Full text: Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart (1898-1904)

Jahrgang 1902. 
2. August 1902. 
Heft 6. 
Inhalt: Protokoll der 6. ordentlichen Versammlung vom 12. April 1902. — Bericht der Kommission in Sachen der Gebühren der Architekten 
und Ingenieure als gerichtliche Sachverständige. — Die Vorführung der Abwasser-Reinigungs-Verfahren auf der Pariser Weltausstellung 1900. 
Protokoll der 6. ordentlichen Versammlung vom 12. April 1902. 
Vorsitzender : v. E u t i n g. 
Nachdem der Vorsitzende die Sitzung eröffnet und als 
Gäste den Vorsitzenden und den Sekretär des Vereins für das 
Wohl der arbeitenden Klassen, die Herren Geh. Hofrat Dr. 
von Pfeiffer und Rübe, begrüsst hat, teilt er zunächst mit, dass 
Herr Strassenbauinspektor Dieterich in Gmünd durch Vorstands 
beschluss als auswärtiges Mitglied in den Verein aufgenommen 
worden ist, das frühere ausserordentliche Mitglied Herr Regierungs 
bauführer Schumayer als ordentliches Mitglied aufgenommen zu 
werden wünscht, und die Herren Regierungsbauführer Rechner 
in Plochingen (vorgeschlagen durch Weigelin) und Landeskon 
servator Professor Dr. Gradmann (vorgeschlagen durch v. Schlier 
holz) um Aufnahme in den Verein nachgesucht haben. 
Des weiteren gibt der Vorsitzende bekannt, dass Architekt 
Schmid die Vereinsmitglieder eingeladen habe, am Sonntag den 
13. April vormittags das von der Firma Rothe und Hilliger 
gefertigte,- für die Düsseldorfer Ausstellung bestimmte Modell der 
Neckarhausener Brücke zu besichtigen, und ferner, dass sich das 
Komitee für Gründung einer Lungenheilstätte für Deutsche in 
Davos mit der Bitte um Beiträge an den Verein gewendet hat. 
Solche Beiträge seitens der Vereinsmitglieder ist der Vorsitzende 
bereit, an ihre Adresse zu befördern. 
Nunmehr erhält Bökien das Wort zu den auf der Tages 
ordnung stehenden „Mitteilungen über die neueren Bauten des 
Vereins für das Wohl der arbeitenden Klassen in Ostheim und 
Westheim.“ 
Diese durch eine reiche Zahl von Plänen unterstützten, 
grosses Interesse bietenden Mitteilungen werden am Schlüsse 
durch lebhaften Beifall gelohnt. Der Vorsitzende bringt den Dank 
des Vereins für das Dargebotene noch besonders zum Ausdrucke. 
Um einige Bemerkungen Bökiens vor irriger Auslegung 
zu bewahren, erbittet sich Herr Geh. Hofrat Dr. v. Pfeiffer 
das Wort und bemerkt hinsichtlich der Bestrebungen und des 
finanziellen Verfahren^ des Vereins für das Wohl der arbeitenden 
Klassen etwa folgendes: 
Der Verein hat die ihm zu Gebot stehenden Mittel mit i 
3 pCt, zu verzinsen und legt seinen Vermietungen eine Ver- 
Schriftführer : L a i s t n e r. 
zinsung des Anlagekapitals von 5 pCt. zu Grunde. Es könnte 
nun scheinen, als erziele der Verein hiedurch einen Nutzen. 
Das ist aber nicht der Fall, denn der 5 prozentige Mietzins ist nur 
die Bruttoeinnahme, von der noch Steuern, Unterhaltungskosten, 
Amortisationen und der für kritische Perioden unentbehrliche 
Reservefond abgehen. Diese Posten machen zusammen etwa 
2 pCt. aus, sodass der Verein thatsächlich nur so viel aus seinen 
Anlagen zieht, als er für Verzinsung des aufgenommenen Geldes 
zu bezahlen hat. 
Was ferner die Grundsätze des Vereins bei seinen bisher 
von bestem Erfolge gekrönten Bestrebungen betrifft, so 
ist als wesentlich hervorzuheben, dass derselbe sucht, den Minder 
bemittelten Gelegenheit zu geben, mit der Zeit Besitzer des 
von ihnen bewohnten Hauses zu werden. Dies lässt sich dadurch 
erreichen, dass eine Abzahlung in verhältnismässig sehr niederen 
Beträgen zugestanden wird. Erfahrungsgemäss wird durch dieses 
ganz allmähliche Abzahlen'der Sparsinn sehr geweckt; mancher 
zahlt rascher ab, als vorgeschrieben ist. Zu beachten ist auch, 
dass eine Spekulation mit den Häusern ausgeschlossen ist, da 
diese nicht mit Gewinn und überhaupt nur an den Verein, 
und zwar um den ursprünglichen Wert wieder verkauft werden 
dürfen. 
Auch diese Mitteilungen werden mit Beifall aufgenommen 
und vom Vorsitzenden noch besonders verdankt. 
Dieser stellt hierauf nachträglich noch einen geschäftlichen 
Gegenstand zur Behandlung: die Frage der Beteiligung der 
Techniker an der Beschaffung billiger Wohnungen, über welche 
auf Veranlassung des Verbandes der Verein sich zu äussern 
hat. Die Frage ist von einer Kommission, bestehend aus den 
Herren Feil, Hengerer, Pantle und Wörnle vorberaten worden. 
Namens derselben berichtet Pantle an der Hand von 15 Leit 
sätzen, die Stübben aufgestellt hat, über den Gegenstand. Die 
Leitsätze werden einzeln erörtert und die zugehörigen gutachtlichen 
Aeusserungen der Kommission von der Versammlung gut geheissen. 
Der Kommissionsbericht wird sonach in der beschlossenen Fassung 
an den Verbandsvorstand weitergegeben werden. 
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Bericht der Kommission 
in Sachen der Gebühren der Architekten und Ingenieure als gerichtliche Sachverständige. 
Die XXX. Abgeordneten -Versammlung des Verbandes Sachverständiger“ in den Arbeitsplan des Verbandes aufzu- 
deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine war bekanntlich nehmen. 
vom Vereine zu Hannover der Antrag unterbreitet, die Frage der Dieser Antrag wurde angenommen und dabei ausgesprochen, 
„Gebühren der Architekten und Ingenieure als gerichtlicher es erscheine erwünscht, dass der Verband
	        

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