Jahrgang 1897.
Inhalt: Beilage. — Familien-Ausflug nach Eßlingen. — Jnstrumentenkunde in Bezug auf Astronomie, Geodäsie und deren Wichtigkeit auf
Forschungsreisen, Vortrag von Fabrikant Tesdorpf (Schluß). — Bautechnische Skizzen vom deutsch-österreichischen Binnenschifffahrts
Kongreß, von Stadtbauinspektor Keppler.
Beilage. Diesem Heft sind die im Heft 6 erwähnten 2 weiteren Zeichnungen von dem König-Wilhelm-Viadukt (zu Heft 10, 189 5,
Seite 84 und Heft 3, 1897, Seite 15) angefügt.
Isamirien-Ausffug nach Kßkingen.
Am 23. Mai d. I. fand unter zahlreicher Beteiligung von
Mitgliedern mir ihren Damen der durch den Vortrag des Stadtbau
inspektors Keppler vom 6. März angeregte Ausflug nach Eß
lingen statt.
Die Abfahrt von Stuttgart erfolgte nachmittags in einem
besonderen Wagen; in Eßlingen wurde die Gesellschaft von den
dortigen Mitgliedern in liebenswürdiger Weise empfangen und zur
Besichtigung der Stadt geführt. Es begann diese Besichtigung bei
dem Schelzthor und ging dann weiter zu der Agnesbrücke, der Stadt
kirche, dem Elektrizitätswerk, der Maille, der Nikolauskapelle, der
Neckarbrücke und der Eßlinger Brauerei, worauf eine Erfrischungs
pause auf der Villa (Restauration) zur Stärkung für den weiteren
Marsch eintrat.
Es folgte darauf die weitere Besichtigung interessanter alter und
neuer Bauwerke (städtisches Schwimmbad, Wasserwerk, Bauplatz der
neuen Eisenbahn-Werkstätte, Hammerkanalbrücke, neue Volksschule,
Wolfsthor, hintere Kirche, altes und neues Rathaus, katholische Kirche,
Frauenkirche), worauf man sich schließlich auf die Burg begab, um
im dicken Turm ein gemeinsames Abendessen einzunehmen und bei
lebhafter Unterhaltung und heiteren Trinksprüchen den Abend bis zu
der nahe vor Mitternacht erfolgenden Heimfahrt zu verbringen.
Jnstrumentenkunde in Bezug aus Astronomie, Geodäsie und deren Wichtigkeit
auf Forschungsreisen.
Vortrag von Fabrikant Tesdorpf, gehalten am 10, April 1897.
(Schluß.)
Es wären noch zu erwähnen die Beziehungen zwischen
Sonnenzeit, Sonnentag, Zeitgleichung und das Größenverhältnis
des Sonnentages, welcher sich größer als der Sterntag ergiebt;
ferner die Zeitmessung, die sich unterscheidet von der bürgerlichen
Zellzählung. Der bürgerliche Tag, um Mitternacht 12 Uhr 0' 0"
beginnend, bis zum Mittag 12 Uhr gehend und sodann wieder von
1 bis 12 Uhr fortlaufend seinen Abschluß findend, und die astronom
ische Zeitzählung, bei welcher der Tag in dem Moment seinen Anfang
nimmt, in welchem die Sonne durch den Meridian geht; die Stunden
benennung ist unabhängig von Vormittag, Nachmittag rc., da diese,
anstatt zweimal von 12—12 Uhr durchlaufend, von 12 Uhr Mit
tags bis zum andern Mittag 24 Stunden fortlaufend angenommen
wird.
Wenn wir bürgerliche Zeit und astronomische Zeit gegenüber
stellen, so ergiebt sich für heute den 10. April, abends 9 Uhr
15' 48" bürgerliche Zeit auch der 10. April 9^ 15' 48" astronomische
Zeit, jedoch nicht mit Abendbezeichnung. Dagegen, wenn wir morgen
früh den 11. April 9 Uhr 15' 48" bürgerliche Zeit schreiben, ist
nach astronomischer Rechnung der 10. April noch nicht verflossen, da
wir den 10. April 21'* 15' 48" zählen.
Bei Ablesung von astronomischen Uhren, da diese, wie überhaupt
alle Uhren, über 12 h hinaus keine Bezifferung haben, mit Ausnahme
der neuen Zifferblätter der Bahnverwaltung in Belgien, schreibt man
die Originalbeobachtungen in bürgerlicher Zeit auf.
Die Beziehungen zwischen wahrer Sonnenzeit, Zeitgleichung,
mittlerer Sonnenzeit und Sternzeit lassen sich ohne schematische
Demonstration nicht gut erklären, somit lasse ich dieselben hier aus.
Auch die Korrektionen, die auf dem Lande, sowie auf See durch
Refraktion, Parallaxe, scheinbarer Halbmesser, Kimmtiefe (Begrenzungs
linie zwischen Wasser und Luft) nötig werden, müssen der kurz
bemessenen Zeit wegen unerörtert bleiben.
Zur Nutzanwendung der Instrumente selbst übergehend und