Full text: Versammlungs-Berichte / Württembergischer Verein für Baukunde in Stuttgart (1885/86)

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tionsmenge V und der Abflußmenge q in derselben Zeit. Da 
sich der links in der Klammer stehende Ausdruck als Funktion 
von h darstellen läßt, so können die Veränderlichen getrennt, 
mithin die Integration der Gleichung vollzogen werden. 
Unter bestimmten Annahmen wurde sodann die Integration 
und die daraus folgenden Ergebnisse gezeigt. 
Nachdem auf diese Weise der Abfluß von den Hängen ver 
folgt war, ging der Vortragende dazu über, das Fortschreiten 
der Flutwelle in den offenen Gewässern auf Grund dieses Ab 
flusses zu ermitteln. Er bestimmte den Zuwachs an Wasser 
menge auf dem Längenelemente ckx eines Stromlaufes zu: 
dW = q . ckx 
unter W die pro Sekunde an irgend einer, in der Entfernung x 
vom Ursprünge des Stromes (oder der Koordinaten) gelegenen 
Stelle durchfließende Wassermenge verstanden. Die Geschwindig 
keit, mit welcher ein Wasserteilchen im Strom sich fortbewegt, 
wird in der Unterstellung gleichmäßigen Fortschreitens der ganzen 
Flutmenge 
ckx 
U ~ dt ^ 
Diese Geschwindigkeit kann aber, sofern man die bekannten 
hydraulischen Formeln für die Bewegung des Wassers in Flüssen 
und Kanälen anwendet, auch ausgedrückt werden durch die Be 
ziehung : 
u = k . Vr . J 
worin k der bekannte empirische Koeffizient, r der mittlere Pro 
filradius und J das spezifische Gefälle bedeuten. 
Aus Verbindung dieser drei Gleichungen erhält man die 
Lösung der Fragen: 
1. Wie groß ist das Maximum der Flutmenge an irgend 
einer, in der Entfernung x vom Ursprünge gelegenen 
Stelle, bezw. nach welcher Zeit tritt dieses Maximum ein? 
2. Wie groß ist die Flutmenge an einer Stelle x nach Um 
lauf einer Zeit t? 
3. Wie erfolgt eine Abnahme der Flut (Q = o) ? 
4. Welche Wasserstände treten bei bekannten Dimensionen 
des Flußquerschnittes an beliebiger Stelle ein? 
Auch hierfür wurde unter einfachsten Annahmen ein Bei 
spiel gerechnet. 
An der Hand der Belgrandschen Beobachtungen im Seine- 
Bassin wies sodann der Vortragende die Uebereinstimmung der 
Theorie mit der Praxis nach. — 
Der Vorsitzende dankt dem Redner und fragt, ob zu dem 
Vorgetragenen jemand das Wort wünsche. Baurat Rhein- 
tz ard sucht hierauf den vom Redner ausgesprochenen Vorwurf, 
daß hinsichtlich der Wasserberechnungen noch viel zu empirisch 
vorgegangen zu werden pflege, zu entkräften. Rach kurzer Dis 
kussion zwischen ihm und Ingenieur Lueger wird um 1(?/4 Uhr 
die Sitzung geschlossen. 
Der Schriftführer: 
Laistner. 
Zünfte ordentliche Versammlung, 
am 21. März 1885, abends 8 Uhr. 
Vorsitzender: v. Hänel. 
Schriftführer: Göller. 
Anwesend 23 Mitglieder. 
Das Protokoll der letzten Versammlung wird verlesen und 
angenommen. Der Vorsitzende erinnert daran, daß den Bau 
meistern Eisenlohr und Weigle in Stuttgart bei der Kon 
kurrenz zum deutschen Reichsgerichtsgebäude ein zweiter Preis 
zuerkannt worden sei, und giebt der Freude über diese auch für 
den Verein ehrenvolle Auszeichnung zweier seiner Mitglieder 
Ausdruck. Unter den Einläufen ist hervorzuheben eine Mit 
teilung des Frankfurter Architekten- und Jngenieurvereins, wo 
nach derselbe dem Abgeordneten Berger (Witten) für sein 
> Eintreten im preußischen Abgeordnetenhause am 2. März d. I. . 
für die Interessen der Bautechniker seinen Dank ausgedrückt 
hat in einer Zuschrift, deren Wortlaut mitgeteilt ist; ferner 
eine 80 Seiten umfassende Druckschrift vou Baurat Kaiser in 
Stuttgart „zur Frage der Straßenreinigung", enthaltend eine 
Zusammenstellung und Beurteilung der bezüglichen Vorschriften 
in etwa 30 Deutschen Städten. Der Vorsitzende dankt dem 
anwesenden Verfasser im Namen des Vereins. 
