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„Sollte sich die mit dem Verzeichnisse veröffentlichte Aufforderung
zur Nachforschung nach den abhanden gekommenen Nummern als
erfolglos erweisen, so müßten, da Weise zum Ersatz nicht wohl
herangezogen werden kann, die noch fehlenden Nummern auf Rechnung
der Vereinskasse nachbezogen werden, da es keinen Sinn hätte, un-
vottstündige Jahrgänge einbinden zu lassen und der Bibliothek ein
zuverleiben.
„llm derartige unliebsame Vorkommnisse künftighin zu vermeiden,
möchte ich empfehlen, durch entsprechende Bekanntmachung in den
Vereinsmitteilungen die Mitglieder, insbesondere diejenigen, bei welchen
die Zeitschriften in Umlauf sind, dringend zu bitten, auf die Er
haltung der Zeitschriften sorgfältiger Bedacht zu nehmen und jeweils
bei der Uebernahme und Abgabe der Mappen sich davon zu über
zeugen, ob die betreffenden Nummern der einzelnen Zeitschriften alle
in den Mappen sind. In Anstandsfällen wäre alsbald Mitteilung
an Herrn Weise zu machen oder eine entsprechende Bemerkung auf
der P ,ppe beizufügen. Ergäben sich künftig weitere zahlreiche Ver
luste oon Zeitschriftennummern, so müßte der betreffende Leserkreis
für den Ersatz verantwortlich gemacht werden.
„Aus der Bibliothek wurden ausgeliehen zusammen 5 Bücher an
2 Mitglieder.
„2a bei den auswärtigen Mitgliedern vielfach Unklarheit darüber
herrscht, an wen man sich bezüglich des Entlehnens von Büchern aus
der V> Ansbibliothek zu wenden hat, habe ich eine kurze Bibliothek-
Ordnung entworfen und möchte dieselbe dem Vereine zur Ge
nehmigung empfehlen. Hierauf könnte dieselbe am besten im Zu
sammen lang mit dem im vorigen Jahre vorgelegten Kataloge, welcher
meines Wissens bislang noch nicht bekannt gegeben wurde, als be
sonderes Beiblatt unserer Vereinsmitteilungen gedruckt und an sämt
liche Vcreinsmitglieder verteilt werden.
„Der Verkauf der alten abgängigen Zeitschriften ist bis
jetzt sehr flau gegangen; ich möchte empfehlen unter Bekanntgebung
des gleichfalls angeschlossenen Verzeichnisses in den Vereinsmit-
teilungeu nochmals zum Ankaufe einzuladen und alsdann entweder
im Vereine selbst eine Versteigerung vorzunehmen oder mit einem
Antiquar in Verhandlung zu treten."
Von der Versammlung wird gegen den Inhalt dieses Berichtes
und die in demselben gestellten Anträge kein Einwand erhoben. (Die
neue Bibliothek-Ordnung ist in diesem Heft abgedruckt.)
Der Vorsitzende verliest darauf eine Mitteilung des Verbands
vorstandes. betreffend die Frage der Aufnahme der Mitglieder anderer
Vereine ohne Bezahlung von Aufnahmegeldern.
Reg. Baumeister Pohlhammer hält darauf einen Vortrag
über den Bau der neuen Nikolauskirche in Stuttgart an der Hand
einer großen Anzahl Pläne, nachdem die Kirche selbst vor 8 Tagen
unter seiner Führung vom Vereine eingehend besichtigt worden ist.
Die Kirche ist in nordfranzösischem Uebergangsstyl erbaut, zeigt eine
dreischiffige Basilika-Anlage und faßl 1500 Personen mit 850
Sitzplätzen.
Der Vorsitzende dankt dem Redner für seine interessanten Er
läuterungen, sowie für die Führung durch die Kirche und betont da
bei besonders, daß es dem Architekten gelungen sei, mit geringen
Mitteln der Stadt eine neue Zierde zu schaffen.
Der nun folgende Vortrag von Oberbaurat v. Euting bringt
eine gedrängte Zusammenstellung alles dessen, was über römische
Holzbauten in verschiedenen Mitteilungen zerstreut zu finden ist. Es
wird besonders betont, daß die Frage, wie die römischen Holzbauten
beschaffen waren, schwierig zu lösen sei, da man eigentlich auf die
Abbildungen, welche man auf den Wandgemälden von Pompeji und
auf Münzen finde, beschränkt sei, sowie auf die von Vitruv gegebenen
Beschreibungen von Dächern. Als Beispiel von alten Holzkon
struktionen führt der Redner das Dach der Kirche von San Stefano
Rotondo in Rom an und die Donaubrücke Trojans bei Turn Severin
vom Jahre 100 n. Chr.
Durch zahlreiche Zeichnungen werden die interessanten Aus
führungen des Redners veranschaulicht, welchem der Vorsitzende am
Schlüsse den Dank des Vereins ausdrückt.
Besichtigung der im Hau begriffenen Weckarbrncke
zwischen Kirchheim und cheinrnrigheiui.
