2. dem Paragraphen 7, welcher lautet:
Soweit hiernach programmmäßige Arbeiten in genügender
Zahl vorhanden sind, müssen die ausgesetzten Preise den relativ
besten Entwürfen zugesprochen werden. Abweichungen von der
programmmäßigen Verteilung der Preise dürfen nur auf ein
stimmigen Beschluß der Preisrichter erfolgen. Diese Befugnis der
Preisrichter ist gegebenenfalls im Programme deutlich auszusprechen,
folgenden Nachsatz beizufügen:
„In allen Preisausschreibungen ist der Ankauf nicht prä-
„miierter, aber vom Preisgerichte zum Ankauf empfohlener Ent-
„würfe nur dann in Aussicht zu stellen, wenn die nötigen Geld-
„mittel dazu bereitgestellt sind."
Auf eine an die Eiuzelvereine ergangene Aufforderung zur
Aeußerung hat sich unser Verein nach Anhörung seiner Kommissions-
Mitglieder mit diesen Anträgen einverstanden erklärt. Der Gegen
stand steht ans der Tagesordnung der Abgeordnetenversammlung in
Bremen am 31. August 1900.
Ueber den neuesten Entwurf einer Gebührenordnung
für Architekten hat sich die betr. Kommission des Vereins durch
Eisenlohr wie folgt geäußert:
Unser Verein hat den ihm zugegangenen Entwurf zu einer
neuen Gebührenordnung, wie er von dem durch die Abgeordneten
versammlung in Braunschweig eingesetzten Ausschuß aufgestellt wurde,
geprüft und ist dabei zu der Ansicht gelangt, daß er dem System
dieser Gebühren-Ordnung im allgemeinen zustimmen kann, während
er im einzelnen noch gewisse Bedenken und Wünsche zum Ausdruck
bringen möchte.
Die vorgeschlagene Gebühren-Ordnung stützt sich in der Haupt
sache auf das System der alten Norm, indem, wie hier, verschiedene
Bauklassen unter der Bezeichnung „Gruppen" vorgesehen sind. Die
in der Tabelle bestimmten Mindcstgebühren sollen aber noch, wenn
das Verhältnis der Kosten des Ausbaues zu denjenigen der Gesamt
baukosten einen größeren Bruchteil ergiebt, als den für die betreffende
Gruppe vorgesehenen, durch einen Zuschlag entsprechend erhöht werden.
Die Berechnung dieses Zuschlags dürfte in manchen Fällen dem
Bauherrn nicht leicht begreiflich gemacht werden und so wäre es von
Wert, wenn die verschiedenen Gruppen die normalen Bauaufgabeu
möglichst vollständig enthalten würden, um für diese von der Be
rechnung jenes Zuschlags absehen zu können.
Der Verein glaubt also, daß in Praxis nur in besonderen
Fällen von der Erhöhung der Mindestgebührcu durch diesen Zuschlag
Gebrauch gemacht würde, während für normale Bauaufgaben meist
nur die betreffenden Mindestgebühren zur Anwendung kämen.
Da sich zweifellos die am meisten vorkommenden Bauaufträge
auf den Wohnhausbau beziehen und dieser auch die meisten nor
malen Bauaufgaben enthält, so würde unser Verein es gerne
sehen, wenn das Wohnyaus mit seinen vielerlei Arten nicht blos in
einer Gruppe vertreten wäre. Namentlich sollten Einfamilienhäuser
in einer besseren Gruppe untergebracht werden, als die gewöhnlichen
Miethäuser, um auch, ohne von dem betreffenden Zuschlag Gebrauch
zu machen, für die erstgenannte Gebäudegattung von vornherein
ein besseres Honorar zu erzielen als für die mindere Wohnhaus-
gattung.
Dem von uns geäußerten Wunsch könnte aber nur Rechnung
getragen werden durch Einfügung einer weiteren Gruppe. Da nach
unserer Ansicht Gruppe I für gewisse Gebäude der niedersten Art
zu hohe Honorare ergiebt, so möchten wir empfehlen, die Gruppen II,
III u. IV mit ihren Mindestgebühren als Gruppen III, IV u. V zu be
lassen, dagegen aus Gruppe I zwei Gruppen zu gestalten, deren die
zweite gewöhnlichen Wohnhäuser rc. enthalten würde.
Wir glauben, daß bei Berücksichtigung unseres Vorschlags die
vorgeschlagene Gebühren-Ordnung eine wesentliche Verbesserung er
fahren würde.
Diese Aeußerung lvird gutgeheißen. Es wird daher im Sinne
derselben an den Verbandsvorstand berichtet werden.
Mayer bringt die Freude aller an der Wiederherstellung des
Vorsitzenden und der Wiederaufnahme der bewährten Geschäftsleitung
durch denselben zum Ausdrucke, und bittet die Versammlung, zur
Bekräftigung dessen sich von den Sitzen zu erheben. Dies geschieht.
