Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1893-97)

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Bandeisenschiene mit 3 Nadeln, welche vermöge der Schiene zu gleicher 
Zeit durch das Papier getrieben werden; die Nadeln sind ähnlich den 
Nähmaschinennadeln an der Spitze mit einem, jedoch seitlich offenen 
Oehr versehen. In die Oehre wird ein Faden von abgemessener 
Länge eingelegt und alsdann das Gerät aus dem Papier heraus 
gezogen, wobei der Faden in sämtliche Stichlöcher zugleich einge 
zogen wird. (Vom Patentbureau Otto Wolff in Dresden.) 
Bandförmige Leitungsschnur für elektrische Hausleitungen. 
Eine neue, anscheinend praktische Leitungsschnur, welche sich insbe 
sondere für Klingelleitungen und dergl. eignen dürfte, wird nach einer 
Mitteilung des Patentbureaus von Otto Wolff in Dresden von Paris 
aus in den Handel gebracht Sie besteht im wesentlichen aus den 
zwei Kupferdrähten, welche je für sich durch Umspinnen, Umwickeln 
mit Kautschukstreifen u. s. w. isoliert sind, und einem flachen Streifen 
ordinären Kautschuks, welcher zwischen beide Drähte derart gelegt 
ist, daß letztere an seinen Rändern entlang laufen und mit ihm zu 
sammen einen flachen, bandartigen Körper bilden. Derselbe ist mit 
Litzen umflochten und in regelmäßigen Abständen mit Löchern ver 
sehen, in welche Metallösen eingepreßt sind. Diese bandförmige 
Schnur legt sich der Wand gut an und kann in einfachster Weise 
durch Nägel befestigt werden, welche durch die Löcher im Kautschuk- 
streifen hindurchgetrieben werden. 
Die charnierlose, zerlegbare Doppelreißfeder von M. Ullmann 
in Stuttgart (D.R.P. 77580) besteht aus zwei lose aufeinander 
liegenden, auf beiden Enden verwendbaren Zungen, die in ihrer gegen 
seitigen Lage durch Stifte an der einen und Vertiefungen an der 
anderen Zunge gehalten werden. Durch eine mittlere Schraube kann 
die Strichdicke eingestellt werden. Diese Doppelreißfeder wird an 
einem Stiel drehbar und verstellbar angebracht, so daß nach Belieben 
die eine oder andere Seite benutzt werden kann. (Vom Patentbureau 
von Otto Wolff in Dresden.) 
Die Ofenfeucrung von Richard Oertel in Dresden (D.R.P. 
78978) zeichnet sich dadurch aus, daß die gesamte Verbrennungsluft 
nicht unmittelbar durch die Rostspalten geleitet, vielmehr vorher in 
einem Regenerator erhitzt wird. Der Erfinder will hierdurch alle die 
mit der Vorwärmung der Verbrennungsluft verbundenen Vorteile auf 
eine einfache und für die Anwendung bei häuslichen Feuerstätten 
geeignete Weise erreichen. Zur Ausführung der Erfindung wird der 
Aschenfall nach außen abgeschlossen und die Luft durch den Aschen 
fall umgehende Kanäle eingelassen, welche sie in einen nach dem 
Feuerraum hin abgeschlossenen, die Stelle der Feuerbrücke einnehmen 
den Hohlkörper leiten. Von hier aus tritt die Luft erst in den 
Aschenfall und durch die Rostspalten in das Feuer über. (Vom 
Patentburcau von Otto Wolff in Dresden.) 
Es ist bekannt, daß das Asphaltpflaster bei seinen unbestreit 
baren sonstigen Vorzügen den Nachteil hat, daß es den Hufen der 
Pferde keinen genügenden Halt bietet und deshalb zu häufigen Stürzen 
Veranlassung giebt. In London ist nun nach einer Mitteilung des 
Patentburcau von Otto Wolff in Dresden seitens der städtischen 
Polizei eine interessante Statistik über die Häufigkeit von Unfällen 
auf verschiedenen Arten von Straßenpflaster aufgestellt worden. Die 
bezüglichen Beobachtungen erstreckten sich auf 50 Tage mit je 12 
Beobachtungsstunden und wurden in der verkehrreichsten Gegend an 
gestellt. Es ereigneten sich in dieser Zeit 2467 Stürze, davon 542 
auf Holzpflaster, 719 auf Steinpflaster und 1066 auf Asphalt. Ein 
Sachverständiger hat aus diesen Zahlen berechnet, daß bei Holzpflaster 
auf 531, bei Steinpflaster auf 307 und bei Asphalt auf 212 von 
einem Pferde zurückgelegte Kilometer ein Sturz kommt. Hiernach 
scheint hinsichtlich der Sicherheit für die Pferde das Holzpflaster 
allerdings entschieden den Vorzug zu verdienen. 
Eine elektromotorisch bewegbare Saaldecke befindet sich zu 
Paris in dem »La Cigale« genannten Konzertsaal. Der Plafond 
des großen Saales besteht aus zwei Teilen, welche auseinander 
geschoben werden können, um bei Tageslicht die großen Oberlichter 
fretzulegen. Die beiden Hälften der Decke ruhen auf Karren, die 
auf Schienen laufen und je mit einem Elektromotor versehen sind. 
Bei 1000 Touren pro Minute leistet jeder der Motoren 756 Watts. 
Das Ingangsetzen der Motoren erfolgt vom Schaltbrett der Maschinen 
anlage aus, während durch Unterbrechung von Kontakten die Motoren 
automatisch ausgeschaltet werden, sobald die Karren mit den Decken 
hälften am Ende ihrer Bahn anlangen. Die Bewegung der Decke 
dauert kaum eine Minute. (Mitteilung vom Patentburcau von Otto 
Wolff in Dresden.) 
