No. 8
Monatsschrift des Württembg. Vereins für Badkünde in Stuttgart.
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Telephon- und Telegraphennetz) billiger. Die Schädigungen
des Strassenpflasters bei einem Rohrbruch der Wasserleitung
sind vermieden, zudem ist ein solcher leicht aufzufinden und
zu reparieren. Zu diesem Zwecke sind die Wasserleitungsrohre
in gewissen Abständen mit Absperrschiebern versehen. Das
gleiche gilt für die Druckluftleitung. Das unterirdische Kabel
netz lässt sich bequem ergänzen und vervollständigen.
Die Kanten der Fusssteige zu beiden Seiten der Kanal
wasserrinne sind mit Schienen versehen, auf welchen durch
Elektrizität getriebene Wagen gleiten. Die stromliefernde Leitung
verläuft an der Decke des Tunnelgewölbes. Ausserdem ist die
Kanalrinne noch mit Kähnen befahrbar. Diese beiden Fahr
gelegenheiten dienen nicht allein zur Beförderung des Arbeiter
personals, sondern auch zur Beseitigung des bei .der Reinigung
der Sammler entstehenden Unrates auf maschinellem Wege, wie
aus der Zeichnung ersichtlich ist. Zur Kontrolle der grösseren
Kanäle und zur Bedienung der Spülvorrichtungen, welche letztere
in Stauschleusen bestehen, sind alle 50 m Einsteigeschächte
eingebaut. Um dem Arbeiterpersonal für den Fall plötzlich ein
tretender Regengüsse Schutz gegen den hohen Kanalwasserstand
zu gewähren, sind in den Sammlern Zufluchtsorte (chambres de
refuge) vorgesehen.
Ein Sammler ist dem öffentlichen Besuche zugänglich; es
können gleichzeitig teils in Kähnen, teils in elektrischen Wagen
600 Besucher von dem Quai du Louvre nach der Strasse
St. Martin befördert werden.
Solcher grossen Sammler besitzt die Stadt Paris vier: der
Collecteur du Nord bringt mittels eigenen Gefälles das Kanal
wasser der nördlichen Stadtgegend nach dem Rieselfelde von
Gennevilliers; der Collecteur
d’Asnieres, welcher die Stadt
seite rechts der Seine, und der
Collecteur Marceau, welcher
die linke entwässert, vereinigen
sich mit dem neuen Collecteur
de Clichy in dem grossen
Wasserbeförderungswerk von
Clichy. Dieses grossartige
Pumpwerk, in welchem vier
Horizontalmaschinen zu je
250 und zwei zu je 130
Pferdekräften arbeiten, über
gibt das Kanalwasser dem
grossen Zuleiter zu den Riesel
feldern, dem Emissaire general
des eaux des egouts, welcher
von Clichy bis Triel eine
Länge von 28 km hat (Fig. 13).
In seinem Verlaufe liegen 8000 ha rieselbares Land; seine Ver
längerung bis in die Gegend von Meulan ist in Aussicht
genommen. Die Rieselfelder liegen unterhalb Paris zu beiden
Seiten der Seine.
Die Dampfpumpen im Werke von Clichy fördern den
geringeren Teil des Kanalwassers nach dem Rieselfelde von
Gennevilliers, den grösseren nach dem Pumpwerk von Colombes.
Dieses Pumpwerk hebt das Kanalwasser, welches bei Argenteuil
die Seine mittels einer Brücke bis zu einer Höhe von
60 m überschreitet. Diese Höhe ist hinreichend, um
das ganze Thal der Seine bis nach Mantes zu be
herrschen. Von diesem Punkte aus Hiesst das Kanal
wasser in einem offenen Aquaedukt am rechten Ufer
der Seine durch Cormeilles, la Frette, Herblay und Con-
flans, überschreitet dann mit einem Siphon die Niederung
von Chennevieres und das Thal des Flusses Oise und
wendet sich dann nach Triel.
Auf der Strecke von Colombes nach Triel sind
von dem Hauptzuleiter mehrere Arme zur Versorgung
der Rieselfelder abgezweigt. Ein solcher Arm geht bei
Herblay nach links ab, steigt in dem Thale von Herblay
zur Seine herab, überschreitet diese mit einem Siphon
und endigt in dem Verteilungsnetze des Rieselfeldes
Parc agricole d’Acheres.
Ein weiterer Arm zweigt sich nach rechts ab und
führt das Kanalwasser zum Teil in das Pumpwerk
von Pierrelaye, durch welches dasselbe auf den Riesel
feldern in der Umgegend von Mery verteilt wird; vorher
geht ein Nebenarm ab, genannt des Courlins, zur Ver
sorgung des Gebietes westlich von Pierrelaye. Schliesslich wird
die Halbinsel von Carrieres, wo sich die Munizipaldomaine von
Gresillons befindet, durch das Ende des Hauptzuleiters versorgt,
daselbst zweigt sich noch ein Arm nach links nach Chanteloup
ab; eine Verlängerung des Hauptzuleiters ist geplant; durch diese
würden die Gebiete bei Les Mureaux und d’Epone berieselt.
Die Rieselfelder befinden sich sonach im Alluvium der
Fig. 11.
Seine. Der Boden besteht aus humösem Sand, untermischt
mit kleinen Steinen, ist locker und gut durchlässig. Der Betrieb
ist der allgemein übliche; die Rieselflächen werden entweder
überstaut oder das Kanalwasser in kleinen Gräben zwischen
den Beeten zugeleitet, um eine direkte Berührung der Pflanzen
mit demselben auszuschliessen. Das gerieselte Wasser gelangt
durch Drainrohre nach den Ableitungsgräben, welche in Haupt-
ableiter zusammengefasst in die Seine sich ergiessen.
Das Rieselfeld von Gennevilliers war gewisser
maßen das Versuchsobjekt für die Einführung des Rieselver
fahrens. Im Jahre 1869 wurde daselbst mit 6 ha begonnen;
in den folgenden Jahren wurde das Gebiet immer mehr erweitert,
es waren 1872 50 ha 1884 616 ha
1876 295 , 1889 715 „
1880 450 „
im Betrieb, und gegenwärtig sind es 900 ha. Die Drainagen
liegen dort bis zu 4 m tief.
Der Parc agricole d’Acheres ist das Muster-Rieselfeld.
Er ist dem öffentlichen Besuche zugänglich; eine schmalspurige
Bahn von 10 km Länge führt von der Bahnstation Acheres
jeden Sonntag ein zahlreiches Publikum dorthin. Die Umgebung
des Wirtschaftsgebäudes ist gartenartig mit Teich, Blumen,
Baumgruppen angelegt und gilt für den Pariser als Ausflugsort.
Das Rieselfeld ist 10 km lang und 1 km breit; die Drains liegen
durchschnittlich 2 m tief.
Das Rieselfeld Champ de Mery-Pierrelaye ist
Fig. 13.
carte Generale des irrigations
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