Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1898-1904)

-s —— 
Nr. 1 
Monatsschrift hes Württembg. Vereins für Baükünde in Stdttgart. 
3 
^Qesterreich-Ungarn sind zwei Wappen vorzusehen. Es werden 
drei Preise mit 600 JL, 400 M. und 200 JL ausgesetzt. Die Ent 
würfe sind bis 1. September 1901 nach Stuttgart einzusenden, 
das als Vorort für die Ausschusssitzung im September 1901 in 
Aussicht genommen wird. (Die Wahl von Stuttgart erfolgte 
nach Erörterung verschiedener anderer Vorschläge auf eine 
Anregung des württembergischen Vertreters sofort und einstimmig.) 
Die Ausführung der preisgekrönten Arbeiten bleibt vor 
behalten. 
Die Entwürfe werden nach Erledigung des Preisgerichts- 
s; Urteils in Stuttgart ausgestellt werden. Die Kosten der Preise 
tragen die drei Staaten zu je ein Drittel, die sonstigen Kon 
kurrenzkosten trägt der deutsche Verband. 
Der württembergische Verein für Baukunde wird die Wahl 
Stuttgarts freudig begrüssen. Demselben liegt ob, dem Ver 
bandsvorsitzenden persönlich so bald wie möglich mitzuteilen, 
an welche Adresse die Entwürfe einzuschicken sind. Mit der 
Empfangnahme, Ausstellung und Rücksendung wäre ein Mit 
glied zu beauftragen, ferner wäre für ein Austellungslokal 
I; Sorge zu tragen. 
Was nun die Aufnahmen in Württemberg selbst betrifft, 
9 so wurde ausgestellt, dass die fertigen Zeichnungen zum Teil 
nicht den festgesetzten Normen entsprechen. Die Schnitte sollen 
nicht schattiert werden. Schatten in den Ansichten sollen nur 
mit einer Strichlage dargestellt werden. Schnitte durch Holz 
J sollen ganz schwarz angelegt, die Ausmauerungen schraffiert 
|i werden, (s. Schema hiefür). Als Massstab soll für Grundrisse 
I 1:75 oder 1:100, für Ansichten 1:50 eingehalten werden. 
| Die Schriften sollen nur in Blei eingeschrieben werden. Die 
If Zeichnungen sind nicht zu rollen, sondern in Mappen ein- 
■ zusenden. 
Bezüglich der Aufnahmen wurde teils in der Ausschuss 
es Sitzung, teils in einer besonderen Besprechung mit Professor 
[■ Kossmann festgesetzt: 
Die Aufnahme von Strümpfelbach kann ohne weiteres 
eingeschickt werden. Die Schnitte werden eventuell in Berlin 
umgezeichnet. 
Kürnbach. Das Dach etwas weniger gleichmässig 
schraffieren, s. Musterblätter. Im übrigen s. die vorstehenden 
Normen bezüglich Schnitten, Schatten u. s. w. 
Haslach. Bleiskizze sehr brauchbar, das Objekt soll 
aufgenommen werden mit Grundrissen, Ansicht und Schnitt. 
Unterasp ach. Ist fertig zu stellen. Leider sind die 
Normen und der Massstab nicht eingehalten. Grundriss und 
Schnitt kann bleiben, Faqaden sind noch zu verbessern durch 
kräftigere Behandlung der Fenster u. s. w. Im Dachstuhldetail 
sind die Schatten wegzulassen und die Schnitte durch Holz 
schwarz anzulegen. 
Unterspeitach und Fischbachhof sind nicht ge 
eignet. Bezüglich Simmringens ist nachzuforschen, ob es einen 
häufiger vorkommenden Typus, seiner Anlage nach, für die 
fränkische Gegend darstellt, andernfalls wäre es nicht auf 
zunehmen. 
Sch wen di ist aufzunehmen. 
Schöneburg ist an Professor Kossmann zum Text ein 
zusenden ohne weitgehende Aufnahme. 
Murrhardt ist unbedingt aufzunehmen und weitere Bei 
spiele sind zu photographieren. 
Ferner wären noch aufzunehmen: Zaisersweiher und 
F reudenstein. 
Von Dürrmenz und Schützingen sollten photographische 
Aufnahmen gemacht und denselben kleine Grundrisse und 
Details für den Text beigegeben werden. 
Sehr gewünscht werden von den genannten 
und weiteren Objekten photographische Aufnahmen 
für den Text, eventuell durch Liebhaberphotographie auf 
genommen. 
Ferner wäre an Professor Kossmann ein Bericht mit Kosten 
voranschlag einzusenden, in wie weit vom Verband noch Mittel 
gewünscht werden, eventuell stünden solche zur Verfügung. 
