Nr. 5
Monatsschrift des Württembg. Vereins für Badkdnde in Stuttgart.
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Die Grössenverhältnisse der Wohnungen entsprechen dem,
was durch Vergleichung ausgeführter Anlagen als zweckmässig
erachtet wurde.
Durch Schaffung grosser Wandflächen zum Teil mit Wand
nischen wurde thunlichste Ausnützbarkeit der Räume erstrebt.
Fig. 4. Situationsplan.
Gas wird aus Gasautomaten, die an die städtische Gasleitung
angeschlossen sind, bezogen, und zwar liefern dieselben bei
Einlagen von 10 Pf. 665 Liter Gas; endlich befindet sich in
jeder Küche ein Speiseschrank, der mittelst eines kleinen
Fensters direkt ins Freie gelüftet werden kann.
Bei den bescheidenen Dimensionen der
Küchen musste auf praktische Unteibnngung
der Einrichtung besonders Bedacht genommen
werden. Die Küchenböden erhalten Gement
glattstrich.
Die Aussenwände der Gebäude
sind durch ausmassiv, soweit Holzarchitektur
verwendet ist, ist dieselbe nur aufgesetzt.
Die Keller sind gewölbt; über dem
Untergeschoss, sowie in den Küchen sind
eiserne Gebälke, teils mit Ausbetonierung
teils mit Eggertschen Decken, die übrigen Ge
bälke sind von Holz.
Die Innenwände sind fast durchaus
massiv, um das Reissen derselben thunlichst
zu verhindern, was bei nichttapezierten
Wänden besonders von Wert ist.
Die Treppenhäuser im Hintergebäude
haben Fachwerkwände und Treppen mit
forchenen Zargen und eichenen Tritten,
diejenigen der Vordergebäude sind ganz
aus unverbrennlichem Material hergestellt;
die Wände sind massiv, die Eingangs
treppen teils mit Granit, teils mit Cement
tritten, die oberen Treppenläufe sind mit
einer Monierunterkonstruktion und mitEichen-
holzbelag ausgeführt.
Das Aeussere soll mit den einfachsten
Mitteln hergestellt werden.
STADTGEMEINDE
STUTTGART
Bezüglich Iler Ausstattung der
Wohnungen ist zu bemerken:
W Die Zimmer und Gänge erhalten
Pitchpine-Riemenböden, die Wände
werdennicht tapeziert, sondern mit Leimfarbe
mit aufschabloniertem Muster gestrichen, um
dem Ungeziefer keinen Unterschlupf zu
bieten. Die Schreinerarbeit ist einfach aber
solid angenommen. In die Eenster kommen
kleine Lüftungsflügel. Vorfenster werden
vorerst nicht gemacht, die Erdgeschossfenster
erhalten Ladenverschlüsse mittelst eiserner
in die Fensterleibung zusammenlegbarer
Klappläden, an der Krippe mittelst Holz
rollläden, die Fenster der nach Süden und
Südwesten gelegenen Wohnungen erhalten
äussere Jalousieläden.
Sämtliche Zimmer sind heizbar, in den
Ein- und Zweizimmer-Wohnungen wird je
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•wimm-anm. Fig. 5. Eckgebäude an der Tunzhofer- und Thürlenstrasse
Grundriss des Erdgeschosses
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Der Sockel ist betoniert und erhält
einen rauhen Bewurf, die Fenstereinfass
ungen sind teils aus Cementkunststein,
teils aus Backstein, aus letzterem Material
sind auch die Ecklisanen u. s. w.
Da bei der Submission für die roten
Fenstereinfassungen des Gebäudes an der
Tunzhoferstrasse Gerlinger Sandsteine sich
nur unwesentlich höher stellten als Cement
kunststeine, so wurden dort erstere ver
wendet.
Die Wandflächen werden an den
Vorderfronten verputzt, an den Neben-
und Rückseiten mit gewöhnlichen Vor
mauersteinen verkleidet.
Fig. 6. Eckgebäude an der Tunzhofer- und Thürlenstrasse,
ein Kochofen, in den Dreizimmer-Wohnungen ein Kochofen
und ein weiterer Regulierofen aufgestellt.
Die Küchen erhalten Wasserleitung und die sonst üblichen
Ausstattungen, ausser dem Kochherd ist noch ein Gaskocher
mit zweiKochöffnungenund einer Gasflamme vorhanden ; das
Die Hauptdächer werden mit Strang-
Grundriss des X. Stockes. fa 1 zzi egel n eingedeckt, für die Kuppel
dächer sind Biberschwänze in Aussicht genommen.
Die Stockaufbauten, sowie die Treppenhausabschlüsse, die
Treppenhausfenster und Hauseingänge boten, wie schon bemerkt,
Gelegenheit, auf natürliche und dem Bedürfnis entsprechende Weise
den Gebäuden gegen die Strassen ein belebtes Gewand zu geben.