Architekt R. Schmidt in Stuttgart wird ohne Kugelung \ 
j als ordentliches Mitglied aufgenommen. 
Hierauf erhält Jngenieurassistent Baumeister Laistner ' 
das Wort zu einem Vortrag über „die Kosten der Neben- ! 
bahnen in ihrem Verhältnis zur Spurweite," der 
das Resultat eingehender Untersuchungen darbietet, und dem die 
volle Anerkennung der Versammlung zu Teil wird. Der Inhalt 
dieses Vortrags ist in der Beilage 3 wiedergegeben. 
Nachdem Ingenieur Hauck einen Vortrag über Projekte 
zur Verbesserung der Stuttgarter Bahnhofanlage und eine Ver 
bindungsbahn Cannstatt-Feuerbach angekündigt, schließt die Ver 
sammlung um 10V4 Uhr. 
Der Schriführer: 
Göller. 
Sechste ordentliche Wersammtung, 
am 18. April 1885, abends 7 Uhr. 
Vorsitzender: v. Hänel, später Leibbrand. 
Schriftführer: Laistner. 
Anwesend: 27 Mitglieder, 2 Gäste. 
Nach Eröffnung der Versammlung, Begrüßung der als 
Gäste anwesenden Herren Architekt Burkhard und Bildhauer 
S ch e e r er und Genehmigung des Protokolls der 5. Versammlung 
begründet der Vorsitzende zunächst die Abweichungen, die in 
letzter Zeit von der Regel einer 14 tägigen Pause zwischen den 
einzelnen Versammlungen gemacht werden mußten und stellt für 
die nächste, schon am 25. April abzuhaltende Versammlung einen 
Vortrag des Herrn Ing. Hauck über den Bahnhof Stuttgart 
in Aussicht. 
Der Vorsitzende widmet sodann dem kürzlich dahingeschiedenen 
Vereinsmitgliede Stadbaurat Wolf einen warmen Nachruf, in 
dem er den Verlust dieses als feinfühligen fleißigen Küilstler 
hervorragenden, liebenswürdig bescheidenen Mannes aufs tiefste 
bedauert und an dessen zahlreiche Werke in unserer Stadt, die 
Synagoge, die Heslacher Kirche, die verschiedenen Schulgebäude, 
die Gewerbehalle re., sowie auch auswärts, besonders in Nürn 
berg, erinnert. Er ladet die Versammlung ein, sich zum Zeichen 
der Zustimmung von den Sitzen zu erheben. Dies geschieht. 
Nun erhält Oberbaurat vr. v. Leins das Wort zu einigen 
Mitteilungen über die Konkurrenz zum Reichs 
gerichtsgebäude in Leipzig. 
Nach kurzer Erläuterung der Hauptforderungen des Pro 
gramms, das er, längst verbreitet, als bekannt voraussetzen dürfe, 
weist er auf die unregelmäßige Gestalt des Bauterrains hin, 
dessen Form durch den Lauf der Pleiße bedingt gewesen sei, 
aber so geräumig sich erwiesen habe, daß der Bau bei den meisten 
Lösungen noch ringsum die Grenzen der verfügbaren Fläche 
nicht erreicht habe. — Bei der Beurteilung der eingesandten 
Arbeiten sei es erste Rücksicht gewesen, das Hauptgewicht auf 
die zweckmäßige innere Einteilung zu legen, so bestechend auch 
eine namhafte Zahl von Plänen durch ein stattliches Äußere 
eine vorgefaßte günstige Meinung zu erwecken geeignet gewesen 
seien. 
Die Klarheit des Programms, in dem die Größen und 
die Einzelmaße der hauptsächlichsten Räume, und deren An 
einanderreihung vorgeschrieben waren, hatte doch nicht verhindert, 
daß zahlreiche Abweichungen von diesen Bestimmungen sich er 
geben hatten.
	        

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