Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1893-97)

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Pfleglinge ab, und sind dort durch das ganze Gebäude an den 
Kcllcrgewölbcu, sowie an den Substruktionen des Verbindungsganges 
zwischen dem Bau für gesunde Pfleglinge und dem Krankcnbau ausge 
hängt. Selbstredend mußte auch die Zahl der Hydranten möglichst 
reduziert werden; dagegen sind im Innern der Gebäude ausgedehnte 
und von den Treppen leicht zugängliche Feuerleitungen ange 
ordnet. 
Die Beleuchtung der Straßen und Vorplätze mußte 
durchaus mit Laternen, die an den Gebäuden angebracht sind, erfolgen. 
Die Kanäle für Abwasser, aus Steinzeugröhren hergestellt, 
wurden auf dem alten Terrain verlegt, ehe mit den Bauten und den 
Auffüllungen begonnen wurde; die Einlaufschächte liegen teilweise 
auf 6—7 rn hohen Pfeilern. Hier mußte namentlich große Vorsicht 
angewendet werden, damit sich diese Nohrfahrten während der Bau 
zeit nicht verstopften. 
Die Straßen sind in gewöhnlicher Weise chauffiert; die Garten 
wege sind mit Steinhauerschutt und Bekiesung hergestellt; die Trottoire 
konnten wegen der noch zu erwartenden Setzungen nur an den dring 
lichsten Stellen definitiv hergestellt werden, und auch da zeigen sie 
schon bedenkliche Risse und Setzungen; im übrigen wurden dieselben 
wie die Fußwege angelegt. 
Die Gartenanlagen sind von Gartcninspektor Eh mann 
in sorgfältigster und gefälligster Weise erstellt worden; es sproßt 
schon überall junges Gras und auch die Pflanzen zeigen schönes 
Wachstum. 
Die Umzäunungen sind nur auf eine kurze Strecke am Ver 
waltungsgebäude aus Substruktionen definitiv in Stein und Eisen 
hergestellt; im übrigen wurden sie provisorisch aus Forchenpfosten 
und in der Mitte auseinandcrgesägren tannenen Naturstangen, mit 
Setzplättchen von Tuffstein darunter, ausgeführt. 
Die Umzäunungen der Tobhöfe zu beiden Seiten des Irren- 
baues sind 2,50 rn hoch aus Bödseiten zwischen Pfosten aus j_ Eisen 
erstellt. 
Der Haupteingang zur ganzen Gebäudegruppe wurde durch 
ein besonderes Portal in Holzkonstruttion ausgesprochen. 
Zeit der Ausführung. 
Nach vorstehenden Ausführungen, aus welchen der große Um 
fang und die teilweise schwierige Ausführung der Bauten hervorgeht, 
kann die für die Ausführung aufgewendete Zeit wohl als eine sehr 
kurze bezeichnet werden. Über die Ausführungszeit mögen folgende 
Angaben dienen: 
Zeit der Zeit der 
Inangriffnahme: Dacheindeckung: 
beim Verwaltungsgebäude . . 30. Mai 1892 23. Nov. 1892 
„ Krankenbau 9. Mai 1892 24. Dez. 1892 
„ Bau -für gesunde Pfleglinge 21. Juni 1892 13. Mai 1893 
„ Betsaal 30. Juli 1892 17. Oft. 1893 
„ Jrrenbau 1. März 1893 29. Juli 1893 
„ Wirtschaftsgebäude . . .18. März 1893 23. Aug. 1893. 
NB. Die Arbeiten am Betsaal wurden nach Fertigstellung der 
Fundation bis zum Frühjahr 1893 sistiert. 
Bis zum Einweihungstage am 1. Mai 1894 wurde somit die 
ganze Anlage nach nicht ganz 2jähriger Bauzeit vollendet. 
Hier sei noch bemerkt, daß die Arbeiten in 127 Loosen an zu 
sammen 117 Geschäftsleute vergeben wurden. 
Übersicht über die Baukosten. 
Die Abrechnungen der einzelnen Gebäude sind noch nicht ganz 
abgeschlossen; es sollen jedoch in nachfolgendem einige Mitteilungen 
über die Kosten gegeben werden. 
DasV erw altun gs g eb äud e hat eine bebauteFlächevon 237,50qm 
und 2736 cbm Rauminhalt, von Untergeschoßboden bis Hauptgesims 
oberkante gerechnet. Die Kosten werden sich auf 61200 Mk. belaufen, 
also^pro cbm auf 22,40 Mk.; bei normaler Fundation hätten sie be 
tragen 55000 Mk. oder pro cbm 20 Mk. Vorgesehen waren ein 
schließlich eines früher in Aussicht genommenen Thorwarthauses, das 
nun mit dcni Verwaltungsgebäude verbunden ist, 85 770 Mk. 
