Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1898-1904)

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des Hauses angebrachten Zuggriffes selbstthätig gedreht und die 
Auslösung einer Kette nebst der Lösung eines Drückers bewirkt werden, 
wodurch das Auswerfen der einzelnen Fenster und das Herabgleiten 
der beweglichen Leiterteile erfolgte. Die Feststellung des Fensters 
geschah dabei durch einen seitlichen Bock und eine Fangklaue. 
Da der ganze Apparat noch ziemlich kompliziert war, so war 
er nicht ganz einwandsfrei; es wurden deshalb in der Folge die 
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losen Ketten ausgemerzt und das Herabfallen ' der Eisenstange samt 
Last um etwa 50 cm erspart. Statt dessen wurde eine Auslösung 
der Fenster und Auswerfen derselben vermittelst Hebel eingeführt, 
wobei sodann nach Lösung einer zweiten Versperrung der koulissen- 
artige Leiterteil herabglitt und sich im feststehenden unteren Fenster fing. 
So weit war das Fenster gediehen, als es bei der mit dem 
XV. Teutschen Feuerwehrtag verbundenen Ausstellung an dem 
Steigerturm auf dem Ausstellungsplatze vorgeführt wurde. Ueber 
diese schon ziemlich verbesserte Ausführung konnte der Vortragende 
dem Feuerwehrtage Bericht erstatten. 
Gegen die dabei immer noch notwendige Klaue zum Auffangen 
der Koulisse und den seitlichen Stellbock zum Auffangen des Fensters 
selbst, auch gegen den großen, für den Auswerferhebel notwendigen, 
horizontalen Mauerschlitz mußten zwar Bedenken ausgesprochen 
werden. Da jedoch der ganze Mechanismus des Fensters im Innern 
des Hauses angebracht war, so daß bei geschlossenem Fenster die 
Leiter von außen nicht sichtbar wurde, da ferner die letztere gegen 
Witterungsunbilden und böswillige Eingriffe geschützt, auch die Ge 
fahr des Eindringens fremder Personen in das Gebäude mit Hilfe 
des Fensters ausgeschlossen und die Herstellung der Leiter von jedem 
Stockwerke aus und nur in ganzer Höhe möglich war, so konnte die 
neue Erfindung umsomehr der allgemeinen Beachtung empfohlen 
werden, als die fertige Leiter so stabil war, daß sie voll besetzt 
werden konnte, wie aus der Abbildung ersichtlich ist, und daß sie 
vermöge des angebrachten Trittbrettes leicht und gefahrlos auch von 
Frauen und Kindern bestiegen werden konnte, sich leicht beging und 
das Anbringen bei jeder Bauart des Hauses, auch bei bestehenden 
Häusern, gestattete. 
Zufolge der gemachten Ausstellungen hat nunmehr Architekt 
Scherrer das Fenster in der jetzt im Modell vorhandenen Art um 
geformt, bei welcher Klaue und Stellbock entfernt und anstatt des 
lästigen Drehhebels zur Gebrauchsfertigmachung wieder der Auszieh 
hebel vorhanden ist. Die früher notwendige Exzenterlagerung der 
durchgehenden Eisenstange ist durch Kugellagerung ersetzt und durch 
diese Verbesserungen ist nicht nur die Bewegung des Mechanismus 
derartig leicht gemacht, daß die Kraft eines Kindes zur Herstellung 
des Rettungsweges genügt, sondern bei geschlossenem Fenster ist am 
Aeußern des Hauses keine einzige Vorrichtung mehr vorhanden, die 
dem Auge störend auffallen könnte. 
Für bessere Wohnhäuser wird das Fenster auf Wunsch voni 
Erfinder so hergestellt, daß die Leiter in die Fensterflügelrahme fällt, 
also im Innern weniger störend wirkt. In diesem Falle sind die 
besonders gefaßten Glasscheiben vor dem Heraustreten der Leiter
	        

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