Nr. 7
Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baükundf, in Stuttgart.
65
Beim rechten Ortwiderlager wurde lehmiger von einem
nahen Steinbruch herrührender Abraum als Untergrund an
getroffen und durch Ausgraben, bei Wasserhaltung durch eine
Handpumpe, entfernt. Hier konnte ohne weiteres auf felsigen
Untergrund im Trockenen betoniert werden.
Mit den Bauarbeiten wurde am 27. September 1897 be
gonnen. Um die Gründung noch vor Eintritt des Winters
und des besonders zu befürchtenden Eisgangs und des Frühjahr-
Hochwassers zu vollenden, wurde für die Gründungsarbeiten
an den Mittelpfeilern, nachdem die Spuntwände geschlagen
waren, Tag- und Nachtarbeit eingeführt. Für diese Zeit wurde
am rechten Donauufer ein der Strassenbauverwaltung gehöriges
Lokomobil aufgestellt, von der Maschinenfabrik Esslingen in
Esslingen eine elektrische Kraftübertragungs- und eine Be
leuchtungsanlage mit Glühlampen vorübergehend eingerichtet
und mit ersterer die Wasserhaltung der Baugruben mit Kreisel
pumpen für die Mittelpfeiler betrieben. Die Anlage, mit deren
Einrichtung am 29. November begonnen wurde, war einfach
und bewährte sich gut. Schon am 15. Dezember war die
Gründung der beiden Mittelpfeiler bis auf Niederwasserhöhe
beendet. Bei der Wasserhaltung kam mehrfach ein Versagen
der Kreiselpumpen durch Einschlemmen von Cement vor. Der
Monteur der elektrischen Anlage erhielt täglich 8 M., während
für die Miete der elektrischen Apparate täglich 10 M. bezahlt
wurden. Die Einrichtung, die Miete und der Betrieb der An
lage erforderten einen Aufwand von rund 600 M.
Die breiten Fundamente der Mittelpfeiler wurden im
Mischungsverhältnis 1:4:8, diejenigen der Ortpfeiler im Ver
hältnis 1 :3:6 betoniert.
Den Winter über konnte mit den Erdarbeiten für die
Brückenzufahrten weiter gemacht, auch konnten bei der günstigen
was mehrfach geschah. Mit Rücksicht auf die zu erwartende
Zusammenpressung des Lehrgerüsts und die beim Ausschalen
eintretende Senkung des Gewölbscheitels wurden die Lehrbögen
im Scheitel um 30 mm überhöht. Die 7 cm starken Schal
dielen wurden auf der oberen Seite glatt gehobelt, die Kanten
leicht abgestossen und die Fugen zwischen den Dielen mit
Werg ausgestopft. Auf die Schalung wurden Fugenlättchen
aufgenagelt. Ueber die Zeit der Einschalung waren die Senk
schrauben mit einer elektrischen Alarmvorrichtung (eine grosse
Gewichtglocke auf dem Bauplatz, eine kleine elektrische Glocke
im Baubureau und eine ebensolche im Nachbarhause) mit einer
isolierten durch die Senkschraubenlöcher gehenden Ruhestrom
leitung gegen böswilliges Drehen gesichert.
Mit dem Betonieren der wasseraufwärts gelegenen Hälfte
der Gewölbe wurde am 14. April 1898 begonnen, der Gewölbe
schluss erfolgte am 22. April, das Ausschalen am 20. Mai.
Bei einem Messgehalt der Gewölbe von 200 cbm wurden bei
einer Arbeitszeit von acht Tagen täglich 25 cbm Beton fertig
gestellt. Der Beton erhielt die Zusammensetzung: l Teil Cement,
2 ‘/ 2 Teile Sand und 5 Teile Donaukies, wobei noch ‘/ 5 Jura
kalksteine eingelegt wurden. Er wurde auf der rechtseitigen
Zufahrt von Hand hergestellt und in Kippwagen beigeführt.
Mit dem Betonieren der unteren Gewölbehälfte wurde am 3. Juni
begonnen, der Gewölbeschluss war am 13. Juni, die Ausschalung
am 11. Juli.
Bei der Ausführung der Brückengewölbe hatte man davon
abgesehen, für die Gewölbestirnen den Süsswasserkalk von
Rottenacker als Vorsetzquader zu verwenden, wie im Plan
vorgesehen war, man hatte vielmehr die Gewölbestirnen hinter
Schalungen mit Bossen, die später rauh bearbeitet wurden,
nach dem Vorgang bei der Munderkinger Brücke, betoniert.
Fig. r 2.
Witterung die Mittelpfeiler bis auf Sockelhöhe hergestellt und
die Lehrbögen für die Brückengewölbe, sowie die Schalungen
für den oberen Teil der Mittelpfeiler hergerichtet werden. Bis
zum Frühjahr 1898 wurden sodann die Mittelpfeiler und die
Ortwiderlager je bis zur Kämpferhöhe ausbetoniert.
