Arbeiten auszuführen, welche zur Erhaltung des Gotteshauses unum
gänglich nötig waren.
Auch in späteren Jahren wurde übrigens die Erhaltung und
Wiederherstellung unserer so schönen Kirche nicht außer Acht gelassen.
Aus Stiftungen, Opfern und Gemeindemitteln wurden einzelne
Teile der Kirche erneuert und noch ein besonderer Fonds zur Wieder
herstellung derselben angesammelt.
Neben der An
bringung einer neuen
Rosette im Hauptturm
der Kirche wurden
namentlich Fialen und
andere besonders schad
haft gewordene Außen
teile erneuert; im
Innern konnte der
Chor mit gemalten
Fenstern ausgestattet,
auch 1875/78 an Stelle
des hölzernen Notaltars
ein stilgemäßer steiner
ner Altar mit einem
Aufwand von
aufgestellt werden.
Alle diese Ver
besserungen im Innern
der Kirche waren ge
eignet, insbesondere den
schon längst schwer em
pfundenen, häßlichen
und zu dem Bau selbst
ganz unpassenden Zu
stand der Bestuhlung
deutlicher vor Augen
zu führen.
Als im Jahre
1886 erheblichere Be
schädigungen an den
Außenseiten der Kirche,
sowie Baugebrechen im
Innern zu Tage traten,
wurden dieHerrenOber-
baurat Dr. v. Leins
und Baurat Dol
metsch in Stuttgart
gebeten, den baulichen
Zustand derselben zu
untersuchen und der
Ortsbehörde ein Gut
achten abzugeben.
Im Mai 1890
legte Herr Baurat
Dolmetsch summarische
Kostenschätzungen vor,
wonach die in 3 Ab
teilungen auszuführen
den Restaurations-Ar-
beiten einen Gesamtaufwand von 600—640 000 Ji. verursachen
würden.
Nachdem inzwischen die Sammlung von Beiträgen innerhalb der
Einwohnerschaft durch einen neu gegründeten Kirchenbau-Verein ein
geleitet, auch die Aufhebung der bisher bestandenen Privateigentums-
Verhältnisse an den Kirchenstühlen in die Wege geleiten berief die
Ortsbehörde zur näheren Beratung der Projekte über die Wieder
herstellung der Kirche eine Sachverständigen-Konferenz, welcher die
Herren Prälat Or. von Merz, Oberstudienrat Or. Paulus,
Münsterbaumeister Prof. Or. von Beyer angehörten und die erst
mals im September 1892 zusammentrat.
Abbildung 6. Wiederhergestellte Säulen.
Dieser Zusammentritt hatte eine eingehende Untersuchung des
Bauwerks zur Folge, welche zu sehr beachtenswerten Resultaten führte.
Während mau in den vorangegangenen Jahrzehnten vorwiegend
darnach strebte, an den verzierenden Teilen des Bauwerks Er
gänzungen vorzunehmen, wurde nunmehr als dringendstes Bedürfnis
erkannt, vor allen Dingen die konstruktiven jTeile des Banwerks vor
ihrem drohenden Untergänge zu schützen. Der altehrwürdige Bau
war allmählich in einen
Zustand geraten,welcher
eine gründliche Festi
gung des ganzen Werks
unaufschiebbar for
derte. Mit der Ent-
werfung des Gesamt
plans, sowie mit der
Oberleitung der Bau
ausführung wurde der
beim Neubau unserer
Friedhof-(Katharinen-)
kirche bewährte Bau
meister Baurat Dol
metsch von Stuttgart
betraut.
Die Ausführung
der Arbeiten wurde am
1. Mai 1893 unter der
direkten Leitung des
ArchitektenA.Stechert
begonnen und zwar
während des ersten
Halbjahrs nur am
Aeußern der Kirche,
während welcher Zeit
in der Albvorstadt eine
Hilfskirche — die sog.
Leonhardskirche-durch
Baurat Dolmetsch
unter Assistenz von
Architekt A. Stechert
errichtet wurde.
Nach dem Bezug
derselben am 29. April
1894 war es erst mög
lich, eine durchgreifende
Untersuchung auch an
den Innenseiten der
Kirchenwände vorzu
nehmen, deren Ergeb
nis gleich traurig war,
wie der vorher entdeckte
Befund des Funda
ments der Außenwände.
Der ungewöhnlich
schlechte Zustand dieser
Fundamente hatte na
mentlich an der nörd
lichen Langhauswand
bedeutende Mauerverschiebungen zur Folge, so daß man seine Zuflucht
zu schwierig auszuführenden Fundamenterbreiterungen nehmen mußte.
Das alte Fundament war durch Auswaschungen so zerklüftet,
daß sich in den entstandenen Höhlungen Tropfsteingebilde erzeugten.
Auch war an den schlimmsten Stellen dem Untergrund durch uralte
Dohlenleitungen stets Wasser zugeführt worden, welches den Boden
durchweichte. Die Strebepfeilersockel mußten wegen ihrer innern
schlechten Beschaffenheit durch und durch neu gemacht werden. Es
war sogar notwendig, einzelne Teile der Nordwandfabzutragen, weil
die dort eingetretenen Ausweichungen 25 bis 31 cm gegenüber de
Senkellinie betrugen. Der Zustand der sämtlichen Mauerteile de