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No. 6
Monatsschrift des Württembg. Vereins für Baukunde in Stuttgart.
Metallblechschirmen — gewöhnlich 7 cm — zu durchfallen
brauchen, um sich auf der Oberfläche des unteren abzusetzen.
Die Sedimentierung wird weiterhin noch dadurch begünstigt,
dass durch die Anzahl der vorhandenen Klärschirme eine Strom
teilung und damit eine Verminderung der Strömungsgeschwindig
keit des Abwassers eintritt.
Das Schmutzwasser wird von der Umlaufrinne des Brunnens
aus zugeführt, indem man diese überlaufen lässt oder die an
schliessenden Rohre benutzt. Ist der Brunnen gefüllt, so senken
sich zunächst die gröberen Schlammteile in dessen trichter
förmigem unteren Teil ab; die feineren lagern sich auf den
Klärschirmen ab und rutschen, nachdem sie sich als kompaktere
Masse angesammelt haben, herunter, um sich ohne wesentliche
Zerteilung ebenfalls am Boden des Brunnens zu sammeln.
Nach Bedarf wird der abgesetzte Schlamm aus den Brunnen
ohne Unterbrechung des Betriebes entfernt. Dies geschieht bei
oberirdischen Brunnen durch Oeffnung eines breiten Fussventils,
wobei der tiefste Punkt des Brunnens mit einem als kommuni
zierendes Gefäss konstruierten leeren „Nebenbrunnen“ in Ver
bindung tritt, in welchen sich demnach der Schlamm so lange
ergiesst, bis die Wasserspiegel in beiden Brunnen die gleiche
Höhe erreicht haben.
Bei gemauerten Tief
brunnen wird die
Beseitigung des
Schlammes zumeist
durch eine sogen.
„Vakuumentleerung“
bewerkstelligt. Der
Schlamm wird hier
bei von einem ober
irdisch gelagerten
oder teilweise ver
senkten Schlamm
kessel (k) durch das
Rohr (r) angesaugt,
nachdem in dem
selben vorher eine
Luftverdünnung her
beigeführt worden ist.
Zweckmässigbewirkt
man die Evakuierung
des Schlammkessels
durch Kondensation
von Wasserdampf
und zwar in der
Weise, dass man den
von der vorher
gehenden Reinigung
des Brunnens her
rührenden Schlamm
nach Schliessung des
Hahnes am Rohre (r) mit Dampfdruck (aus dem Dampfrohr [d])
zum Rohr (h) hinausdrückt und hierauf sämtliche Hähne des
Schlammkessels für kurze Zeit schliesst, um durch Abkühlung
die Kondensation des Dampfes einzuleiten. Nach Oeffnung des
Hahnes vom Rohr (r) bewirkt das eintretende Schlammwasser
vollständige Kondensation und steigert die Saugwirkung. Im
Schlammkessel selbst scheidet sich der nunmehr verdichtete
Schlamm leicht vom Wasser ab und tritt bei dessen Entleerung,
die in 24 Stunden einmal oder wenigemale stattzufinden braucht,
zuerst aus, sodass er von dem mitgerissenen Wasser getrennt
werden kann.
Bei beiden Arten der Schlammbeseitigung aus dem Klär
brunnen tritt gleichzeitig eine Reinigung der Klärschirme ein,
indem mit dem Sinken des Wasserspiegels der Schlamm von
den Fächern der Schirmbatterie abgleitet.
Dieses Verfahren ergibt eine thunlichst grosse Klärfläche
auf kleinem Raum. Mit der Verkürzung des Weges, welchen
ein Schlammteilchen durchlaufen muss, bis es auf einer Unter
lage zur Ruhe kommt, wird der Klärvorgang beschleunigt.
Eine weitere Erfindung von Riensch war ebenfalls als
Modell ausgestellt, bei welcher die Sink- und Schwimmstoffe
des Abwassers mechanisch durch eine Seihvorrichtung ab
geschieden werden.
Die Vorrichtung (Fig. 5a u. 5b) wird als Filterrechen
apparat bezeichnet und hat den Zweck, aus städtischen und
industriellen Abwässern die mitgeschwemmten festen Körper
bis zu einem gewissen Durchmesser herab ohne menschliche
Hülfe kontinuierlich abzufangen, sowie eventuell diese Stoffe
in genügend abgetröpfeltem, transportfähigem Zustande auf
Wagen oder dergleichen zu verladen.
