Ansicht der Germania-Linoleumwerke in Bietigheim.
Die für das Trocknen des fertigen Fabrikats bestimmten Räume
zeichnen sich durch ihre grossen Abmessungen aus. Im Kessel
haus haben sechs grosse Dampfkessel Platz. Die Rauchgase
wärmen im Abgehen das für die Kesselspeisung bestimmte
Wasser fast bis zur Siedehitze vor. Der Schornstein ist 60 m
hoch. Für die Kodensation dient ein grosses Gradierwerk.
Alle Bauten sind massiv aus Backstein hergestellt und so ein
fach als möglich ausgestattet. Die Innenräume sind mit Wasser
leitungen durchzogen, aus deren Strahlrohren sich im Falle
grosser Erhitzung durch eine Feuersbrunst reichliche Brausen
ergiessen, unter gleichzeitiger Hervormfung von Allarmsignalen,
beides selbstwirkend. Von Interesse war, zu vernehmen, dass
eine in Schottland, im gemässigten Klima des Meeresufers, an
standslos angewendete Konstruktion, nämlich die Längsscheide
wände von shedartig gruppierten Satteldachbauten aus Rück
sichten der Feuersicherheit über die Dachkehlen hinaus in die
Höhe zu führen, im viel weiter südlich gelegenen Württemberg
wegen der Möglichkeit von Schneeanhäufungen weggelassen
werden musste. Das Fabrikgebäude in Bietigheim misst im
Ganzen ungefähr 10 ha. Von der Ausdehnung der Anlage
mag einen Begriff geben, dass etwa 16000 kbm Beton,
15 500 kbm Backsteinmauerwerk (6 */ 2 Millionen Backsteine)
und 12 000 qm Betonböden hergestellt worden sind. Hiezu
sind 300 Eisenbahnwagenladungen Cement verwendet worden.
Die Eisenkonstruktionen ergaben 130 Wagenladungen. Die
ersten Einleitungen für den Fabrikbau sind mit Beginn des
Sommers 1899 getroffen worden. Im September 1899 hat der
eigentliche Bau begonnen, und Mitte Dezember desselben Jahres
kamen die wichtigsten Bauten unter Dach. Die ersten Gebäude
waren am Ende des Frühjahrs 1900 soweit benützbar, dass
einzelne Zweige des Geschäftsbetriebs aufgenommen werden
konnten. Mit dem Schlüsse des Jahres 1900 war das Ganze
fertig. Die Zahl der Bauarbeiter hat zur Zeit des stärksten
Ganges 6—700 betragen. Dieser raschen Herstellung eines so
grossen und komplizierten Anwesens werden sich wenige Vor
gänge an die Seite stellen können. — 1.
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Zur Frage der Proportionalität zwischen Dehnungen und Spannungen bei Sandstein.*)
Von C. 15 a c h.
us Anlass der Berechnung der Zugfestigkeit von Sand
stein aus Bruchversuchen mit rotierenden Scleifsteinen
auf Grund einer Gleichung, welche — abgesehen von
anderen — Proportionalität zwischen Dehnungen und
Spannungen voraussetzt, sowie der Bekanntgabe von allge
meinen Schlussfolgerungen hieraus hatte ich in der Zeitschrift
des Vereins deutscher Ingenieure 1899 S. 1402 darauf auf
merksam gemacht, dass diese Proportionalität nach meinen Er
fahrungen nicht bestehe und dass dieser Umstand für dick
wandige Hohlzylinder von Erheblichkeit sei. In welchem Masse
die Abweichung von der Proportionalitität für denjenigen Sand
stein zutreffe, aus dem die untersuchten Schleifsteine bestanden,
werde sich durch Untersuchung festeilen lassen. Ich erbot mich,
solche Versuche durchzuführen. Es sind mir nun drei Sand
steinkörper zur Verfügung gestellt worden, welche, soweit sich
dies hat erreichen lassen, aus dem gleichen Material wie die
Schleifsteine bestehen '). Meiner damals (Z. 1899 S. 1403) ge
gebenen Zusage nachkommend, gestatte ich mir, über die Er
gebnisse der Untersuchung zu berichten, der Zweck war: Er
mittelung der gesamten Dehnungen bei Zugbelastung.
Sandsteinkörper I.
Abmessungen des Querschnittes 15,27:20,15 307,7 qcm
Höhe des Körpers . : = 74,0 cm
Gewicht der Volumeneinheit 2,25 „
Messlänge 35,0 „
*) Dieser Aufsatz ist entnommen dem I Heft der „Mitteilungen über
Forschungsarbeiten auf dem Gebiete des Ingenieurwesens, insbesondere aus
den Laboratorien der technischen Hochschulen“, herausgegeben vom Vereine
deutscher Ingenieure, welches Heft Herr Baudirektor v. Bach unserm Verein
gütigst als Geschenk überwiesen hat. Diese „Mitteilungen" sind Zusammen
stellungen von den in der „Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure“ er
folgten Veröffentlichungen der Ergebnisse der Forschungsarbeiten und haben
den Zweck, diese Ergebnisse gesammelt möglichst weiten Kreisen zu
gänglich zu machen.
1. Versuchsreihe.
Belastung in kg
Dehnung in —— cm
0 1200
gesamte
kg/qcm
gesamte
bleibende
40,8
0,132
0,00
—
1290,8
4,20
1,82
—
2540,8
8,26
5,53
—
3790,8
12,32
11,36
—
5040,8
16,38
19,48
—
40,8
0,132
7,30
7,30
Die Anfangsbelastung von 40,8 kg entsteht im mittleren
Querschnitt durch das halbe Eigengewicht des Versuchskörpers
und durch das Gewicht der in Betracht kommenden, an dem
Körper befestigten Teile der Messvorrichtung (vergl. Z. 1898
S. 35 u. f.).
Die Höhe der Belastung steigt bei jedem Versuche um die
Stufe von 1250 kg, entsprechend
1250
307,7
4,06 kg/qcm. Für
diese gleich grosse Belastungsstufe ergibt sich eine Zunahme
der Dehnung auf der
1.
Stufe .
. 1,82
2.
))
5,53 —
1,82=-
. 3,71
3.
. 11,46 —
5,53 =
. 5,83
4.
. 19,48 —
11,36 =
8,12
das heisst, die Dehnungen wachsen weit rascher als die Spannungen.