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gewordenen Raum mit relativ größerer Geschwindigkeit, welche wir
nicht zu rechnen vermögen, nach. In solchen Fällen wird die
Wandung der Kanäle stark angegriffen. Die Thatsache bleibt be
stehen bei allen geschlossenen Profilen, ganz einerlei, ob dieselben
Kreissorm, Eiform, polygonale oder eine geradlinig und krumm
linig zusammengesetzte Profilform haben.
Bei einem, von Herrn Lueger für die Stadt Baden-Baden
1876—77 ansgeführten Bohrstränge war der Berechnung der Licht-
weite ein Füllungswinkel von 308" zugrunde gelegt worden, weil
theoretisch und effektiv sich bei diesem Winkel die Maxima der
Wassermengen einstelle». Da das ausgeführte Rohr eine kleine
Lichtweite erhielt, reichten kleine Wellenschläge hin, um vor diesem
Füllungsgrade auf die vollkommene Füllung zu kommen, bei welch
letzterer die Geschwindigkeit und die Durchgangsmenge sich erheblich
verringern. Man konnte infolgedessen an der ausgeführteir Rohr
leitung die mit der Regelmäßigkeit einer Uhr sich wiederholenden
Stöße bei diesen Füllungsünderungen wahrnehmen, welche nach
Umlauf von 10 Jahren die Leitung aus Cemcntröhren thatsächlich
durch Anfressung des Betons zerstörten.
Hieraus folge vor allem die praktische Regel, daß man bei
Wahl der Profilgröße nicht die theoretisch günstigsten Verhältnisse
voransietzen dürfe, sondern stets gut daran thue, die Dimensionie
rung für die durch ein geschlossenes Profil fließende Maximalwasser-
menge entsprechend dem ganz erfüllten Querschnitt zu wählen, noch
besser aber die Querschnitte stets etwas größer annehme, als sie
nach der Rechnung notwendig seien und zwar umsomehr, je kleiner
diese Querschnitte der absoluten Größe nach werden. Rur auf
diese Weise könne man Stoßwirkungen verhindern und daß diese
alle Arten von Röhren schließlich zerstören müssen, werde wohl
keines Beweises bedürfen.
Mit Einhaltung dieser Vorsichtsmaßregel glaubt jedoch Herr
Lueger die Verwendung von Betonkanälen für Reinwasserleitungen
bei nicht zu großen inneren Geschwindigkeiten (nicht über 1 —1,5
Meter) sehr empfehlen zu sollen, weil sie die vortreffliche Eigen
schaft haben, daß sie dem Wasser seine Frische bewahren und die
Qualität desselben nicht, wie Metallröhren, durch Abgabe von
Oxydationsprodukten verschlechtern. Selbstverständlich müssen diese
Röhren von vortrefflicher Qualität sein, insbesondere sollte für die
selben stets eine etwas fettere Mischung eingehalten werden, als sie
handelsüblich geworden ist.
Hinsichtlich Verwendung der Betonkanäle zur Abführung von
Schmntzwassern bemerkt Herr Lueger, daß er hier nicht dieselbe
Ansicht habe, wie bei dem ebengenannten Zwecke. Bei der relativ
großen Porosität des Betons trete sehr leicht eine Durchseuchung des
ganzen Betonkörpers durch die äterischen Oele der Schmutzflüssigkeit
ein, besonders dann, wenn die Schmutzwasser wie fast allerwärts
zeitweise vielen Sand führen, welcher den schützenden Reinverputz
der inneren Kanalwand rasch abschleifen und so rasch eine Berüh
rung der Schmutzflüssigkeit mit dem unter diesem Reinverputz lie
genden Beton herstellen. Bei solchen Bauten würde er — ohne
jedoch die Betoukanäle als ungeeignet bezeichnen zu wollen — doch
vorziehen, Steingut oder gutes Ziegelmauerwerk zu verwenden.
Schließlich bemerkt der Vortragende noch, daß in der neueren
Zeit mit Unrecht die kreisrunde Profilform der Eiform so sehr
nachgesetzt werde: es hätten sich wahre „Eiformfanatiker^ heran
gebildet, welche sogar ganz kleine Kanälchen von wenigen Centimeter
Wassergeschwindigkeiten in den Eiprosilen viel günstiger gestalten, j
was für das gewöhnliche Verhältnis zwischen Riederwasser und !
Hochwasser von 1:5 keineswegs zutreffe, indem hiebei die Ge
schwindigkeiten nur ganz unwesentlich verschieden seien. Derartige
kleine Eiprostle, also nicht schlupfbare, haben nach seiner Ansicht
den großen Nachteil, daß sie sich nicht so bequem, wie die runden
mit Durchziehen der Bürste reinigen lassen, teurer sind und ge
wöhnlich nicht so exakt ausgeführt werden können, als die runden.
Von Baurat Rheinhard wurde hierauf ausgeführt, daß |
ein ganz bedeutender Unterschied in der Güte der Ccmentröhren
bestehe, welche insbesondere davon abhänge, ob der hiezu verwendete
Cementmörtel in die Formen eingegossen oder eingestampft werde.
