Monatsschrift des Württembg. Vereins für Badkdnde in Stuttgart.
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*5 ganze Hochwasser bei einem Aufstau von 6 cm abgeführt
f,. werden könnte. Thatsächlich Hiesst aber nicht sämtliches
i Hochwasser beim Stand von 1882 bezw. 1899 der Brücke zu,
s> sondern tritt zum Teil zwischen Dettingen und der Brücke am
“blinken Ufer aus, Hiesst in der Richtung gegen die Schmiech
l ab und überschwemmt dann noch auf etwa 70 m Länge in
/ etwa 30 cm Höhe die Strasse nach Ehingen.
Den Anforderungen an die Abflussfähigkeit der Brücke
/ entsprechend wurden ein mittlerer Bogen von 20 m Lichtweite
f. mit 2,2 m Pfeil und zwei seitliche Bögen mit je 19,0 m Licht-
3 weite in der Höhe der Kämpfer der Mittelpfeiler und 2,0 m
Teil geplant. Die seitlichen Bögen wurden gegen die Ufer
V derart verlängert, dass ihre sichtbaren Kämpfer, die tiefer als
-5f die Mittelpfeilerkämpfer liegen, 21,0 m von den letzteren
§' entfernt sind.
Die Form der Gewölbe schliesst sich der mittleren Druck-
\ inie für Eigenlast an. Der Halbmesser der inneren Bogen-
% eibung ergab sich hienach für die Mittelöffnung auf 12 m
jb Sehnenlänge zu 25,5 m und gegen die Kämpfer hin zu 18,16 m,
"W für die Seitenöffnungen aber bis zum Kämpfer der Zwischen-
/ pfeiler zu 25,0 m und gegen die Kämpfer der Ortwiderlager
hin zu 14,82 m. Die Ortpfeiler wurden als sogenannte ver-
E lorene Widerlager ausgebildet, die sich der Form der Gewölbe
V anschliessen.
Die Scheitelstärke wurde für alle drei Gewölbe zu 0,70 m,
die Stärke der Kämpfer an den Mittelpfeilern zu 0,90 m und
an den Ortwiderlagern zu 0,95 m bestimmt.
7,70m
5,50m -
4,50m •
Kies.
Vorlage.—
Bohnen
AsphaHFilz. -»
*--- 0,50 m - X -
4,05 m -
Po;
7,50 m
Fig. 1.
< Der Berechnung wurde eine Verkehrsbelastung von 400 kg/qm
I Menschengedränge neben einer Dampfwalze von 14 t Gewicht,
/ , auf 3 m Breite und 4 m Länge gleichmässig verteilt, und ein
/ i spezifisches Gewicht des Betons von 2,5 zu Grunde gelegt.
Bei der Festlegung der Drucklinien in den Scheiteln und
Kämpfern mit Bleigelenken ergab sich dann eine höchste Be
anspruchung des Gewölbes:
y r im Scheitel zu 15,6 at,
in den Kämpfern zu 13,1 at,
in den Bruchfugen zu 23 at,
und an den Gelenkbleiplatten zu . . 73 und 83 at.
Die Mittelpfeiler, die an den Kämpfern 2,0 m, in Sockel-
I höhe 2,3 m, und in der Höhe der Fundamentoberkante 3,0 m
breit sind, werden an den Kämpfern mit 5,2 at und auf dem
Felsuntergrund bei 5,4 m Breite mit 4,3 at beansprucht. Für
die ungünstigsten Beanspruchungen der Gewölbe wurden ein
seitige Gewölbebelastungen mit verschiedenen Stellungen der
Dampfwalze in die Rechnung eingeführt.
Die Breite der Gewölbe wurde zu 7,50 m, diejenige
zwischen den eisernen Geländern zu 7,70 m angenommen.
Von letzterem Masse entfallen auf die Fahrbahn 5,50 m und
auf die erhöhten Fusswege 1,40, bezw. 0,80 m. Die Fuss
wege und die Fahrbahn der Seitenöffnungen haben gegen die
Brückenenden zu je 1,0 °/ 0 Gefäll. Beide Gefälle sind über
der mittleren Oeffnung durch einen Uebergangsbogen mit
einander verbunden.
In den Scheitel- und Kämpferfugen wurden als Gelenke
15 cm breite und 20 mm starke Bleiplatten vorgesehen, um
den Gewölben die beim Ausschalen notwendige Bewegungs
fähigkeit zu geben.
