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In der Einfügung der Wohnung des Gerichtspräsidenten
war einige Freiheit gelassen, und während^ die meisten Kon
kurrenten dieselbe in dem Hauptbau ohne Störung der gleich
mäßigen Organisation desselben im Innern und Aeußern unter
gebracht hatten, waren einige Arbeiten eingegangen, welche die
selbe in einen besonderen Gebäudekörper verlegten, der, nach
der schmaleren Stelle des Bauplatzes gerückt, Anlaß zu einer
glücklichen Gruppierung der Gebäudemassen gab.
Daß die Konkurrenten der verlangten Wartehalle des
Publikums, die in der Mitte des Baus liegen sollte, ein ganz
besonderes Augenmerk zuwandten, und ihr eine interessante
Gestaltung zu geben suchten, als einem Raume, der an keine
bestimmte Stockwerkhöhe gebunden war, und also auch eine
stattliche Höhenentwicklung zuließ, konnte in sämtlichen Entwürfen
beobachtet werden; es ging bei manchen soweit, daß diese Halle
förmlich die Anordnung eines Kirchenschiffs erhielt. Näher lag
die in den französischen Gerichtshöfen vorhandene sogenante Salle
des pas perdus, und in einigen Plänen erstreckte sich diese Halle
an der Vorderfront ihrer Länge nach, wodurch aber ihre Be
nutzbarkeit für die nach rückwärts gelegenen Räume beeinträchtigt
wurde.
Die große Steigerung der Höhe dieser Wartehalle hat
hauptsächlich den Zweck gehabt, sie über das übrige Gebäude
namhaft hervorragen zu lassen, und leicht war ein gewisser Ein
fluß der mit Kuppeln bekrönten Entwürfe zuni Reichstagsgebäude
aus mancher der Arbeiten zu erkennen.
Auch der große Sitzungssaal war in vielen Entwürfen
sehr sorgfältig durchgebildet und hatte die verschiedenste Lage
erhalten, teils im Erdgeschoß auf der Rückseite am Ende der
Wartehalle, teils im ersten Stock in der Mitte der Vorderfayade
oder auf der Mitte der nördlichen Seitenfac^ade. In einer der
ersteren war die Lage des Saalbodens auf halber Höhe des
Erdgeschosses angenommen und war die Höhe des ersten Stocks
zu dem Saale gezogen; es entstand dadurch aber eine empfindliche
Unterbrechung der Konimunikation zu ebener Erde.
Die große Mehrzahl der Entwürfe bewegte sich in den
Formen der italienischen Renaissance, wenige in deutscher; aber
auch einige Entwürfe in mittelalterlichem Stil waren zu be
merken, zum Teil in der Gestaltung von hoch aufstrebenden
Burgen.
Rach Besprechung einer Anzahl der hervorragenderen Lös
ungen, die Anlaß gaben, auf die Lage und Einrichtung der
einzelnen Saalgruppen, die Beleuchtung der Sitzungssäle, die
Lage und Anordnung der Bibliothek rc. einzugehen, giebt Redner,
der Mitglied der Jury war, noch ein Bild der geschäftlichen
Behandlung der zu begutachtenden Projekte. Es ist daraus
hervorzuheben, daß die Jury sich zur ersten Sichtung und Aus
scheidung in 3 Abteilungen gliederte, welche zunächst die Aufgabe
hatten, aus dem gesaniten, ihnen zugewiesenen Material die besten
und die schwächeren Arbeiten auszuscheiden und so einer raschen
Erledigung der sehr umfangreichen Aufgabe vorzuarbeiten. Nach
Ausscheidung derjenigen Arbeiten, die keine Aussicht auf engere
Wahl hatten, wechselten die Referenten der 3 Gruppen, so daß
der Entwurf von 2 Referenten unabhängig von einander be
urteilt wurde. Die in die engste Wahl gezogenen Entwürfe
wurden sodann in einer besonderen Abteilung des Lokals neben
einander aufgehängt und von der gesamten Jury behandelt.
Erleichtert war die Arbeit des Preisgerichts wesentlich auch da
durch, daß das Reichsamt schon vorher sämtliche Pläne auf ihre
Uebereinstimmung mit dem Programm hinsichtlich Zahl und
Maß der Räume rc. hatte prüfen lassen. Für eine möglichst
unparteiische Behandlung der ganzen Sache waren in der betr.
Geschäftsordnung sehr zweckmäßige Anordnungen getroffen.
Der Vorsitzende dankt dem Redner und übergiebt den Vor
sitz an seinen Stellvertreter, Oberbaurat Leibbrand.
