Full text: Versammlungs-Berichte / Württembergischer Verein für Baukunde in Stuttgart (1888)

Schreiben des Mitglieds Aivitingenieur K. Kr ober in Stuttgart. 
Siehe Bericht über die ordentliche Versammlung vom ö. Mai 1888. 
Gestatten Sie mir, im Anschlüsse an die interessante Erörte 
rung in der Sitzung vom 7. d. M., einige Erfahrungen über das 
Verhalten von Beton mitzuteilen, welche vielleicht auch Schlüsse 
über die Eigenschaften von Zementröhren zulassen. 
Im verflossenen Sommer und Herbst ließ die mechanische 
Zwirnerei Heilbronn zu Sontheim nach meinen Plänen ein Neckar 
wasser-Filter mit Reinmasserbehälter erbauen, welches die Färberei 
und Bleicherei dieses Etablissements mit Klärwässer versieht. Es 
wurden 3 offene Filterbassins von je 14 m lichter Länge und 7 m 
lichter Breite nebeneinander, nur durch 2 Scheidemauern von ein 
ander getrennt, errichtet und den Schmalseiten der drei Filter 
entlang ein Reinwasserbehälter von 240 obm Fassungsvermögen 
vorgebaut, welcher mit Monier-Gewölbe und Erdanschüttnng über 
deckt ist. 
In gefülltem Zustande beträgt, an den Scheidewänden ge 
messen, die Wassertiefe der Filter einschließlich der Filterjchichten 
2,63 in, des Reinwasserbehälters 2,15 m. 
Das Ganze mußte, um in der Verteilungsleitung den ge 
wünschten Druck zu erzielen, über natürliches Terrain ausgeführt 
werden; die Umfassungsmauern wurden ringsum mit Erdanschüttuug 
versehen. 
Nach meinem Projekt sollten die Wände ans Bruchsteinmauer 
werk in Portlandzementmörtel und mit ausgegossenen Fugen her 
gestellt werden, und zwar die freistehenden Scheidemauern des oft 
einseitigen Wasserdrucks wegen in einer Stärke von 1,5 m, die 
Umfassungsmauern unten mit 1,2 w, oben mit 0,8 m Stärke. 
Ein Zementverputz von üblicher Dicke (15 — 20 mm) sollte die 
Wasserdichtheit Herstellen. 
Auf Grund von vergleichenden Kostenanschlägen wurde vor 
gezogen, das ganze Bauwesen ausschließlich in Portlandzement- 
Stampfbeton auszuführen, was auch geschah. 
Das Mischungsverhältnis war 1 : 8 und es wurde neben 
reinem Sand Steinschlag und Muschelkalk in Nuß- bis Eigröße 
verwendet. 
Mit den Wandstärken ging man bis auf ein Minimum 
von 0,70 m für die freistehenden Scheidewände und von 0,70 m 
resp. 0,60 m in der oberen Hälfte für die Umfassungswände 
herunter, und es wurde nicht ein Verputz in dem bisher üblichen 
Sinne, sondern nur eine Ausfüllung einzelner offen gebliebenen 
kleinen Höhlungen und hieraus eine Glättung der Wandflächen mit 
einem nur 1—5 mm starken Zementüberzug vorgenommen. 
Die Anlage steht seit November v. I. mit vorläufig nur 
2 Filtern in regelmäßigem Betrieb; das dritte Filter ist bis auf 
die Sohle beständig leer, so daß die an das benachbarte Filter 
avstoßende Scheidemauer bei 14 m freier Länge fortdauernd einen 
einseitigen Wasserdruck von 2,63 m Höhe auszuhalten hat. Nicht 
allein der ganze Ban, sondern insbesondere auch diese Scheidemauer, 
deren Inanspruchnahme bei ihrer außerordentlich geringen Dicke eine 
ungewöhnlich hohe ist, hat sich bis heute vortrefflich gehalten. Eine 
Mauer aus Backstein oder Bruchstein würde wohl niemand in dieser 
Stärke auszuführen gewagt haben; daß diese Dicke in Beton vom 
Bauherrn genehmigt wurde, ist der Initiative des Unternehmers zu 
verdanken, welcher die verlangten Garantien einging. 
Es wurde eine Preisermäßigung von ca. 50 o/o gegenüber 
dem Kostenanschlag erzielt. 
Aber nicht allein in ihrer Festigkeit haben sich die Mauern 
bewährt, sondern auch in ihrer vollkommenen Wasserdichtheit, 
wie die Scheidemauer zwischen leerem und gefülltem Filter deutlich 
zeigt. Die nach der leeren Seite gekehrte Wandfläche ist voll 
kommen trocken, während auf der andern Seite der große 
Wasserdruck stets lastet. Ich bin überzeugt, daß hier nicht die 
schwache Zementhaut, sondern die Betonmasse selbst die Wasser 
undurchlässigkeit bewirkt, denn wenn man ein Stück Stampfbeton, 
welches aus reinen und guten Materialien in dem richtigen Mischungs 
verhältnis und mit der nötigen Sorgfalt hergestellt ist, zersprengt, 
so zeigt sich eine durchaus compacte Rruchfläche, fast ganz frei von 
Poren. Zementrohre, aus Stampfbeton hergestelli, dürften dem 
nach wohl ebenfalls, auch ohne Ueberzug, wasserdicht werden, um 
so mehr, als der Wasserdruck, welchem sie zu widerstehen haben, 
oft sehr gering ist, womit übrigens die Wasserdurchlässigkeit solcher 
Röhren bei geringwertigem Material nicht bestritten werden soll.
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.