Nr. 3
Monatsschrift des Württembu. Vereins für Baukünde in Stuttgart.
33
Am 1. Januar 1897 bei einer Temperatur
von 0 0 C wurde der Zeiger auf 0 eingestellt.
Nachdem nun die Temperatur sank und am
28. Januar — 10 0 C erreichte, senkte sich
der Bogen im Scheitel um 10 mm. Bei zu
nehmender Wärme bis zu 4- 10° C Ende
Februar ging der Bogen wieder um 15 mm
in die Höhe, um von da ab je nach der Tem
peratur wieder zu fallen oder sich zu
heben.
Ende April 1897 wurde die Belastung
wieder aufgenommen und auf eine Höhe
von 3,4 m gebracht. Die Beanspruchung
des Rogens war nun nach der statischen
Berechnung von Baurat Braun:
im Scheitel 278 kg Druck,
in Fuge N 380 „ „ 92 Zug,
, M 335 „ „ 130 „
an den Kämpfern 193 „ „ pro qcm.
weider liessen die seitlichen Auswei
chungen der beiden Stützpunkte des Bogens
nicht nach und als solche 25 mm betrugen,
wodurch eine Scheitelsenkung von 12 cm
eintrat und dadurch der Einsturz des Bogens
zu befürchten war, wurde am 2. September
1898 mit der Entlastung desselben be
gonnen.
Die graphische Darstellung gibt ein Bild
über die Bogenbewegungen während der Be
lastung mit 3,4 m Last und nach der Ent
lastung. Der Bogen hat seine frühere Höhen
lage im Scheitel nicht mehr erreicht und zwar
aus dem bereits angeführten Grunde, näm
lich dem Ausweichen der beiden Widerlager.
Dagegen hat der Bogen seine Elastizität noch
nicht verloren gehabt, was die Bewegungen
des Bogens nach dessen Entlastung be
weisen.
Der Bogen sollte nun wieder aufs neue
belastet werden. Um aber eine weitere Ver
schiebung der beiden Widerlager aufzuhalten,
wurden diese verstärkt, indem das rechts
seitige in seiner ganzen Breite und Tiefe um
3 m verlängert wurde, während linksseitig ein 45 m hoher
Schornstein auf das Widerlager gestellt worden ist.
Dem Bogen wurde nun seine richtige Kreisform wieder
beigebracht. Zu diesem Zwecke wurde das Lehrgerüst wieder
unter den Bogen gestellt und dann die Lehrbögen mittels
eiserner Hebgeschirre samt dem Bogen in die Höhe gewunden.
Sodann wurden an den Kämpfern und an den Scheitelgelenken
Beilagen von Eisenblech angebracht, wodurch man erreichte,
dass der Bogen nach dem Ablassen der Bogengestelle seine
ursprüngliche Form beibehielt.
Am 6. Juni 1899 wurde nun mit der Belastung wiederholt
begonnen.
Die Art der Belastung wurde jetzt so gewählt, dass weniger
Zug-, sondern vielmehr sehr hohe Druckspannungen im Bogen
gewölbe auftreten mussten. Als Belastungsmaterial diente Cement
beton. Damit dieser nach Beendigung der Untersuchung wieder
verwendet werden konnte, wurde derselbe in Quaderform her
gestellt.
Fig.
Die Dicke eines solchen Quaders war 30, die Breite 40 cm.
Zwischen den Quadern wurde eine 3 cm starke Sandschichte
aufgetragen, während zur Bildung der Stossfugen 25 mm starke
Brettchen verwendet worden sind, so dass sich bei der Ent
lastung des Bogens jeder einzelne Quader leicht abheben liess.
Der Messgehalt dieser Quader beträgt ca. 115 cbm mit einem
Gewicht von über 2501 5000 Ztr. Die Einsenkung des
Bogens betrug durch diese Belastung im Scheitel 80 mm. Die
Bewegungen des Bogens wurden täglich dreimal abgelesen.
Trotz der hohen Belastung und trotzdem ein weiteres Aus
weichen des rechtsseitigen Widerlagers stattfand, behielt der
Bogen seine Elastizität bis August vorigen Jahres. Von dieser
Zeit an bemerkte m?.n, dass die Aufwärtsbewegungen nach-
liessen und dass es nötig sei, Vorsichtsmassregeln für den zu
erwartenden Einsturz zu treffen, was auch durch Abschrankung
des Platzes um den Bogen geschah. Der Einsturz erfolgte
dann auch in der Nacht vom 15. auf 16. September verflossenen
Jahres. An dem Bogenbeton war bis vor dem Einsturze des
Bogens auch nicht die geringste
Spur von Rissen oder sonstigen
Zeichen einer Zertrümmerung
wahrzunehmen, dagegen zeigten
sich schon anfangs August an
den rechts- und linksseitigen Ent
lastungsbögen Risse, die sich bis
in das Mauerwerk der Bogen
belastung fortsetzten.
Der Einsturz erfolgte zweifel
los dadurch, dass durch das Aus
weichen des rechtsseitigen Wider
lagers und der dadurch bedingten
Einsenkung des Bogens, die 15 cm
betrug, an den beiden Stellen je
1,3 m rechts und links der Scheitel-
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