Sämtliche Aufnahmen sollten spätestens im Frühjahr 1901 
zur Ablieferung gelangen. Endlich wünscht Professor Kossmann 
Mitteilung über das Verbreitungsgebiet der einzelnen Typen 
und sonstigen Angaben historischer oder ethnographischer Art. 
s? 
1 Die Neubauten des Spar- und Konsumvereins Stuttgart in der Wolframstrasse. 
Aus den hierüber am io. November 1900 von Herrn Architekt Hengerer gegebenen Mitteilungen. 
erste gegen die Bahnhofstrasse zu gelegene Gebäude 
ist das der Verwaltung; in der Richtung gegen die 
Gäubahn folgen das Magazins- und Kellergebäude, die 
Bäckerei und die ausgedehnten Schuppen für die Brenn 
materialien. Zwischen diesen Gebäuden sind geräumige, be 
deckte Hallen mit Bodenwagen eingelegt. Je zwei elektrische 
Hauptaufzüge in dem Magazins- und Bäckereigebäude bewerk 
stelligen den Warentransport zwischen den einzelnen Stock 
werken. In dem der Prag zu gelegenen Wirtschaftshof ist 
ferner noch eine Kelter mit hydraulischer und elektrischer 
Presse, sowie ein Pferdestall mit 16 Ständen, einem ab 
gesonderten Krankenstall und anderem Zubehör eingebaut. In 
dem Magazinsgebäude ist eine Kaffeerösterei und Zuckerschneide 
untergebracht. Das Bäckereigebäude enthält oben die Mehl 
lager, im 2. Stock die Misch- und Siebmaschinen, im 1. Stock 
die 2 Knetmaschinen, die 7 bezw. 18 Zentner Teig fassen, und 
1 Jie 8 Dampfbacköfen mit ausziehbaren Herden und zu ebener 
1 Erde schliesslich den Kühl- und Verladeraum. Da alle Maschinen 
| elektrischen Antrieb haben, können hier täglich 150 Zentner 
Mehl verarbeitet und 8000 Brotlaibe gebacken werden. Die 
Decken bilden zugleich die Fussböden des höheren Stockwerks, 
sie sind massiv, feuerfest und „maussicher“ konstruiert. Be 
sonderer Erwähnung bedürfen die stattlichen 1500 qm grossen 
Keller, die ausgezeichnete Entwässerungs- und Ventilations 
vorrichtungen aufweisen. Ein besonderer Gährkeller, der etwa 
3 m höher als die anderen Keller liegt und um 3° wärmer 
ls diese gehalten wird, vervollständigt die Anlage, in die zwei 
ben falls mit Elektrizität betriebene Aufzüge für Fässer und 
Flaschen führen. Das Verwaltungsgebäude zeigt in seinem 
Aeussern hübsche Formen und zusammengestimmte Farben 
abtönung. Die Schwierigkeit, fensterlosen „Fruchtkästen“ ein 
ansprechendes Aussehen zu geben, wurde durch Uebertragung 
moderner Motive auf die Formen norddeutscher und holländischer 
Backsteinarchitektur zu lösen versucht. Die Trennung der 
Gebäude und die dadurch erreichte Verteilung der Massen 
zwischen den dekorativ behandelten Durchfahrten kommt der 
Gesamtwirkung sehr zu statten. Für den Jngenieur ist die 
teilweise schwierige Gründung, die bis 15 m tief unter die 
Strasse geht und die Konstruktion der Stützmauer, die den 
8 m hoch aufgefüllten Hinterplatz abschliesst, nach dem System 
Hennebique gebaut wurde, und nur 12 cm Stärke hat, von 
besonderem Interesse. Rühmend wurde von dem Vortragenden 
noch hervorgehoben, dass sich .die Baukommission des Spar 
und Konsumvereins bei der Vergebung der Arbeiten nicht aus 
übel angebrachten Sparsamkeitsrücksichten habe verleiten lassen, 
den Zuschlag dem meist Abbietenden zu erteilen, sondern dass 
von derselben vielmehr stets und in eingehender Weise geprüft 
worden sei, ob um das gemachte Angebot noch meisterhafte 
Lieferungen und Ausführungen verlangt werden können. An 
die Ausführungen knüpften sich noch einige Erörterungen über 
die Vor- und Nachteile der nach dem System Hennebique aus 
Beton mit Eiseneinlagen erstellten Wände und Decken. Auf 
Einladung des Direktoriums des Spar- und Konsumvereins fand 
am Sonntag um 11 Uhr eine Besichtigung der Neubauten statt, 
bei der sich die Anwesenden von der gediegenen Ausführung 
der Anlagen überzeugten.
	        

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.