Am 29. November 1896 nachmittags fuhr eine große Zahl
Mitglieder des Vereins nach Besigheim, um die zwischen dieser Stadt
und Lauffen im Bau befindliche neue Brücke zu besichtigen. Die
selbe dient zur Verbindung der rechtsseitig gelegenen Orte und des
Bottwarthals mit der Eisenbahnstation Kirchheim und den Orten
des Zabergäus, welche Verbindung bisher nur durch eine Fähre be
werkstelligt wurde, deren Benutzung bei höherem Wasserstande ge
fährlich und bei Eisgang ganz unmöglich war. Die Brücke wird
nach dem Entwurf des Präsidenten v. Leibbrand, unter der Leitung
des Oberbaurats Schaal und der speziellen Leitung des Bauinspektors
Reihling, welcher die Führung bei der Besichtigung in freundlichster
Weise übernommen hatte, erstellt.
Da in einer Tiefe von 5 m unter Niedrigwasser Muschelkalk
felsen anstehen, und Kies und Sand in guter Beschaffenheit in der
Nähe erhältlich sind, so wurde beschlossen, die Brücke in Beton her
zustellen. Die Höhe derselben war durch die Schienenhöhe des Bahn
hofes Kirchheim bestimmt; ihre Bogen mußten mit Rücksicht auf
Hochwasser und Eisgang weite Sprengungen und die Pfeiler thunlichst
scharfe Abmessungen erhalten; man entschied sich deshalb für 3 Fluß-
und 1 Flutöffnung. Die Weite der 4 Stichbogen beträgt 38 m
ihre Pfeilhöhe 5,5 m; die Gesamtlänge ist 180 m. In den Scheitel
und den Kämpferfugen befinden sich gelenkartige Einlagen von Blei
platten mit 15 bzw. 18 cm Breite und 2 cm Dicke. Die Breite
der Fahrbahntafel beträgt 5,50 m (Fahrbahn 4 m, 2 Gehwege
von 75 cm.) Die Berechnung der Brücke ist unter der Annahme
einer Verkehrslast von 400 kg per qm gemacht.
Die Ausführung des Baues wurde im Herbst 1895 begonnen;
die Herstellung der Gerüste hatte unter der Ungunst der Wasserstände
zu leiden, doch konnten die Gewölbe im August innerhalb 12 Tagen
fertig gestellt werden, wobei immer in allen 4 Oeffnungen gleich
zeitige Fortschritte gemacht wurden, wie auch zur Vermeidung eines
einseitigen Schubes später die Gerüste gleichmäßig gesenkt wurden.
Dabei senkte sich der Scheitel um 14 bis 17 mm und nach dem
Aufmauern der Zwickel und der Herstellung der Fahrbahntafel trat
noch eine weitere Senkung von 6 mm ein. Der Bau ist nahezu
fertig und soll in diesem Frühjahr dem Verkehr übergeben werden.
Die der Besichtigung anwohnenden Ingenieure konnten kon
statieren, daß dieses neue, vom Präsidenten v. Leibbrand entworfene
Bauwerk sich den früheren als eines der bedeutendsten würdig anreiht.
Auf dem Wege nach Besigheim, wo bei vortrefflichem Wein
der Verdienste des Präsidenten v. Leibbrand um die Fortschritte im
Brückenbau gedacht und dem Bauinspektor Reihling für die liebens
würdige Führung gedankt wurde, fand noch eine Besichtigung der in
einer Kapelle der Kirche zu Gemmrigheim noch gut erhaltenen
gothischen Gewölbemalereien statt, sowie in Besigheim die Besichtigung
des Altars der Kirche, eines Meisterwerkes spätgothischer Holzschnitzkunst.
Zweite ordentliche Mersainmkung am 19. Dezember 1896.
Vorsitzender: Mayer. Schriftführer: Neusfer.
Anwesend 58 Mitglieder.
Der Vorsitzende teilt der Versammlung mit, daß Professor Zemann
als ordentliches Mitglied und die im Protokoll der Versammlung
vom 28. November aufgeführten Studierenden der technischen Hoch
schule als außerordentliche Mitglieder in den Verein aufgenommen
worden sind; ferner daß zur Aufnahme angemeldet sind als ordent
liches Mitglied Reg.-Baumeister Link, und als außerordentliche Mit
glieder die Studierenden der technischen Hochschule M. Ruilberg,
G. Reuter, A. Burr, P. Mundt und P. Ziegler.
Der Versammlung wird darauf mitgeteilt, daß der Bierbrauerei
besitzer Leicht in Vaihingen a. F. sich bereit erklärt hat, seine Brauerei
durch den Verein besichtigen zu lassen. Als Zeit für den Ausflug
dahin wird die Mitte des Februars in Aussicht genommen.
Vom Verbands-Vorstand ist eine Zuschrift, betreffend die Bei
träge für die Entwicklungsgeschichte des deutschen Bauernhauses ein
gelaufen, in welcher um möglichst beschleunigte Fortsetzung der
Arbeiten der Einzelvereine ersucht wird. Diese Zuschrift soll der