Full text: Versammlungs-Berichte / Württembergischer Verein für Baukunde in Stuttgart (1885/86)

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den Vormittag V2II Uhr eingeladen habe. v. Landauer bemerkt, 
daß der Verein zwar schon vor drei Jahren das Gebäude besucht 
habe, eine neuerliche Besichtigung aber deshalb einiges Interesse 
bieten könne, weil inzwischen der Mittelbau fertig geworden sei. 
v. Hänel stellt nun namens des Ausschusses den Antrag, 
die Herren Oberbaurat v. Schlierholz, Hofbaudirektor v. Egle 
und Oberbaurat Dr. v. Leins zu Ehrenmitgliedern des Vereins 
zu ernennen. Der Ausschuß sei der Ansicht gewesen, daß §. 4 Abs. 4 
der neuen Vereinssatzungen nicht toter Buchstabe bleiben solle. Er 
habe sich fragen müssen, ob es Personen gäbe, welche durch hervor 
ragende Verdienste um den Verein der höchsten Auszeichnung desselben 
würdig seien. Dies müsse bejaht werden. Redner tritt in eine 
Schilderung dieser Verdienste ein, dabei besonders betonend, daß 
v. Schlier holz zwölf Jahre lang den Verein in ausgezeichneter 
Weise geleitet habe, daß v. Egle neun Jahre als Vorstand und 
während der ganzen Periode Schlierholz als Stellvertreter des 
selben gedient, daß v. Leins ebenfalls Vorstand des Vereins ge 
wesen und schon an der Wiege desselben gestanden habe, und daß 
alle drei stets bereit gewesen seien, dem Verein ihr reiches Wissen 
und Können zur Verfügung zu stelle». So sei der Ausschuß zu 
seinem Antrag gekommen, welcher als unteilbar aufgefaßt werden 
solle. Der Vorsitzende schloß mit dem Wunsche, die Genannten 
möchten dem Vereine auch ferner ihre fruchtbare Thätigkeit erhalten. 
Den Worten folgte allseitiger Beifall und der Antrag.des Ausschusses 
wurde ohne Debatte einstimmig angenommen. 
v. Schlierholz, welcher nach der Abstimmung im Saale 
erschien, während die beiden anderen Ehrenmitglieder nicht anwesend 
waren, wurde vom Vorsitzenden in herzlichen Worten begrüßt. Er 
sprach seine Ueberraschung und seinen Dank für diese Ernennung 
aus, welche ihm ein Zeichen der Zufriedenheit mit seiner Wirksamkeit 
als Vorstand und eine liebe Erinnerung für sein ferneres Leben sei; 
er werde dem Vereine auch in Zukunft zu dienen streben iiub im 
Geiste auch dann bei ihm sein, wenn sein Gesundheitszustand ein 
persönliches Erscheinen ausschließen sollte. 
Zum nächsten Punkt der Tagesordnung, Wahl des Ausschusses, 
bemerkt der Vorsitzende, daß nach den neuen Satzungen künftig die 
Wahl ans zwei Jahre zu erfolgen habe, während dieselbe diesmal 
noch auf ein Jahr vorzunehmen sei , damit so in der beabsichtigten 
Weise die Generalversammlung des Verbands immer in das zweite 
Geschäftsjahr des jeweiligen Vorstands falle, v. Brockmann schlägt 
vor, den bisherigen Ausschuß im ganzen für ein weiteres Jahr zu 
ernennen. Der Vorsitzende macht darauf aufmerksam, daß satzungs 
gemäß die Wahl durch Stimmzettel in zwei Wahlgängen für den 
Vorstand bezw. die übrigen Ausschußmitglieder zu erfolgen habe. 
Rheinhard bittet dringend, den neuen Satzungen nicht gleich van 
Anfang an entgegen zu handeln. Jng.-Ass. Tafel macht den Ver 
mittelungsvorschlag, zwar durch Stimnizettel zu wählen, aber den 
jenigen, welche für den bisherigen Ausschuß sind, zu gestalten, einfach 
„Ausschuß von 1885" auf die Zettel zu schreiben, v. Schlier holz 
will daran erinnern, daß wenn auch künftig bei jeder Wahl ein 
neuer Vorstand zu wählen sei, doch der bisherige Vorstand noch aus 
ein Jahr gewählt werden könne, da er erst ein Jahr amtiert habe. 
