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glaubte sich der Verband dem Wunsch nach Wiedereinführung der
obligatorischen Meisterprüfung nicht anschließen zu sollen.
Die württembergischen Regierungsbaumeister hatten
eine Denkschrift und Eingabe betreffend die Organisation der Aus
bildung und die Dieustverhültnissc der höher geprüften Techniker in
Württemberg an die K. Staatsregierung gerichtet und dem Verein
mit der Bitte um Förderung ihrer Bestrebungen zur Kenntnis ge
bracht. Die hiefür gewählte Kommission aus elf Mitgliedern hat durch
einen von unserem Ehrenmitglied, Baudirektor v. Schlierholz,
als dem Vorsitzenden der Kommission verfaßten Bericht die Frage
aufs Gründlichste beleuchtet und die Denkschrift mit Stiinmeneinheit,
sowie mit dem Hinweis auf eine früher im selben Sinne abge
gebene Aeußerung des Vereins in allen wesentlichen Zügen gutge
heißen, worauf die ordentliche Versammlung einmütig beschloß, den
Bericht der Kommission als Aeußerung des Vereins der K. Staats
regierung vorzulegen.
Der vierte wichtigere Gegenstand der nach außen gerichteten
Thätigkeit des Vereins waren die Fragen an die physikalisch
technische Reichsanstalt in Berlin über das Verhalten der
Baumaterialien bei Feuchtigkeit, Temperaturänderung, exzentrischer
Belastung, dauernder Belastung u. s. f. Wie aus dem Bericht
des Vorjahrs bekannt, hatten unsere Vertreter bei der Abgeordneten
versammlung des Verbandes zu Hamburg im Jahr 1887 die
Stellung solcher Fragen durch den Verband beantragt. Die hiefür
gewählte Kommission aus 7 Mitgliedern brachte durch ihren Refe
renten und Korreferenten, Baurat Rheinhard und Oberbaurat
v. Hänel, 10 Fragen ein, die von Privatdozcnt Ingenieur Lu e-
ger, Baurat Rheinhard, Oberbaurat v. Hänel, Professor
Laißle und Professor Dr. Weyrauch aufgestellt und begründet
worden waren. Die ordentliche Versammlung hat diese Fragen zu
den ihrigen gemacht und dem Verband vorgelegt. Sie werden nun
wohl samt den seither hinzu gekommenen des Hannoverschen und
Ostpreußischen Vereins in kurzer Zeit durch den Verband bei der
physikalisch-technischen Reichsanstalt eingereicht werden.
Von den Versammlungsberichten gelangte im abgelau
fenen Jahr leider nur ein Heft zur Ausgabe, allerdings ein ziem
lich starkes von 46 Druckseiten und 4 Seiten graphischer Beilagen.
Das Heft für das erste Semester 1888 ist noch nicht erschienen.
Die Verzögerung ist darin begründet, daß manche Beiträge ver
spätet eingingen, und als sie endlich vorlagen, war es mir infolge
plötzlicher Vermehrung meiner anderweitigen Aufgaben unmöglich,
die Redaktion auszuüben.
Die Jahresrechnung, die der Kassier Ihnen vortragen
wird, schließt auch in diesem Jahr mit einem vollen Gleichgewicht
der Einnahmen und Ausgaben, obgleich größere und unvorher
gesehene Ausgaben aufgetreten sind; es war möglich an andern Po
sitionen des Voranschlags zu sparen. Ebenso hat der Voran
schlag für den Haushalt des angetretenen Jahres ein
volles Gleichgewicht von Einnahmen und Ausgaben aufzuweisen.
Ich schließe den ersten Teil des Jahresberichts, indem ich
allen, die zum Wohl und zur Förderung des Vereins in seinem
46. Jahr beigetragen haben, in seinem Namen herzlich danke."
Nach dem mit Beifall aufgenommenen Jahresberichte verliest'
Weigelin den Kassenbericht, welcher folgende Hauptposten aufweist:
