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Zum Schlüsse giebt der Vorsitzende, Baurat Fuchs, sowie
Baurat Neuffer interessante Mitteilungen über eine Studienreise
nach England, von welcher sie vor kurzem zurückgekehrt sind. Baurat
Fuchs schildert speciell einen Tag, an welchem die Mitglieder der
internationalen Fahrplanconferenz von der Verwaltung der Great-
Eastern-Bahn zur Besichtigung der Gaswerke Londons in ihrer
grandiosen Ausdehnung, sowie der Viktoria- und Albert-Docks mit
ihren Lagerhäusern eingeladen waren; ferner erwähnt er kurz die
Ursachen, welchen es zuzuschreiben sei, daß das Fahren auf den
englischen Bahnen viel ruhiger und stätiger vor sich gehe, als auf
dem Kontinente; er findet dieselben sowohl in der Konstruktion des
Oberbaues (Stuhlschienen), als auch in derjenigen der Betriebsmittel.
Baurat Neuffer schildert das Verhalten des englischen Publikums
bei der Benutzung der Personenzüge im Vergleich mit dem bei uns
üblichen; der Engländer zeichne sich dabei durch große Ruhe aus;
auch bei dem größten Andränge komme kein Stoßen, Schreien und
dergl. vor, sondern es wickele sich selbst im außerordentlich lebhaften
Verkehr durchaus ruhig und glatt ab; die Ursache hierfür sei beson
ders darin zu suchen, daß die Verwaltungen der englischen Bahnen
die Reisenden zu viel selbstständigerem Handeln als bei uns erziehen.
ericht -es Negierungsbaumeisters G. Baur über die Ueberschwemmung
in der Nähe von Tientsin im Juli 1892,
vorgetragen vom Regierungsbaumeister Wallersteiner in der geselligen Vereinigung vom 27. Mai 1893.
Am 16. Juli 1892 sind durch eine Anzahl von Dammbrüchen
die Wasserläufe aus ihren Betten ausgebrochen und haben dadurch
ein großes Areal unter Wasser gesetzt; hat es auch bis jetzt nicht
den Anschein, als ob die Ueberschwemmung eine solche Ausdehnung
erreichen werde, wie im Jahre 1890, so ist doch der Schaden, den
der Feldbau dadurch erleidet, ein jedenfalls beträchtlicher, eine
Schädigung, die um so bedauerlicher ist, als gerade die vom Wasser
verschonten Gelände durch Heuschreckenschwärme, insbesondere am
14. Juli, eine ungemeine Einbuße erlitten haben.
Ich beehre mich, über diese Ueberschwemmungen, so weit ich
Gelegenheit hatte, dieselben zu beobachten, einige Angaben zu machen.
Für das Wasserlaufsystem, das durch die Mündnng des Pei-ho
seinen Abfluß ins Meer bei Taku erhält, ist zu bemerken, daß der
Wei-Ho, welcher die Fortsetzung des Kaiser-Kanals bildet, wahrschein
lich durch eine Reihe von Verbindungskanälen mit der See einen
Teil seiner Wassermengen durch die Pei-Ho-Mündung zum Ab
fluß führt; doch fehlen darüber, sowie über dort etwa vorhandene
Schleusen u. s. w. nähere Angaben. Das Niederschlagsgebiet des
Pei-ho mißt ungefähr 229 000 qkm, ist also etwa 2 /3 so groß,
wie das Königreich Preußen. Zur Vergleichung führe ich an, daß
der Rhein ein Niederschlagsgebiet von 180 385 qkm, die Weichsel
ein solches von 184 700 qkm hat. Zieht man nun in Betracht,
daß die Flüsse des Flußgebiets der Pei-homündung einen großen
Teil ihres Laufes durch das Gebirge zurücklegen, daß auf diesen
Gebirgsstrecken die Wasser infolge des großen Gefälls und der
kahlen steilen Berghalden rasch zum Abfluß kommen müssen, so ist
zu vermuten, daß bei Hochwasser ungeheuere Wassermengen durch
die Pei-homündung abfließen müssen — führt doch zum Beispiel der
Rhein bei Mittelwasser in Coblenz 1220 cbm in der Sekunde und
bei Hochwasser bei Kehl 4685 cbm in der Sekunde — und diese
Vermutung dürfte noch bestärkt werden durch den Umstand, daß die
Niederschläge hier ganz überwiegend sich auf die verhältnismäßig
kurze sommerliche Regenzeit verteilen.
