nach welchem von der Ausstellung diejenigen Objekte, welche von der
Kommission nicht zur Beurteilung zugezogen sind, nicht auszuschließen
sind, zur Abstimmung, wird aber abgelehnt. Zur Erörterung kommt
noch ein Vorschlag von Pantle, dem 8 9 einen Zusatz des Inhalts
zu geben, daß diejenigen, welche nicht mit einem Preise bedacht sind,
das Recht haben sollen, ihre Pläne vor der Ausstellung zurückzu
ziehen. Nachdem Berner sich gegen diesen Vorschlag ausgesprochen
hat, wird ein modifizierter Antrag von Laistner (oben als zweiter
Absatz von ß 9 aufgeführt) angenommen, v. Tritschler äußert sich
schließlich noch über die Preisrichter, welche seiner Ansicht nach es
manchmal zu leicht mit ihrer Aufgabe nehmen, was in dem Gut
achten des Vereins noch bemerkt werden sollte. Dagegen sprechen
v. Leibbrand, v. Fuchs, Mayer und es wird durch Abstimmung
der Antrag abgelehnt.
Der Vorsitzende spricht den Kommissionen den Dank des Vereins
für ihre Arbeiten aus.
Es folgt darauf der Vortrag des Architekten Hengerer über
die Rathaus-Baufrage in Stuttgart, in welchem er zunächst einen
Rückblick auf die verschiedenen Stadien giebt, welche diese Frage seit
dem vor 8 Jahren von dem Verein abgegebenen Gutachten durch
laufen hat. In diesem Gutachten war am Schlüsse der Vorschlag
gemacht, daß sowohl für den Marktplatz, wie auch für den Lcgions-
kasernenplatz ein Projekt ausgearbeitet werden sollte. Die bürger
lichen Kollegien haben jedoch diesen Weg nicht eingeschlagen, sondern
nur den Marktplatz in Betracht gezogen. Für den Neubau des Rat
hauses wurden von dem betreffenden Ausschuß die Kosten unter Ver
wendung des bis zur Küserstraße reichenden Platzes auf zusammen
1 400 000 Mk. angegeben. Inzwischen habe sich aber gezeigt, daß
bei der Verwendung des Platzes bis zur Metzgerstraße allein die Kosten
1 100 000 Mk. betragen würden. Nachdem die Frage vier Jahre lang
mehr oder weniger geruht habe, sei von Laißle in Verbindung mit
Schall und Fischer am 28. Juni 1892 der Antrag gestellt worden,
das alte Rathaus stehen zu lassen und nur nach beiden Seiten hin
Anbauten anzufügen; dieser Antrag sei aber abgelehnt worden. Es
tauchten darauf verschiedene andere Projekte auf, so u. a. ein Projekt
für den Platz zwischen dem alten Schloß und dem Marktplatz mit
3 Millionen Mk. Kosten. Am 31. Oktober 1892 wurde das Ver
langen gestellt, man solle, bevor man sich über die Platzfrage ent
scheide, das Raumbedürfnis für das Rathaus feststellen. In der
Sitzung vom 9. März 1893 sprach sich die Mehrheit der bürger
lichen Kollegien dafür aus, daß mit der Grunderwerbung so lange
gewartet werden solle, bis das Raumbedürfnis festgestellt und Skizzen
für den Platz entworfen seien. Diese letzteren wurden in der Sitzung
vom 16. März 1893 vorgelegt und der Platz bis zur Metzgerstraße
für das sogenannte kleine Rathaus gewählt; ferner wurde am 6. April
1893 ein Ausschuß ernannt zur Feststellung derjenigen Kanzleien,
welche in das Rathaus zu verlegen seien. Es wurde nun ein Projekt
ausgearbeitet, welches einem Raumbedürfnis von 5338 qm genügte,
das man aber später auf 4830 qm reduzieren zu können glaubte.
Das bei der ausgeschriebenen Konkurrenz siegreich hervorgegangene
Projekt von V o l l in e r & Iassoy, welches einen disponiblen
Raum von 4195 qm aufwies, sollte nun umgearbeitet werden, um
5340 qm Raum zu erhalten. Mit dieser Forderung hielt der Bürger
ausschuß den Beweis für erbracht, daß der vorgesehene Bauplatz zu
klein sei, da noch mehrere weitere Aemter, wie das statistische Amt
und das Tiefbauamt, in der letzten Zeit hinzugekommen seien, und
versagte deshalb seine Zustimmung zu der vom Gemeinderat geplanten
Umarbeitung des oben erwähnten Projektes durch die Herren
Vollmer und I a s s o y. Infolge dessen tauchten wieder ver
schiedene frühere Projekte auf, Legionskasernen-Platz, Platz zwischen
der Gemüsehalle und dem König von England, Marktplatz bis zur
Küferstraße u. s. w.