Der Vorsitzende dankt für diese Ehrung.
Hierauf erhält Gebhardt das Wort zu seinen Mitteilungen
über die neue Pferdeklinik der K. tierärztlichen Hoch
schule in Stuttgart.
Das Bauprogramm verlangte die Errichtung einer chirurgischen
und medizinischen Klinik, einer Vorführungshalle und eines Opera
tionssaales neben Beschaffung von 2 Wärter- und Assistentcnwoh-
nungen. Wegen des Unterrichts und des mit der Anstalt verkehrenden
Publikums, sodann wegen gemeinsamer Benützung verschiedener Räume
ist ein bestimmter Zusammenhang dieser 4 Bauten notwendig, ohne
Störung ihrer Selbständigkeit und mit genügendem Schutze gegen
Infektion. Diese wesentliche Programmbedingung wird durch die
Neubaugruppe, welche auf dem südöstlichen Teile des Areals der
tierärztlichen Hochschule errichtet worden ist, trefflich erfüllt. An die
Vordergebäude, welche außer den Warte-, Professoren- und Studenten
zimmern verschiedene Lehrräume, Sammlungen rc. enthalten, schließen
sich bei beiden Kliniken die zur Unterbringung von 22 Pferden ein
gerichteten Stallungen an, welche auf das sorgfältigste mit Krippen,
Raufen, Hänge- und Hebevorrichtungen ausgestaltet, gut geheizt und
gelüftet werden können.
Die Beschreibung der eigenartigen Lüftungsvorrichtungen der
Stallungen erregte besonderes Interesse.
In der Mittelaxe der ganzen Anlage zwischen der chirurgischen
und medizinischen Klinik liegen die Vorführungshalle und der Opcra-
tionssaal. Erstere dient bei schlechtem Wetter und im Winter zum
Vorführen, Mustern, Bewegen und Demonstrieren wie e.uch zum
etwaigen Niederwerfen der eingestellten Pferde; sie wurde deshalb
mit Lohboden ausgestattet und reithausartig eingerichtet. Der
Operationssaal ist mit reichlichem Seiten- und Oberlicht versehen,
in der Mitte desselben steht der hydraulisch betriebene Operations
tisch für große Tiere, ein höchst gelungenes Werk neuerer Ma
schinentechnik.
Redner schloß mit dem Wunsche, daß die Neubauten zum Nutzen
der tierärztlichen Hochschule sowie des ganzen Landes dienen
mögen.
Anschließend an diese Ausführungen erläuterte noch Oberbaurat
Prof. Ernst die maschinelle Einrichtung des von ihm entworfenen
Operationstisches in überaus klarer Weise. Der Tisch ermöglicht
durch sinnreiche Anordnung und mit Hilfe hydraulischen Druckes, ein
in den Ope ationssaal gebrachtes Tier außerordentlich schnell und
leicht in die zum Operieren erforderliche wagrechte Lage, nötigen
falls auch in eine schräge Lage und in jede beliebige Höhe zu bringen.
Auch die Drehung des Tisches in wagrechtem Sinn und die
Fesselung des Tieres läßt sich in überaus einfacher Weise bewerk
stelligen; endlich ist noch ganz besonders auf die Reinhaltung des
Apparates und des Operationssaales Bedacht genommen.
Die Versammlung folgte mit gespanntester Aufmerksamkeit dem
gediegenen Vortrage. Letzterem fügte noch der als Gast anwesende
Vorstand der chirurgischen Klinik der tierärztlichen Hochschule, Prof.
Hoffmann, einige Darlegungen über die neuerdings in der hie
sigen tierärztlichen Hochschule zur Anwendung kommenden Grundsätze
für die innere und äußere Heilbehandlung der Tiere bei, welche
einen wesentlichen Fortschritt bedeuten und eine Hebung der Hoch
schule und damit des ganzen Veterinärwesens unseres Landes zur
Folge gehabt haben.
Der Vorsitzende dankt namens des Vereins allen drei Rednern
für ihre interessanten Darlegungen, und fordert die Versammlung
auf, diesem Dank noch durch Erheben von den Sitzen Ausdruck zu
geben, was geschieht.
In vorgerückter Stunde geben noch die Herren Stähelin und
Schmohl an der Hand von Plänen beifällig aufgenommene Er
läuterungen über Anlage und Ausführung der von ihnen erbauten
Bürgerhalle der Aktienbrauerei Wulle in Stuttgart.
Auch diesen Rednern dankt der Vorsitzende im Namen des
Vereins, und schließt hierauf mit der Aufforderung zu zahlreicher
Beteiligung an der morgigen Besichtigung der im Laufe des Abends
erörterten Bauten die Sitzung um 11 Uhr.