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eines solchen Absturzes auf alluvialem, nicht viel über Mittelwasser
gelegenem Vorland und wird von beiden Steilufern hoch überragt.
Das über 100 Jahre alte, aus Holz gebaute und mehrfach erneute
Kastenwehr von ca. 2,5 m Höhe war beiderseits in den Felsen ein
gelassen und stand auf einer harten, dem Wasser zähen Widerstand
leistenden Schiefervlatte unmittelbar über einem 2 m hohen senk
rechten Absturz. Dem Anprall der sich in der Schreckensnacht vom
5./6. Juni 4 m hoch über die Wehrkrone stürzenden, mit Trümmern
aller Art beladenen Wasserwelle konnte der Holzbau nicht wider
stehen; er riß durch, sodass nur einige wenige im Fels festgeklemmte
Balkenstummeln auf die frühere Lage des Wehres schließen ließen.
Dank der soliden Bauart hielt das Mühlgebäude (Nro. 55 im
Lageplan), bis in dessen erstes Stockwerk die Wasser einbrachen,
stand, nur die Mühleneinrichtung des Erdgeschosses wurde fußhoch
mit Schlamm überdeckt. Die Wasserräder in der zusammengebrochenen
Radstube wurden aus ihren Lagern gerissen und bildeten mit den
eingestürzten steinernen Widerlagern einen unentwirrbaren Trümmer
haufen. Die leichtgebaute Sägmühle, von dem Mühlgebäude in
etwas geschützt, war unterwaschen; das Gebälk der südlichen und der
Giebelwand hieng teilweise mit seinen Pfosten in der Luft, sodas;
das Dach mit gänzlichem Einsturz drohte. Nahezu ebenso schlimm
war das dem Wasseranprall am meisten ausgesetzte, zweistöckige
Oekonomiegebäude mit Stallungen (Nro. 54) zugerichtet; größere
Partien der Außenwände waren geborsten und eingestürzt. Das
Innere konnte nur mit Lebensgefahr betreten werden. An Stelle
des Wehres hatte sich eine übermannshohe Trümmerbarrikade von
Pappelbäumen, Strauchwerk, Gebälk aller Art, Hausrat, Scheitern
u. dergl. festgekeilt. Der hölzerne Kühner (Oberkanal) zwischen
Wehr und Nadstube war weggeschwemmt. Ebenso war es der die
einzige fahrbare Verbindung mit Frommern bildenden Brücke über
die Eyach am Ortswcg Nro. 10 ergangen. Der Hausgarten und
Hofraum war meterhoch mit Kies und Geröll bedeckt.
Mit den Aufräumungsarbeiten konnte erst etwa 2 Wochen nach
der Katastrophe begonnen werden; zunächst mußte noch ein Sinken
des Wasscrstandes abgewartet werden, auch bedurfte es dieser Zeit,
bis die von Schreck gelähmten Besitzer daran denken konnten, plan
mäßig mit Hilfe der Techniker an das Werk der Wiederherstellung
zu gehen.
Das erste war, daß von den Pionieren die Ehachbrücke als
Notbau erstellt wurde. In der dritten Woche wurden die Säube-
rungsarbciten in der Mühle, dem Hof und dem Flußbett vor
genommen. Die notdürftig abgesprießten Gebäude wurden mittler
weile mit Mauerwerk unterfangen, die Fußböden und Innenwände
im Gebäude Nro. 54 abgestützt und die Treppen wieder in stand
gesetzt. Der gänzlich verschlammte Unterkanal wurde geräumt und
die Wiederaufmauerung der eingestürzten Stützmauern eingeleitet.
Um den Mühlenbetrieb, wenn auch nur in provisorischer Weise, in
Zeitkürze wieder aufnehmen zu können, mußte rasch für den Ersatz
des Kähners gesorgt werden. Der alte Kühner war auf Holzböckcn,
die mit ihm fortgeschwemmt worden waren, gelegen. Statt dieser
wurden durchbrochene Betonpfciler (Fig. 7 und 8), auf welchen die
Tragbalken mit im Beton verankerten Bolzen solid befestigt waren,
gewählt, so daß ein Abschwemmen des mit den Tragbalken sicher ver
bundenen Krähners künftig verhindert wird. Dieser Kühner trügt
eine hochwasserfreie Laufdiele als Zugang für die Bedienung des
Wehres. Die Betonpfeiler wurden auf witterungsbeständige Schichten
des Schiefers aufgesetzt. Zum Schutz des Kähners mußten einige
hundert Cubikmeter losen Gesteins der vielfach überhängenden links
seitigen Uferwand abgesprengt werden. Innerhalb drei Wochen wurde
der rund 110 m lange, im Lichten 1,5 m weite, mit Karbolineum
bestrichene Holzkühncr von einem Zimmermann des Ortes betriebs
fähig aufgestellt, sodaß das Mühlwerk mit einem provisorisch er
stellten Fangdamm oberhalb der neuen Wehrstelle ausgangs Juli
hätte wieder in Gang gesetzt werden können. Die Erneuerung des
inneren Mühlwerks und der Wasserräder zog sich aber bei dem all
seitig hervortretenden Bedarf und dem Mangel an Mühlärzten bis
in den Monat September hinein hin.
