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GMigk Vereinigung in der Paul Weiß'sllM ultdentschrn
Kierstnbe
am 14. November 1885.
Anwesend: 38 Mitglieder, 19 Gaste.
Nach kurzer Ansprache des Vereinsvorstaudes, mit Begrüßung
der Gäste, unter denen sich auf ergangene Einladung die Herren
Finanzminister v. R e n n e r, Bergratsdirektor v. X e l l e r, Regierungs-
dircktor v. Gaupp, Professor' Zeman als Vorstand des Württ.
Zmeigvereins deutscher Ingenieure, und inehrere Mitglieder dieses
Vereins befanden, hielt Herr Architekt P. Lauser den angekündigten
Vortrag über die geschichtliche Entwickelung der Zimmer-
ofen-Kon struktion mit Vorzeigung und Erläuterung
der neuen Wassermlfinger Oefen nach amerikanischem
Prinzip, welcher Vortrag mit lebhaftem Beifall aufgenommen
wurde und in Beilage 2 wiedergegeben ist. Von mehreren der be
sprochenen Ofensorten (Nr. 37, 40, 41) waren Exemplare im Lokale
aufgestellt und zum Teil geheizt, so daß nicht nur das mit künst
lerischem Geschmacke von Herrn Lauser ausgestattete Aeußere, son
dern auch die innere Einrichtung zu klarer Anschauung kam. Auch
ivar der Vortrag durch zahlreiche Wandtafeln und feine Ziergußstücke
unterstützt, welche großenteils der Güte des Herrn Bergrat Hauser,
dermaligen Vorstands des Wasseralfinger Hüttenwerks, zu verdanken
waren. Dem Vortrage folgte eine lebhafte Erörterung, an welcher
sich u. a. die Herren v. Teller, v. Bok, Lambert, A. Stotz,
Zeman beteiligten, und wobei mehrfache Vergleiche der ver
schiedenen Ofensorten angestellt, auch die patentierten Oefen der
Herren Kaufmann C. D a i m l e r und Zivilingenieur G. W e i g e l i n
dahier rühmlich erwähnt wurden. Der letztere sprach eingehend über
die Meidinger- und seine eigenen Oefen (s. Beilage 3). Finanz
minister v. Renner brachte ein Hoch aus auf den anwesenden ehe
maligen Obergießermeister A. Stotz, dem das Hüttenwerk so man
ches zu verdanken habe, Oberbaurat v. Morlok ein Hoch auf den
anwesenden Herrn Minister, dessen Wohlwollen das Gedeihen des
Hüttenwerks so mächtig fördere, und dessen Erscheinen am heutigen
Abend dem Vereine zu hoher Ehre gereiche. So verlief der Abend
in sehr anregender, befriedigender Weise, was der Vorstand schließ
lich unter allgemeiner Zustimmung konstatierte, mit einem Hoch auf
die Gäste und Mitwirkenden des Abends.
Zwölfte ordentliche Versammlung
den 28. November 1885, Abends 8 Uhr.
Vorsitzender: v. H ä ne l;
Schriftführer: L'aistner.
Anwesend: 22 Mitglieder und 3 Gäste.
Das Protokoll der 11. Versammlung wird verlesen und ge
nehmigt.
Hierailf erbittet sich
v. Sch tierholz das Wort, um seinem Bedauern darüber
Ausdruck zu geben, daß der interessante Vortrag Lausers über die
Entwickelung der Ofeiikonstrnktiouen bei einer geselligen Vereinigung
und nicht in einer ordentlichen Versammlung gehalten worden sei,
daß daher der Vortrag wie die an denselben geknüpfte Diskussion
in den Protokollen keine Aufnahme finden werde.
v. Hänel erwidert hierauf, daß Herr Lauser ganz einver
standen gewesen sei, seinen Vortrag nicht in einer ordentlichen Ver
sammlung zu halten; auch habe die Aufstellung von Oefen die Be
nutzung eines anderen, als des Vereinslokals nötig gemacht. Uebri-
gens sei Einleitung getroffen, daß sowohl der Vortrag selbst, als
auch die Erläuterungen des als Gast anwesenden Herrn Ingenieurs
Weigeliu über seinen patentierten Ofen den Protokollen einverleibt
werden.
v. S ch l i e r h o l z erklärt sich damit für vollständig befriedigt,
bittet aber, künftig, auch im Interesse der geselligen Vereinigungen
selbst, an solchen Abenden keine Vorträge von längerer Dauer oder
besonderer Wichtigkeit mehr zuzulassen.
v. Brockmann teilt letztere Anschauung, sieht sich aber gleich
wohl veranlaßt, zu konstatieren, daß die auf den Vortrag gefolgte
gesellige Unterhaltung in gelungenster Weise verlaufen sei.