Um die Bewegungen des Mauerwerks, die infolge der
Schwankungen der Wärme eintreten, unschädlich zu machen,
wurde das Ankergemäuer der Gewölbe über den Kämpfern,
vom Gewölberücken an bis zur Fahrbahn, der ganzen Breite
der Brücke nach durch senkrechte Fugen von dem Mauerwerk
der Ort- und Mittelpfeiler getrennt.
Zwischen den Gewölben und der Fahrbahn wurden zur
Verminderung des Eigengewichts der Brücke drei Hohlräume
von je 1,4 m Weite vorgesehen, die durch Einsteigschächte
zugänglich sind. Sowohl die Rücken der Gewölbe, als auch
die Fahrbahntafel sollten mit einem 3 cm starken Guss aus
Cementmörtel, und letztere überdies noch mit 7 mm starken
Asphaltplatten abgedeckt und mit Röhren, die durch die Ge
wölbe führen, entwässert werden.
Das Geländer sollte ganz aus Schmiedeisen hergestellt
werden. In Verbindung mit dem Brückenbau waren die beiden
Zufahrten der alten Brücke teils zu verlegen, teils zu verbessern.
Die Kosten wurden folgendermassen veranschlagt:
I. Brückenbau.
Gründungsarbeiten 15 000 M.
Wasserhaltung 1 500 „
Spuntwände, Lehrgerüste und Lehrbögen ... 8 070 „
Aufbau der Brücke 29 706 „
Geländer 3 660 „
Bauaufsicht, Messgehilfen, Beleuchtung, Abbruch
der alten Brücke, Ingemein 9 964 „
zus. 67 900 M.
II. Zufahrten.
Grunderwerbung 2 800 M.
Bauarbeiten 14 100 „
Bauaufsicht, Ingemein 3 200 „
zusammen 20 100 M.
im Ganzer! 88 000 M.
Bauausführung.
Die Gründungsarbeiten wurden an sämtlichen Pfeilern,
insoweit als das unten beschriebene Verfahren zur Anwendung
kam, in Selbstbetrieb der Verwaltung ausgeführt, alle anderen
Arbeiten aber in Verding gegeben.
Die eigentlichen Bauarbeiten wurden dem Werkmeister
Flaiss in Ehingen, die Lieferung des eisernen Geländers dem
Schlossermeister Most daselbst und die Lieferung des Portland
cements der Verkaufstelle der Cementwerke Stutt
garter Cementfabrik und Gebrüder Spohn in Blau
beuren, die ihn von der Fabrik Ehingen liefern liess, über
tragen.
Die überaus schwierige und manchmal nicht durchzuführende
Wasserhaltung in den mächtigen Kieslagern Oberschwabens
hatten dem Vorstand der Strassenbauinspektion Ehingen, Bau
inspektor Braun, die Frage nahegelegt, ob nicht eine andere
Gründungsweise möglich sei, als die bisherige durch Ausheben
des Kiesgrunds und Einbringen von Beton oder Mauerwerk in
die Baugrube, nämlich in der Weise, dass der Kiesgrund nicht
ausgehoben, sondern durch Einführen von dünnflüssigem Cement
vermittelst eiserner in den Untergrund eingetriebener Röhren in
Beton umgewandelt wird.
Zur Vornahme von Versuchen hierüber bewilligte die
Königl. Ministerialabteilung für den Strassen- und Wasserbau der
Strassenbauinspektion Ehingen im Dezember 1892 400 M. Die
Versuche wurden sowohl neben der Donau bei Berg, als auch
in der staatlichen Kiesgrube bei Ehingen, wo der Erfolg leicht
festgestellt werden konnte, sofort vorgenommen. Hiezu wurden
nahtlose Mannesmannröhren von 4 m Länge und 40 mm
Lichtweite beschafft. Von den Röhren wurde nur ein Ende
mit einem Gewinde versehen und in das andere Ende unmittelbar
vor dem Einrammen eine kleine Gusseisenspitze mit Schaft
zapfen lose eingesteckt. Hierauf wurden die Röhren unter
Anwendung von Klemmbacken und eichenen Rammklötzen,
durch die die Röhren führten, in den Untergrund eingerammt.
Vier Mann rammten in 1 bis 1 l / 2 Stunden ein Rohr auf 3—4 m
Tiefe ein, womit bei Berg die Felsenfläche erreicht war. Die
Entfernung der Röhren unter sich betrug 0,5 m.
Nachdem eine Anzahl dieser Röhren eingerammt war, be
gann man ein Rohr um etwa 10 bis 20 cm in die Höhe zu
ziehen, wodurch das untere Rohrende von der losen Eisen
spitze befreit wurde; dann wurde das obere Rohrende mit