Bei Anfstellnng des Projektes waren folgende Verhältnisse und
Erwägungen maßgebend. Die Mühle zählt 3 Mahlgänge und
1 Gerbgang; die Sägmühle arbeitet mit 1 Blatt und außerdem
trieb 1 Gang eine Hanfreibe; der volle Betrieb beanspruchte demnach
ca. 23 effektive Pferdckrüfte. Das Gefäll, in der Radstnbe ge
messen, betrug 4,2 m, sodaß bei 630 Sekundenliter Zufluß (reich
liches Mittelwasser) und 65°/o Nutzeffekt der oberschlächtigen, hölzernen ;
Wasserräder die erforderliche Triebkraft vorhanden war. Bei Nieder
wasser ging die Leistung wohl bis auf 1 Gang zurück. Der Stau-
wasserspiegel wurde wie beim alten Wehr beibehalten, er lag an der
Baustelle ca. 2,5 m über der festen Schieferplatte der Flußsohle.
Es, wäre wohl angegangen, das Mauerwerk direkt auf diese auf
zusetzen; mit Rücksicht aber darauf, daß schon eine geringe Be
schädigung des Gesteins den Fuß der Widerlager gefährdet hätte und
daß ein Abschwächen der Gewalt des abstürzenden Wassers auch der
Erhaltung der Felsplatte unterhalb des Wehrkörpers zu statten kommt,
wurde die Absturzpritsche kesselförmig ausgebildet. Durch das ent
stehende Wasserkissen wird auch die Heftigkeit des Stoßes der um
stürzenden, eisernen Fallenpfosten in wünschenswerter Weise gemildert.
Um gegen etwaige Abbrüche der Felsplatte im Lauf der Jahre ge
sichert zu sein, wurde die Baustelle 25 m vom alten Wehr an auf
wärts gerückt. Für die lichte Weite des Wehres mit 9,0 m war
zunächst die Breite der eigentlichen Flußrinne an der Baustelle maß
gebend. Da das Flußprofil programmgemäß durch den festen Wehr
körper möglichst wenig verbaut werden sollte, so konnte an eine, nur
geringe (0,6 m) Stauhöhe voraussetzende, automatisch wirkende Fallcn-
anlage nicht gedacht tverden. Es wurde daher auch im vorliegenden
Fall an dem gewählten Wchrtypus mit umlegbaren Ständern fest
gehalten. Da die Fallcutafeln eine Höhe von mindestens 1,6 m
mit Rücksicht auf die eben angegebenen Gründe erhalten sollten, so
mußte auch von der einfachen Aufzugsvorrichtung mit Hebel (s. Fig. 11),
wie solche für 1,5 m breite und 1,1 m hohe Tafeln gerade noch
ausreichen, abgesehen werden. Das Nächstliegende war, den Hebel
durch ein von einem Mann zu bedienendes Schneckengetriebe zu er
setzen, was den weiteren Vorteil bot, an eine Auszugswelle 2 Tafeln
von zusammen 3,6 m Breite zu hängen. Die Fallenbreite von
1,8 m Weite ist mit Rücksicht ans die übrigen Wehrkoustruktionen,
die unterhalb Frommern zur Ausführung gelangten und größere
Länge erhielten, gewählt worden; cs wurden dort je nach Bedarf
1 oder 2 Tafeln weiter eingeschaltet. Selbstverständlich mußte der
die Aufzugsvorrichtung tragende Steg entsprechend der vermehrten
Last verstärkt werden. Letztere wird zu einem guten Teil durch den
Reibungswiderstand der Fallentafeln an den Ständern beim Aufziehen
bestimmt; für die Berechnung wurde ein Reibungscoeffizient von 0,65
angenommen. (Schluß folgt.)
Herausgegeben vom Württemb. Verein für Vanknnde. Für denselben: Gberbanrat a. D. v. Ärockmann. — Druck von Alfred Müller & Co. — Verlag von 2. Weisels
Hofbuchhandlnng. sämtlich in Ltuttgart.