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auch diese Annahme hat sich nach der Statistik nicht als stichhaltig
erwiesen. Es entfiel z. B. in Württemberg in den letzten 25 Jahren
ungefähr der gleiche Prozentsatz von Blitzschlägen, nänilich ca. 0,3 °/o
auf Gebäude mit Blitzableitern und auf Gebäude ohne Blitzableiter.
Plan weiß also nun, daß es ans eine absolute metallische Con-
tinuität der Blitzleitungen nicht ankommt, daß es vielmehr genügt,
wenn sich nur die einzelnen Leitungsteile an den Stößen mit ent
sprechend großen Flächen dicht berühren, wie dies ja gewöhnlich bei
den Blechverwahrungen der Dachkanteu, den Dachrinnen und Abfall-
rohren der Fall ist oder sich leicht bewerkstelligen läßt. (Schluß folgt.)
Perwattungsbericht der K. MinisterialMeiluttg für den Straßen- und Wasserbau
für die Rechnungsjahre 1895—97.
Dieser gedruckte Bericht behandelt in zwei getrennten Abteilungen
die Verwaltung des Straßenbauwesens und des Wasserbauivesens
in Württemberg.
Die I. Abteilung, Straßenbauweseu, enthält am Eingang
Aiigabkn über den Geschäftskreis und den Personalbestand der Mini-
sterialabteilung und der Bezirksoerwaltung, an welche sich eine aus
führliche Darstellung der Ausdehnung des Staatsstraßennetzes, der
ordentlichen Unterhaltung der Staatsstraßen mit statistischen Ueber
sichten, außerdem Abschnitte über die Neubauten und Korrektionen
von Staats- und Nachbarschaftsstraßen, Zusammenstellungen über die
Rechnungsergebnisse des Straßenbanfonds und ein Verzeichnis über
diejenigen elektrischen Beleuchtungs- und Kraftübertragungsanlagen,
für welche ini Auftrag des K. Ministeriums des Innern von der
Ministerialabteilung für den Straßen- und Wasserbau Gutachten
abgegeben und Genehmigungsvorschriften entworfen worden sind,
anschließen. Endlich ist dem Bericht eine Denkschrift mit 5 Figuren-
tafelu über die Erbauung der Betonbrücke über den Neckar zwischen
Kirchheim und Gemmrigheim, Oberamts Besigheim, beigefügt.
Das Kollegium der Ministerialabteilung war während der Be
richtsjahre aus dem Vorstand, vier technischen und zwei administrativen
Kollegialmitgliedern zusammengesetzt. Von 15 bei der Straßen-
und Wasserbauverwaltuug angestellten, technischen Expeditoren (Ab-
teilungsingenieure) entfallen je 3 auf das technische und das hydro
graphische Bureau der Abteilung, während die weiteren 9 im
Bezirksdienst bei den Straßenbauinspektionen des Landes in Ver
wendung stehen.
Der Bezirksdienst wurde durch 15 Straßenbauiuspektorcn versehen,
welchen neben den Abteilungsingenieurcn 7 Bauamtsassistenten, 41
Bauführer und sonstiges technisches Hilfspersonal beigegeben waren.
Die Zahl der Straßenmeister betrug 33, die der Straßen- und
Brückenwärter 928.
Die Gesamtlänge des württemb. Staats-Straßennetzes mit 135
Straßenzügen betrug 3087 km, wovon 2722 km vom Staat und
365 km als Etterstraßen von den betreffenden Gemeinden zu unter
halten waren. Die Länge der vom Staat unterhaltenen Straßen
wechselt in den 15 Jnspektionsl »zirken zwischen 134 und 270 km.
Bekanntlich ist auf Veranlassung des ff Präsidenten v. Leib-
brand in der Mitte der 80er Jahre das sogenannte Dcckshsteiu mit
Walzen bei uns eingeführt worden, und es werden jetzt weitaus die
meisten Staatsstraßen nach diesem System und nur wenige nach dem
alten „Flicksystem" unterhalten. Der Systemwechscl hatte bezüglich
der zur Unterhaltung verwendeten Gesteinsarten eine Aenderung
insofern zur Folge, als an Stelle der weicheren Gesteinsarten, Muschel
kalk, Keuper, Lias, weißer Jura, Fluß- und Grubenkies, eine aus
gedehntere Verwendung harter Gesteine (Granit, Aplit, Gneis,
Porphyr, Basalt, alpiner Kies und Wacken) getreten ist. Im Jahre
1896—97 betrug die Länge der mit harten Gesteinsarten unter
haltenen Straßen 900 km, der Verbrauch solcher Gesteine 44187 cdm
oder durchschnittlich auf 1 km 49 cbm; hiebei nimmt der Porphyr
die erste Stelle ein. Mit weichen Gesteinsarten, bei denen der
Muschelkalk am stärksten vertreten ist, sind 1820 km unterhalten und
auf sie 78151 cbm Steine, d. i. durchschnittlich auf 1 km 52 cbm,
beigcführt worden. Der gesamte Verbrauch an Steinen mit Einschluß
der Unterhaltung der Gehwege betrug 128725 cbm oder 47 cbm
aus 1 km und 21 cbm auf 1 km und 100 Zugtiere Tagesverkehr.
