Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1898-1904)

eröffnete den Reigen der Toaste mit einer Ansprache, in der er den 
Minister nnd die erschienenen Gäste alle mit herzlichen Worten be 
grüßte. Was die Anwesenden vereine, das sei das einige Zusammen 
wirken der geistigen Kräfte deutscher Technik zum Wohl der gesamten 
vaterländischen Industrie. Die Rede des Vorstands klang ans in 
ein Hoch auf den deutschen Kaiser und den König von Württemberg. 
Baurat Bissinger feierte sodann die Verdienste des jüngsten Ehren 
mitglieds des Vereins um Wissenschaft und Industrie, Er 
ziehung der jungen Ingenieure und um wirksame Hebung des 
Jngenieurstandes im deutschen Vaterland; er schloß mit dem Wunsch, 
die Arbeitskraft v. Bachs möge noch lange der Hochschule, der 
Industrie und dem Verein erhalten bleiben. Direktor Professor 
Dr. v. Weyrauch übermittelte die Glückwünsche der Stuttgarter 
Techn. Hochschule, indem er der Freude darüber Ausdruck gab, daß 
die seltene, aber wohlverdiente Auszeichnung der Ehrenmitgliedschaft 
des Vereins deutscher Ingenieure einem Angehörigen der hies. Hoch 
schule zu Teil geworden sei, auf dessen Initiative und thatkräftige 
Mitwirkung zahlreiche Neueinrichtungen und Verbesserungen im Unter 
richt der Hochschule zurückzuführen seien. Der Redner erinnerte so 
dann an die vor 10 Jahren erfolgte Enlhüllung des Robert Mayer- 
Denkmals, das der Verein deutscher Ingenieure auf Anregung des 
heute Gefeierten der Hochschule zum Geschenk gemacht habe, als einen 
Beweis dafür, daß der Verein auch bei seinen Ehrungen nicht den 
einseitigen Nützlichkeitsstandpunkt einnehme. Es gelte heute, die 
schon damals ausgesprochenen Wünsche zu bestätigen auf das 
dauernde Blühen des Vereins deutscher Ingenieure, auf das Wohl seines 
neuen Ehrenmitglieds, Baudir. v. Bach. Im Namen des würit. Vereins 
für Baukunde brachte Baudir. v. Euting mit anerkennenden Worten 
Glückwünsche dar. v. Bach dankte herzlich. Er sei sich bewußt, daß 
es sich nicht um seine Person, sondern um die Würdigung der Be 
strebungen handle, in deren Dienst er seine Kräfte gestellt. Der 
Redner verbreitete sich hierauf des Näheren über seine Berufung an 
die Technische Hochschule in Stuttgart, sowie über die Gründe, die ihn 
bewogen, seine damalige industrielle Stellung als Fabrikdirektor mir 
dem Lehrberuf zu vertauschen. Auf Grund seiner industriellen Er 
fahrungen habe sich in ihm die Ueberzeugung herausgebildet, daß die 
technischen Hochschulen ihren Aufgaben nicht in dem Maß entsprechen, 
wie dies die Anforderungen, die das Leben an den Maschinen 
ingenieur stellen, seitens der Industrie verlangten. Auf Grund 
seiner industriellen Erfahrungen habe er nun dazu beitragen zu 
können geglaubt, daß das Maschineningenieurwesen an den techn. 
Hochschulen mehr im Sinn des wirklichen Bedürfnisses behandelt 
werde Sein Programm sei gewesen: Heranbildung selbständig 
denkender und selbständig schaffender Berufsgenossen auf Grundlage 
dessen, was das Leben thatsächlich lehrt. Nach den anfänglichen 
Schwierigkeiten mancherlei Art, mit denen man zu kämpfen gehabt, 
sei es mit der Verwirklichung dieses Programms in neuerer Zeit 
besser geworden. Der Redner erinnerte an das neue Laboratorium 
für Maschineningenieure, für dessen Errichtung Negierung und Stände 
rund */* Mill. M. bewilligt haben; besonderen Dank sagte der 
Redner dem Slaalsminister Dr. v. Sarwey für seine Unterstützung 
der Techn. Hochschule. Als eine Hauptaufgabe der Gegenwart be 
zeichnete es der Redner, daß der Ingenieur außer der Behandlung 
des toten Materials sich die Fähigkeit aneignen müsse, die Arbeiter 
schaft richtig zu behandeln und zu beurteilen; denn der Ingenieur 
sei, wie er schon vor 10 Jahren ausgeführt habe, der Führer und 
Leiter des Arbeiters bei den Werken des Friedens. Ein dreifaches 
Hoch auf die deutsche Industrie schloß die beachtenswerten Aus 
führungen des Redners. Staatsminister Dr. v. Sarwey spricht 
seinen Dank für die Einladung zum Feste zugleich auch im Namen 
der anderen Gäste aus und gab der Versicherung Ausdruck, daß die 
Regierung der Industrie ein aufrichtiges Wohlwollen entgegenbringe. 