Der Vorsitzende gibt hierauf die Einläufe kund. Es sind dies:
1. Ein Heft Zeitschr. des öfters. Ing.- u. Arch.-Vereins;
2. „ „ ^nnales äs l'assooiation des Ingenieurs de Gand;
3. „ „ vom schwedischen Jng.-Verein;
4. „ „ vom Engineers Club of Philadelphia;
5. „ „ „aus dem Leben des Danziger Arch.- u. Jng.-Vereins
1860—85";
6. Mitgliederverzeichnis des Frankfurter Vereins;
7. Programme rc., die Jubiläumsausstellung 1886 in Berlin
betreffend;
8. Eine Nnmmer „technische Mitteilungen";
9. Katalog von Buchhändler A. Weiter in Paris;
10. Todesanzeige des Architekten A. F. Schoy in Brüssel;
ferner: Austrittsanzeigen von Reg.-Baumeister Alber, Sektions-
Ingenieur Bertrand und Bauinspektor Haas; eine Rechnungs
übersicht, die Zeitschrift für Baukunde betreffend.
Ein Schreiben des Reg.-Baumeisters Leube dankt dem Verein
namens der Baumeister der K. Domänendirektion, welche im April
d. I. ein Gesuch um Organisation des technischen Hilfsbeamtendieustes
an das K. Finanzministerium gerichtet haben, für seine sympathische
Stellungnahme zu diesem Gesuch. Dem Umstaude gegenüber, daß
ihr Einzelvorgehen seitens des Vereins in geivissem Sinne eine Ab
lehnung erfahren habe, bemerken die betreffenden Herrn, daß die
frühere Aeußerung des Vereins über die „Organisation des tech
nischen Dienstes" ihnen als Grundlage gedient habe, der Vorwurf
einseitigen Vorgehens also nicht begründet sei.
v. S ch l i e r h o lz als Vorsitzender der Kommission, welche über
die Stellungnahme des Vereins zu dem erwähnten Gesuche zu be
raten hatte, teilt auf Anfrage des Vorsitzenden mit, daß diese Kom
mission seinerzeit deshalb zu dem Antrage gelangt sei, von einem
Vorgehen des Vereins vorläufig abzusehen, weil mehrfache Anzeichen
dafür vorgelegen seien, daß auch die jüngeren Techniker anderer
Ressorts den Verein um Unterstützung ähnlicher Gesuche angehen
werden. Dies sei aber bisher allerdings nicht der Fall gewesen;
dagegen sei ihm bekannt, daß die Regierungsbaumeister der K. Eisen-
bahnverwaltuug sich in jüngster Zeit auch an ihr vorgesetztes Mini
sterium gewendet haben.
Damit wird dieser Gegenstand verlassen.
Vom Kunstgewerbeverein liegt eine vom Prinzen Wilhelm
von Württemberg als Ehrenpräsidenten unterzeichnete Zuschrift
vor, in welcher der Verein für Baukunde um Unterstützung bei der
Durchführung des für Ende Januar 1886 geplanten Kostümfests,
sowie um Bestellung eines Delegierten zu dem umfangreichen Vor
arbeiten für dieses Fest ersucht wird.
Nachdem der Vorsitzende über den Zweck dieses Unternehmens
gesprochen und für den Vorschlag seiner Person zum Delegierten
ablehnend gedankt hat, da er eine jüngere, in solchen Dingen er
fahrenere Persönlichkeit im Interesse der Sache für geeigneter halte,
wird auf seinen Vorschlag Bauinspektor Dobel einstimmig hierzu
gewählt. Derselbe nimmt die Wahl dankend an.
Vor Eintritt in die eigentliche Tagesordnung begrüßt der Vor
sitzende noch die Herren Reg.-Baumeister Fischer und Schmolz,
sowie Herrn Ingenieur und Privatdozent Schmid als Gäste.
Nunmehr erstattet Prof. He Weyrauch Bericht über den
neuesten Stand der Beratungen über die Lieferungsbedingungen für
Eisenkonstrnktionen. Die Vorschläge, welche er namens der durch
den Vereinsausschuß verstärkten Kommission für diesen Gegenstand
zu dem neuesten Entwürfe macht, werden von der Versammlung
einstimmig gutgeheißen.
Der Vorsitzende bringt hierauf ein Aufnahmegesuch des Herrn
Ingenieurs und Privatdozenten Schmid satzungsgemäß zur Ankün
digung, und gibt das Wort
Herrn Baurat Kaiser, welcher über
die Reinigung städtischer Straßen
spricht. Der Vortrag, welcher in Beil. 4 wiedergegeben ist, mußte
schon mehrmals mangelnder Zeit wegen von der Tagesordnung ab
gesetzt werden und wäre auch heute beinahe demselben Schicksal ver
fallen. Der Redner mußte sich zu einer raschen Vortragsweise ent
schließen, um das große Material in kurzer Zeit bewältigen zu können.
Lebhafter Dank der Versammlung, dem der Vorsitzende noch be
sonders Ausdruck verlieh, lohnte seinen Vortrag.