So beträgt die Höhe des Niederschlags in Peking (Mittel aus
den Jahren 1841—1874):
im
Januar ....
. 0.28
cm
„
Februar ....
. 0,51
tt
„
März
. 0,71
tt
„
April
. 1,40
„
fi
Mai
■ 4,21
Juni
. 8,94
im
Maximum
19,55
„
Juli
. 23,72
„
„
„
49,72
„
August
. 15,21
„
„
„
34,73
„
September . . .
. 7,30
„
„
28,06
Oktober ....
. 1,75
ff
November . . .
. 0,87
„
„
4,90
U
Dezember . . .
. 0,29
„
„
„
3,78
Jahresmittel. .
65,19
cm
DaS Jahresmittel weicht also nicht sehr ab von dem Jahres
mittel der Niederschlagshöhe in Europa (Berlin 59,7 cm, Main
gebiet 69,7 cm, Wesergebiet 75,5 cm, Stuttgart 60,7 cm), allein
davon kommt auf Juli und August mehr als die Hälfte und auf
den Juli allein mehr als V» der gesammten jährlichen Niederschlagshöhe.
Die Beobachtungen der Zollverwaltung der Station Taku
geben für dieses Jahr folgende Regenhöhen:
Mai:
am 5. Regenhöhe
2,08 cm
„ 26.
3,46 „
ii 31. „
2,08 „
Mai zusammen
7,62 cm
Juni:
am 1. Regenhöhe
0,54 cm
„ 30. „
3,28 „
Juni zusammen
3,82 cm
Juli:
am 1. Regenhöhe
3,20 cm
ii 4. ii
8,32 „
ii 6.
0,86 „
„ 12.
4,95 „
.. 20.
9,64 „
Juli vom 1. bis 20. zusammen 26,97 cm.
Es hat also in den ersten 20 Tagen des Juli ein Regenfall
stattgefunden, welcher das Monatsmittel bereits erheblich übersteigt
und mehr als 2 /s des mittleren Jahresniederschlags beträgt. Den
sich hieraus ergebenden Erwartungen außerordentlich großer Wasser
abflußmengen entsprechen, glaube ich, die beobachteten Thatsachen
nicht: der Wasserstand des Pei-ho war in Tientsin am 17. Juli nur
etwa 8 Fuß (2,4 m) über Mittelwasser gestiegen, und hat sich mit
unbeträchtlichen Schwankungen innerhalb etwa 30 cm bis heute auf
dieser Höhe gehalten. Die Breite des Wasserspiegels beträgt 85 m,
die Tiefe bei gewöhnlichem Wasserstand, bei günstiger Gestalt des
Flußbetts, ca 14' — 4,2 m. Versucht man nun zu berechnen, welche
Wassermengen dieses Querprofil abführen kann, so erhält man mit
Benützung der Kutter-Ganguillet'schen Formel folgende Werte:
n — 0,025, Querschnitt F — 442 qm, benetzter Umfang U — 94,8 m
R = 4,66.
Für ein Gefälle von
1:40 000, mittlere Geschwindigkeit v — 0,68 m
1:20 000, „ „ v — 0,88 m
1:10 000, „ „ v — 1,17 rn
1: 5 000, „ „ v— 1,60 m
pro Sekunde ab geführte
Wafsermenge,
2 — 269 cbm
Q = 382 „
Q = 586 „
Q = 705 „
Für die Beziehung zwischen mittlerer Geschwindigleit v und
der größten Oberflächengeschwindigkeit v 0 scheint die von Wagner
gegebene Formel die relativ zuverläßigste zu sein:
v = 0,67 v 0 + 0,027 v 0 2 .
Diese kann gebracht werden in die Form:
v 0 = — 12,4 + \s 37,1 v + 153,8;