Full text: Versammlungs-Berichte / Württembergischer Verein für Baukunde in Stuttgart (1885/86)

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habe und bittet die Vereinsmitglieder, sich zur Bekräftigung 
dieser Dankesbezeugung von den Sitzen zu erheben. Dies 
geschieht. 
Hierauf fordert der Vorsitzende noch zur Teilnahme an. 
einer sich unmittelbar anschließenden geselligen Vereinigung auf 
und schließt sodann den offiziellen Teil um 9 Va Uhr. 
Der Schriftführer: 
Laistner. 
Vierte ordentliche Versammlung, 
am 7. März 1885, abends 8 Uhr. 
Vorsitzender: v. Hauet. 
Schriftführer: L a i st n c r. 
Anwesend: 38 Mitglieder und 1 Gast. 
Nach Eröffnung der Sitzilng begrüßt der Vorsitzende zu 
nächst den als Gast anwesenden Herrn Baumeister Schniid. 
Die Protokolle der beiden letzten Versammlungen werden 
verlesen und genehmigt. 
Eingelaufen sind: 
t. ein Heft pro 1884 der Publikationen des Schwedischen 
Jngenieurvereius; 
2. vom Verein deutscher Zementfabrikanten: Separatabdrücke 
des auch in Nr. 1 d. I. der „deutschen Bauzeitung" ver 
öffentlichten Gutachtens der Herren Fresenius über die 
Zusätze zum Zement; 
8. das Mitgliederverzeichnis des Breslauer Ingenieur- und 
Architektenvereins; 
4. eine Zuschrift von der Wiener Bau-Jndustriezeitung, betr. 
Warnung vor einem gewissen Klpucharich; 
5. die Mitteilung des Stadtbaudirektors Franz Berger in 
Wien, daß ihm die Vorstandsstelle des österr. Ing.- und 
Architektenvereins für die nächsten 2 Jahre übertragen sei; 
6. die Briefkastenanfrage, ob nicht in nächster Zeit ein Vor 
trag über die Unfall- und Krankenversicherung ermöglicht 
werden könne; 
7. ein Schreiben der Münchener Redaktions-Ausschußmitglie- 
der an das hiesige Mitglied. Prof. Reinhardt, worin 
sie die ihnen angetragene Weiterführung der Vorstand 
schaft des Redaktionsausschusses dankend ablehnen und 
dieselbe dem Frankfurter Verein als deni am Erscheinungs 
ort des Wochenblattes befindlichen Vereine zu übertragen 
bitten, soivie eine Bitte um Beiträge in das Wochen 
blatt seitens der Redaktion desselben mitteilen. 
Zu Punkt 5 bemerkt der Vorsitzende, daß er die Zuschrift 
des Vorstandes des Wiener Vereins alsbald beantwortet habe, 
und verliest dieses Antwortschreiben. 
Zu Punkt 6 ist Dr. Huber auf Ersuchen des Vorstandes 
bereit, in nächster Zeit einen Vortrag über die Unfall- und 
Krankenversicherung zu halten. 
Zu Punkt 7 beschließt die Versammlung, nachdem Prof. 
Reinhardt des Näheren darüber berichtet hat, dem Antrag 
der Münchener Redaktionsausschußmitglieder gemäß. Die Bitte 
um Beiträge ins Wochenblatt wird vom Vorsitzenden befürwortet. 
Zur Aufnahme in den Verein sind vorgeschlagen: 
Herr Reg.Baumeister Reger in Erbach durch Straßenbau 
inspektor Koch, und 
Herr Reg.Baumeister Weigelin durch den Vorsitzenden. 
Die Aufnahme des ersteren als auswärtiges, des letzteren 
als ortsanwesendes Mitglied erfolgt ohne Kugelung. 
Nunmehr giebt der Vorsitzende einen kurzen Bericht über 
den Stand der Bibliothekfrage: 
Es bringt der Ausschuß in Vorschlag, da der Unterbiblio 
thekar seiner Funktionen enthoben zu werden wünscht, die Ver 
sendung der Zeitschriften an sämtliche Mitglieder, also im Gegen 
satz zur bisherigen Uebung auch an die auswärtigen, der W ei fe 
schen Buchhandlung zu übertragen. Dem Wunsch des Aus 
schusses, die Bibliothek leichter benützbar zu machen und daher 
bei Weise zur Aufstellung zu bringen, vermag dieser wegen 
Mangels au Raum nur teilweise zu entsprechen. Der Aus 
schuß erachtet übrigens auch das noch als eine wesentliche Bes 
serung, wenn nur etwa ’/s der Bibliothek zum Zweck jeder 
zeitiger Benützung an Weise gegeben werden kann. 