1. Einnahmen.
A. Mitgliederbeiträge:
1. Vereinsbeitäge:
116 Jahresbeiträge hies. Mitgl. ä 14 J6. 1 624
11 halbjährl.Beitr. „ „ „ 7 „ 77
136 Jahresbeitr. ausw. „ „ 8 „ 1088
15 halbjährl. „ „ „ 4 „ 60
1 Jahresbeitr. eines außerordendl. Mitgl. 4
Summe 1. Vereinsbeiträge 2 853
2. Wochcnblattabonnements:
172 Jahresabonnements . . ä 8 J& 1376
24 halbjährliche Abonnements „ 4 „ 96
63 Vierteljahrsabonnements „ 2 „ 126
Summe 2. Wochenblattabonnements 1 598
Summe A. Mitgliederbeiträge 4 451
B. Eintritttsgelder von 12 Mitgliedern ä 6 ^ 72
C. Sonstige Einnahmen:
1. Zins aus dem Vereinsvermögen
3 000 ü 4°/o 120
2. Erlös aus verk. Zeitschriften ... 0
3. Verschiedene Einnahmen:
24 Verbandsmitteil. k 78 ^ 18 ,.\i.
Zinsen aus Kontokorrent . 17,90 „
Erl. aus Rathausbroschüren 114,30 „
150,20
Summe C.: Sonstige Einnahmen 270,20
Hiezu der Kasseubestand vom 23. Januar 1888 . . 44,39
Gesamtsumme der Einuahmeu 4 837,59
„ „ Ausgaben 4 804,67
bleibt Kassenbestand 12. Januar 1889 32,92
Die von Glaser und Weisert vorgenommene Prüfung der
Kassenbücher hat zu keinen Ausstellungen geführt. Der Bericht
wird gutgeheißen und der Ausschuß entlastet.
Hieran schließt sich die Verlesung des Voranschlags für den
Vereinshaushalt des Jahres 1889.
Zu dem darin enthaltenen Posten von 60 M. für Anschaffung
von Werken für die Bibliothek bemerkt der Vorsitzende, daß dieser
Posten schon im vergangenen Jahr eingestellt gewesen sei; doch seien
keine Anschaffungen erfolgt, um eine lkeberschreitung des Anschlags
zu vermeideu. Zu der künftigen Verwendung dieser 60 M. stelle
der Ausschuß den Antrag: »Wenn 10 Mitglieder beantragen, daß
ein Werk für die Bibliothek angeschafft werde, so verfügt der Aus
schuß die Anschaffung, vorausgesetzt, daß die 60 M. noch nicht ver
braucht sind und daß die Nestsumme noch zur Anschaffung ausreicht.
Dieser Antrag, sowie der Voranschlag selbst wird ohne Ge
genrede genehmigt.
Hierauf verliest Kaiser den Bericht über die Bibliothek,
welcher nicht beanstandet wird. Wünsche in Beziehung auf die
Bibliothek werden nicht vorgebracht; ein Sturz der Bibliothek war
wegen Erkrankung des Bibliothekars nicht möglich.
Es folgt nun die Wahl des neuen Vorstandes und des Aus
schusses für die Ja^re 1889 und 1890, wobei nach den Satzungen
ein Wechsel in der Person des Vorstandes eintreten muß.
Baurat Rheinhard schlägt unter lebhaften Zurufen aus
der Versamnilung zum Vorstand Oberbaurat Dr. v. Leins vor.
Die Wahl ergiebt für v. Leins 48 Stimmen, während 3
Stimmen sich zersplitterten.
v. Leins nimmt die Wahl an und dankt für das ihm ent
gegengebrachte Vertrauen, gesteht, daß er sich nur schwer zur An
nahme der Wahl entschlossen habe wegen seines Alters, verspricht,
so weit es seine Kräfte erlauben, für das Wohl des Vereins ein
zutreten und bittet die Mitglieder, ihm Nachsicht entgegenzubringen.
Der Vorsitzende dankt v. Leins für die Annahme der Vor
standschaft und spricht den Wunsch aus, daß seine Amtsführung
dem Vereine zur lebhaften Förderung und ihm selbst zur Freude
gereichen möge.
Hieran schließt sich die Wahl eines neuen Ausschusses. Im
Hinweis auf einen im Umlauf befindlichen Wahlvorschlag erklären
Göller und Weyrauch, eine Wahl nicht mehr annehmen zu
können, auch Fischer bittet, von seiner Wahl abzusehen.
Die Wahl ergiebt folgendes Resultat:
Hänel . .
48
Baurat Rheinhard
32
Weigelin .
45
Kaiser ....
31
L a i st n e r
45
Lueger ....
23
R. Tafel .
41
Fischer ....
22
Walter
41
Canz ....
21
Göller . .
35
Weyrauch . . .
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Der Vorsitzende verkündigt, daß, da er und Professor Wey
rauch eine Wahl nicht mehr annehme, der Ausschuß sich zusam
mensetze aus den Herren: v. Hänel, Laistu er, Weigelin,
R. Tafel, Walter, Baurat Rheinhard, Kaiser und Lue
ger, als Ersatzmänner Fischer und Canz.