Rheinhard erkennt dies an und tritt wiederholt für Befolgung 
der Satzungen ein. v. Brockmau n ist auch mit der Wahl durch 
Stimmzettel einverstanden und hat nur ein bequemes Verfahren für 
den augenblicklichen Uebergangszustand vorschlagen wollen. Ein Ab 
weichen von den neuen Satzungen müsse ja doch stattfinden, da diese 
nur eine Wahl auf zwei Jahre vorsehen. Hocheisen glaubt eben 
falls , daß der Verein dieses Jahr noch freie Hand habe und stellt 
den Antrag, darüber abzustimmen, ob die Wahl vom vorigen Jahr 
noch für ein weiteres Jahr gelten solle. Rheinhard betont, daß 
er mit der Tendenz des Antrags Brockmann einverstanden sei, 
er bitte aber wegen einer kleinen Mühe nicht von den Satzungen 
abzugehen, v. Schlier holz unterstützt diese Ausführungen. Bei 
der Abstimmung wird der Antrag Hocheisen angenommen, wonach 
also v. Hänel als Vorstand und v. Bok, Göller, Dr. Huber, 
Kais er, Leibbrand, Laistner, Walther, Weyrauch als 
Ausschußmitglieder noch für das nächste Jahr zu fungieren haben. 
Zum Schlüsse des geschäftlichen Teils fand eine Versteigerung über 
flüssig gewordener Zeitschriften statt. 
Uni 9 Uhr begann ein gemeinschaftliches Abendessen im kleinen 
Museumssaale, an welchem 62 Personen teilnahmen. Den ersten 
Toast brachte der Vorstand auf die neuen Ehrenmitglieder aus. Eine 
Reihe von Einzelvorträgen und allgemeinen Liedern erzeugten bald 
die fröhlichste Stimmung. Der neue Liederkranz des Vereins unter 
Laistners Leitung trat erstmals auf und erntete allgemeinen Bei 
fall. Eine besondere Ueberraschung gewährte es, daß die durch die 
Zeitungen in Aussicht gestellte Wiederholung des Kostümfestes schon 
jetzt stattfand (Laistner Kaiser Maximilian, Ne uff er Bürger 
meister von Nürnberg, Dobel, Huber, Schmohl, N. Tafel, 
Walther, Weifert u. s. w). Der Erfolg war ein durchschlagen 
der. Herr Professor Dobelli (Dobel) aus Leipzig hielt einen ge 
lehrte» Vortrag über die Entwickelungsgeschichte des Technikers, unter 
gesanglicher Mitwirkung der anwesenden Exemplare dieser Spezies. 
Ueber wichtige Tagesfrageu lokaler und allgemeiner Natur gab die 
Korrespondenz des Redakteurs'einer technischen Zeitschrift (Gu gen- 
han) kaum geahnte Aufschlüsse.*) Mit Mühe war es dem Vor 
stande gelungen, die gegenwärtig in Norddeutschland befindliche Ge 
sellschaft Rainer gleichzeitig hier auftreten zu lassen (Weisert, Kleber, 
Stahl). Auch der Pokal des Vereins wurde in Umlauf gesetzt. So 
konnte es nicht Wunder nehmen, daß die Gesellschaft noch einige 
Stunden nach Mitternacht beisammen war und sich nur langsam 
auflöste. Einzelne Gruppen sollen noch um 5 Uhr morgens die 
Restaurationsräume unseres Bahnhofs und ein Haus in der Königs 
straße besichtigt haben. 
Der Schriftführer: 
Weyrauch. 
Krsnch des neue» Mliothkligkliiiildrs in Stuttgart 
am 14. Februar 1886, vormittags 10 */ s Uhr. 
Nachdem der Erbauer dieses nunmehr vollendeten Monumental 
baues, Herr Oberbaurat v. Landauer, den Verein zur Besich 
tigung desselben eingeladen hatte, fand sich eine große Zahl von 
Mitgliedern, zum Teil mit ihren Damen, zur bestimmten Stunde 
an Ort und Stelle ein. Einige Notizen über den Bau sind in Bei 
lage 7 enthalten. Die schöne und zweckmäßige Anordnung und Aus 
stattung der nun fertigen Räume, sowie die dabei vorkommenden Kon 
struktionen, fanden allseitige Anerkennung, welche in einem dreimaligen 
Hoch aus den als Führer anwesenden Herrn Oberbaurat v. Lan 
dauer Ausdruck erhielt. Nach der Besichtigung stärkten sich die 
Teilnehmer bei Münchner Bier in der Restauration zum Steiubock. 
*) U. a. erfuhr man, daß das preußische Kriegsministerium sich vertrau 
lich nach Stuttgart gewendet habe wegen Anlage von „Franzofenlöchern", die 
es in großem Maßstabe längs des Rheins und der Mosel anzubringen beab 
sichtige; die weibliche» „Tourniiren" wurden im Tone des alten Schartenmaier 
in ungeschminkter freier Verdeutschung hart angegriffen; die Kaliwerke Aschers 
leben, der Lahnhoföumbau Cannstatt, die schwachen BrUckengewölbe aus Bunt 
sandstein, die soziale und pekuniäre Stellung der Baubeamteu rc. wurden mit 
kaustischem Witze behandelt, und zuni Schluß wurde als ganz außerordentliches 
und höchst ersreuliches Ereignis mitgeteilt, daß bei der Redaktion des „Wochen 
blattes siir Baukunde" ein Artikel aus Württemberg eingelaufen sei.
	        
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