Mit einer derartigen Aenderung wäre eine einmalige Aus 
gabe für Büchergestelle von etwa 90 J/L und eine fortlaufende 
für die Besorgung der Geschäfte durch Weise, resp. durch den 
Vereinssekretär von jährl. etwa 200 M. nötig, wogegen jedoch der 
Gehalt des Unterbibliothekars mit 140 M. in Wegfall käme. 
Der Vorsitzende fragt an, ob der Ausschuß ermächtigt 
werden wolle, im Sinne dieser Vorschläge weitere Verhand 
lungen zu pflegen, und bringt zur Vornahme des Büchersturzes 
eine Kommission in Vorschlag. 
Die Bibliothekangelegenheit wird hierauf in der beantragten 
Weise einstimmig gutgeheißen und die Ernennung einer Bücher 
sturzkommission dem Ausschüsse überlassen. 
Nachdem die geschäftlichen Angelegenheiten erledigt sind, 
erläutert zunächst Prof. Reinh ardt zwei seiner neuen Projekte. 
DaS erste betrifft die Herstellung von Arbeiterwohnhäusern für die 
Fabrikanten Spohn in Ravensburg. Die Häuser sind für je 
2 Familien berechnet, sollen ganz aus Beton (und zwar außer 
den Ecken und Gesimsen alles in Rohbau) erstellt, fast in allen 
Teilen durch die Fabrik selbst ausgeführt werden und daher 
nicht höher als auf je ca. 5000 M. zu stehen kommen. 
Das zweite Projekt betrifft den Umbau der Kirche in 
Lind ach OA. Gmünd, welche bei ziemlicher Erweiterung des 
Grundrisses für 400 Personen benützbar gemacht und mit einem 
massiven Turm versehen werden soll. Die Kosten dieses Um 
baues sind auf ca. 40000 M veranschlagt. 
Baurat Rhein hard bittet den Vorredner, bei Herstellung 
der Arbeiterwohnungen in Ravensburg auch den Schussenrieder 
Torfmull, bezw. dessen billige Verwendbarkeit, int Auge zu be 
halten. 
Als Nachtrag zu den geschäftlichen Angelegenheiten bringt 
der Vorsitzende noch zur Kenntnis, daß von verschiedenen Seiten 
die Anschaffung weiterer Zeitschriften gewünscht werde; so sei 
namentlich die Neuanschaffung, bezw. Anschaffung eines weiteren 
Exemplars beantragt für 
den „Gesundheitsingenieur", 
die Zeitschrift des österr. Arch.- und Jng.Vereins, 
das Zentralblatt der Bauverwaltung, 
die Gewerbehalle und 
die Nouvelles annales de la construction. 
Die Anschaffung dieser Zeitschriften wird genehmigt. 
Nunmehr erhält Ingenieur Lueger das Wort zu dem an 
gekündigten Vortrage über 
„die Entstehung der Hochwasser und das Fort 
schreiten der Flutwelle". 
Der Vortragende weist die Unrichtigkeit der Regel nach: „ein 
Drittel des auf die Bodenoberfläche fallenden atmosphärischen 
Wassers verdunstet wieder, ein weiteres Drittel versickert und 
dient zur Quellenspeisung, ein letztes Drittel fließt in den offe 
nen Wasserläufen ab". Er entwickelt sodann unter der An 
nahme eines beliebig geneigten Flächenstreifens von der Länge a 
und der Breite b, sofern: 
b die Wasserhöhe infolge der atmosphärischen Niederschläge 
auf diesem Flächenstreifen in der Zeit t, 
Q die pro Sekunde auf die Flüche a b fallende Regenmenge 
abzüglich der Verdunstung und Pflanzenabsorption, 
V die von der Fläche ab in den Boden gleichmäßig ver 
sickernde Regenmenge, 
q die von der Fläche a b in der Sekunde abfließende Wasser 
menge bedeuten, 
die fundamentale Beziehung: 
(Q—V—q). dt = a . b . dh, 
welche Gleichung besagt, daß die im Zeitelemente auf der Fläche 
a b sich ansammelnde Wassermenge a. b. dh gleich ist der im 
Zeitelemeute auffallenden Regenmenge Q weniger der Jnfiltra-
	        

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