Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1898-1904)

technischen Hochschule stets wachsende Zahl von Studierenden 
in der Abteilung für Maschineningenieurwesen. Redner beglück 
wünscht Herrn Baudirektor v. Bach zu diesen grossen Erfolgen 
und dankt ihm zugleich für die eingehenden und klaren Er 
läuterungen die er den Anwesenden über die Einrichtungen 
des Laboratoriums gegeben. Ebenso dankt der Vereinsvorstand 
dem Herrn Baurat Knoblauch für seine Ausführungen über die 
architektonische Anlage, die dem Architekten in der Gestaltung 
des Grundrisses sowohl als des Aufbaus manches Interessante 
geboten habe, da alles ohne Anlehnung an ein bestimmtes 
Vorbild den Anforderungen des Lehrzwecks entsprechend erst 
habe geschaffen werden müssen. 
An die Vorträge schloss sich ein Gang durch das Labora 
torium an, bei welchem die Anwesenden Gelegenheit hatten, 
die sinnreichen und reichhaltigen maschinellen Einrichtungen 
dieses eigenartigen Lehrinstituts zu besichtigen. 
Die technische Hochschule zu Stuttgart besitzt jetzt drei 
Laboratorien: Das chemische, das elektrotechnische 
und eben dieses neueröffnete Laboratorium für Maschinen 
ingenieure. Es fehlt nun noch ein Labo ratorim fürBau- 
i n g e n i e u re. Die Studierenden des Bauingenieurwesens werden 
zwar gegenwärtig in der Materialprüfungsanstalt der Abteilung 
für Maschineningenieurwesen über die mit den wichtigsten 
Baustoffen angestellten Versuche unterrichtet; da jedoch in 
derselben naturgemäss hauptsächlich die Baustoffe der Maschinen 
technik untersucht werden, und schon aus diesen Unter 
suchungen der Materialprüfungsanstalt viel Arbeit erwächst, so 
ist die Ausführung von weitergehenden Sonderuntersuchungen 
an Baustoffen für Ingenieurbauten in dieser Anstalt nicht möglich. 
Diese Baustoffe werden im wesentlichen nur einer Prüfung 
auf Festigkeit unterzogen. Diese Prüfung allein ist aber, wie 
auch Prof. Lang-Hannover in einer Artikelreihe im vorigen 
Jahrgang der Deutschen Bauzeitung des Näheren ausgeführt 
hat, für viele Baustoffe nicht ausreichend. Wetterbeständigkeit, 
Wärmeleitung, Ausdehnung durch Wärme und Nässe, Durch- i 
lässigkeit für Luft und Wasser, Feuersicherheit u. s. w. L 
kommen dabei zu kurz. Der Unterricht in der Baumaterialien- r 
lehre sollte Hand in Hand gehen mit Vorzeigungen und 
Uebungen in der Bearbeitung und Prüfung der Baustoffe, wenn 
er nutzbringend wirken soll. Der Studierende sollte mit der 
Anordnung und Handhabung der Prüfungsmaschinen sowie 
mit dem Studium aller beim Bau in Betracht kommenden 
Eigenschaften der Baustoffe vertraut gemacht werden. Der 
Mangel hieran macht sich beim Eintritt des jungen Ingenieurs , 
in die Praxis nach Beendigung der Studienzeit sehr fühlbar. ! 
Die Versuche im Bauingenieurlaboratorium sollten sich ausser 1 
auf die Prüfung der Baustoffe selbst auch ausdehnen auf die | 
Untersuchung ihrer Verbände zu Bau- und Tragwerken der I. 
Ingenieure und Architekten, auf Forschungen über die Be- I 
wegung und Wirkung des fliessenden Wassers u. s. w. ! 
Beispielsweise würden Versuche über die an Fachwerkträgern : 
thatsächlich auftretenden Spannungen im Vergleich zu den} 
statisch berechneten das Verständnis der Studierenden für t 
statische Berechnungen und den zulässigen Sicherheitsgrad sehr : 
fördern. Die Vorträge über Wasserbau würden sicherlich viel 
fruchtbringender sein, wenn sie durch Versuche belebt würden, | 
wie sie in dem vom Geheimen Hofrath Professor Engels an 
der technischen Hochschule in Dresden geleiteten 
Flussbaulaboratorium angestellt werden. (S. Zeitschrift 
für Bauwesen 1900 Heft \TI — IX.) Es wäre sehr erfreulich, 
wenn sich ähnliche Einrichtungen oder wenigstens Anfänge 
von solchen auch an unserer technischen Hochschule bald ver 
wirklichen würden. Der Nutzen eines Bauingenieurlaboratoriums ! 
für das Württembergische Bauingenieurwesen sowohl als auch j 
für den Besuch und die Bedeutung unserer Hochschule würden I 
sicherlich nicht ausbleiben. 