Der Bau für gesunde Pfleglinge hat eine bebaute 
Fläche von 1276 qm, einen kubischen Inhalt vom Kellerfußbodcn 
bis Hauptgesimsoberkantc von 27 815 cbm. Die Kosten werden sich 
einschließlich Heizungsanlage und sonstiger Einrichtungen ans 3610009071. 
belaufen, oder pro cbm auf 13 Mk. Rechnet nian nur vom Unter 
geschoßboden an, so beträgt der Rauminhalt 22 135 cbm und es 
berechnet sich das Kubikmeter auf 16,30 Mk. Vorgesehen waren 
442528 Mk. 
Der B etsa al hat eine bebaute Fläche von 240,30 qm und eine» 
Kubikinhalt von 2570 cbm; die Kosten werden sich belaufen ohne 
Terraffenmauer und Verbindungsgänge auf 57 800 Mk., oder pro 
cbm auf 22,50 Mk.; bei normaler Fundation hätten die Kosten 
48 000 Mk. betragen, oder pro cbm 18,70 Mk. und pro Sitzplatz 
160 Mk. 
Die Kosten der Terrassenmauer, der eisernen und der 
ma ssiven Verbindungsgänge werden sich auf 21000 Mk. stellen. 
Vorgesehen waren für Bclsaal und VerbindnngSgänge 89 731 Mk. 
Die überbaute Fläche beim Kranke »bau beträgt 1290 qm, 
der kubische Inhalt von Untergeschoßboden bis Hauptgesimsoberkantc 
22824 cbm. Die Kosten werden sich auf 345000 Mk. oder pro 
cbm auf 15,10 Mk. belaufen, einschließlich Heizung, elektrischcr 
Lüutewerke und sonstiger Zubehörden. Der Mehraufwand für die 
schwierige Fundation mit ca. 15 000 Mk. ist hiebei inbegriffen; nach 
Abzug desselben würde das cbm auf 14,40 Mk. kommen. Vorgesehen 
Waren 448457 Mk. 
Die überbaute Fläche beim Jrrenbau beträgt 500 qrn, ber 
kubischc Inhalt von Untergeschoßboden bis Hauptgesimsoberkantc 
5910 cbm. Die Kosten mit allen Zubehörden werden sich aus 
132000 Mk. stellen oder pro cbm auf 22,30 Mk., wobei der 
gegenüber von anderen Bauten sehr kostspielige Einbau, sowie 
7000 Mk. Mehrkosten für die Fundation in Betracht zu ziehen 
sind. In Aussicht genommen waren für diesen Bau 103100 Mk., 
wobei jedoch namentlich die für die Heizungsanlage, den Einbau und 
die eben erwähnte Fundation angesetzten Beträge zu nieder geschätzt 
waren. 
Die überbaute Fläche beim Wirtschaftsgebäude mißt ein, 
schließlich des Kesselhauses 1187 qm und der kubische Inhalt 
11 836 cbm. Die Kosten werden betragen: für das Gebäude selbst 
einschließlich der Stützmauer auf der Rückseite, jedoch ohne die 
maschinelle Einrichtung, das Vordach, die Gas- und Wasserleitungen 
und ohne die Uhr 150 000 Mk. 
oder pro cbm 12,70 Mk. 
Die Kosten für die maschinelle Einrichtung 
einschließlich der Uhr berechnen sich auf 57 300 Mk. 
für das Vordach auf 4000 Mk. 
Zus. 211300 Mk. 
Vorgesehen waren 216593 Mk., jedoch ohne Uhr und mit wesent 
lich kleinerem Kesselhaus und Keller. 
Außer den bis hierher aufgeführten Kosten für die einzelnen 
Gebäude waren noch folgende allgemeine Kosten aufzuwenden: 
Abgraben eines Kehrichtauffüllplatzes an der Baustelle 
des Krankenbaus 5 700 Mk. 
Einfriedigung 6 300 Mk. 
Chaussierung 14200 Mk. 
Planierung und Bepflanzung ... .... 4500 Mk- 
Kanalisationen, Gas- und Wasserleitung außerhalb 
der Gebäude einschließlich der dazu gehörigen 
Substruktionen 25000 Mk. 
ferner der Aufwand für die Konkurrenz, der Auf 
wand für die Auffüllarbeiten des gesamten Areals; 
sodann das Insgemein u. s. w. 
Im ganzen werden sich die Kosten für das Bürgerhospital 
auf ca 1365 000 Mk. 
stellen gegenüber dem Voranschlag im Betrag von . 1 562 900 Mk. 
oder weniger ca 200000 Mk.
	        
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