Eiserne Treppen sollen nach dem Patent Nr. 77368 von 
R. Bergfeld in Barnien in der Weise hergestellt werden, daß die 
Wangen der Treppe von gewalzten Blechtafeln gebildet werden. Die 
länglichen Blechtafeln sind in der Mitte eben, an den Flanken aber 
zwecks Versteifung gewellt. Entsprechend dem Neigungswinkel der 
Treppe wird der mittlere Teil der Tafel in Zickzackform derart durch 
schnitten, daß abwechselnd an jeder Ecke der Zickzacklinie ein kleiner 
quadratischer Teil ausgeschnitten und im vollen Teil ein horizontaler 
Einschnitt gemacht wird. Die zwischen diesen Einschnitten liegenden 
Streifen werden rechtwinklig abgebogen, um Tragflanschen für die 
Stnfenbretter und die vertikalen Blendbretter zu bilden. (Vom Patent 
bureau Otto Wolff in Dresden.) 
Die Verblendsteine für Ziegelrohbau von der Gewerkschaft 
der Grube Theresia bei Hermühlheim (D.R.P. 77373) sind von 
winkelförmiger Gestalt. Der vordere Teil, welcher die doppelte oder 
mehrfache Schichthöhe des Mauerwerks hat, bildet die Verblendfläche, 
während der Hintere Teil von derselben Schichthöhe wie das auf 
gehende Mauerwerk in die Hintermauerung einbindet. (Vom Patent 
bureau Otto Wolff in Dresden.) 
Tic höchste Brücke der Welt soll der Loe-river Viadukt der 
Antofragasta-Eisenbahn in Bolivia (Südamerika) sein. Die Brücke 
befindet sich nach einer Mitteilung vom Patentburcau von Otto Wolff 
in Dresden oberhalb der Stromschnellen von Melo in den oberen 
Anden. Das interessante Bauwerk überbrückt eine tiefe Schlucht, 
deren Sohle 3047 Meter über dem Spiegel des Stillen Ozeans liegt. 
Vom Spiegel des die Schlucht durchströmenden Flusses bis zur Ebene 
der Schienen ergiebt sich die Höhe von 194 Metern. Die größte 
Spannweite mißt 24 Meter und die Entfernung der Widerlager, also 
die gesamte Länge der Brücke, ist 245 Meter. Die über die Brücke 
geführte Bahn ist eine Schmalspurbahn von 0,75 Meter Spurweite; 
die Fahrgeschwindigkeit auf der Brücke beträgt 48 km pro Stunde. 
Hebung gesunkener Schiffe nach Gebrüder Grants System. 
Das System der Gebrüder Grant, gesunkene Schiffe durch die An 
wendung lustgefüllter Säcke zu heben, hat sich jetzt wieder bei der 
Hebung des zweimastigen Schooners „Glenola", sowie des Schiffes 
„Premier" von 800 Tons Deplacement bewährt. An dem Wrack 
werden, wie das Patentburcau von Otto Wolff in Dresden mit 
teilt, durch Taucher luft- und wasserdichte Säcke von etwa 6 m 
Länge und 1,40 m Breite befestigt. Die Säcke werden durch Schläuche 
mit einer starken Luftpumpe verbunden, welche sich an Bord des mit 
der Hebung beschäftigten Fahrzeuges befindet. Sobald die Sacke voll 
Luft gepumpt sind, wirkt der Auftrieb des Wassers auf die Säcke, 
welche gewissermaßen große Schwimmblasen bilden und das Wrack 
mit sich emporziehen. Nachdem die Säcke am Wrack der „Glenola" 
einmal befestigt und mit der Luftpumpe verbunden ivarcn, bedurfte 
es kaum einer Stunde, um das Wrack zu Tage zu fördern. Die 
Arbeit nahm nur 16 Mann in Anspruch und verursachte den ver 
hältnismäßig geringen Kostenaufwand von ca. 7500 Mark. 
Gegen die Verwendung des Aluminiums zu Schiffsbau 
zwecken erhebt sich die gewichtige Stimme des Marine-Departements 
der Vereinigten Staaten. Der Bau eines Torpedoboots aus Aluminium 
für die französische Regierung gab Veranlassung zu amtlichen Ver 
suchen, die nach Mitteilung vom Patentburcau Otto Wolff in Dresden 
zu Ungunsten des gedachten Materials ausfielen. Es wurden auf 
der Werft zu Norfolk 2 ca. 1,5 mm starke Platten 3 Monate lang 
in Seewasser versenkt, wovon die eine aus reinem Aluminium, die 
andere aus einer Legierung dieses Metalls mit Kupfer bestand. Die 
erste Platte zeigte sich beim Herausnehmen mit großen Entenmuscheln 
dicht besetzt und von der Wirkung des Salzwassers derart angegriffen, 
daß sie ein narbiges Aussehen erhalten hatte. Noch schlimmer er 
ging es der zweiten Platte, auf der sich zwar kleinere Muscheln an 
gesetzt hatten, die aber total zerfressen war; genau so schlimm, wie 
eine Platte aus Eisen und Kupfer, die bekanntlich einer schnellen 
elektrolytischen Zerstörung unterliegt, in der gleichen Zeit angegriffen 
worden wäre. Die auf das Aluminium gesetzte Hoffnung, es würden 
sich auf demselben keine Muscheln ansiedeln, hat sich also nicht be 
wahrheitet. Das Gutachten der genannten Behörde geht dahin, daß
	        
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