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2. Zentrale Weichenanlage, für welche schon in den 60er
Jahren ein Signalturin erbaut worden ist und welche in
naher Zeit zur Ausführung gelangen wird.
3. Die zur Vereinfachung des Postuinschlags auf dem Bahn
hof hergestellten Versenkungen und unterirdischen Gewölbe,
wodurch die Verbringung der Postwagen und Effekten zum
Postgebäude erleichtert wird.
4. Vervollkommnete maschinelle Einrichtungen zunl Heben der
Lasten und zur Bedienung der Drehscheiben und Weichen,
wie solche auf den englischen Bahnhöfen eingeführt sind.
Nachdem der Vorsitzende dem Redner den Dank der Ver
sammlung ausgesprochen und Herrn Prof. Ernst vom Poly
technikum als Gast begrüßt hat, erbittet sich Ingenieur Hauck
das Wort, um sich gegen einzelne Ausführungen v. Mor-
loks zu wenden, die sich aus dem Umstande erklären laffen,
daß derselbe den Inhalt seines, den gleichen Stoff behan
delnden Vortrags nur aus den knapp gehaltenen Zeitungs
berichten habe entnehmen können. Es knüpft sich daran eine
längere Debatte zwischen ihm und v. Morlok, an welcher
auch Oberbaurat v. Brockmann sich beteiligt, und welche sich
hauptsächlich auf die Länge der Militärzüge, sowie auch auf die
Fahrordnung bezieht, ohne übrigens zu einem bestimmten Er
gebnis zu führen. Der Vorsitzende schließt dieselbe, nachdem
er noch kurz auf die Wünsche Laißles eingegangen ist (vergl.
7. Versammlung), die er nur zum Teil als begründet aner
kennen kann, zum Teil aber, z. B. die Vereinigung der bisher
getrennten Personenkassen in einein einzigen Mittelbau, für un
zweckmäßig hält.
Da auf den weiter angekündigten Vortrag des Baurat
Kaiser über Reinigung der städtischen Straßen bei der vorge
schrittenen Zeit nicht mehr eingegangen werden will, so erfolgt
der Schluß der Versammlung. . _ r
Der Schriftführer:
Laistner.
Gesellige Bereinigung
am 23. Mai 1885, abends 8 Uhr, im gewöhnlichen Lokal.
Dieselbe war von 19 Mitgliedern und 4 Gästen, den
Herren Ingenieur Th. Geiger, W. Geißler sen., Redakteur
Jt. Lutz und Aug. Ziem an n, besucht und würde wohl noch
stärker besucht gewesen sein, wenn nicht das bevorstehende
Pfingstfest (24. Mai) ungünstig eingewirkt hätte. Als Gegen
stand der Erörterung war auf Antrag des Herrn Baurat
Rheinhard die Frage von der „Hebung des Fremden
verkehrs in Stuttgart durch die Technik, insbesondere
durch gesundheitstechnische Maßregeln" schon im Ausschreiben
bezeichnet worden. Rach einer kurzen Ansprache des Vereins
vorstandes leitete Herr Rheinhard mit einigen Worten über
die Stuttgarter baulichen Zustände die Erörterung ein, welche
sich sodann in anregender und belebter Weise weiterspann und
an welcher sich außer Herrn Rheinhard besonders die Herren
Oberbauräte v. Schlierholz und v. Brock manu, Baurat
Kaiser und die obengenannten Gäste in dankenswerter Weise
beteiligten. Dabei wurden die Fortschritte der hiesigen bau
lichen Einrichtungen während einer Reihe von Jahren, be
sonders im Jngenieurwesen und in den künstlerischen Architektur
formen, anerkannt, aber auch die noch bestehenden Übelstände
hervorgehoben und Mittel zu deren Abhilfe vorgeschlagen. Der
Wert des Torfmulls als vortreffliches Desinsizierungsmittel
der Abtrittsgruben kam hiebei u. a. zur Sprache. Der Abend
verlief in ganz befriedigender Weise, so daß dieser erste Versuch
einer „geselligen Vereinigung" als durchaus gelungen bezeichnet
werden kann.
Ausflug auf den Koheuzollern
am 7. Juni 1885.
Unter den verschiedenen, in der 8. Versammlung vorge
schlagenen Zielpunkten der diesjährigen Exkursion war vom
Vereinsausschuß der Hohenzollern hauptsächlich deswegen ge
wählt worden, weil von Stuttgart aus dieser Punkt mit der
kürzesten Eisenbahnfahrt und den geringsten Kosten zu erreichen
und der ganze Ausflug leicht in einem Tage auszuführen ist.