Im ersteren Fall sei der Wasserzusatz zum Mörtel ein erheblich
größerer, die Widerstandsfähigkeit der erhärteten Masse dagegen
eine ziemlich geringere. Cementröhren, welche nicht mittels ganz
reinen, groben und scharfen Quarzsands hergestellt werden, in wel
chen wie bei de» mit dem bekannten Goldshöfer Sand dargestellten
Röhren z. B. kleine Eisenoxydknollen vorkommen, die selbst bei
sorgfältigstem Waschen nicht iminer ausgeschieden werden können,
oder welche größere Kiesel enthalten, seien nur selten als wasser
dicht zu bezeichnen, dennoch aber zu gewöhnlichen Dohlenbauten
noch ganz gut zu gebrauchen. Die Abnützbarkeit der Röhrenhant
richte sich wesentlich nach dem Mischungsverhältnis des Cement
mörtels und nach dessen Dichtigkeit; es empfehle sich daher, be
sonders stark in Anspruch genommene Röhre» besonders zu fabri
zieren, da die gewöhnliche Handelsware in der Regel zu solchen
Zwecken viel zu wünschen übrig lasse; man werde dann auch die
Wandstärke anders zu wählen d. h. zu vergrößern haben. Cement-
röhrenleitungen, welche wasserdicht (in gewöhnlichem Sinn des Worts)
sein sollen, seien ferner aus Muffenröhren herzustellen, welche
zwar um etwa 8°Io teurer als Lippenröhren zu stehen kommen,
dagegen um vieles leichter und billiger zu dichten seien. Gegen
die nachteiligen Folgen der Ausdehnung nnd Zusammenziehung
empfehle sich die satte Annetzung der Röhren vor dem Verlegen,
um denselben hiebei schon die während des Betriebs vorhandene
Temperatur zu verleihen.
Ferner seien die einzelnen Röhren einer Druckprobe zu unter
ziehen. (Die Zeichnung eines Druckapparats für Röhren von
10—20 cm Weite, welcher einschließlich aller Znbehörde» auf ca.
200 Mark zu stehen kommt, wird von dem Redner vorgezeigt und
erläutert.)
Die Wasseraufnahmefähigkeit der Cementröhrenmasse hänge
wesentlich von ihrer Herstellungsweise und von der Beschaffenheit
der verwendeten Materialien ab; bei den in Goldshöfe fabrizierten
Röhren betrage dieselbe bis zu 6°Io, bei Wochenwanger Röhren
nur ca. 2 °/o. Versuche hätten gezeigt, daß das Master in 1,5 m
tief in den Boden gelegten Röhren bei 600 m Länge des Laufs
noch keine Temperaturänderung aufweise.
Die Güte der Schale der Cementröhren hänge ferner auch
von der Zeit ab, in welcher der Erhärtungsprozeß vor sich gehen
konnte.
Die Ccmentröhren sollten vor ihrer Verwendung mindestens
ein Jahr alt werden. Scheinbar sehr hart gewordene Röhren,
welche Redner schon nach Verfluß von 3 Monaten nach ihrer Her
stellung in ein viel Geschiebe führendes Bächlein im Revier Schön-
münzach hatte einlegen lassen, zeigten schon nach 2 Jahren deut
liche Spuren der Abnützung, während unter ähnlichen Umständen
andere gleich beschaffene, aber ältere Röhren unverletzt geblieben
waren. Gegen die schädlichen Einwirkungen von verdünnten Säuren,
von Jauchwasser hat Redner mit Erfolg einen dreimaligen satten
Goudronanstrich gebraucht, welcher einen solch dichten Ueberzug
bildet, daß eine vor 8 Jahren in der Irrenanstalt Winnenthal
verlegte 60 cm weite Cementröhrendohle, deren untere Hälfte mit
Goudron imprägniert worden war, heute noch nicht die geringste
Abnützung zeigt, obgleich große Massen Abwasser, verdünnte Kar
bolsäure u. dergl. durch dieselbe geleitet werden.
Ein solcher Anstrich kostet bei einem Preis des Goudrons von
35 Mark per 100 leg 45 Pf. per gm, da etwa 1,3 kg hiezu
erforderlich sind.
Auch in Mergentheim, wo die konzentrierten Abwasser des
größeren Teils der Stadt seit mehreren Jahren durch eine 60 cm
weite, mehrere hundert Meter lange Cementröhrenleitung in die
Tauber geleitet werden, hat sich noch kein Schaden gezeigt. Die
Hochwasser werden hier durch ein offenes über der Dohle befind
liches Gerinne in den zwischen der Stadt und der Tauber gelegenen
Mühlkanal geleitet.
Bei den von dem Redner unter Druck ausgeführten, aus
Cementröhren hergestellten Wasserleitungen und Syphons beträgt
die Mnximaldruckhöhe ca. 6 m. Da man bei der Wahl der Rohr
weite hiebei nicht so ängstlich zu sein braucht als bei eisernen Röhren
und daher lieber weitere als zu enge Kaliber verwendet, so sind
Niederschläge von kohlensaurem Kalk, Gips u. s. w. weniger zu