Der Redner schließt seinen Vortrag mit dem Wunsche, daß der
Verein für Baukunde sich der Angelegenheit annehmen möge, damit
eine Lösung gefunden werde, welche Jedermann befriedigen könne.
N e u f f e r bespricht hierauf den seiner Zeit von den bürger
lichen Kollegien eingeschlagenen Weg, bei welchem der von dem
Verein gemachte Vorschlag, nämlich die Ausschreibung zweier Kon
kurrenzen und zwar sowohl für den Marktplatz, wie für den Lcgions-
kasernenplatz, nicht befolgt, sondern nur der Marktplatz berücksichtigt
worden ist. Nach seiner Ansicht könne es vorerst nicht mehr Sache
des Vereins sein, sich weiter mit dieser Frage zu beschäftigen, bevor
der von den bürgerlichen Kollegien gewählte Ausschuß das Raum-
bedürfnis u. s. w. festgelegt habe. Er stellt daher den Antrag, in
eine Diskussion über die Rathaus-Baufrage so lange nicht einzu
treten, bis eine Aeußerung des städtischen Ausschußes vorliege.
v. Tritschler ist ebenfalls der Ansicht Neuffcr's und kommt
darauf auch auf sein für den Legionskasernenplatz aufgestelltes
Projekt zu sprechen. Dasselbe komme nack seiner Berechnung als
großes Projekt mit ca. 8000 qm Grundfläche billiger zu stehen, als
das kleinere für den Marktplatz vorliegende Projekt. Nach seiner
Ansicht sei es wünschenswert, das Rathaus zu erhalten und in seiner
alten Form wieder herzustellen.
Göller befürwortet den von Neuffer gestellten Antrag.
Kölle ist der Ansicht, daß eine Frage, welche mit der Württem
bergischen Hauptstadt so eng verbunden sei, in dem Württembergischen
Verein für Banknnde gründlich behandelt werden sollte; dazu führte
er an, daß schon v. Leins darauf hingewiesen habe, daß zur Ent
scheidung der Frage ein richtiges Bauprogramm notwendig sei, daß
ein solches aber vor 8 Jahren nicht vorgelegen habe. Er komme
zu dem Antrage, daß der Verein sich zwar heute noch nicht über
diese Frage schlüssig machen solle, daß derselbe aber sich bereit erkläre,
der Erörterung näher zu treten und zwar zunächst durch Wahl einer
Kommission zu diesem Zwecke.
v. Fuchs unterstützt Kölle's Antrag.
Laißle erklärt sich für das Abwarten der Aufstellung eines
bestimmten Programms.
Neuffer betont ausdrücklich, daß er nicht die gänzliche Ent
haltung des Vereins von der Erörterung der Frage beantragt habe,
sondern nur das Aufschieben, bis ein Programm vorliege.
Walter spricht sich auch in dem Sinne aus, daß es nicht Sache
des Vereins sein könne, in die Angelegenheit einzugreifen, bevor die
bürgerlichen Kollegien beschlossen hätten, was in das neue Rathaus
hereingenommen werden solle.
Laistner findet, daß eigentlich eine wesentliche Differenz in
den verschiedenen Aeußerungen nicht zu Tage getreten sei; Neuffer
habe sich nicht gegen eine weitere Behandlung der Frage, welche
Kölle beantrage, ausgesprochen, sondern nur gegen eine sofortige
Inangriffnahme derselben; er erkläre sich für Nenffers Antrag.
Lueger giebt die gleiche Erklärung ab.
Kölle sucht die Bedenken der Vorredner zu widerlegen und tritt
widerholt für seinen Antrag ein.
Göller bittet dringend, von der beantragten Wahl einer Kom
mission abzusehen, da zu fürchten sei, daß man versuchen werde, den
Verein von bestimmter Seite her auszubeuten; er macht darauf auf
merksam, daß es für den Verein kein gutes Zeugnis abgeben würde,
wenn er jetzt das Gegenteil von dem sage, was er vor 8 Jahren
gesagt habe.
Ernst spricht ebenfalls dafür, daß der Verein, so lange noch
kein Programm aufgestellt sei, sich nicht mit der Frage beschäftigen
solle; die Aufstellung dieses Programms sei aber Sache der Ver
waltungsbeamten und nicht des Vereins.
Weyrauch unterstützt den Antrag Neuffcr's und warnt da
vor, in voreiliger Weise in eine Sackgasse zu gehen. Der Verein
solle abwarten, bis er gefragt werde oder bis er genau sehe, was
verlangt werde. Dann könne er eventuell auch mit Recht sagen,
seine früheren Vorschläge habe er unter andern Umständen gemacht,
jetzt liegen andere Verhältnisse vor.
Die Debatte wird hierauf von dem Vorsitzenden geschlossen und
die Anträge von Neuffer und Kölle zur Abstimmung gebracht.
Der letztere wird mit großer Majorität abgelehnt und der Antrag
von Neuffer angenommen.