. Dagegen wurden die Gäste zu einer 
musikalischen Unterhaltung in den Festsaal des Museums gebeten, 
die in schönster Weise verlief und mit einer Tanzuuterhaltung 
ihren Abschluß fand. 
Am Abend des 27. August, nach Rückkehr von Beben 
hausen und Maulbronn, versammelten sich die Festgäste im 
großen Saale der Liederhalle. Sie waren hiezu vom Stutt 
garter Liederkranz geladen, der ihnen durch Vortrag ernster und 
heiterer Gesänge den Beweis lieferte, daß das sangeskundige 
Schwaben noch heute in erster Reihe steht, wo es gilt, echten 
deutschen Sang zu pflegen. Die Leistungen der Sänger ernteten 
dann auch reichen Beifall und die Gesellschaft des Liederkranzes 
warmen Dank für ihr freundliches Entgegenkommen. 
Was schließlich die Ausstellung betrifft, so trug diese 
nicht zum geringsten Teile zum Gelingen des ganzen bei. Sie 
war in eine historische und in eine neuere Abteilung, letztere 
wiederum in Architektur- und Jngenieurfach, gegliedert. Eine 
nähere Beschreibung derselben findet sich in der deutschen Bau 
zeitung Nr. 82 und 83, im Wochenblatt Nr. 73 und im Detail 
verzeichnis in unserer Bibliothek bei den Generalversammlungs- 
Spezialakten. 
Mit hoher Befriedigung darf der Verein für Baukunde auf 
die schöne Zeit der VI. Generalversammlung des Verbands zu 
rückblicken. Wohl brachte die Vorbereitung und Leitung derselben 
der Mühen und Sorgen viele, vor allem für die Vorstandsmit 
glieder; doch wurde den Leistungen auch von allen Seiten der 
wärmste Dank und die freudigste Anerkennung zu teil und hat 
auch S. Majestät den ihm durch die Vorstandsmitglieder am 
31. August erstatteten schriftlichen Bericht und Dankesbezeugung 
allergnädigst entgegengenommen, und ihren Vorstand am 3. Ok 
tober in Friedrichshafen gnädigst zu Sich befohlen und Ihrer 
Freude über den gelungenen Verlauf der Generalversammlung 
und den starken Besuch Bebenhausens nochmals allerhöchsten 
Ausdruck gegeben, sich im einzelnen für die gehaltenen Vorträge 
und die Ausstellung eingehends interessiert und die Zusendung 
der Vorträge nach ihrem vollen Inhalte gewünscht. 
Um dem Ganzen unsererseits einen offiziellen Abschluß zu 
geben, versammelten sich den 18. Oktober der Vereinsausschuß 
mit den Festkommissioiis-Mitgliedern und den Mitarbeitern zum 
Führer durch Stuttgart bei einem gemeinsamen Nachtessen der 
schönen Erlebnisse und aller derer in Dankbarkeit gedenkend, welche 
in ihrem Teile zum Gelingen der Generalversammlung bei 
getragen haben. 
Schlierholz.
	        
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