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9. August 1902
Jahrgang 1902
Heft 7.
Inkalt: Vereinstkätigksit. — Bericht, betreffend die vom Geh. Baurat Stübben aufgestellten Leitsätze über die Stellung der Techniker zur
Beschaffung billiger Wohnungen. — Personalnachrichten. — Die Vorführung der Abwasser-Reinigungs-Verfahren auf der Pariser Welt
ausstellung 1900.
V ereinsthätigkeit.
Am 15. Juni 1902: Familienausflug nach Tübingen und Reutlingen.
Bericht,
betreffend die von Geh. Baurat Stübben aufgestellten Leitsätze über die Stellung der Techniker zur
Beschaffung billiger Wohnungen.
Auf der XXX. Abgeordneten-Versammlung zu Königs
berg i. Pr. am 23. und 24. August v. Js. stand diese Frage
zur Verhandlung.
Während der Vorsitzende glaubte, dass diese Frage noch
nicht zur Behandlung als Verbandsangelegenheit reif sei, äusserte
sich Geh. Baurat Stübben dahin, dass die Techniker und
Technikerverbände sich nicht allein mit ihren eigenen Ange
legenheiten, sondern auch mit solchen, die allgemeine Interessen
fördern, befassen sollten. Nur dadurch werden die Techniker
die ihnen gebührende Stellung erreichen, dass sie sich auch
mit Fragen befassen, die nicht ausschliesslich technischer Natur
sind, und dass sie die allgemeine Wohlfahrt zu fördern suchen
auf Grund ihrer Kenntnisse und Befähigung.
Ein Gebiet, auf dem sich die Techniker besonders bethätigen
könnten, sei die Fürsorge zur Linderung der Wohnungsnot.
Herr Geh. Baurat Stübben hat nun über diese Frage 14,
bezw. nach Einschaltung eines weiteren Leitsatzes über die
Veräusserung oder Vererbpachtung von Gelände zu billigeren
Wohnungen, 15 Leitsätze aufgestellt, welche den Vereinen mit
geteilt wurden, mit dem Ersuchen, sich über die Motive zu
äussern und Herrn Stübben für einen Vortrag oder eine Denk
schrift Material zu beschaffen.
Die Leitsätze sind folgende: (siehe Verbandsmitteilungen
Seite 29).
Im allgemeinen sind die Leitsätze so scharf präzisiert und
vielseitig anregend, dass ihnen nicht viel beizufügen ist.
Um Herrn Stübben das liefern zu können, was er zu
seinem Vortrag wünscht, erging an ihn nochmals eine Anfrage.
Aus dem Antwortschreiben geht hervor, dass Herr Stübben
keine Anregungen will, wie die Schaffung billiger Wohnungen
gefördert werden könnte, sondern nur in welcher Weise sich
die Techniker und Techniker-Vereine an der schwierigen Frage
beteiligen könnten, bezw. sich schon beteiligt haben.
Betrachtet man die seitherigen Bestrebungen auf dem Gebiet
der Schaffung billiger Kleinwohnungen etwas näher darauf hin,
von wem sie ausgehen und was sie bezwecken, so findet man,
dass einerseits
a) durch wissenschaftliche Erörterungen die Frage der Be
schaffung der Geldmittel u. s. w. geklärt werden soll, und
dass andererseits
b) kapitalkräftige Vereinigungen, Gesellschaften, Industrielle,
Gemeindeverwaltungen und Staatsregierungen durch posi
tive Bestimmungen, wie Verabreichung von Geldmitteln
zu billigerem Zinsfuss, Zuweisung von Bauareal auf dem
Weg des Erbbaurechts, Erstellung von Wohnungen u. s. w.
sich zu bethätigen suchen.
Zu a). Es ist zweifellos, dass auf dem Gebiete der wissen
schaftlichen Forschung, namentlich nach der technischen Seite
hin, die Techniker hervorragend thätig sein können, und es
können diejenigen Kollegen, die Beruf und Neigung für eine
solche Thätigkeit in sich verspüren, hiezu nicht genug aufge
muntert werden. Nicht zu verkennen ist aber auch, dass sich
dem Techniker viele Schwierigkeiten entgegenstellen:
1. Gestattet ihm sein Beruf selten, sich derartigen, viel Zeit
erfordernden Studien nebenher zu widmen, sofern er nicht
dieses soziale Gebiet zu einem Teil seiner Berufsthätigkeit
machen will und kann;
2) mangelt es ihm mehr als dem Sozialpolitiker an dem
nötigen statistischen Material und an der Uebung, dieses
zweckentsprechend zu verwerten, auch die finanzwissen
schaftliche Seite wird ihm fern liegen; er wird sich also
vorwiegend auf die technische Seite der Sache zu be
schränken haben.
Zu b). Was die unter b) angeführte Seite der Thätigkeit
betrifft, so wird sich kaum ein Techniker einer Aufforderung
zur Beteiligung als Berater gemeinnütziger Vereine und Ver
anstaltungen gegenüber ablehnend verhalten, aber er wird dar
auf angewiesen sein, zuzuwarten, bis eine Aufforderung an ihn
herantritt; eigenes Anerbieten würde zu leicht zu missverständ
lichen Auffassungen führen. Die Beteiligung von Kommunal
beamten (insbesondere Vorständen von Tiefbauämtern) z. B. hat
für dieselben Konflikte mit ihrer dienstlichen Stellung zur Folge
gehabt. Die Hauptveranstalter und Gründer von gemeinnützigen
Veranstaltungen sind eben doch meist kapitalkräftige Leute, die
sich zur Gewinnung von Mitarbeitern wieder an ihresgleichen