Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1893-97)

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bas als Mittel bezeichnet wird, dem weißen Ausschlag vorzubeugen, 
würde sich etwas umständlich gestalten, weil es immerhin mehrere 
Tage andauern müßte, um die Steine vollkommen auszulaugen. So 
einfach es an und für sich scheint, so wird aus diesem Grund von 
demselben kein Gebrauch gemacht werden können. Es kommt hiebei 
eben auch wieder in Betracht, daß der Mißstand, dessen Beseitigung 
es gilt, kein schwerwiegender ist. 
Nach der Mitteilung eines erfahrenen Ziegeleibesitzers bildet sich 
der Ausschlag auch auf Steinen, die mit Holzfeuer gebrannt sind. 
Es läßt dies darauf schließen, daß die Entstehungsweise nicht immer 
die oben geschilderte ist, daß vielmehr Gips und schwefelsaure Bitter 
erde schon im Thon, im beigemischten Sand oder im Wasser vor 
handen waren; das gleiche trifft zu, wenn der Ausschlag sich auf 
Steinen bildet, die auf dem Stock oder Stapel sitzen, wie eS vor 
kommen soll, wo also der Ausschlag ohne Mitwirkung der Bestand 
teile des Mörtels entsteht. 
Bei Thonarten, welche Gips oder kohlensauren Kalk enthalten, 
bildet sich der Ausschlag sogar schon beim Trocknen der Steine, also 
vor dem Brennen. Es ist ein Verfahren patentiert, durch Eintauchen 
der lufttrockenen Steine vor dem Brennen in verdünnte Salzsäure 
bezw. eine andere Mineralsäure das Bilden des Ausschlags zu ver 
hüten. Die Manipulation verteuert die Herstellungskosten für je 
1000 Stück um nur 50 Pfennig (vergl. Thonindustriezeitung und 
württ. Gewerbeblatt 1892, Nr. 10). Die chemische Fabrik von 
W. Katz & Cie. in Mannheim empfiehlt zu diesem Zweck ihr „Cloridin", 
das außerdem die Eigenschaft haben soll, poröse gebrannte Dach 
ziegel wasserundurchlässig zu machen, ferner Schmauchflecken an 
gebrannten Steinen zu vertreiben, die nach Gottgetreu S. 316 beiiü 
Ringofenbetrieb durch Flugasche entstehen. Dieser Gegenstand be 
rührt übrigens nicht sowohl die Bautechniker, als die Thonindustriellen; 
die ersteren werden immer in der Lage sein, ein Material sich aus 
zusuchen, das nicht schon vor der Verwendung sich fleckig zeigt. 
Nach dem Vorstehenden hat der Ausschlag, ganz abgesehen vom 
eigentlichen Mauersalpeter, also vom Kalknitrat, verschiedenartige Ur 
sachen. 
Er ist beobachtet worden auf verputzten Flächen im Innern und 
auf neuem Verputz auf alten Backsteinmauern im Aeußern. Nach 
teilige Folgen haben sich nicht gezeigt. Im Innern wird er ein 
fach abgekehrt vor dem Tapezieren. Ob Veränderungen an der 
Farbe der Tapeten auf den Ausschlag zurückzuführen sind, darüber 
liegen Beobachtungen nicht vor. Der Fall wäre wohl denkbar. 
Im Aeußeren verschwindet der Ausschlag auf dem Verputz im 
Laufe der Zeit und zwar rascher da, wo Regen und Wind Zutritt 
haben. 
Bildet sich an altem Mauerwerk Mauersalpeter, so ist dies eine 
Folge der Einwirkung von ammoniakalischen Flüssigkeiten, Zauche rc. 
was sich ja bei neuen Mauern wird immer verhüten lassen. Der 
Kalk des Mörtels ist dann nicht blos oberflächlich, sondern auch im 
Innern der Mauer in salpetersauren Kalk übergegangen. Das läßt 
sich nicht mehr verbessern; das Mauerwerk kann nur abgebrochen und 
erneuert werden. 
Uebrigens läßt sich ein haltbarer Verputz auch auf solchen 
Mauern nach deren Behandlung mit Weissang'schem Verbindungskitt 
(von Lichtenauer in Grötzingen bei Durlach*) herstellen. Ohne diese 
Vorbereitung bildet sich ini neuen Verputz wieder salpetersaurer Kalk, 
der Putz bläht sich auf und fällt ab. 
Ausblühungen und Aufblähungen am Verputz entstehen auch 
durch die Einwirkung von Gipsverputz und Cementverputz aufein 
ander an der Stelle, wo beide zusammenstoßen oder wenn ein Un 
verständiger meint, schadhaften Gipsputz mit Cementputz ergänzen zu 
können. Eigentümlich ist es, daß beim Zusammenstoß dieser beiden 
Verputzarten Aufblähungen dann entstehen, wenn der Gipsverputz 
zuerst und der Cementverputz nachher aufgetragen wird, daß sie aber 
im umgekehrten Falle sich nicht bilden. 