Die stetige Förderung der technischen Wissenschaften sei den hervor 
ragenden Lehrkräften an unserer Technischen Hochschule zu verdanken, 
deren eines der hervorragendsten Mitglieder Bandir. v. Bach von 
jeher gewesen sei. Die Verbindung der Wissenschaft mit dem 
praktischen Leben sei der Anfang und das Ende der Aufgabe des 
Lehrkörpers; auch die heutige Versammlung sei ein Beweis für das 
Vorhandensein einer harmonischen Verbindung von Wissenschaft und 
Praxis; der Leitung des Vereins sei diesj zu danken; sein Trinkspruch 
galt diesem. Oberbaurat Groß gedachte des Wahlspruchs des Ge 
feierten: „Wahrheit und Arbeit". Die neue Einrichtung des Doktor- 
ingenieurs, bemerkte dieser Redner, berühre ihn befremdend; ein 
solcher Doktorhut müßte von Eisen und von Kohle sein. Der 
deutsche Ingenieur müsse der tüchtigste Arbeiter sein im deutschen Reich. 
In diesem Sinne danke er seinem Freunde Prof. Bach für das Er 
wecken eines Gedankens, den die Industriellen alle teilen. Reg.- und 
Baurat o. Borries beglückwünschte die württ. Industrie zu der 
großen Fürsorge, die sie der württ. Regierung zu verdanken habe 
und bringt ein Hoch aus auf den Vertreter der Regierung, Staats 
minister Dr. v. Sarwey. Nachdem noch Dir. Baurat Peters in 
einer wohlgesetztcn Rede die anwesenden Damen gefeiert hatte, ver 
las Prof. Pickersgill die eingelaufenen Begrüßungs- und Glück 
wunschtelegramme. 
Bei der am 2. Oktober und an den folgenden Tagen an der 
Technischen Hochschule gehaltenen Vorstaatsprüfung für das 
Baufach sind die nachstehend aufgeführten Kandidaten für befähigt 
erkannt worden: 1) Für das Hochbaufach: Franz Eble, Heilbronn, 
Eugen Fink, Vaihingen a. E., Gust. Gauß, Heilbronn, Ernst Guggen- 
heimer, Stuttgart, Alb. Häußler, Schömberg, Friedr. Hubmann, 
Heilbronn, Alfred Hugger, Gmünd, Wilh. Kirn, Bönnigheim, Hans 
Letsche, Tübingen, Oskar Pfisterer, Gmünd, Herm. Rauscher, Gmünd, 
Aug. Roos, Mülhausen i. E., Hermann Speth, Ulm, G. Stahl, 
Cannstatt. — 2) Für das Baumgenieurfach: Ot:o Aschenbrenner, 
Frankfurt a. M., Wilh. Barth, Slvitgart, Fritz Belling, Rottweil, 
Jak. Versteche.', Kuppingen, Paul Biblmeyer, Aulendorf, Karl Blessing, 
Göppingen, Paul Bücher, Knittlingen, Eugen Häberle, Hedelfingeu, 
Ad. Keller, Diedenhofen, Karl Keller, Heidenheim, Peter Labrosse, 
Thann i. E., Otto Nißler, Sindelfingen, Otto Pasedag, Neustrelitz, 
Meckl., Wilh. Ritter, Ludwigsburg, Theod. Rümelin, Besigheim, 
Wilh. Schelling, Eannstatt, Max Vogler, Neresheim, Emil Wälde, 
Stuttgart, Herm. Werner, Effringen. 
Herausgegeben vom Württemv. Herein für Vauknnde. Für denselben: Äauinspektor Neihling. — Äruck von Alfreö Müller * Co. — Verlag von L. 
Hofbuchhandlung, sämtlich in Ltuttgarl.
	        

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