Die gesamte ordentliche Unterhaltung der Staatsstraßen — Ma
terialbeischaffung, Warte und Walzen — hat im genannten Jahr
1807000 JL oder 672 Jl. für 1 km Straße und 300 Ji. für 1 km
und 100 Zugtiere, die Unterhaltung mit Einschluß der Rekonstruktion
der Straßen, der besonderen Ausbesserung an denselben und der
Kosten für unvorhergesehene und dringende Fälle 2 070 577 Ji be
ansprucht.
Zum Einwalzen der Decklagen standen neben 4, im Eigentum
der K. Straßenbauverwaltung befindlichen Dainpfwalzen 11 gemietete
Dampfwalzen in Verwendung, Mir diesen 15 Walzen wurden
1896—97 auf 385 km Staatsstraßen 98 370 cbm Steine einge
walzt. Der Gesamtaufwand für das Walzen belief sich auf 217 988^.,
566 Ji. für den km Straße, 13,6 J für den qm bewalzte Fläche
und 2 Ji 21 für den cbm eingebrachter Steine
In den beiden Rechnungsjahren 1895—97 waren 25 be
deutendere Neubauten und Korrektionen an Staatsstraßen und
Brücken mit einem Kostenvoranschlagsbetrag von 675100 jl in
Ausführung; zu 49 Nx„bcmtxm und Korrektionen an Nachbar-
schaftsstraßen mit einer Gesamtvoranschlagssumme von 1753 700 Ji.
sind Staatsbeiträge mit zusammen 568 455 Ji. verwilligt worden.
Hiezu kommt noch die Betonbrücke über den Neckar zwischen Kirch
heim und Gemmrigheim. Weiter wurden zur Unterhaltung von
1343 km Nachbarschaftsstraßen in beiden Rechnungsjahren 272 667 JL
Staatsbeiträge bewilligt. Tie Gesaintaufwendungcn für Straßen
bauzwecke in der Berichtsperiode betragen 5662156 JL.
Die II. Abteilung des Berichts betrifft das Wasserbanwesen.
Die Gebiete des staatlichen Wasserbanwesens in Württemberg, welche
in den Geschäftsbereich der Sk Ministerialabteilung für den Straßen-
und Wasserbau fallen, sind: die Hydrographie, der Flnßbau, die Für
sorge für die Flößerei-Einrichtungen an den flößbaren Flüssen des
Landes, insoweit nicht dritte hiezu verpflichtet sind, und die Unter
haltung der Neckarschiffahrtsstraße.
Der Flnßbanfonds hat im wesentlichen die Bestimmung, nicht
nur eigentlichen Flußverwilderungen, deren Beseitigung zusammen
hängende große Maßregeln erfordert, unter Beteiligung der betreffenden
Güterbesitzer und Markungsgemeindcn abzuhelfen, sondern auch die
Ausführung anderer Flußkorrektionen und Uferbauten, sowie Fluß
korrektionen in landwirtschaftlichem Interesse, welche die Kräfte der
Gemeinden übersteigen, durch Beiträge zu ermöglichen und auf diese
Weise volkewirtschastlichen Nutzen zu gewähren.
Der Neckarschiffahrtssonds hat die Aufgabe, die Möglichkeit der
Schiffahrt auf der 98 km langen Neckarstraße von Cannstatt bis
zur Landesgrenze aufrecht zu erhalten; es sind aus demselben nicht
nur die Mittel zu schöpfen, um die bestehenden Schleusen-, Hafen-
und Zeilenanlagen und ähnliche der Schiffahrt dienende Einrichtungen
zu unterhalten, sondern auch weitere, zur Förderung und Erleichterung
der Schiffahrt dienende Vorkehrungen zu treffen.
Nach dem voliegenden Berichte über das Wasserbauwesen waren
in den Rechnungsjahren 1895—97 in der Bezirksverwaltung ein
Wasserbauinspektor (der zugleich auch Straßenbauinspektor ist), 1 Ab
teilungsingenieur, 5 Flußmeister, 7 Flußwärter, 8 Schleußenwärter,
35 Floßaufseher und 15 Bauführer verwendet.
Unser den bedeutenderen Flußbauwesen, welche in den Jahren
1895 — 97 ausgeführt wurde», sind zu nennen: die Murrkorrektion
ans den Markungen Backnang und Sulzbach; die Remskorrektion auf