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Verschiedenes
Professor Teichman» +. Am 16. März b. I. ist unser Mit
glied Carl Teichmann, Professor des Maschineningenieurwesens
an der Technischen Hochschule in Stuttgart, nach längerem Leiden
verschieden. Einem Nachruf in der Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure entnehmen !vir folgendes:
Der Dahingegangene wurde am 17. März 1838 in Stuttgart
geboren und wuchs unter einfachen Verhältnissen auf. Er besuchte
das Gymnasium, die Oberrealschule und die polytechnische Schule
seiner Vaterstadt mit Auszeichnung und arbeitete sodann in den Werk
stätten der Maschinenfabrik Grafenstaden bei Straßburg, wo er sich,
wie sein kürzlich verstorbener Freund, Kommerzienrat Daimler, der
besonderen Gunst und Förderung des damaligen, um die Ausbildung
junger Techniker hochverdienten Direktors Meßmer erfreute.
Nach längerer Beschäftigung in dem Konstruktionsbureau der
Maschinenfabrik Geislingen wurde der erst 21 jährige durch deu be
kannten Ingenieur Gustav Bernoulli in Basel als Hanptlehrer
an die Zeichen- und Modellierschule der gemeinnützigen Gesellschaft
der Stadt Basel berufen; der ihm übertragene Unterricht in Mechanik
und Maschinenzeichnen gestattete ihm, auch als Zivilingenieur thätig
zu sein und nebenher Vorlesungen an der Baseler Universität zu
hören. Mit seinem Vaierlande in stetem Verkehr, löste er eine von
dem Vereine zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen gestellte
Preisaufgabe über einen Mechanismus für Eisenhobelniaschinen, die
ihm von Preußen und sodann auch von seiner engeren Heimat
Württemberg je die goldene Medaille für Fortschritt im Gewerbe
einbrachte.
An der seit 1840 in Stuttgart bestehenden Kgl. Baugewcrke-
schule hatte sich Mitte der 60er Jahre das Bedürfnis nach An
gliederung einer Abteilung für Maschinenbau geltend gemacht; hiefür
wurde Teichmann als erster Hauptlehrer berufen, und er entledigte
sich seiner Aufgabe durch 21 Jahre mit dem besten Erfolge. Im
Jahre 1886 erfolgte sein Uebertritt an die Maschineningenienrab-
teilung der Technischen Hochschule in Stuttgart, an der er bereits
in den 70 er Jahren als Dozent thätig war.
Teichmann war nicht nur ein wissenschaftlich hervorragender
Ingenieur, sondern auch ein trefflicher Lehrer, der seine Schüler für
ihr Fach zu begeistern wußte und von ihnen hoch verehrt wurde.
Er veröffentlichte wertvolle wissenschaftliche Arbeiten und war vielfach
als beratender Ingenieur, als geschätzter Gutachter in technischen
Streitfragen, hauptsächlich im Gebiete von Wasser- und Gas
motoren, thätig.
Eine große Zahl von Leidtragenden, insbesondere aus tech
nischen Kreisen, erwies dem Dahingegangenen die letzte Ehre; in den
Grabreden rühmte man seine ausgeprägte Selbständigkeit, die ihn
aber nicht hinderte, der abweichenden Auffassung Anderer Rechnung
zu tragen, sein Rechtsgefühl, sein gründliches Wissen und das Be
streben, bei den ihm entgegentretenden Aufgaben in die Tiefe zu
dringen, sowie seine Uneigcnnützigkeit als Hauptzüge dieses treff
lichen Mannes.
Die Preisanfgabn, welche die Technische Hochschule gestellt
hat, lauten
für 1900:
Abteilung für Architektur: Die Festräume eines Künstler
hauses sollen im deutschen Charakter dekoriert werden. Dabei ist
vorausgesetzt, daß alle Räume mit direktem Seitenlicht beleuchtet und
die Fußböden in gleicher Höhe gelegen sind. Als Heizung ist
Warmwasserheizung vorgesehen und sind die Heizkörper in zweck
mäßiger Weise zu verstecken. Die Wahl der Materialien soll so ge
troffen werden, daß nirgends Surrogate Verwendung finden und daß
besonders dekorativ wirkende Baustoffe den Vorzug erhalten. Die
Beleuchtung ist elektrisch durch kleine Glühlampen zu erstellen und
der Ausbildung dieses Teils der Aufgabe besondere Sorgfalt zuzu
wenden.
Abteilung für Bauingenieurwesen: Für den in einer
Skizze im Längenprofil dargestellten Thalübergang ist ein Viadukt
zu entwerfen, welcher für eine normalspurige eingleisige Hauptbahn
zu dienen hat. Träger und Mittelpfeiler sollen aus Flußeisen kon
struiert sein, die letzteren sind auf Stein- und Betonsockel zu stellen.
Als Brückensystem ist eine einfache Jochbrücke (treotle-vorst) an
zunehmen.
Abteilung für Maschineningenierwesen einschl. Elek
trotechnik: Eine eingehende Abhandlung mit Zeichnungen über das
Einformen 1. von Dampfmaschinen und 2. von Turbinen wird
verlangt.
Abteilung für allgemein bildende Fächer: Alfred
Tennyson als dramatischer Dichter.
für 1901:
Abteilung für Chemie, einschl. Hüttenwesen und
Pharmazie: Das von Mond und Langer entdeckte Nickelkohlenoxyd
ist, wie auch das Eisenkohlenoxyd bis jetzt nur in Hinsicht auf seine
Bildungsweise und sein Verhalten gegen einzelne Agentien näher
untersucht worden. Im Hinblick auf das große Interesse, welches
diese eigenartigen Verbindungen vom wissenschaftlichen und technischen
Standpunkte aus besitzen, erscheint ein eingehendes Studium derselben
erwünscht. Insbesondere soll ermittelt werden, ob eine weitergehende
Analogie zwischen den Kohlcnoxydverbindnngeu des Nickels oder
Eisens und dem Kohlenoxydkalium besteht.
Abteilung für Mathematik und Naturwissenschaften:
Die Hysteresis von Eisen bei Magnetisierung durch einfaches Wechsel
feld und durch Drehfeld soll mit verschiedenen Periodenzahlen ein
gehend experimentell untersucht und mit den nach der ballistischen
Methode gewonnenen Ergebnissen verglichen werden.
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