Stuttgart, 1. Juli 1893. 
Für die Kommission: 
Stadtbaurat Mayer. 
Anhang. Die an den Fassadensteinen des Gesundenbaues in der 
Tunzhoferstraße sich zeigenden Auswitterungen bestehen im Wesentlichen 
aus schwefelsaurem Kalk (Gips), schwefelsaurer Bittererde und kohlen 
saurem Kalk, neben sehr geringen Mengen von Aetzkalk. 
Eine quantitative Analyse wurde unterlassen, da durch diese An 
haltspunkte über die Mittel diese Auswitterung zu verhüten, doch 
nicht gewonnen worden wären. Daß im fraglichen Fall die Aus 
witterungen von einer Umsetzung zwischen den Bestandteilen des 
Steines und des Mörtels herrühren, ist zweifellos, wie dies auch 
Gottgetreu in seinem Handbuch über Baumaterialien (l. Bd., S. 387) 
erwähnt. 
Ein chemisches Mittel, um diese Auswitterung zu verhindern, 
vermag ich nicht zu bezeichnen, wenn das Einlegen der Backsteine 
in Wasser vor der Verwendung als unthunlich bezeichnet wird. Der 
Verfasser des Aufsatzes in Nr. 45 der Bauzeitung weiß gegen diese 
Art von Auswitterung auch keinen andern Rat als Wasser (Regen) 
und Zeit. 
Stuttgart, den 13. Juni 1893. 
Dr. A. Klinger. 
*) Hiernach ist die in Heft 6 auf der ersten Seite, rechts, in Zeile 6 
von unten enthaltene Angabe zu berichtigen. 
Zur Krage -er Rauchbeläfligung. 
Die Frage der Rauchbelästigung in großen Städten ist auf An 
trag des Hannoverschen Architekten- und Ingenieur-Vereins von der 
Abgeordneten-Versammlung des Verbandes deutscher Architekten- und 
Ingenieur-Vereine in Köln 1888 in den Arbeitsplan des Verbandes 
aufgenommen worden. Gleichzeitig ist beschlossen worden, daß ein 
von dem obengenannten Verein aufgestellter Fragebogen den Einzel 
vereinen zugesandt werden solle. 
Nach Einlauf der Beantwortungen aller Einzelvereine bestimmte 
die Abgeordneten-Versammlung in Hamburg 1890, daß auf Grund 
des so gewonnenen Materials eine Denkschrift ausgearbeitet werden 
solle, und betraute mit ihrer Abfassung die Herren: Geh. Baurat 
Prof. Garbe (Berlin), Dir. Kümmel (Altona) und Reg.-Baumeister 
Taaks (Hannover). 
Das Ergebnis dieser Arbeit (eine Denkschrift des Verbandes 
über „Die Rauchbelästigung in großen Städten", im Druck erschienen 
bei Ernst Toeche in Berlin) hat der Vorstand des Verbandes den 
Einzelvereinen, sowie den betreffenden Zentralbehörden der deutschen 
Bundesstaaten und den Magistraten der größeren deutschen Städte 
überreicht. 
Der Inhalt dieser Denkschrift ist in Kurzem der folgende: 
Die bisherigen Bemühungen zur Abstellung der Rauchbelästigung 
sind von geringem Erfolg gewesen, weil den Behörden ein wirksames 
Einschreiten nicht durch gesetzliche und polizeiliche Vorschriften ermög 
licht ist und weil ihnen für die verschiedenartigen Einzelfälle sach 
verständige Berater nicht in genügendem Maße zur Seite stehen; 
ferner, weil bei vielen Feuerungsanlagen die vermeintlichen Interessen 
der Besitzer der Einführung von Verbesserungen sich entgegenstellen; 
und endlich weil ein großer Teil der Bevölkerung die Rauchbelästig 
ung als mit der Verwendung von Steinkohlen unvermeidlich ver 
bunden betrachtet. 
Unter Fachleuten besteht kein Zweifel mehr, daß für jede Art 
von Feuerungsanlagen geeignete Vorkehrungen zur Beschränkung der 
Rauchbildung auf ein unerhebliches Maß getroffen werden können. 
Schädigungen entstehen weniger durch das Kohlenoxydgas und 
die schweflige Säure, welche in den aus den Feuerungsstätten ent 
weichenden Gasen enthalten sind, obgleich anzunehmen ist, daß diese 
Stoffe, da manche empfindliche Pflanzen ersichtlich durch sie leiden, 
auch für die menschliche Gesundheit nachteilig sind; sie finden sich 
übrigens in der Atmosphäre nur in sehr verdünntem Zustande. Auch
	        

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