Full text: Versammlungs-Berichte / Württembergischer Verein für Baukunde in Stuttgart (1885/86)

23 
wenn die Nebenbahn von der Hauptbahn wesentlich mehr Wa 
genmiete einnimmt, als sie ihrerseits zu bezahlen hat, und wenn 
noch anderweitige günstige Momente für dieselbe in Betracht 
kommen. 
So viel geht nun aus den bisherigen Betrachtungen her 
vor, daß, wo die Wahl der Spurweite nicht von vornherein 
durch die Verhältnisse bestimmt ist, es in den weitaus meisten 
Fällen angezeigt sein wird, nach der Schmalspur zu greifen. 
Zuni Schlüsse mag noch kurz auf den Fall eingegangen 
werden, der in gegenwärtiger Zeit häufig als Spezialität der 
Nebenbahnen auftritt: auf die Straßenbahnen. 
Daß hier vor allem an der Grunderwerbung und den Erd 
arbeiten sehr wesentliche Ersparnisse möglich sind, ist einleuch 
tend. Auch die Brücken und Durchlässe erfordern einen bedeu 
tend geringeren Aufwand, weil es sich meist nicht um Neu 
anlage von solchen, sondern nur um Verstärkung der bereits 
vorhandenen handelt. Bei den Hochbauten werden sich nament 
lich dadurch Vereinfachungen erzielen lassen, daß man die Warte- 
und Expeditionsräume in bestehenden Häusern (Wirtshäusern ec.) 
ohne besonderen Kostenaufwand unterbringen kann. Eine Er 
sparnis im Vergleich zu einer Bahn auf eigenem Unterbau wird 
sich jedoch kaum, bezw. gar nicht erreichen lassen: bei den Kosten 
des Oberbaues, der Signaleinrichtungen und der Betriebsmittel. 
Immerhin wird sich eine Straßenbahn, selbst wenn sie die Ort 
schaften nicht durchfahren kann, sondern umgehen muß, unter 
sonst ähnlichen Verhältnissen um etwa '/s wohlfeiler herstellen 
lassen, als eine durchweg auf eigenem Unterbau ruhende Neben 
bahn. 
Wenn demnach die Straßenbahnen unter mittleren Ver 
hältnissen einschließlich der Betriebsmittel je nach der Spur 
weite und dem Verkehr um etwa 25—30000und in sehr 
günstigen Fällen sogar um 20 —25000 M. pro km hergestellt 
werden können, so dürfen selbst Gegenden mit verhältnismäßig 
geringem Verkehr sich nicht der Hoffnung entschlagen, mit den 
Hauptbahnen durch Schienenwege, wenn auch der bescheidensten 
Art, in Verbindung gebracht zu werden.
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.