Die Mittelpfeiler erhielten eine 4 cm starke Verkleidung
aus 1 Teil gelblich gefärbtem Cement und 2 L / 2 Teilen feinem
Sand, der Beton des Kerns wurde aus 1 Teil Cement, 3 Teilen
Sand und 6 Teilen Kies mit ’/ 5 Steineinlage hergestellt und
gleichzeitig mit der Verkleidung eingebracht. Sie erhielten zur
Erhöhung ihrer Widerstandsfähigkeit gegen das Anprallen von
Eisschemeln thalaufwärts eine scharfe Schneide aus Granit, der
von dem Granitwerk Metten in Bayern bezogen wurde. Die
Sockelschichten wurden nach dem Erhärten rauh bossiert und
der Sockelfasen aufgeschlagen, die einzelnen Schichten des
Schafts wurden abwechslungsweise gestockt und glatt geschliffen.
Wäh nd des Aufbaus der Mittelpfeiler wurden die Vorbereitungen
für die Aufstellung der Lehrgerüste getroffen. Da die Gewölbe
in zwei Hälften hergestellt werden sollten, waren für jede
Oeffnung nur drei Lehrbögen nötig. Dagegen wurden die Unter
stützungsjoche der Lehrbögen auf die ganze Breite der Brücke
ausgeführt. Für ihre Standfähigkeit war grosse Vorsicht ge
boten, da sich die Flusssohle mit dem Aufbau der Mittelpfeiler
neben diesen so vertieft hatte, dass auf dem Felsen nur noch
eine etwa 1 m hohe Kiesschichte lagerte. Die Joche wurden
daher zur Erhöhung ihrer Standfähigkeit, besonders in der
Mittelöffnung, gegen die festen Gewölbewiderlager und unter
sich mit Langholz versteift. Diese Vorsichtsmassregeln haben
sich gut bewährt.
Die Lehrbögen hatten auf jedem Schappelholz der Joche
ihre Unterstützung durch eiserne Senkschrauben, die schon
beim Brückenbau bei Gemmrigheim Verwendung gefunden
hatten. Durch diese Schrauben war es vor dem Gewölbeschluss
noch möglich, Zusammenpressungen und Setzungen der Lehr
gerüste mit grösster Leichtigkeit durch Hebung auszugleichen,
Hiedurch wurde eine homogenere Gewölbemasse mit gleicher
Elastizität erzielt, was bei Verwendung der Stirnquader nicht
der Fall gewesen wäre. Zu den Gewölbestirnen wurde gelb
gefärbter Cement verwendet.
Mit dem Betonieren eines Gewölbes wurde an vier Stellen
zugleich begonnen, die einzelnen Gewölbestücke wurden an
nähernd ebenso lang gemacht, wie das Gewölbe dick ist. Der
Beton wurde ziemlich feucht, bis er recht weich war, zube
reitet, eingebracht und sofort festgestampft. Die Langseiten der
einzelnen Gewölbestücke wurden mit Dielenwänden, die winkel
recht zur Gewölbeteilung aufgestellt wurden, ver.-chalt. Die
Schalung verblieb mindestens */ 2 Tag, dann wurde das an
grenzende Gewölbstück eingeschalt. Die freigewordene Beton-
fläche wurde mit dünnem Cementmörtel von der Mischung
1:2'/ 2 zu Herstellung einer guten Verbindung beworfen und
sodann der Beton rasch eingebracht.
Jeder Gewölbeschluss erfolgte an dem Scheitel und an den
Kämpfern zu gleicher Zeit, unter Anwendung von Bleiplatten
von 15 cm Breite, 20 mm Stärke und etwa 1 m Länge, mit
Zwischenräumen von etwa 10 cm zwischen den einzelnen
Platten zur Erleichterung des späteren Auspressens der Gelenk
fugen mit dünnflüssigem Cementmörtel von oben her, Die
Bleigelenke wurden nicht, wie es seither üblich war, zwischen
zuvor fertiggestellte und dann auf den Lehrbögen versetzte
Stein- oder Betonquader gebracht, weil es bei dieser Art des
Versetzens immerhin etwas schwierig ist, die Bleiplatten ihren
ganzen Lagerflächen nach vollständig mit den anschliessenden
Quadern in Berührung zu bringen. Es wurden daher hier die
Druckquader auf den Lehrbögen selbst als Gewölbschluss
betoniert und zugleich die Bleigelenke in der Mitte der Gewölb-
stärke mit dem Einbringen des Betons derart eingelegt, dass
oberhalb und unterhalb dieser Bleiplatten Gewölbfugen, keil
artig gegen die Mitte etwas zulaufend, frei blieben. Damit
war mit völliger Sicherheit ein vollständiges Anschlüssen der
Bleiplattenflächen an den Beton erreicht. Die Ausführung er-