W 
Villa von Pfister in PVldafing am Starnberger See. 
Erbaut von Architekt k. Hofbaurat Dr ollinger, München 
ur aus Parterre und einem Stock bestehend, repräsentiert 
dieselbe ein durchaus vornehmes, bequemes Familien 
heim. Breite Turassen, Balköne und Erker gestatten 
den ausgedehnten Genuss der prachtvollen Aussicht. 
Die Facade zeigt eine sehr glückliche Verbindung des Holz 
werkes der oberen Teile mit den in mannigfachen Putzarten 
zierlich durchgebildeten anschliessenden Flächen. Eine besonders 
originelle Ausgestaltung weisen die Brüstungen der Balköne 
und Terrassen auf. 
Das ganze Aeussere ist in wenigen, gut gestimmten 
Tönen zusammengefasst, Giebel- und Balkonuntersicht sinnig 
bemalt. 
Durch den rückwärts angebrachten Haupteingang betritt 
man das Parterre mit gewölbter Vorhalle, an die sich Wohn- 
und Wirtschaftsräume anschliessen. Der erste Stock enthält 
Schlafräume und Fremdenzimmer, denen sich im Dach 
geschoss noch einige Zimmer und Dienstbotengelasse an 
schliessen. 
Verschiedenes. 
Baurat B e g e r bei der Domänendirektion wurde die erbetene 
Erlaubnis zur Annahme und Anlegung des ihm vom Fürsten 
zu Schaumburg-Lippe verliehenen Ehrenkreuzes dritter Klasse 
des Fürstlich Schaumburg-Lippe’schen Hausordens erteilt. 
Herr Architekt Prof. S. Neckelmann ist durch ein 
schweres Nervenleiden seiner Thätigkeit entzogen worden und 
befindet sich seit einiger Zeit in einer hiesigen Heilanstalt. 
Ingenieur Herrmann in Neubabelsberg ist die Stelle 
eines Hilfslehrers für Elektrotechnik an der techn. Hochschule 
in Stuttgart unter Verleihung des Titels und Ranges eines 
Professors auf der 7. Stufe der Rangordnung übertragen. 
Bauinspektor Beitter bei dem bautech. Bur. d. Gen.- 
Dir. ist auf die Stelle des Eisenbahnbauinspektors in Pforzheim 
versetzt. 
Abt.-Ing. Haas in Cannstatt ist gestorben. 
Wettbewerb für den Stuttgarter Südfriedhof. ■ 
Das Preisgericht hat über die zur Verfügung stehenden 
Preise im Gesamtbetrag von 4000 Mk. folgendermassen erkannt:! 
Den ersten Preis (1700 Mk.) erhielt der Entwurf Nr. 20 I 
mit dem Kennwort Adieu: Verfasser: Hummel u. Forstn er, li 
Architekten hier. Den zweiten Preis (1500 Mk.) erhielt der | 
Entwurf No. 3 mit dem Kennwort Omne eodem cogimur (Alle 1 
müssen wir zum selben Ort); Verfasser: Eisenlohr u. Weigle, 
k. Bauräte, hier. Der dritte Preis (800 Mk.) wurde dem i 
Projekt Nr. 14 mit dem Kennwort Ruhe, Verfasser Bi hl 
u. Woltz, Architekten, hier, zuerkannt. In die engere WahlJ 
waren von weiter eingelaufenen 17 Projekten noch folgende fi 
vier gekommen: No. 1: Kennwort Eiernest; No. 3: Kenn- li 
wort Denn ich liebe dich, o Ewigkeit; No. 12: Kennwort J 
Media vita mors; No. 16: Kennwort Pax. 
Herausgeg. v. Württb. Verein f. Baukunde.— Redaktion: Reg.-Baumeister Schury, Stuttgart. - Verlag: Südd. Verl.-Anst, G. m. b. H., München. 
Druck : G. Franz’sche Hofbuchuruckerei (G. Emil Mayer), München.
	        

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