Der Verlauf desselben war bei mäßiger Beteiligung —
14 Herren und 9 Damen — durchaus gelungen, wozu die sehr
günstige Witterung nicht wenig beitrug. Die Teilnehmer
fuhren mit dem ersten Eisenbahnzuge von Stuttgart nach der
Station Zollern und fanden dort, nachdem sie sich unter den
schattigen Bäumen des Brühlhofs durch einen schnellen Früh
schoppen gestärkt hatten, sänitlich in den voraus bestellten Fuhr
werken Platz, so daß ihnen der anstrengende Aufstieg in der
Mittagshitze erspart blieb und sie sich schon unterwegs mit
Muße dem Genuß der Aussicht in die weite Landschaft und
auf die stattliche turmreiche Burg hingeben konnten, deren Neu
bau bekanntlich im wesentlichen das Werk des Berliner Archi
tekten Geh. Oberbaurats Stüler ist. Am Fuße des Burg
felsens erregte die geniale, vom Erbauer der Festung Ulm,
Generallieutnant v. Prittwitz, entworfene Einfahrt freudige
Bewunderung, welche durch 5, nnt Zugbrücken befestigte Thore
führt und in 4 eng zusammengedrängten Straßenschliugen eine
Höhe von 22 Meter ersteigt. Oben angelangt, begab man sich
sofort vom epheuumrankten Hofe aus auf schlanker Freitreppe
in die inneren, angenehm kühlen Schloßräume und besichtigte
der Reihe nach die Stammbaumhalle, die Kaiserhalle, den Grafen
saal, die Bibliothek, die kaiserlichen Wohngemächer, die alte
katholische und die neue evangelische Kapelle. Die reiche und
sinnige Ausschmückung dieser Räume, wobei Plastik und Malerei
wesentlich mitgewirkt haben, entzückten Auge und Herz, und
gereichen den Meistern Stüler, Persius, Petri rc. zu großem
Ruhme. Den höchsten Genuß bietet aber die Aussicht aus den
Fenstern in das weite, blühende Land und auf die grünen
Berge der Alb. — Nachdem die ernstere Aufgabe des Tages
erledigt war, konnte man sich den Freuden eines köstlichen
Mahles hingeben, wozu die im schattigen Burghofe neben der
großen Linde gedeckte Tafel einlud. An Tischreden ernsten und
j heiteren Inhalts fehlte es dabei nicht. Den Anfang machte der
Vereinsvorstand mit einem Trinkspruche auf Se. Majestät den
deutschen Kaiser, den hohen Burgherrn, welchem nicht nur
der Ausbau dieses seines Stammschlosses, sondern auch der viel
schwierigere Bau des gewaltigen deutschen Reiches zu verdanken
sei; sodann folgte Oberbaurat vr. v. Leins mit einem Toast
auf den kürzlich mit gekräftigter Gesundheit aus dem Süden
heimgekehrten König Karl, den treuen Bundessürsten und
Landesvater, und gedachte auch des vor wenigen Tagen dahin
geschiedenen, vortrefflichen Fürsten Karl Anton von Sig
maringen. Weitere Trinksprüche wurden von Oberbaurat Leib
brand auf den Vereinsvorstand, von diesem auf den Verein
und den darin waltenden Korpsgeist, von Prof. Göller auf
die anwesenden Damen ausgebracht. So verging die Zeit in
gehobener Stimmung, leider nur zu schnell. Rach ca. 3Vsstün-
digem Aufenthalte mußten die am unteren Thore wartenden
Wagen wieder bestiegen werden, um noch die Stadt Hechingen
beim Hindurchfahren fliichtig zu sehen und den dortigen Bahnhof
rechtzeitig zum letzten Zuge nach Stuttgart zu erreichen. —
Zehnte ordentliche Wersarnrnlung
ani 26. Juni, abends 8 Uhr.
Vorsitzender: v. Hüncl.
Schriftführer: Göller.
Anwesend: 2l Mitglieder.
Der Vorsitzende verliest ein Schreiben des Frankfurter
Vereins an Prof. Reinhardt, Mitglied des Redaktionsaus
schusses, in welchem aus Anlaß des bevorstehenden Vertrags
abschlusses mit dem Herausgeber des „Wochenblatts für Bau
kunde" um Äußeruitg etwaiger Wünsche über Haltung, Inhalt
und Form des Blattes ersucht wird. Auf Antrag des Aus-