Dieser giebt zunächst von einer Zuschrift des Reg.Baumeisters
Le übe Kenntnis, wonach eine Anzahl von diätarisch beschäftigten
Baumeistern derK. Domänendirektion ein Gesuch um „Organisation
des technischen Hilfsbeamtendienstes und Aufstellung einer Dienst
anweisung für dieselben" an das K. Finanzministerium gerichtet
hat und den Verein bittet, dieses Gesuch in geeigneter Weise
zu unterstützen. Der Vorsitzende hält dafiir, daß diese Eingabe
einen zu speziellen Charakter trage, um vom Verein ohne weiteres
unterstützt werden zu können, glaubt jedoch, daß sich im Zu
sammenhang damit noch andere Desiderien außer dem Staats
dienst stehender Techniker behandeln lassen werden. Er erinnert
in dieser Beziehung an die Stellung der Bauinspektoren im
Vergleich zu den Bezirksbeamten, welche infolge einer den Technikern
nicht günstigen Strömung sich in den letzten 10 Jahren immer
nachteiliger gestaltet habe. Jedenfalls erscheine es angezeigt,
die vorliegende Angelegenheit durch eine Kommission behandeln
zu lassen, v. Schlierholz stimmt diesen Ausführungen bei
und bringt noch weitere Punkte zur Sprache, welche einer Regelung
bedürftig seien, so u. a. die Anciennetätsfrage, welche in Preußen
neuerdings ganz zweckmäßig geordnet sei, sofern dort die im
In- und Ausland beschäftigten Baumeister in einer Ordnungs
liste laufen — vorausgesetzt, daß die Beschäftigung im Ausland
mangels einer solchen im eigenen Lande habe gesucht werden
müssen. Es wird eine Kommission aus 5 Mitgliedern in Vor
schlag gebracht. Da eine eigentliche Wahl nicht gewünscht wird,
erfolgt die Zusammensetzung derselben durch Akklamation. Ge
wähltwerden: Laistner, v. Landauer, Leibbrand, Ockert,
v. Schlierholz.
Der Vorsitzende giebt nun die Einläufe bekannt und erteilt
hierauf das Wort an Baurat Rheinhard, welcher über „die
Verwertung des Torfes in dem ärarischen Stein
häuser Ried" spricht. Der wesentliche Inhalt des Vor
getragenen ist folgender:
Der Torf hat hier durchschnittlich 3 na Mächtigkeit, seine
Lagerung weist gegenüber den norddeutschen Torflagern die
Eigentümlichkeit auf, daß der Moostorf unter dein Brenntorf
gelagert ist; nur auf einer 8,2 iia großen Flüche findet sich
auf 2,4 m Tiefe ausschließlich Moostorf vor. Das Liegende
des Torfs ist ein gallertartiger Wiesenkalk von 3—4 m Mächtig
keit, unter diesem befindet sich Moränenkies. Das Ried liegt
auf der Wasserscheide zwischen Donau und Rhein, und ist von
niederen, der Molasse angehörenden Hügeln begrenzt, von welchen
aus das Grundwasser der Kiesschichte zufließt, zuweilen von
hier aus den Wiesenkalk durchbricht und alsdann die Stichfelder
unter Wasser setzt. Die letzteren werden daher absatzweise aus
gebeutet, derart, daß zwischen 2 Feldern eine genügend starke,
das Wasser abhaltende Torswand stehen bleibt. Das Ried ist
seinerzeit etwa zur Hälfte auf nur 2 rn Tiefe in ziemlich plan
loser Weise entwässert worden; es besteht jedoch nunmehr die
Absicht, die ausgestochenen Riedflächen zu einem Sammelweiher
für die Wasserwerke des Schussenthals nutzbar zu machen und
zu diesem Behufe teils mittelst eines offenen Grabens, teils
mittelst einer ea. 1,5 km langen, 60 cm weiten Zementröhren
dohle einen Kanal nach dem benachbarten Ursprung der Schüssen
zu führen, wobei eine größere Strecke mittelst Tunnelung her
gestellt werden müßte. Solange die beteiligten Werksbesitzer
sich jedoch nicht zur Uebernahme eines größeren Betrags der
auf ca. 40 000 M. berechneten Baukosten verstehen, dient zur
weiteren Entwässerung des Rieds eine 4pferdige Zentrifugal
pumpe, welche sich im Kesselhaus der mitten im Ried errichteten
Torfstreufabrik befindet.
Oertliche Verhältnisse gestatteten eine Verlegung der Fabrik
lokale nebst Schuppen u. s. w. an den Rand des Rieds nicht,
eine Sandgründung wäre bei der bedeutenden Höhe der Schüttung
sehr teuer zu stehen gekommen; es mußte daher zur Pfahlfundation
geschritten werden. Bei der Fundatiou des Kessel-Maschinen-
hauses wurden die Pfähle gruppenweise gestellt und mit Beton
klötzen versehen bezw. verbunden, auf welchen außer dem Kessel
u. s. w. auch die Wände und der Fußboden des Hauses auf
gesetzt wurden. Der letztere ruht auf bombiertem, mit einem
Betonüberzug versehenem Wellblech und besteht aus Zement
platten. Die durchschnittlich 25 cm starken und 9 m langen
Pfähle waren auf 2,5 m Tiefe gegen Fäulnis zu schützen. Die
selben wurden zu diesem Behufe auf diese Länge 2,5 cm weit
gebohrt, sodann wurde eine mit einer Schneide versehene 12 cm