Der Filterrechenapparat besteht aus einem in den Abwasser
kanal eingebauten, oben offenen, eisernen Kasten (A, B, C, D),
in welchen das Abwasser von a her einströmt und gegen das
von der Kanalsohle aus in schräger Richtung aufsteigende Sieb (b)
Hiesst. Dieses Sieb besteht aus Drähten oder Bändern, welche
auf einem starken Metallgussrahmen harfenartig straff aufge
zogen sind. Das Abwasser Hiesst durch die Zwischenräume
hindurch, welche je nach Bedürfnis schmäler oder breiter ge
wählt werden können. Es werden hierdurch die festen Körper,
welche grösser sind, von dem Gitter zurückgehalten. Bei
städtischen Abwässern werden Zwischenräume von 3-2 mm
Breite empfohlen. Wählt man die Gitterfläche genügend gross,
dass sie auch nach einiger Belegung mit Schwimms'.offen
das Abwasser noch ohne erheblichen Rückstau durchlässt, so
werden zufolge des entstandenen Belages noch feinere Körper
abgefangen.
Die auf der Gitterfläche liegen gebliebenen Stoffe werden
durch Bürsten oder Kämme (c), welche mittels der rotierenden
Arme (d) darüber hinbewegt werden, nach dem oberen Ende
des Gitters geschoben und weiterhin bis über die Wasserober
fläche emporgehoben. Hierbei wird ein unzweckmässiger Druck
der Reinigungsvorrichtung (Bürsten oder Kämme) auf das Gitter
durch Zwangsführung der ein- und ausschiebbaren Tragarme (d)
mittels der Rollen (e) und der Schienen (f u. f,) vermieden.
Die Reinigung des Gitters erfolgt vollständig, da dieses
keine Querbänder, sondern nur Längsbänder besitzt. Die Breite
der Tragefläche (g) der Bürsten ist so bemessen, dass ein Zu
rückgleiten der Schmutzstoffe während des Emporhebens ver
hindert ist. Ist ein Tragearm in der horizontalen Lage ange
langt, so wird die Tragoberfläche und die Bürste durch den
Abstreicher (h) gereinigt. Die Bewegung des letzteren regelt
sich durch den Exzenter (i) und das Gewicht (k) derartig, dass
der Abstreicher langsam zurückbewegt wird und in dem Augen
blick, wo er die Bürsten berührt, vorwärts schnellt und die ab
gefangenen Unratstoffe auf ein Transportband (1) wirft.
Dieses Transportband (an dessen Stelle auch eine Schnecke
oder ein anderes geeignetes Fördermittel treten kann) besteht
aus Stahlblechen, welche hach Art der Helmschuppenketten nur
an einer Kante befestigt sind, jedoch nicht über einander greifen,
sondern in der horizontalen Lage einen feinen Spalt zwischen
sich frei lassen. Bei der langsamen Vorwärtsbewegung des
Transportbandes findet das dem Schlamm anhängende Wasser
Zeit, teilweise durch diese Spalten abzusickern, sodass die
Schmutzstoffe einen verladbaren Zustand angenommen haben,
wenn sie am Ende des Bandes angelangt sind.
Wenn die Kanal- resp. Kastensohle hinter dem Filterrechen
horizontal verliefe, so würde sich in dem entstehenden Winkel
feiner Sand in immer wachsendem Masse ansammeln und
schliesslich die Wirkung des Gitters beeinträchtigen. Es muss
sich daher an den Rahmen eine Vertiefung (m) unmittelbar an-
schliessen, welche als Sandfang dient. Der sich ansammelnde
Sand wird aus diesem trichterförmigen Raum durch das Rohr (n)
mittels einer Pumpe oder einer anderen geeigneten Vorrichtung
kontinuierlich entfernt.
Dieses Reinigungsverfahren bezweckt, die festen Körper dem
Abwasser zu- entziehen, ehe sie in Fäulnis übergehen können.
Der Schlamm verliert dadurch nicht an seinem Wert als Dünger,
andererseits wird eine Vermehrung gelöster Stoffe im Abwasser
hintan gehalten. Allerdings werden gelöste Stoffe von dem
Verfahren nicht betroffen; man wird daher bei der Einleitung
des geklärten Abwassers mit der Art des Vorfluters rechnen
und nach Umständen auf die Beseitigung der gelösten organischen
Bestandteile des Abwassers Bedacht nehmen müssen.
(Fortsetzung folgt.)
Herausgeg. v. Württb. Verein f. Baukunde. — Redaktion: Reg.-Baumeister Schury, Stuttgart. — Verlag: Südd. Verl.-Anst, G. m. b. H , München.
Druck: G. Franz’sche Hofbuchdruckerei (G. Emil Mayer), München.