Inhalt: Protokoll über die Versammlung vom 4. Februar 1903. — Vortrag des Vereinsmitgliedes
aus Neustadt a/H. (vom 4. Februar 1903) über „Theorie der Betoneisenkonstruktionen“
nachrichten. — Kundmachungen.
Mörsch
Schluss). — Personal-
Protokolle, Berichte etc.
Protokoll der vierten ordentlichen Versammlung am Mittwoch, den 4. Februar, abends 8 Uhr,
im kleinen Saal des oberen Museums.
Vorsitzender: Zügel. Schriftführer: Neuffer.
Anwesend: 115 Mitglieder und Gäste.
Der Vorsitzende begrüsst nach Eröffnung der Versammlung
als Gäste die Herren Regierungsbaumeister Schiele und Regie
rungsbauführer Meisenhelder, sowie die zahlreich erschienenen
Studierenden der Bauingenieurabteilung an der Technischen Hoch
schule hier.
In den Verein aufgenommen werden die Herren
Regierungsbauführer Daser, vorgeschlagen von Baurat
Laistner,
Regierungsbauführer Meisenhelder, vorgeschlagen von Bau-
inspektor Weigelin,
Regierungsbaumeister Fauser, vorgeschlagen von Baurat
Gugenhan.
Ein Aufnahmsgesuch ist eingelaufen von
Bauinspektor Rempter in Reutlingen, vorgeschlagen von
Baurat Gebhardt.
; . Der Württembergische Ingenieur-Verein hat dem Vorstand ein
Exemplar des Festberichts über sein 26 jähriges Vereins-Jubiläum
zugehen lassen, das der Bibliothek einverleibt wurde.
Von dem Vorstand des Verbands Deutscher Architekten- und
Ingenieur-Vereine sind verschiedene Mitteilungen eingekommen, die
der Vorsitzende zur Kenntnis der Versammlung bringt und zwar:
a) Der Technische Verein zu Görlitz habe sich aufgelöst, da
gegen sei ein neuer Verein der Lausitz gegründet worden.
b) Für die Beratung einer Aenderung der Gebühren der Archi
tekten und Ingenieure als gerichtliche Sachverständige sei
eine besondere Kommission gewählt worden.
c) Die diesjährige Abgeordneten - Versammlung werde nicht,
wie beabsichtigt, in Meissen, sondern in Dresden stattfinden,
weil in Meissen für die Unterbringung der Abgeordneten
nicht die genügende Zahl geeigneter Hotels zur Verfügung
stehe.
d) Die nächste Wander-Versammlung soll 1904 in Düsseldorf
stattfinden. Mit Rücksicht auf die Schulferien wird die
selbe nicht wie bisher anfangs September, sondern Mitte
September abgehalten werden.
Der Vorsitzende richtet an die Vereinsmitglieder die Bitte,
im Falle sie neue Beratungsgegenstände für die nächste Abge-
ordneten-Versammlung vorzuschlagen hätten, diese zeitig bei ihm
anzumelden.
Weiter bringt er zur Kenntnis, dass das vom Verband heraus
gegebene Werk „Das deutsche Bauernhaus“ nunmehr im Buch
handel erschienen sei und empfiehlt die Anschaffung desselben
den Vereinsmitgliedern.
Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten erhält
das Wort Regierungsbaumeister Mörsch zu dem angekündigten
Vortrag „Ueber die Theorie der Betoneisenkonstruktionen“.
Der Vortrag ist in der Anlage wiedergegeben. An den Vor
trag schliesst sich die Vorführung einer grossen Zahl von Licht
bildern an, die die vielseitige Anwendung des eisenarmierten Betons
auf den Gebieten des Brückenbaues, des Hochbaues und des Wasser
baues näher illustrierten. Die sämtlichen vorgeführten Bauten
waren Ausführungen der Firma Wayss & Freytag in Neustadt a. H„
deren technischem Bureau Regierungsbaumeister Mörsch vorsteht.
Der Vorsitzende dankte dem Redner für seine interessanten
Darbietungen und gab seiner Befriedigung darüber Ausdruck,
dass durch die von Regierungsbaumeister Mörsch ausgearbeitete
wissenschaftliche Berechnungsweise der Betoneisenbauten die An
wendung dieser Bauweise eine wesentliche Förderung erfahren
werde.
Baurat M ö r i k e gab hieran anknüpfend noch einige nähere
Ausführungen über die in Württemberg übliche baupolizeiliche
Behandlung der Betoneisenbauten. Da die Bauordnung keinerlei
Anhaltspunkte für die zulässige Inanspruchnahme derartiger Kon
struktionen biete, so sei die Berechnungsart zur Zeit noch eine
sehr verschiedene, was die Kontrolle erschwere.
Er habe aber gefunden, dass je nach Wahl der Berechnungsart
sich sehr erhebliche Differenzen bezüglich der Tragfähigkeit der
Konstruktionsglieder ergeben. Es sei daher zu begrüssen, dass
durch die Mörsch’sche Methode eine zuverlässige Berechnungsweise
für die Praxis gegeben sei.
Jahrgang 1903.
25. März 1903.
Heft 3.