Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1898-1904)

Inhalt; Baudirektor a. D. Adolf v. Hänel f. — Bekanntmachungen des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine. — Vereins 
thätigkeit. — Protokoll der 2. ordentlichen Versammlung vom 14. Dezember 1901. — Protokoll der 3. ordentlichen Versammlung 
vom 18. Januar 1902. — Die Schwabschule in Stuttgart. — Personal-Nachrichten. 
Baudirektor a. D. Adolf v. Hänel *j\ 
m 4. Februar d. J. ist in Stuttgart ein Mann aus dem 
Leben geschieden, der über ein halbes Jahrhundert als 
* 1 Professor des Brückenbaues und anderer Ingenieurfächer 
!i an der Technischen Hochschule eine umfassende Thätig 
keit ausübte, und dessen Name auch in weiteren Kreisen einen 
guten Klang hat. Gustav Adolf Hänel wurde 1824 in Dresden 
geboren, erhielt seine Ausbildung 1838 bis 1842 auf der 
dortigen „Technischen Anstalt“ (jetzigen Technischen Hoch 
schule), 1842 bis 1846 an der Ecole polytechnique und der 
Ecole des ponts et chaussees in Paris und war dann als Ingenieur- 
Assistent beim Bau der Marienbrücke in Dresden beschäftigt. 
Seine praktische Thätigkeit wurde früh unterbrochen; schon 
1847 begann er seine Lehrthätigkeit an der „Polytechnischen 
Schule“ in Stuttgart, in deren Verlauf die meisten württem- 
bergischen Ingenieure, zahlreiche hervorragende Techniker in 
allen Weltteilen und eine Reihe jetziger Professoren Technischer 
Hochschulen zu seinen Füssen gesessen haben. 
Die Technischen Hochschulen waren damals erst im Werden 
begriffen. Die Polytechnische Schule in Stuttgart, welche diesen 
Namen 1840 erhalten hatte, besass noch keine besondere 
Ingenieurabteilung, aber im Lande hatte der Eisenbahnbau 
begonnen, die ersten Strecken waren in den zwei letzten 
Jahren eröffnet worden, es galt den neuen Bedürfnissen gerecht 
zu werden. Hänel war der erste und lange Zeit der einzige 
Vertreter eigentlicher Ingenieurfächer, er hatte Strassen- und 
Eisenbahnbau, Brücken- und Wasserbau zu lehren. Daneben 
suchte er seine Wissenschaften durch schriftstellerische Arbeiten 
über eiserne Träger, Gewölbe u s. w. zu fördern, stellte aus 
Anlass des Baues der ersten grösseren eisernen Brücke in 
Württemberg (bei Untertürkheim 1853) Versuche über Gitter- 
ünd Blechbalken an und griff, nachdem er 1859 der Ministerial- 
abteilung für den Strassen- und Wasserbau beigegeben war, 
auch in die Praxis des Strassenbaues ein. Als 1862 die Poly 
technische Schule zur Technischen Hochschule erhoben wurde, 
war Hänel der erste Vorstand der Abteilung für Ingenieur 
wesen, deren Ausgestaltung großenteils in seiner Hand lag; 
auch führte er schon 1866,67 die Direktion der Hochschule. 
In den weiteren Teil seiner Amtsthätigkeit fiel der noch in 
aller Erinnerung stehende grossartige Aufschwung der deutschen 
Industrie und der Technischen Hochschulen infolge der Wieder 
aufrichtung des Reiches, und als er im April 1900 nach 
53 jähriger Dienstzeit in den Ruhestand trat, da hatte die Hoch 
schule, mit deren Entwicklung sein Leben und Streben so 
enge verwachsen war, auch die wichtigste äussere Anerkennung 
in der Verleihung des Promotionsrechts erreicht. 
Ein besonderes Zeichen seiner Rüstigkeit ist es, dass er 
auch ausserhalb der Hochschule, besonders in unserem Verein, 
regen Anteil nahm an allen technischen Fragen. Er war 
mehrere Jahre hindurch Vorsitzender des Vereins. In Aner 
kennung seiner Verdienste um den Bauverein hat ihn dieser 
zum Ehrenmitglied ernannt. Dieselbe Auszeichnung ist dem 
Verstorbenen auch vom sächsischen Ingenieur- und Architekten 
verein zu teil geworden. 
Aber nicht bloss technischen Fragen lebte der Entschlafene, 
er hatte zugleich ein lebhaftes Interesse für alle vaterländischen 
Fragen, sowie für Poesie und Musik. Der akademischen 
Jugend gehörten seine wärmsten Sympathien. 
Bei der Beerdigung am 7. Februar d. Js. hatten sich die 
Mitglieder des Vereins eingefunden, um dem Dahingeschiedenen 
die letzte Ehre zu erweisen. Der Vereins vorstand legte im 
Namen des Bauvereins zur Ehrung des Dahingeschiedenen 
einen Kranz am Grabe nieder. 
Der Verein wird ihm ein treues Andenken bewahren. 
Bekanntmachungen des Verbands deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine. 
Nachstehend bringen wir diejenigen Eingaben zur Kenntnis 
der Verbandsmitglieder, welche der Vorstand entsprechend den 
Beschlüssen der Königsberger Abgeordnetenversammlung in der 
Erage der Zulassung der Staatsbaubeamten zur Doktor-Promotion 
Dresden-Berlin, den 20. Januar 1902. 
Der Vorstand des Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine 
Der Vorsitzende: Waldow. Der Geschäftsführer; F. Eiselen. 
an die zuständigen Ministerien u. s. w. der Bundesstaaten mit 
eigener Technischer Hochschule gerichtet hat. Eine Rückäusser 
ung in dieser Angelegenheit ist bisher nicht erfolgt. (Vergl. 
auch Heft 47 der Verb.-Mitt. S. 91 u. ff.) — 
nm
	        
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